Mycroft, der Babysitter
Immer wenn Sherlock und John an einem Fall arbeiteten, verbrachte Johns Tochter Rosamund, die von allen eigentlich nur Rosie genannt wurde, nach der Schule und am Wochenende ihre Zeit bei Mrs. Hudson. Natürlich kam es auch vor, dass Mrs. Hudson für sie keine Zeit hatte und Rosie deswegen notgedrungen zu ihrem 'Onkel' Mycroft ins Büro musste, damit jemand auf sie aufpasste. Rosie selber war der Meinung, dass sie keinen Babysitter mehr brauchte, aber ihre Familie dachte da wohl anders. Sonst würde sie ja jetzt nicht bei Mycroft im Büro hocken, sondern alleine Zuhause in der Baker Street sein. Bei Mycroft saß sie eigentlich immer einfach an einem Tisch und beschäftigte sich leise selbst, da sie Mycroft nicht bei der Arbeit stören wollte. So war es auch dieses Mal.Sie saß einfach da. Auf dem Tisch lag ein zusammengeklapptes Buch, dass sie momentan am Lesen war. "Harry Potter und der Stein der Weisen" stand auf dem Cover und bei genauerem Betrachten stellte man fest, dass das Buch schon sehr abgenutzt aussah, was von dem vielen Umknicken der Seiten herführte. Es war nicht das erste Mal, dass Rosie dieses Buch laß.
Wenn sie zu Mycroft musste, brachte sie immer Sachen mit, mit denen sie sich selbst beschäftigen konnte. Allerdings war ihr gerade nicht nach Lesen zumute, weshalb sie ihren Zeichenblock aus der Tasche geholt hatte und malte.
Mycroft sah von seinen vielen Unterlagen auf und betrachtete das Mädchen, das tief in Gedanken am Zeichnen war. Mycroft runzelte die Stirn. Das blondhaarige Mädchen war 13 Jahre alt und bisher hatte er sie noch nie mit einem anderem Mädchen in ihrem Alter gesehen. Und selbst wenn, würde er es als erster erfahren. Aber war es nicht in ihrem Alter normal, sich oft mit anderen zu treffen?
Rosamund erinnerte ihn sehr an seinem kleinen Bruder Sherlock, nachdem die Sache mit seiner Schwester und seinem ehemaligen besten Freund Victor passiert war.
Rosamund malte ruhig weiter, nicht ahnend welche Gedanken der ältere Holmes-Bruder sich machte. Allerdings spürte sie die stechenden Blick von ihrem Onkel Mycroft auf ihren Rücken. Worüber er wohl nachdachte? Im Gegensatz zu Sherlock und Mycroft war sie nicht in der Lage zu deduzieren und alles in weniger als ein paar Sekunden herauszufinden. Sie besaß zwar eine gewisse Intelligenz, worauf sie wirklich stolz war, aber halt so wie ihr Vater John und nicht wie Sherlock oder Mycroft. Sie arbeitete daraufhin, ebenfalls Medizin zu studieren, damit sie wie ihr Vater Menschen helfen konnte. Doch bis dahin hatte sie noch einen langen Weg vor sich, den sie beschreiten musste. Ein Klopfen an der Tür brachte Rosie dazu, sich umzudrehen. Überraschenderweise war es ihr Vater John, der sie abholte. Er kam früher von seinem Fall mit Sherlock zurück, als sie erwartet hätte.
,,Hey, Schatz. Sherlock und ich haben den Fall schon abgeschlossen.", begrüßte er seine Tochter und zog sie in seine Arme.
,,Das ging wirklich schnell, Daddy.", erwiderte Rosie beeindruckt, ,,Ich packe noch schnell meine Sachen ein."
Rosie wandte sich wieder ihrem Schreibtisch und packte schnell all ihre Sachen in ihren Rucksack. John währenddessen wandte sich Mycroft zu, der ohne viel Interesse zu zeigen Rosie beim Packen zu schaute. Da Sherlocks Bruder seinen Blick jedoch bemerkte, richtete er seine Aufmerksamkeit schnell auf den Blonden vor ihm.
,,Wie ich sehe, wart ihr erfolgreich, den Dieb zu schnappen.", sprach der ältere Holmes Bruder das Offensichtliche aus, während er John ein höfliches Lächeln zu warf. Dass Mycroft immer genauestens über deren Fälle Bescheid wusste, wunderte John mittlerweile auch nicht mehr. Mycroft wusste über so gut wie alles Bescheid, was nur ansatzweise mit seinem Bruder Sherlock zu tun hatte. Auch wenn er sich, nach der Sache in Sherrinford, um einiges besser und freundlicher anstellte, als es früher der Fall war. Auch der Kontrollzwang gegenüber Sherlock hatte stark nachgelassen, war aber immer bei den wichtigsten Sachen noch präsent. John war sich sicher, dass dies wahrscheinlich nie wirklich vergehen wird. Auch wenn Mycroft es nie zugeben würde, wusste John, dass er das nur tat, um ihn zu beschützen und weil er ihn trotz deren Differenzen zwischen den beiden über alles liebte.
,,Greg und das Scotland Yard übernehmen die Festnahme. Sherlock und ich sind fertig.", erklärte John den Grund, wieso der Fall abgeschlossen war, doch das wusste Mycroft schon.
,,Ok, wir können.", sprach Rosie, die gerade ihren Rucksack auf ihre Schulter schwang, ,,Wir sehen uns nächstes Mal, Onkel Mycroft."
Auch wenn Mycroft eigentlich nicht wirklich ihr Onkel war, hatte sie ihn immer schon so wahrgenommen, da Rosie Sherlock auch als ihren zweiten Vater betrachtete.
Sie mochte Mycroft trotz seiner zurückhaltenden kühlen Art irgendwie und Rosie war sich sicher, dass ganz tief in ihm, er sie auch Wert schätze. Wieso sonst würde er sie in seinem Büro lassen, wo er ein Auge auf sie werfen konnte, anstatt sie irgendwo anders unterzubringen.
,,Auf Wiedersehen, Rosamund. John"
,,Und wie war dein Tag, Rosie?", fragte John ihr durch die blonden Haare fahrend.
,,Ein bisschen Langweilig, aber sonst ganz gut.", erwiderte Rosie lächelnd, während sie sich am Arm ihres Vaters festhielt. Aus dem Gebäude herausgekommen, stand schon ein schwarzes Taxi vor der Tür, das auf sie wartete. Sie erkannte Sherlock auf der Rückbank, der gerade auf seinem Handy herumtippte. Nachdem die Drei in der 221B Baker Street angekommen sind, ging Rosie direkt hoch ins 2. Stock in ihr Zimmer. Sie packte ihre Sachen aus dem Rucksack heraus und verstaute diesen dann unter ihrem Bett, damit er nicht im Weg war.
Sie schmiss sich auf ihr Bett und starrte auf die Decke. Übermorgen würde sie wieder zur Schule gehen müssen. Rosie überlegte, ob sie die Hausaufgaben für Montag jetzt schon machen sollte, doch sie hatte schlicht und einfach keine Lust und Motivation aus dem Bett zu steigen und sich an ihrem Schreibtisch zu setzten. Ihre Gedanken schweiften zu der neuen Mitschülerin, die am Montag in ihre Klasse kommen würde. Vor einer Woche hatten sie die Nachricht von ihrem Klassenlehrer, Mister Jones, erhalten, dass sie Zuwachs bekommen würden. Dieser freute sich die ganze Woche schon drüber, jemand neues in seiner Klasse begrüßen zu dürfen. Er war ein wirklich ein sehr freundlicher und positiv denkender Lehrer und Rosie war wirklich froh ihn als Klassenlehrer bekommen zu haben, da er immer sehr verständnisvoll und locker mit seinen Schülern umging, im Gegensatz zu anderen Lehrern auf ihrer Schule wie ihr Chemie Lehrer Mister Cully. Da durch die zufällig ausgeloste Sitzordnung ihres Klassenlehrers neben Rosie noch ein Platz frei war, wusste die blondhaarige, dass sie die neue Mitschülerin als Sitznachbarin bekommen wird. Rosie erhoffte sich sehr, sich mit ihr anfreunden zu können. Doch bei ihrem Glück würde die Neue sich eher mit den anderen Mädchen zusammen tun, die alle miteinander befreundet waren, als sich mit ihr abzugeben, die ganz alleine da stand. Genau genommen erwartete Rosie, dass genau das zutreffen wird. Wieso sich auch mit ihr abgeben, wenn sie gleich eine ganze Gruppe als Freunde für sich gewinnen könnte. Ihre Klassenkameraden waren im Unterricht eigentlich immer freundlich zu ihr und schlossen sie bei den Gruppenarbeiten auch nicht aus, aber bei Partnerarbeiten blieb sie immer alleine übrig, was für sie sehr unangenehm war. Und auch außerhalb der Schule hatte sie keinen Kontakt zu ihnen, da sie einfach nicht dazu gehörte. Und um ehrlich zu sein, wollte die blondhaarige das auch gar nicht. Sie passte sowieso nicht dazu und würde auch nicht mit ihnen klarkommen. Das wusste sie. Das neue Mädchen könnte aber alles ändern. Sie könnte in ihr eine echte Freundin finden. Die Chance, dass das passierte, war aber so gering, dass ihre Hoffnung nicht gerade groß war. Und doch war sie vorhanden.....
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Heyyy, noch ein Kapitel \(^_^)/
In den kommenden Kapiteln wird dann auch mehr Sherlock und John vorkommen ^^
Ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich hier die Perspektive gewechselt habe.
Ich dachte mir, ich mache mal ein Kapitel mit Rosie und den anderen.
Das wird neben Lucias Sicht auch manchmal vorkommen ;D
Bye bye
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