Der Rauswurf Hagrids

"Sir, bitte hören Sie mir doch zu.", flehte ich ein wenig und blickte den Schulleiter an. "Dieser Junge hat eine Acromantula versteckt gehalten. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen."

"Das habe ich nicht!", log Hagrid, den Tränen nahe.

Wir standen beide im Büro des Direktors. Und während wir unsere Argumente diskutierten, war meiner Ansicht nach völlig klar, wer den kürzeren zog.

Uns gegenüber saß ein sehr aufgelöster Dippet, daneben stand Dumbledore, der etwas durcheinander drein sah. Mein Hauslehrer Slughorn und auch die Hauslehrerin von Gryffindor, Professor Ellery, waren anwesend.

"Rubeus, können Sie mir erzählen, wie Sie sich eine solche Riesenspinnenart beschaffen konnten?", fragte Dippet erschöpft. "Ich habe keine Acromantula!", schniefte er.

Dieses große Stück Dreck! Lügt wie gedruckt!

"Sir, Sie erlauben?", fragte ich höflich. Eindruck schinden, einfach nur Eindruck schinden und dann glauben sie mir alle!

"Natürlich, Tom.", meinte Dippet.

"Er hielt diese Spinne in einer Kiste gefangen, Rubeus und ich haben uns davor unterhalten und ich wollte Ihnen die Spinne bringen, da sie der Mörder Myrtes ist. Sie wissen sicherlich, dass diese Spinnenart Menschen bevorzugt, Sir." Er nickte mir zu. "Doch die Spinne entkam, da Rubeus mir gegenüber gewalttätig wurde. Ich denke, er hält sie nun an einem anderen Ort versteckt."

"Aragog hat nie keinen umgebracht!", rief Rubeus und stockte. Entsetzt starrte er mich an.

Mich durchströmte eine solche Zufriedenheit, dass ich am liebsten getanzt hätte. Mit diesem unüberlegten Satz hat sich Hagrid ganz allein ins Aus geschossen.

Die Lehrer stürzten nach vorn und Ellery packte ihn an seiner Taille, da sie höher nicht kam. "DU HAST EINE ACROMANTULA VERSTECKT GEHALTEN? Ist dir klar, dass diese Spinne die gefährlichste aller Spinnen ist? Das bedeutet eine Menge Punkte abzug, mein Freund!", schrie sie ihn an. "Madame, ich kann Ihnen nicht erlauben, meinen Schüler zu misshandeln, lassen Sie ihn los!", rief Dippet dazwischen. Wie von der Tarantel gestochen nahm sie die Hände von Hagrids Taille.

Diesem liefen schon dicke große Tränen von seinem Monstergesicht.

"Professor Ellery, Sie denken, man sollte ihm nur Punkte abziehen?", fragte ich höflich. Ich musste das jetzt durchziehen!

"Ich denke, er gehört der Schule verwiesen. Er ist schuld an dem Tod einer Mitschülerin! Eigentlich sollte man dich nach Askaban schicken.", giftete ich und sah ihn wütend an, als würde mich der Tod des wertlosen Schlammbluts wirklich kümmern. "Professor Dippet, ich meine, Tom hat recht. Er hat diesen Übeltäter überführt und man sollte Hagrid rechtmäßig bestrafen. Und Tom belohnen.", meldete sich Slughorn zu Wort. Ich lächelte ihm zu. Da fiel mein Blick auf Dumbledore.

Er lehnte am Fenster und beobachtete das Geschehen, doch er bliebt still. Von ihm hätte ich mir schon längst eine Reaktion erwartet. Aber ich war nicht traurig über sein Schweigen. Sein Urteil wäre gegen mich gefallen, da bin ich sicher.

"Bitte lassen Sie mich hier bleiben! Hogwarts ist mein Zuhause!", wimmerte Hagrid. "Du kannst doch zu dir zurück.", blaffte ich ihn an.

"Nein. Mein Dad ist letztens gestorben. Und meine Ma will mich eh nicht. Oder ich nicht zu ihr.", meinte er leise. "Dann musst du eben doch nach Askaban.", sagte ich und blickte die Lehrer an. Da öffnete Dumbledore zum ersten Mal den Mund. Oh nein. Da konnte nichts gutes rauskommen.

"Mein lieber Armando. Sie können doch dem armen Jungen nicht sein Zuhause rauben. Natürlich will ich nicht sagen, dass sein Handeln richtig gewesen war. Das war es ganz und gar nicht!", er blickte Hagrid streng über seine Halbmondbrille hinweg an. Der Angesprochene nickte betroffen. Ich musste lächeln. Hagrid hatte gerade alles gestanden. Er wurde bestraft, für etwas, das ich gemacht habe. Und ich würde belohnt werden. Besser ging es ja nicht!

Dumbledore fuhr fort: "Doch man könnte ihn behalten. Als Wildhüter. Ich glaube, ich liege richtig, wenn ich sage, dass du keine Angst vor großen Tieren hast und du dich um sie, sowie die Pflanzen kümmern kannst." Hagrid lächelte. "Ja, Sir. Das würde ich gerne." "Nun gut. Hagrid, gib mir deinen Zauberstab.", meinte Dippet herrisch und streckte seine alte, gebrechliche Hand aus.

Hagrid fuhr mit dem Zeigefinger noch einmal über den wertvollsten Besitz eines jeden Zauberers und legte ihn vorsichtig auf die schrumpligen Handflächen des Direktors.

Dieser knickste ihn ohne viel Federlesen auseinander. Hagrid keuchte. "Mein Stab..", wimmerte er immer wieder. Nur noch die kleinsten Holzfasern hielten den Stab aneinander. "Darf.. darf ich ihn zurückhaben?", fragte er traurig. "Natürlich.", sagte der Schulleiter und gab ihm den Stab zurück. Hagrid steckte ihn behutsam in seine Tasche.

"Ich will, dass über dieses Thema Stillschweigen bewahrt wird! Wir sagen allen, die Kammer ist geschlossen und so bleibt sie auch. Hagrid, man wird für dich eine Hütte am Waldrand bauen. Du kannst dort essen und schlafen. Dein eigenes Haus. Doch wenn du möchtest, kannst du natürlich mit uns in der großen Halle essen." "Danke", flüsterte Hagrid, immer noch heulend. "Und du sagst niemandem ein Wort, warum du dort lebst. Ich will dich damit schützen, dass die anderen keine Angst vor dir bekommen. Doch merke dir eins, solltest du dir noch den kleinster Fehltritt erlauben oder diese Spinne nur gesichtet worden sein, dann fliegst du, verstanden?", Dippet sah ihn an. "Ja, Sir", sagte Rubeus leise.

"Nun zu Ihnen, Tom. Sie haben der Schule alle Ehre erwiesen. Sie sind mutig und schlau, ein wahrer Zauberer mit einem guten Herz. Sie wollen nur das beste für diese Schule und ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Doch ich muss auch Sie bitten, nichts über diesen Vorfall weiter zu erzählen, an niemandem. Auch nicht an ihre Freunde. Nehmen Sie fünfzig Punkte für Slytherin und ich werde Ihnen eine Medaille anfertigen lassen für besondere Verdienste dieser Schule. Ist das in Ordnung für Sie?"

Nur fünfzig läppische Punkte? Und eine Medaille, für die niemand wissen darf, warum ich diese erhalten habe? Das war alles?

"Natürlich, Sir", sagte ich jedoch höflich.

"Wunderbar!", rief Dippet und klatschte in die Hände. "Hagrid, Sie bleiben noch einen Augenblick. Die Eltern des kleinen Mädchens warten unten. Sie müssen sich noch entschuldigen. Tom, Sie können gehen." "Auf Wiedersehen, Sir.", sagte ich, erhob mich und lief hinaus.

Jetzt muss ich aber schleunigst dafür sorgen, dass die Schlange niemanden mehr angreift. Sonst fliegt alles auf.

Doch dann hätte das alles ein Ende. Die Schule wurde nicht von dem Abschaum gereinigt, alles war umsonst. Das konnte doch nicht sein!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top