Der zweite Horkrux

Dumpf schlug er am Boden auf. Seine kalten Augen fixierten mich, doch ich wusste, er konnte mich nicht mehr sehen.

Keuchend und nach Luft schnappend stand ich vor ihm und starrte auf seinen Körper. Er war schlank, wahrscheinlich ein Frauenheld. Nein, er war schlank und ein Frauenheld gewesen! Wahrscheinlich durchstreifte er gerade mit seinen Eltern die Hölle.

Mit bebenden Fingern zog ich das Pergamentblatt aus der Tasche und las mir den Spruch noch mal durch. Nun war es soweit. Mein zweiter Horkrux würde gleich Gestalt annehmen. Ich zog den kostbaren Ring vom Finger und legte ihn neben Tom auf den Boden.
Ständig hatte ich das Gefühl, hier raus zu müssen, schließlich stand ich hier neben dem Leichnam meines Vaters in einer fremden Küche und in anderen Zimmern waren noch mehr Leichen.
Wie schon vor einem halben Jahr sprach ich die Zauberformel klar und deutlich. Kurz schloss ich die Augen. Gleich würde es mich wieder auseinander reißen. Da spürte ich das brennende Ziepen in meiner Brust und plötzlich schrie ich los. Es war, als würde jemand mit einem unsichtbaren Messer von meinem Hals weg bis zu der Bauchhöle mein Fleisch und alle Knochen durchtrennen. Ich brüllte und riss die Augen auf, das blendend weiße Licht, das wieder aus meinem Körper strahlte, nahm mir die Sicht. Ich wusste nicht warum, aber diesmal war es hundertmal schlimmer als beim letzten mal. Konnte man seine Seele wirklich sieben mal spalten?
Da erschien endlich die kleine milchig weiße Perle, sie schien kleiner als die vorige zu sein. Vor Qual und Schmerz brüllte ich den nächsten Zauberspruch und peitschte meinen Zauberstab durch die Luft. Die Perle zitterte auf den Ring zu und als sie endlich in ihrem neuen Gehäuse verschwand, tat es einen ungeheuer lauten Knall und schwarzer Rauch drang hervor. War es misslungen?
Nach einer gefühlten Ewigkeit verschwand der Rauch und der Ring lag friedlich vor mir. Auch mein Schmerz verblasste. Ich keuchte, als ich den Ring vom Boden auflas.
Ich drehte den Ring in meinen Fingern und legte ihn schließlich auf den Küchentisch. "Ranuclium Vermanoske!", rief ich und ein schwarzer Strahl schoss aus meinem Zauberstab, in den Horkrux hinein.
Dieser Spruch war ein Fluch, der bewirkte, dass der Träger stirbt. Ich hoffte, dasd es funktionierte. Das Tagebuch war mit keinem Fluch geschützt, da irgendwann jemand mein Werk vollenden soll und das Schloss den Schlammblütern entziehen. Doch dieser Ring hier durfte nicht gefunden werden! Und wenn, dann sollte derjenige, der ihn berührt, sein blaues Wunder erleben!
Mit einem kleinen Tuch wickelte ich den Ring ein und steckte ihn mir in meine Tasche. Dann drehte ich mich, ohne meinen Vater noch eines Blickes zu würdigen, um und lief ins Wohnzimmer. Man durfte nicht glauben, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte!
"Reparo!", rief ich und alles fügte sich nahtlos zusammen. Die Scherben sprangen in die zerstörte Vase zurück, ein kaputtes Stuhlbein fügte sich mit der Sitzfläche zusammen und viele kleine Scherben verschwanden.
Im Flur sah ich meinen Großvater liegen. Sein gebrochenes Bein lag merkwürdig verdreht da.
Ich murmelte einen Zauberspruch, es knackte fürchterlich, und das Bein fiel geheilt auf den Boden. Vorsichtig überstieg ich wieder den Leichnam. Kurz vor der Tür hielt ich inne.
Hatte ich alles bedacht? Nichts vergessen? Ich grübelte, konnte jedoch nichts finden.

Endlich wieder draußen. Ich atmete kalte Nachtluft und erfreute mich den kleinen Glühwürmchen, die den Weg erhellten. Mit langen Schritten lief ich wieder auf Morfins Haus zu. Nun würde er für meine Tat bezahlen müssen.

Ich öffnete die morsche Tür. Sie quietschte und gab den verdreckten Inhalt preis. Meine Augen scannten den Boden nach Morfin ab, eigentlich sollte der Spruch nicht mehr wirken, aber bei seinem alten Körper herrschten vielleicht schon andere Bedingungen. Ich hatte recht.
Da lag er, seine Augen leuchteten weiß durch die Dunkelheit und seine Iris folgte all meinen Bewegungen.
Ich trat über ihn. Die Augen rollten ängstlich nach innen.
"Obliviate!", zischte ich leise. Sein Blick verschwamm. "Du wirst gestehen, dass du der Mörder der Riddles bist. Du wirst vergessen, dass du mich gesehen hast. Du kennst mich nicht.", murmelte ich und blickte meinem Onkel kalt ins Gesicht. Da stockte ich und klatschte mit der flachen Hand an die Stirn. Der Umkehrzauber! Ich hatte völlig vergessen, dass der Mord nun auf meinem Zauberstab gespeichert war und auf seinem nicht!
Ich schnappte mir seinen Stab und legte ihn neben meinen. Würde es funktionieren? Fast schon feierlich legte ich meine Hande darüber und murmelte viele Zaubersprüche. Verwünschungen, Flüche, Zauber. Die Stäbe wurden heiß und der Tisch bebte.
Endlich, nach mindestens zehn Minuten harter Arbeit und Schweißausbrüchen trat aus meiner Zauberstabspitze ein grüner Blitz hervor und Morfins Stab saugte ihn auf. Genauso klappte es mit den anderen Zaubersprüchen, die ich im Anwesen der Riddles benutzt hatte.
Ich lächelte. Wie hatte ich dies geschafft?! Nach Erklärungeb zufolge, war dies unmöglich. Doch für Lord Voldemort ist eben nichts unmöglich!
Ich drehte mich um. Morfin starrte mich an, doch ich wusste, dass er sich nun für den Mörder halten würde.
Ich steckte den Ring unter ein loses Dielenbrett und belegte es mit weiteren Flüchen. Dann steckte ich meinen Zauberstab in die Tasche, trat aus dem Haus und lenkte meine Gedanken auf: Ziel - Wille - Bedacht.
Ich drehte mich und eine unsichtbare Macht zog mich in die drückende Schwärze hinein.

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