Kapitel 8

Sie war so glücklich. Glücklich, dass Vincent sie nicht finden konnte. Glücklich, dass Daniel endlich eine Freundin hatte. Glücklich, dass sie Michael getroffen hatte und weil er sie mochte. Glücklich, dass die Verabredungen immer wieder schön verliefen und dass er sich nicht in ihr altes Leben einmischte. Sie war endlich einfach nur glücklich.
Schon seit zwei Wochen trafen sich Michael und sie jeden Tag. Sie wusste nicht, was zwischen ihnen lief. Denn es war etwas Größeres als Freundschaft. Sie wussten es beide. Sie fühlte sich so wohl bei ihm. Als ob sie ein Teil von ihm wäre. Noch nie zuvor hatte sie dieses Gefühl empfunden. Wie denn auch, Vincent hatte sie immer auf kurzer Leine gehalten. Doch sie wollte jetzt nicht über dieses Monster denken, er verdiente das nicht.
Michael... War das Liebe, was sie für ihn empfand? Diese zwei Wochen waren die besten ihres ganzen Lebens.
Aber wenn... Wenn Vincent sie finden würde, sie beide... Sie hatte so eine schreckliche Angst um Michael. Vincent würde ihn umbringen.
Er war so glücklich. Glücklich, dass dir verdammten Dakes noch eine ganze Weile brauchen würden, um ihn zu finden. Glücklich, dass seine Kinder noch eine Zeit lang gefahrlos leben konnten. Glücklich, dass er Emilia getroffen hatte und weil sie ihn mochte. Glücklich, dass die Verabredungen immer wieder schön verliefen und sie ihn nicht nach seiner Vergangenheit ausfragte. Er war endlich einfach nur glücklich.
Schon seit zwei Wochen trafen sich Emilia und er jeden Tag. Er wusste nicht, was zwischen ihnen lief. Denn es war etwas Größeres als Freundschaft. Von Anfang an hatte er auch auf mehr als nur Freundschaft gehofft. Das ging einfach nicht bei dem, was er in ihrer Nähe empfand. Sogar bei Melina war dieses Gefühl nicht so stark gewesen.
Aber wenn... Wenn die Dakes ihn finden würden, sie beide... Er hatte so eine schreckliche Angst um Emilia. Sie würden sie umbringen.
Doch... Sie war immer so glücklich bei ihren Treffen - er konnte sie nicht hängen lassen. Er würde sie so gut wie möglich vor anderen geheim halten.
Er würde sie heute um vier wie gewöhnlich abholen. Und dann würden sie zusammen einen schönen Abend im Kino verbringen. Sie hatte erzählt, sie war noch nie im Kino gewesen.

Obwohl sie sich so viele Sorgen machte, zog sie ihr schönstes und gleichzeitig neustes weißes Kleid an, dazu braune Sandalen und nahm eine ebenfalls braune Tasche. Daniel hatte dafür gesorgt, dass sie genug Kleidung zum Anziehen hatte und Cecile war sogar mit ihr shoppen gegangen. Auch hatten die beiden ihr eine Arbeit gefunden, mit der sie nächste Woche anfangen würde. Sie hatte sich inzwischen sogar neue Dokumente gemacht. Und das machte sie wieder einmal glücklich. Sie konnte endlich ein neues Leben anfangen.
Heute würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben ins Kino gehen. Mit Michael... Er meinte, er hat einen passenden Film gefunden, der ihr wirklich gefallen würde. Wie sie sich darauf freute!

Noch zwanzig Minuten und er wäre da. Warum wollte er nochmal zu Fuß bis zur Osloer Straße gehen? Ach ja, um seine Gedanken zu ordnen.
Dann spürte er auf einmal eine starke Kraft. Wie als war dieser Vampir? Über die Sechshundert? Und wo war er?
Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter und er blieb recht überrascht stehen. Wer sucht, der findet., dachte er übel überrascht. Die Hand wurde weggenommen und er drehte sich um. Ein strenges Gesicht lächelte ihm dunkel entgegen. Schwarz wirkende kurze Haare betonten die helle Haut und die ebenfalls beinah schwarzen Augen stachen heraus, dazu trug er einen leichten Bart. Zwar sah der Mann wie fünfundzwanzig aus, aber der Anzug, in dem er steckte, älterte ihn und ließ ihn sehr ernst wirken. Mit dem würde er sich nicht gern anlegen. Also sagte er prompt, was er dachte. "Was auch immer Sie wollen, ich habe gerade keine Zeit."
"Lidias Bengel!", lachte der Vampir dunkel. "Wie frech! Hat dir deine Mutter keine guten Manieren beigebracht? Oder hält man das für in Ordnung in eurem Clan?"
"Woher kennen Sie mich?", blaffte Michael. Der Mann hat gerade ihn, seine echte Mutter und seinen ganzen Clan, in dem er sein Vampirleben angefangen hatte, beleidigt. So viel zum Thema angemessenes Verhalten.
"Oh, deine Mutter hat deine Erinnerungen an uns gelöscht?" Er lachte wieder. "Wenn mich das nicht überrascht. Ich habe Emilia-Katheryns Erinnerungen an euch schließlich auch gelöscht. Zu schmerzhaft war es, mit anzusehen, wie sie nach dir gelitten hatte.", seufzte er theatralisch und grinste boshaft.
"Sie kennen Emilia? Wer sind Sie?", fragte er besorgt um die Vampirin.
Wer war er? Was wollte er von ihm und von Emilia? Und hatte er selbst gerade etwas verraten, was er nicht sollte? Mist!
"Dann ist sie also doch hier, dieses nutzlose Ding.", verengte der Unbekannte die Augen. "Und du hast sie sogar wieder getroffen." Nutzlose Ding - wie wagte er nur?! "Mein Name ist Vincent. Mehr brauchst du nicht über mich zu wissen. Wo ist Emilia-Katherin?"
Vincent... Lidia hatte mal über ihn gesprochen. Er war der Anführer des Clans, mit dem sie sich die ganze Zeit bekriegten.
Warte, er hatte Emilia schon gekannt? War das der Grund, weshalb Lidia sich ihm gegenüber so seltsam verhielt? War das der Grund, warum ihm Emilia so vertraut vorkam?
"Kann ich nicht wissen, ich mische mich nicht in ihr Leben ein.", log er halb. Er konnte sich doch nicht sicher sein, ob sie wirklich noch zu Hause war oder nicht. Auch wenn er es wirklich gewusst hätte, würde er es diesem... Vincent nicht sagen.
Der Vampir schien keine guten Absichten gegenüber Emilia zu haben. War ER derjenige, der ihr Probleme bereitete?
Und... Emilia und er hatten sich wirklich schon einmal getroffen? Aber... warum warum musste Lidia die Erinnerung daran löschen?
Warte, was hat der Vampir gesagt? Emilia hatte im ihn getrauert? Und er um sie?
"Hör mal, Junge.", meinte Vincent finster. "Ich glaube nicht, dass du Probleme mit mir haben willst. Wo finde ich Emilia?" Jedes Wort sprach er fest und kalt aus.
Nein, er würde keine Antwort bekommen. "Ehm ja, Probleme brauche ich wirklich nicht. Aber ich habe Ihnen schon gesagt: Ich weiß es nicht." Den letzten Satz sprach er genauso fest aus.
"Wir werden uns noch sehen, Michael." Die Stimme hätte furchteinflößend sein können. Doch er war nicht so leicht zu erschrecken.
Vincent drehte sich um und ging davon.
"Ich freu mich schon jetzt drauf.", rief er ihm hinterher und schnaubte. Er würde sich auf keinen Fall klein kriegen, er würde sich auf keinen Fall einschüchtern lassen.

Sie sah, wie Michael eilig auf sie zukam. Zehn Minuten zu spät, das war doch nie davor passiert. Außerdem sah er ziemlich bedrückt aus, obwohl er sie anlächelte. War ihm auf dem Weg etwas zugestoßen? "Hallo, alles gut bei dir? Du siehst blass aus."
Er lachte bitter. "Natürlich bin ich blass, ich bin ein Vampir."
Ja, ganz bestimmt stimmte etwas nicht. "Ich meinte, blasser als sonst."
"Nein, nein, es ist schon alles in Ordnung."
Sie merkte, dass er log. Aber sollte sie wirklich weiter bohren? Er mischte sich doch auch nie in ihr früheres Leben ein. Doch alles in sich behalten durfte man auch nicht. Also sagte sie leise: "Na gut, ich werde dich nicht weiter befragen."
Er fasste sie kurz an Arm an und Wärme breitete sich in ihr aus. "Ich werde es dir später erzählen, ja? Wir wollen doch heute einen schönen Tag haben.", lächelte er nun aufrichtig.
Sie lächelte zurück, hackte sich bei ihm ein und sie gingen los. Sie würden jetzt beide die schlechten Gedanken verdrängen und das Beste aus dem Treff machen.
- - -
Von Weitem drang leise Musik zu ihnen. Es regnete. Die alten Laternen erleuchteten den abendlichen Park. Der Spaziergang war eine spontane Entscheidung nach dem Filmgucken gewesen. Der Kinobesuch war so gut verlaufen, dass sie den Treff nicht beenden wollte und jetzt sogar traurig war.
Nach einem viel bedeutendem Seufzer fing sie an leise zu singen. In den kaum hörbaren Worten war das ganze Leid ihres Lebens platziert. Er streckte ihr die Hand vor und sie beendete ihre Erzählung mit fragenden Blicken. Doch sie legte ihre Hand auf die Seine und er führte sie weg. Raus aus dem Schutz des Baumes in den Regen, weshalb sie beide augenblicklich durchnässt waren.
Er blieb ihr gegenüber stehen, legte seine zweite Hand auf ihren Rücken und fing den Tanz an, während der warme Regen auf sie prasselte. In seinen Augen, von denen sie nicht dem Blick wenden konnte, spiegelte sich ihre Traurigkeit wieder und verriet ihr, dass er ebenfalls Vieles hinter sich hatte, woran er sich nicht gern erinnerte, doch was er ihr mit diesem Tanz mitteilte.
Ihre rechte Hand ruhte auf seiner Schulter und die Linke in seiner etwas warmen Hand. Vincents Hände waren immer eiskalt.
Sie legte ihre Rechte auf seine Wange und er sah sie verwundert an. Sie lächelte ihn an, stellte sich auf die Zehen. Es war wieder dieser Drang, der sie steuerte. Der ihr sagte, dass sie es schon lange hatte tun wollen.

Als sie ihre Hand auf seine Wange legte, füllte Verwunderung ihn ein. Er spürte den Drang, in ihrer Nähe zu sein. Der ihn schon seit ihrem ersten Treffen dazu bringen wollte, sie zu küssen. Doch er hielt immer stand, um sie nicht zu verscheuchen. Sie hatte doch gesagt, sie könnte niemandem vertrauen. Und er wollte ihre Beziehung nicht zerstören.
Doch jetzt stellte sie sich auf Zehenspitzen, lud ihn förmlich ein. Also beugte er sich langsam zu ihr vor und seine Lippen berührten die Ihren. Und der Kuss war so leicht wie eine Sommerbrise. Sowohl ihre als auch seine Augen leuchteten voller Glück, die Lippen umspielte ein Lächeln.
Sie blieben stehen und er küsste sie gleich nochmal, um sich die Wahrhaftigkeit dieses Momentes zu beweisen. "Mein Sonnenschein.", wunderte er ihr liebevoll zu.
Ihr Lächeln wurde breiter. Doch sein verschwand, als ihm eines klar wurde.
"Analisa...", flüsterte er plötzlich.

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