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                                                      MADISON

Nach Wochen im Krankenhaus war es endlich so weit: Stephen durfte nach Hause. Die Zeit dort hatte vieles verändert. Unsere Interaktionen waren ruhiger geworden, manchmal sogar vertraut. Seine eisige Fassade war nicht vollständig verschwunden, aber ich konnte nun hinter die Mauern sehen, die er um sich errichtet hatte.

Trotzdem konnte ich den Gedanken nicht abschütteln, dass etwas nicht stimmte. Es war ein Gefühl, das sich wie ein Schatten über mich legte, ein Hauch von Unbehagen, den ich nicht benennen konnte.

Die Fahrt nach Hause verlief still. Stephen saß neben mir im Fond des Wagens, sein Bein noch in einer Schiene. Sein Blick war aus dem Fenster gerichtet, und ich fragte mich, was ihm durch den Kopf ging.

„Fühlt sich gut an, wieder nach Hause zu kommen?" fragte ich schließlich und brach die Stille.

Er sah mich an, sein Gesicht schwer zu deuten. „Ja," antwortete er knapp.

Doch etwas in seinem Ton ließ mich zweifeln.

In der Villa angekommen, half ich ihm ins Wohnzimmer, wo ich ihn auf das große Ledersofa setzte. „Bleib sitzen, ich mache uns etwas zu essen," sagte ich.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Du kannst kochen?"

Ich lachte empört. „Und wie kochen kann! ," entgegnete ich mit Stolz und verschwand in die Küche.

Lasagne. Sein Lieblingsessen. Ich erinnerte mich daran, dass er das einmal beiläufig erwähnt hatte.

Während ich die Zutaten zusammenstellte und die Lasagne vorbereitete, ließ ich die letzten Wochen Revue passieren. Stephen war nicht mehr ganz der Mann, den ich kennengelernt hatte – oder eher, den ich ertragen musste.
Seine strenge, oft kalte Art war einer ruhigeren und auch irgendwie einer verletzlicheren Seite gewichen. Doch gerade diese Veränderung machte mir Angst. Sie war zu plötzlich, zu unerwartet.

Du hast wirklich gekocht," sagte Stephen überrascht, als ich die dampfende Lasagne auf den Tisch stellte.

„Ich bin die beste Köchin," sagte ich mit einem schiefen Lächeln.

Er schnitt ein Stück ab und kostete. Für einen Moment schien er alles um sich herum zu vergessen. „Das ist sehr gut," murmelte er, und seine Augen blitzten kurz auf.

Wir aßen fast schweigend, doch diesmal war das Schweigen nicht unangenehm.
Es war, als ob wir beide eine Pause brauchten, um alles zu verarbeiten.

„Danke," sagte er plötzlich.

Ich sah ihn überrascht an. „Wofür?"

„Für ... alles. Fürs Kochen. Fürs ... bei mir bleiben."

Seine Worte trafen mich unerwartet, und ich sah kurz zu meinem Teller, unsicher, wie ich reagieren sollte. „Das ist doch selbstverständlich," murmelte ich.

„Nein," sagte er ernst. „Nicht bei mir."

Für einen Moment schien der Raum zu schrumpfen, und ich spürte den Drang, ihm etwas zu sagen – etwas Bedeutendes. Doch bevor ich den Mut fand, wurde die Tür zum Arbeitszimmer geöffnet, und schwere Schritte hallten durch den Flur

„Mr. Hendry. Alle Mitarbeiter sind jetzt in Ihrem Arbeitszimmer", kam es von seinem Bodyguard.
Stephen spannte sich sofort an und nickte.

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand in seinem Arbeitszimmer.

„Keiner wird ihr etwas davon erzählen, verstanden?"

Die tiefe, scharfe Stimme von Stephen durchbrach die Stille im Haus.
Ich stand in der Küche, außer Sichtweite, doch jedes Wort schnitt wie ein Messer.

Was zum Teufel verheimlichte er?

Ich konnte die Stimmen seiner Mitarbeiter hören, aber sie waren zu gedämpft, um die genauen Worte zu verstehen. Mein Herz schlug schneller, und ich lehnte mich an die Wand, um unbemerkt zu lauschen.

Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür, und Stephen trat heraus. Seine Schultern waren angespannt, und sein Blick wirkte düster, als er ins Wohnzimmer ging, wo ich wartete.
Sein Blick weicher als er mich sah.

„Was verheimlichst du mir?" platzte ich heraus, bevor ich mich zurückhalten konnte.

Er blieb stehen, überrascht, doch nur für den Bruchteil einer Sekunde.
„Nichts," sagte er kühl.

„Lüg nicht!" Ich stand auf und sah ihm direkt in die Augen.

Er wich meinem Blick nicht aus, doch seine Kiefer mahlten.
„Es ist nichts, was dich betrifft," sagte er schließlich.

„Stephen, ich habe dich in den letzten Wochen gepflegt. Ich habe dir Essen gekocht. Ich habe ... ich habe Angst um dich gehabt! Ich habe es doch gehört, dass sie mir nichts sagen sollen! Und du sagst mir, es betrifft mich nicht?"

Er schwieg.

Die Spannung zwischen uns war greifbar, und ich spürte, wie meine Wut sich in meinem Brustkorb staute.
Doch dann legte er plötzlich eine Hand auf meinen Oberschenkel.

„Hör auf," sagte ich, schob seine Hand weg und wich einen Schritt zurück.

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