Die Rakuzan
1755 Wörter
Das war also die Rakuzan. Hier würde Katsu die nächsten drei Jahre hingehen müssen. Er musterte das Gebäude eingehend. Die Schule hatte eine weiße gepflegte Fassade und sah sehr modern aus. Katsu war zwar schon früh gekommen, aber trotzdem musste er sich durch eine große Menge von Schülern kämpfen, um zur Aula zu kommen, in welcher die Begrüßung für die Erstklässler stattfand. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit an seinem Ziel angekommen war, musste er feststellen, dass sich in der Aula bereits viele Schüler befanden. Das war für ihn aber auch verständlich, da es einen schlechten ersten Eindruck hinterlassen würde, wenn man an seinem ersten Tag an einer Elite Schule zu spät kam.
Dennoch wäre es ihm lieber gewesen, wenn noch nicht so viele da gewesen wären. Er mochte es, die freie Sitzplatz Auswahl zu haben, aber er würde sich mit dieser Situation begnügen müssen. Trotzdem sah er sich genau um, da er nicht neben jemanden sitzen wollte, der ihn zuquatschen würde. Optimal waren Plätze am Rande der Reihe, dadurch hatte man nur einen Sitznachbarn. In der dritten Reihe sah er einen Schüler, der so aussah, als hätte er benehmen.
Während er sich hinsetzte, musterte er den Jungen. Dieser hatte schwarze, schulterlange Haare und seltsam feminine Gesichtszügen.
Sogar im Sitzen merkte er, dass der Junge ihn etwas überragte und das obwohl Katsu mit seinen 185 cm schon sehr groß war. Irgendetwas an ihm kam ihm bekannt vor, aber er konnte ihn nicht richtig einordnen.
»Hallo. Ich heiße Mibuchi Reo. Ich dachte ich stelle mich mal vor«, stellte sich der Junge, aus dem nichts heraus vor.
»Shigora Katsu. Es freut mich dich kennen zu lernen«, stellte er sich schließlich auch vor.
»Hmm ... Irgendwie sagt der Name Shigora mir etwas, aber ich weiß nicht woher ich ihn kenne«, murmelte Mibuchi mehr zu sich, als zu Katsu.
Dennoch wollte Katsu zu einer Erklärung ansetzen, aber er wurde von einer lauten Stimme unterbrochen.
»Ruhe im Saal!«
Der Schulleiter war auf die Bühne getreten. Der Saal verstummte.
»Ich freue mich Sie alle begrüßen zu dürfen. Ich bin der Direktor, Herr Kasoja«, begrüßte er in höflicher Routine die neuen Schüler.
In diesem Moment stürmte ein blonder Junge in die Aula. Seine Schuluniform saß unordentlich und auch seine Haare schienen verwirrt.
»Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin«, entschuldigte dieser sich keuchend, als er zum Stehen gekommen war.
»Darf ich Ihren Namen erfahren?«, fragte Herr Kasoja streng. Die unterdrückte Wut konnte er nicht gänzlich aus seiner Stimme verbannen doch auch ohne das, war die Verärgerung des Schulleiters unübersehbar.
»Hayama Kotaro«, antwortete der blonde Schüler doch etwas beschämt.
»Aha ... Hayama Kotaro«, murmelte Herr Kasoja, als würde er sich den zukünftigen Störenfried jetzt schon einprägen, »Sie dürfen sich setzten.«
»Danke. Ich werde nicht wieder zu spät kommen«, beteuerte Hayama noch mit einer Verbeugung und ging auf den freien Platz neben Mibuchi zu.
Der Schulleiter hielt nach dieser Unterbrechung noch eine lange Rede über die Werte und Anforderungen der Rakuzan, doch Reden wie diese kannte Katsu zu Genüge von seinem Vater.
»In welche Klasse Sie eingeteilt wurden, steht auf den ausgehängten Listen« erklärte er noch und beendete seine Begrüßungsrede.
Sofort stürmten alle Schüler zu den Listen. Darüber musste Katsu nur den Kopf schütteln. Die Listen würden nicht verschwinden, wenn man nicht schnell genug dort war. Also wartete er ab, bis weniger Schüler bei den Listen standen.
Mibuchi hatte wohl die gleiche Idee gehabt, da er auch etwas abseits stand und das Geschehen kopfschüttelnd betrachtete. Als er Mibuchi nochmal musterte viel ihm auch wieder ein, wo er ihn schon einmal gesehen hatte.
Mibuchi war einer der Ungekrönten Könige. Diese waren dafür bekannt sehr gut Basketball zu spielen. Überschattet von ihrem Talent wurden sie nur noch von der Generation der Wunder. Also war es sehr wahrscheinlich, dass Mibuchi dem Basketballclub beitreten würde. Der Basketballclub der Rakuzan war dafür bekannt sehr gut zu sein, daher musste man wirklich gut sein, um ihm beitreten zu dürfen. Immerhin hatte der Club auch die letzten fünf Landesmeisterschaften gewonnen.
Beinahe hätte er nicht gemerkt, dass weniger Schüler bei den Listen standen. Neugierig ging er die Listen durch und entdeckte seinen Namen in der 1C.
»Oh wir sind in einer Klasse«, sagte plötzlich Mibuchi von hinten und zeigte auf seinen Namen in der Liste.
Katsu war kurz innerlich zusammen gezuckt. Er verfluchte seine Schlafgewohnheiten, weswegen er immer viel zu lange Abends wach war. Darunter litt seine Aufmerksamkeit, weswegen er in solchen Situationen nicht besonders aufmerksam war. Er hoffte sehr, dass die Lehrer entspannt waren und er sich unbemerkt noch etwas ausruhen konnte.
»Lustig, dass wir uns eben schon nebeneinander gesetzt hatten. Wenigsten kenne ich schon einen Namen von jemandem in meiner Klasse«, antwortete er leicht verspätet, »Wir können ja gemeinsam zum Klassenraum gehen.«
»Gerne«, antwortete Mibuch bereitwillig.
Als sie im Klassenraum angekommen waren, setzten sie sie sich nebeneinder in die vierte Reihe. Katsu nahm den Platz am Fenster. Die Aussicht war von diesem atemberaubend, da aus dem Fenster eine wunderbare Aussicht auf die Kirschblütenbäume hatte, die um das Gebäude gepflanzt wurden.
»Als erstes haben wir Mathe. Bist du gut in Mathe?«, fragte Mibuchi, als sie saßen.
»Ja. Eigentlich schon«, antworte er sofort.
Er war wirklich gut in Mathe, aber er konnte dieses Fach einfach nicht ausstehen. Er liebte Herausforderungen und Mathe war einfach zu einfach und langweilig. Als der Lehrer reinkam, wusste er zumindest, dass es ein einfaches Jahr in Mathe werden würde, da der Lehrer völlig desinteressiert und genervt von den Schüler wirkte.
Er stellte sich lediglich vor, gab ihnen viele Aufgaben, welche er später einsammeln wollte, setzte sich auf seinen Stuhl und schrieb etwas an seinem Laptop. Die Aufgaben waren recht einfach, daher war Katsu schon nach wenigen Minuten fertig mit den Aufgaben. Daraufhin stellte er sein Buch vor sich auf, sodass es ihn verdeckte, damit er sich noch etwas ausruhen konnte.
Tatsächlich nickte er etwas ein, wurde aber von Mibuchi geweckt
»Bist du verrückt?! Was ist wenn der Lehrer dich erwischt?«, flüsterte dieser ihm nervös zu.
»Dem Lehrer ist das sowieso komplett egal. Außerdem habe ich meine Aufgaben schon fertig«, erklärte er nur schlicht.
Mibuchi sah nach dieser Erklärung verwirrt aus. Wahrscheinlich fragte er sich wie er schon fertig mit seinen Aufgaben sein konnte. Vielleicht würde er es ihm erklären, aber er entschied sich dafür sich weiter auszuruhen.
Als die Pausenklingel erklang wurde er wieder aufgeweckt. Schnell gab er seine Aufgaben ab und wartete vor dem Klassenraum auf Mibuchi.
Dieser kam nach einiger Zeit aus dem Raum.
»Auf dem Schulhof werben die Clubs für neue Mitglieder. Ich wollte mir die Stände mal angucken, da ein Club Pflicht ist. Ich habe mich gefragt ob du mitkommen willst?«, sprach er Mibuchi an, welcher sich sichtlich erschreckte, aber antworte:
»Gerne. Zusammen ist es meistens interresanter, als alleine.«
Also schlenderten sie gemeinsam über den Schulhof. Es war zwar sehr laut, da jeder stand für sich warb, aber es war trotzdem interresant.
Als sie an einem Shogi Stand vorbei gingen, fragte Katsu:
»Spielst du Shogi?«
»Ab und zu, aber eher selten. Wenn, dann mit meinem Vater«, antworte Mibuchi, »Wie kommst du darauf? Willst du dem Shogi Club beitreten?«
»Eigentlich nicht. Shogi ist ein Hobby von mir. Ich suche nur immer nach Gegnern in Shogi. Vielleicht können wir mal gegeneinander spielen«, schlug er vor.
»Können wir bei Gelegenheit gerne machen. Außer meinem Vater will meistens niemand mit mir spielen«, stimmte Mibuchi zu
»Hast du keine Geschwister?«, fragte Katsu nach.
»Ja. Ich bin Einzelkind. Und du?«, antworte Mibuchi offen
»Ich habe eine kleine Schwester. Sie ist ein Jahr jünger als ich«, gab Katsu zu.
Er wusste jetzt schon, dass sie wahrscheinlich nicht auf die Rakuzan gehen würde. Seine Schwester, Misaki, war sehr freiheitsliebend. Eine Elite Schule war einfach nichts für sie. Außerdem wollte sie in Tokyo bleiben, da sie nicht weit weg ziehen wollte. Daher würde er sie nur selten sehen, da der Weg von Tokyo nach Kyoto nicht kurz war.
»Weißt du eigentlich schon, welchem Club du beitreten willst?«, fragte er Mibuchi nach einiger Zeit
»Ich will dem Basketballclub beitreten«, antwortete Mibuchi wie erwartet.
»Die richtige Größe dazu hast du ja auch. Welche Position?«, fragte Katsu, obwohl er die Antwort eigentlich längst kannte.
»Ich habe mich auf die Position des Shooting Guards spezialisiert«, antwortete Mibuchi.
»Die Position hatte ich auch mal, aber mittlerweile habe ich meistens die Position des Small oder Power Forwards«, erklärte Katsu. Früher war er einfach kleiner und zierlicher gewesen, aber mittlerweile hatte er eine gute Größe erreicht und einiges an Körpermasse.
»Du spielst auch?«, fragte Mibuchi erstaunt
»Ja. Schon relativ lange. Aber in der Mittelschule habe ich nicht sehr aktiv gespielt, daher sind wir uns wahrscheinlich nicht begegnet«, erklärte Katsu.
»Wir sollten dann zum Basketballstand gehen«, fügte er hinzu und sie gingen zu dem Stand.
Hinter einem Tisch saßen zwei Personen, die er kannte. Rechts saß eine schwarzhaariger Schüler. Sein Name war Hideaki Mensuna, er war der Kapitän und Point Guard des Teams. Seine Statur war durchschnittlich und mit seinen 179 cm hatte er eine gute Größe für einen Pointguard. Er kannte ihn bereits, da sie Zimmernachbarn in einem Wohnheim waren.
Sein Sitznachbar war Tsuyoshi Kidema. Er hatte wuschelige braune Haare und grüne Augen. Mit seinen 203 cm und der muskolösen Statur, war er der perfekte Center. Aussehen tat er nicht wie ein Japaner, da er eigentlich aus der USA kam. Dort hatte Katsu ihn auch kennengelernt, da er seine Grundschulzeit in den Staaten verbracht hatte. Sie hatten gegeneinander gespielt und Katsu hatte mit sehr viel Vorsprung gewonnen. Daher war er gespannt wie er reagieren würde und ob er ihn erkennen würde. Er war in den letzten sechs Jahren mindestens 30 cm gewachsen und deutlich Muskulöser geworden. Obwohl er ihn spätestens an seinem Spielstil erkennen würde. Seine größte Angst bestand lediglich darin, dass der andere Ausrastete. Darüber nachzudenken würde ihm, aber auch nichts bringen. Daher begrüßte er seinen Zimmernachbarn freundlich. Zum Glück hatte sie abgemacht, sich beim Vornamen zu nennen, da es komisch wäre zusammen in einem Zimmer zu leben, sich aber beim Nachnamen zu nennen.
Mibuchi grüßte Hideaki ebenfalls und verbeugte sich höflich bevor er sein Anliegen vortrug:
»Ich würde gerne dem Basketballclub beitreten.«
»Das freut mich zu hören«, erwiderte Hideaki freundlich. Anscheinend wusste er wer Mibuchi war. Während er Mibuchi, ein Blatt Papier gab fügte er hinzu, »Hier ist das Anmeldeformular.«
»Willst du auch dem Basketballclub beitreten?«, fragte er anKatsu gerichtet
»Ja. Ich habe auch vor beizutreten«, antwortete Katsu ehrlich
Daraufhin gab Hideaki ihm, ebenfalls ein Anmeldeformular und einen Stift. Während er das Formular ausfüllte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Tsuyoshi ihn musterte und sich nachdenlich am Kopf kratzte. Wahrscheinlich hatte er ihn erkannt, aber wusste nicht woher.
Kurz darauf gab er Hideaki das Anmeldeformular zurück. Gemeinsam mit Mibuchi wollte er gerade gehen, als Hideaki ihnen noch erklärte:
»Morgen nach der Schule ist Training. Seid bitte pünktlich in Halle 2.«
»Danke. Auf Wiedersehen«, bedankte Katsu sich.
Gemeinsam mit Mibuchi schlenderte er noch etwas über den Hof, bis die Pause schließlich zuende war.
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