Bonus
Hier kommt ein kleiner Bonus zu dieser FF. Viel Spaß!
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Eine Odyssee durch die Rakuzan (Tadashi Hitoshi)
Tadashi saß mit Teppei in einem Café in Tokyo. Durch das gelbe, milchige Fenster sah man vereinzelte Schneeflocken.
"Echt schade, dass unsere Mittelschulzeit schon vorbei ist. Das waren echt tolle drei Jahre", sagte Teppei schließlich wehmütig.
"Du hast recht. Jetzt werden wir wohl an unterschiedliche Schulen gehen", stimmte Tadashi ebenfalls wehmütig zu.
Es war Ende Februar, was bedeutete, dass sich ihre gemeinsame Zeit dem Ende zuneigte. Drei Jahre waren sie gemeinsam auf die Shoei gegangen. Es waren für beide tolle drei Jahre gewesen, aber alles Gute musste irgendwann auch enden.
"Auf welche Oberschule wirst du gehen?", fragte Tadashi schließlich neugierig seinen besten Freund.
"In Tokyo wurde eine neue Schule gegründet. Die Seirin Oberschule. Ich werde dahin gehen, da sie in der Nähe meiner Großeltern ist. Ich will nicht, dass sie sich unnötig Mühe machen", erklärte Teppei seine Entscheidung. Teppei wollte stets seinen schon etwas betagteren Großeltern keine Mühe machen. Tadashi konnte das auch gut verstehen. "Und du?", fragte Teppei ihn zurück
"Meine Eltern haben entschieden, dass ich auf die Rakuzan Oberschule in Kyoto gehen werde", gab Angesprochener nach einigem Zögern zu.
"Deine Eltern haben das entschieden? Und du willst das auch?", fragte Teppei skeptisch und vorwurfsvoll zugleich. Er wusste, wie Tadashis Verhältnis zu seinen Eltern war.
"Sie haben das so entschieden. Natürlich würde ich gerne, mit dir, auf eine Schule gehen, aber meine Eltern wollen, dass ich auf die Rakuzan gehe, damit ich einen guten Abschluss habe", erklärte Tadashi, der diese Reaktion von Teppei schon erwartet hatte.
"Warum machst du nicht, was du willst? Du kannst dir nicht dein ganzes Leben von ihnen bestimmen lassen!", warf Teppei ihm sofort vor. Dieses Thema kam immer wieder auf.
"Aber ...", wollte Tadashi kontern, wurde jedoch von Teppei unterbrochen
"Ignorier doch was sie wollen. Du bist fast sechszehn und sie haben sich kaum um dich gekümmert. Entscheide selber! Sie sind doch sowieso nicht hier in Japan", erklärte Teppei gereizt seinen Standpunkt. Er wollte Tadashi einfach helfen.
"Das stimmt zwar, aber was soll ich sonst machen? Sie sind trotzdem Familie. Du hast doch selber keine Eltern!", warf Tadashi, Teppei vor und bereute es im selben Moment wieder, "Tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen ..."
"Schon okay. Du hast recht. Ich sollte mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen", unterbrach Teppei ihn kühl und stand, von seinem Stuhl auf, legte etwas Geld hin und verschwand.
Tadashi bereute seine Worte. Wenn es um Teppeis Eltern ging, war dieser immer sehr empfindlich. Teppei hatte ja eigentlich auch recht. Er sollte sich nicht sein Leben von anderen bestimmen lassen. Nur wie? Er war halt nicht so selbstbewusst wie Teppei. Es klang so einfach, doch seinen Eltern zu widersprechen war so schwer. Es waren immer noch seine Eltern. Warum war das nur so schwer? Die Seirin war bestimmt auch nicht schlecht. Doch er konnte es einfach nicht. Mit einem Seufzen auf den Lippen winkte er die Bedienung zum Zahlen heran.
In den nächsten Wochen versuchte er immer wieder mit Teppei zu reden, doch dieser ignorierte ihn einfach. So vergingen die nächsten Wochen und ehe Tadashi sich versehen konnte, war das Jahr schon vorbei und sie verließen die Schule. Betrübt ging er am letzten Schultag zu der, extra für ihn gemieteten Limousine, welche ihn nach Kyoto bringen sollte. Kurz zögerte er, doch es würde ihm auch nichts bringen, jetzt nicht einzusteigen. Seine Zukunft war von seinen Eltern bis ins kleinste Detail vorausgeplant. Er hatte keine Wahl! Entmutigt stieg er schließlich ein und fuhr seiner Zukunft entgegen.
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Nach einer gefühlten Ewigkeit war Tadashi, endlich in Kyoto angekommen. Fünf Stunden Fahrt waren schon echt lang. Immerhin war es von Tokyo nach Kyoto kein kurzer Weg. Das bedeutete, dass er die nächsten drei Jahren kaum in Tokyo sein können würde. Erneut erinnerte er sich an den Streit mit Teppei. Er hasste es, wie sie auseinander gegangen waren. Am liebsten hätte er die Zeit zurückgedreht, doch das war nicht möglich. Also entschloss er sich dazu, einen Neubeginn zu wagen. Er würde bestimmt viele Freunde finden. Direkt verwarf er diesen Gedanken. Niemand wollte mit ihm befreundet sein. Teppei war sein einziger Freund gewesen. Vielleicht war er zu pessimistisch, doch das war halt die bittere Realität. Er musste einfach schön unauffällig sein und keinen Ärger stiften. Dann wäre alles gut. Mit diesem Gedanken stieg er aus der Limousine.
Vor ihm erstreckte sich ein wirklich riesiges Grundstück. Zum größten Teil war es ummauert, doch durch das offene Tor sah man die Rakuzan in ihrer vollen Pracht. Das Schulgebäude ragte gewaltig in die Höhe und die makellose weiße Fassade glitzerte durch die untergehende Sonne in bunten Farben. Einige Sekunden lang war er gebannt von diesem Farbspiel und ignorierte seine Umgebung.
"Wunderschön, nicht wahr?", fragte plötzlich eine junge weibliche Stimme von hinten.
Erschrocken schnellte Tadashi herum und blickte einer Schülerin der Rakuzan in die Augen. Zumindest nahm er das, durch ihre Uniform an. Diese hatte auffällige magentafarbene Haare und unter ihrer Brille konnte er Augen in derselben Farbe erkennen. Sie war lediglich etwas kleiner als er, weswegen sie ihm noch in die Augen gucken konnte.
"Ja. Das ... ist es wohl", brachte er stotternd hervor. Innerlich verfluchte er sich dafür, so schüchtern gegenüber fremden Menschen zu sein.
"Das finde ich auch. Ich beobachte dieses Farbspiel gerne", erklärte das Mädchen mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen, bevor sie sich etwas versteifte und förmlich fragte, "Wie auch immer. Darf ich fragen, wer du bist? Du siehst nicht so aus, als würdest du dich hier auskennen."
Zuerst war Tadashi irritiert über den plötzlichen Tonwechsel des Mädchens, aber er antwortete möglichst selbstsicher:
"Mein Name ist Hitoshi Tadashi. Ich bin schon heute für das nächste Schuljahr angereist."
"So früh wie du kam hier bisher keiner an. Heute ist doch erst der letzte Tag des Schuljahres", stellte sie belustigt fest, "Mein Name ist übrigens Fukujitska Mirai. Ich bin nach den Ferien Zweitklässlerin, also kann ich dir ruhig alles zeigen."
"Vielleicht komme ich irgendwann auf dein Angebot zurück. Jetzt würde ich nur gerne wissen, wo mein Zimmer ist", erklärte er erschöpft
"Ich zeige es dir", willigte Mirai ein und ging voraus.
Kurz fragte sich Tadashi woher sie das eigentlich wissen konnte, doch er wusste ja auch nichts über sie und wollte nicht zu neugierig wirken. Stattdessen entschied er sich dafür, das Gebäude, auf welches sie zusteuerten, zu mustern. Im Vergleich zum Hauptgebäude war dieses kleiner und lag etwas abseits von diesem. Dahinter stand noch ein Gebäude, welches genau gleich aussah. Mirai schien seinen Blick bemerkt zu haben und erklärte:
"Das sind die zwei Wohngebäude. Das vordere ist für die Jungen und das hintere für die Mädchen. Ausgangssperre ist übrigens um 22 Uhr."
"Sind die Zimmer nach Stufe getrennt?", fragte er neugierig nach
"Nicht bewusst. Wer mit wem in ein Zimmer kommt, ist recht willkürlich", erklärte sie mit einem undefinierbaren Blick
Schweigend gingen sie weiter, bis sie im Jungenwohnheim angekommen waren. Dort steuerte Mirai zielstrebig auf einen ausgehängten Zettel zu
"Hier stehen alle Namen von allen Schülern, die hier wohnen, mit ihren Zimmernummern", erklärte sie Tadashi und musterte den Zettel, "Dein Zimmernachbar wird wohl ein gewisser Hayama Kotaro sein, aber der ist noch nicht hier."
"Dann habe ich das Zimmer wohl für eine gewisse Zeit für mich", gab Tadashi mit etwas Freude in der Stimme zu. Er mochte es, alleine zu sein.
"Am besten genießt du diese Zeit", riet Mirai ihm noch, "Aber jetzt sollte ich mich mal von dir verabschieden. Es war schön, dich kennenzulernen, Hitoshi-san."
"Es hat mich auch sehr gefreut. Und danke für deine Hilfe", verabschiedete auch er sich, ehe er sich auf dem zu seinem Zimmer machte. Dort musste er feststellen, dass er gar keinen Schlüssel.
"Ich bin so ein Idiot!", schimpfte er leise mit sich selber. So etwas war ihm noch nie passiert. Warum war er auch immer so nervös, wenn er mit anderen zu tun hatte?
Höchstwahrscheinlich musste er zum Sekretariat. Aber wo war dieses überhaupt? Mühsam kratzte er sich alles zusammen, was er über den normalen Aufbau einer Schule wusste. Im Normalfall lag das Sekretariat, recht zentral, sodass man es gut finden konnte. Er würde es schon irgendwie finden. Natürlich hätte er auch jemanden anders um Hilfe bitten können, doch sein Stolz und seine Schüchternheit hielten ihn davon ab. Also ging er los.
Der Weg zum Hauptgebäude war nicht schwer zu finden, doch als er im Hauptkorridor stand, stellte sich ihm die Frage, welchen der dutzenden Wege er gehen musste. Langsam fragte er sich, was mit ihm los war. Es musste irgendwo einen Lageplan gegeben haben. Alles andere wäre völlig hirnrissig. Aber wo? Und warum hatte er diesen übersehen? Diese Fragen schob er vorerst zu Seite. Zuerst musste er den Weg finden.
"Hey du da! Was suchst du so spät noch im Schulgebäude?", wurde er erneut von hinten angesprochen. Dieses Mal jedoch von einer älteren, männlichen Stimme.
Ein Lehrer? Er drehte sich zu dem Mann, der ihn angesprochen hatte, um. Wie erwartet sah er wie ein Lehrer aus, daher verbeugte Tadashi sich höflich und erklärte:
"Ich bin bereits für das nächste Schuljahr angereist. Leider konnte ich das Sekretariat nicht finden."
"Und du hast nicht irgendjemanden gefragt?", fragte der Lehrer kritisch, weswegen Tadashi beschämt nach unten sah "Aber ich will heute nicht so sein. Immerhin ist das dein erster Tag hier. Das Sekretariat befindet sich im zweiten Stock, des linken Nebenflügels."
"Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Auskunft", bedankte sich Tadashi erneut mit einer Verbeugung und machte sich auf den Weg.
Er war zwar etwas irritiert von der Position des Sekretariats. Wer kam den darauf? Doch er wollte sich auch nicht beschweren. Als er schließlich beim Sekretariat angekommen war, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er war unglaublich erschöpft. Auf sein Klopfen erklang ein genervtes "Herein."
Er tat wie ihm gesagt wurde und trat ein. Hinter einem Schreibtisch saß eine blonde Frau, in ihren vierzigern.
"Entschuldigen Sie, ich bräuchte einmal meinen Zimmerschlüssel", sprach Tadashi mit einer Verbeugung
"Dein Name?", fragte die Frau mit einem genervten Tonfall. Höchstwahrscheinlich war sie nur die Ferienaushilfe.
"Hitoshi Tadashi", erklärte er trotzdem weiterhin freundlich.
Daraufhin tippte die Frau etwas in ihren Computer und ging zu einem Schlüsselschrank, während sie bemerkte:
"Du bist aber ganz schön früh da", und überreichte ihm seinen Zimmerschlüssel
"Danke", bedankte er sich und machte sich auf den Rückweg
Endlich in seinem Zimmer angekommen, sah er sich zuerst einmal um. Die Einrichtung sah überraschend europäisch aus. Außerdem war es größer, als die Schulwohnheimzimmer, in denen er zuvor gewesen war. Die Wände waren mit Ebenholz verkleidet, ebenso wie der Laminatboden. Wenn man den Raum betrat, war man in einem kleinen Flur, der in drei Zimmer abzweigte. Einmal in den Schlaf- und Wohnraum, in das Badezimmer und in die kleine Küche.
Im Schlaf- und Wohnraum gab es zwei Betten. Jeweils eines auf jeder Seite des Zimmers. Spontan entschied er sich gegen das Bett auf der Fensterseite. Meistens kam dort trotz Jalousien, eine Menge Licht hin. Tadashi mochte es, aber so dunkel wie möglich. Solange er noch die freie Auswahl hatte, würde er dies auch ausnutzen.
Neben den Betten befand sich jeweils ein Nachttisch und ein kleiner Schrank für Anziehsachen. Gegenüber der Betten war jeweils ein großer Schreibtisch. In der Mitte des Raums befand sich noch ein großer Tisch, welcher anscheinend zum Essen genutzt werden konnte oder für andere Dinge.
Das Badezimmer war mit einer Toilette, einem kleinen Waschbecken und einer Dusche ausgestattet. Die Küche war relativ schlicht eingerichtet, das störte ihn jedoch nicht besonders. Die Küche war ja sowieso eine Seltenheit in Wohnheimen, aber für Studenten war sie bestimmt sehr praktisch, wenn sie nicht auf die Zeiten der Mensa angewiesen sein wollten.
Je länger er sich umsah, musste er sich fragen, wie hoch die Schulgebühren sein mussten, bei all dem Luxus. Daher gingen auf die Rakuzan häufig nur reiche Erben. Die Stipendiaten waren da eine Ausnahme. Stipendien wurden, aber auch nicht leichtfertig gegeben. Wie bei jeden Punkten, an der Rakuzan waren die Anforderungen für ein Stipendium hoch. Im Bereich des Basketballs wurden noch die meisten Stipendien ausgegeben, da es in Japan viele talentierte Spieler gab. Dadurch das die Rakuzan immer sehr schnell mit Stipendien war, wenn jemand sehr gut war und einen guten Ruf hatte, waren die Basketballer sehr gut. Die Rakuzan hatte dadurch die letzten fünf Landesmeisterschaften gewonnen. Jeder aufstrebender Spieler würde sich eine Chance auf ein Stipendium niemals entgehen lassen. Tadashi wusste daher, dass die Wahrscheinlichkeit ins Stammteam zu kommen sehr gering war. Er liebte das Basketballspielen, aber er war nicht unglaublich talentiert darin. Dahingehend machte er sich keine große Hoffnung.
Ohne weiter darüber nachzudenken, räumte er seine Sachen ein und fiel danach förmlich ins Bett. Der Tag war anstrengender gewesen, als erwartet. Er nahm sich fest vor, am nächsten Tag Kyoto zu erkunden. Und wer weiß? Vielleicht fand er ja auch Freunde?
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