Muggelhass
„Mutationis Completum."
Ein schneller Blick in den Spiegel.
Nichts.
„Mutationis Completum!", zischte ich wütend, den Zauberstab auf mein Gesicht gerichtet. Meine schwarzen Haare kräuselten sich ein wenig und für eine Sekunde dachte ich, sie würden sich in meine Kopfhaut zurückziehen. Doch nun lagen sie genauso platt auf meinem Kopf wie bisher. Das kann doch nicht wahr sein!
Nun ja, wie bisher kann man nicht gerade sagen. Seit ich die Horkruxe erschaffen habe, habe ich mich stetig verändert. Mein Gesicht, mein Körper.
Ich weiß nicht, warum dies alles geschieht. Ich weiß nur, dass es Wirklichkeit ist. Ich bin noch einmal um sieben Zentimeter gewachsen, obwohl ich mit Siebzehn eigentlich schon ausgewachsen war. In den letzten drei Jahren, ich hatte vor zwei Monaten meinen 20. Geburtstag gefeiert, war ich noch blasser geworden. Viel blasser, Rosier hatte es letztens als kalkweiß bezeichnet. Zudem war meine Nase noch ein wenig flacher geworden, doch all dies störte mich nicht. Im Gegenteil.
Ich sah ein wenig gefährlicher aus, doch das reichte mir nicht, deshalb wollte ich meiner Umwandlung ein wenig nachhelfen, doch anscheinend war diese Umwandlung nicht mit Zaubersprüchen zu meistern, sondern nur mit der Macht der Horkruxe.
Seit sage und schreibe zwei Jahren versuchte ich jetzt schon, mein Äußeres zu verändern. Man sollte auf der Straße auf mich deuten, aber nicht, weil sie den schönen jungen Riddle von Hogwarts wiedererkannten. Nein, sie sollten auf mich deuten und ich wollte Furcht in ihren unwürdigen Augen sehen. Sie sollten mich sehen, doch nicht den Tom, den sie zwanzig Jahre lang bewundert haben, sondern mich, Lord Voldemort, Salazar Slytherin's Nachkomme, furchteinflößender und schrecklicher denn je. Zittern sollten sie, wenn sie mich zu Gesicht bekamen oder nur meinen Namen hörten. Nun ja, wenn sie mich zu Gesicht bekommen sollten, war es vermutlich eh zu spät zum Zittern. Sterben würden sie! Alle Muggel dieser Welt zusammen!
Mein Entschluss, die Welt von dieser Schande, zumindest von den ganz Schlimmen, zu säubern hatte sich vor zwei Monaten noch um das Zehnfache verstärkt.
Vor zwei Monaten war der 31. Dezember 1946 gewesen, mein 20. Geburtstag. Wir hatten auf Lestrange's Landsitz gefeiert. Dort lebe ich seit kurzem, bei Borgin und Burkes habe ich es nicht mehr ausgehalten. Der Landsitz gehört Lestrange ganz allein, es hat es von seinen Eltern geerbt und nun lebten wir hier zusammen.
Alle Todesser waren gekommen und unsere Reihen hatten sich sogar vergrößert: Julius Pave und Logan Klingstone waren hinzugestoßen. Beide Halbblüter. Dolohow und Mulciber waren zuerst dagegen. Sie hatten gemeint, dass wir nur Reinblüter, das einzig Wahre, aufnehmen sollten, sonst wäre meine Vorschrift missachtet. Ich hatte.. aus persönlichen Gründen jedoch ihren Zutritt gewährt und war über die Ausbreitung meiner Diener froh gewesen.
Schließlich hatte ich bewiesen, dass.. ein Halbblüter noch mehr leisten konnte, als die Reinblüter. Ich wollte es ihnen nicht sagen. Und ich konnte einfach nicht. Sie duften und würden es nie erfahren. Basta.
Nun ja, zurück auf Lestrange's Landsitz. Wir hatten also gefeiert, zum Teil auch gelacht und Wettzaubern veranstaltet, die normalen Zeitvertreibungen eben.
Plötzlich sah ich ein Gesicht durch eines der großen Fenster spitzeln. Ich hatte dieses Gesicht noch genau vor Augen. Diese hellbraunen Haare und das markante Kinn. Und die Augen, hell und blau und groß.
Als ich ihn entdeckt hatte, war mir sofort klar, dass er uns beobachtet und die Zaubereien gesehen hatte. Er musste ein Muggel sein, wir kannten alle Zauberer von dieser Gegend.
Ich sah mich genau, wie ich meinen Zauberstab hob und den Unverzeihlichen Fluch aussprach. Der surrende, wunderschöne grüne Blitz war durch den Raum gerast und gegen das Fenster geprallt, das in tausend Scherben zerschellt war.
Die Todesser hatten inzwischen bemerkt, dass etwas nicht stimmte und stürmten mir hinterher.
Ich sah die Verfolgungsjagd noch genau vor mir. Durch die kratzigen Büsche, über den fein geschnittenen Rasen und weiter aufs offene Feld.
Ich hatte damals nur Wut gespürt. Rasende Wut, obwohl ich eigentlich Panik verspüren sollte. Wenn dieser Muggel jemandem von uns erzählt hätte, dann hätte ich vermutlich wegen dem Verrat und dem versuchten Mord nach Askaban gemusst.
Meine Wut hat mich vorwärtsgetrieben. Hinter mir hatte ich die Rufe und Zaubersprüche der anderen gehört. Die grünen und roten Blitze waren an mir vorbei gesurrt und hatten den jungen Mann jedoch ebenfalls verfehlt.
Schließlich, in einer leerstehenden Fabrik, hatten wir ihn eingeholt und natürlich getötet. Rookwood hatte ihm den entscheidenden Todesstoß verpasst, nachdem wir ihn ein wenig gefoltert hatten.
Diese Sache war zwar keine große gewesen, auch von geringer Bedeutung.
Doch sie hatte meinen Hass verstärkt. Nutzlose, neugierige, hässliche Nichtskönner waren das.
Mit ihnen kann man sich nicht entfalten. Also müssen sie weg.
So einfach war das. Kurz schloss ich meine Augen und öffnete sie dann wieder.
Ich betrachtete mein schmales Gesicht noch einmal im Spiegel.
Bald würde es losgehen. Meine wahre Schreckensherrschaft. Meine Todesser und ich wollten weitere Leute anwerben und dann einfach nach Lust und Laune erschrecken, foltern, töten.
Avery hatte damals das Zaubereiministerium erwähnt. Wenn sie etwas erfuhren, konnten wir in Askaban schmoren. Ich erinnerte mich noch, als ich erwidert hatte: „Ach wenn schon. Wenn sich uns Auroren in den Weg stellen, bringen wir die einfach gleich mit um."
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