Das alte Schloss
Eng an Toby, Nott und andere Schüler gepresst, verließ ich den Zug und sprang auf den Bahnsteig. Puuh, endlich wieder frische Luft. Ich genoss einige Züge der eiskalten Abendluft.
"Komm schon, Tom! Wir müssen dort hinter!", Toby zog mich mit sich und Nott folgte. Sein Ziel erkannte ich erst, als ich schon davorstand. Kutschen.
Es mussten hunderte sein. Urig, geheimnisvoll und, wunderte ich mich, sie waren unbespannt. Was sollte das? Erwartete man von uns, dass wir selbst diese Fahrgestelle zur Schule zogen? Da hatten sie sich aber geschnitten! Das mach ich nicht mit!
"He, Platz da! Das ist nichts für Novizen!", ein großer Junge stieß mich beiseite und stieg in die schwarze Kutsche. Seine Freunde folgten ihm und dann setzte sich die Kutsche von Geisterhand in Bewegung. Wow! All das kann Zauberei bewirken? Ich musste mir eingestehen, dass ich nichts von alldem erwartet hatte.
Da hörte ich eine forsche Männerstimme: "Du mit den dunklen Haaren! Und ihr nebendran! Ihr seit's doch Erstklässler! Was habt ihr hier bei den Kutschen zu suchen?" Völlig perplex starrte ich diesen Typ an. Was können wir dafür, dass wir Erstklässler sind? Der hat wohl zu heiß gebadet! Oder eher gar nicht, wenn man sich seine Haare so anschaut.
Der Mann drehte sich um und brüllte: "Ogg! Hier sind die letzten drei! Die wollten sich wohl aus dem Staub machen. Aber nix da! Wer nach Hogwarts will, der kommt da nur nach Tradition rein."
Ich hatte keine große Lust, dem Mann zu erklären, dass wir nicht verduften wollten, sondern nur nicht wussten wohin.
Ein junger Mann winkte und zu. Bei ihm standen schon viele andere Neulinge. "Hallo Erstklässler! Ich bin Ogg und arbeite hier als Wildhüter. Schön, dass ihr die lange Reise gut überstanden habt! Nun gut, genug mit der Gefühlsduselei! Jetzt geht's los!"
Nervös sah ich mich nach Nott um. Was kam jetzt auf uns zu? Diese Prüfung, die er im Zug erwähnt hatte? Nott zuckte nur ahnungslos mit den Schultern.
Ogg führte uns zu einem großen dunklen See. Dort lagen schon viele Boote für uns bereit. "Schnappt euch zu je viert eins, und ab geht die Post!"
Nott, Toby und ich bekamen ein Boot weiter vorn. Ein blonder Junge stieg auch ein. Er stellte sich als Augustus Rookwood vor.
Die 'Post', die hier abgehen sollte, erwies sich als langsame Überquerung des Sees. Ich blickte zum Schloss hinauf, dass sich in den schwarzen Himmel erstreckte. Viele Türme rakten angsteinflösend empor und man hatte das Gefühl, die Bäume flüstern einem Dinge zu. Absolut magisch! Auch Augustus, Nott und Toby starrten mit weit aufgesperrten Mündern unsere neue Heimat an. Zumindest für dieses Jahr.
Endlich kamen wir an der gegenüberliegenden Seite des Gewässers an. Zitternd gingen wir von Bord und Ogg führte uns in das Schloss. Es war hell erleuchtet, doch nirgends konnte ich eine Lampe entdecken. Die Wände selbst schienen zu leuchten. Ehrfürchtig gingen wir weiter. Auf hohen und niedrigen Sockeln standen Rüstungen. Ihre Helme drehten sich in unsere Richtung. "Guten Abend!", Ogg grüßte freundlich. Die Helme der Rüstungen nickten. Sie nickten!!!!!! Wo gibt's so etwas?!?!! Alles hier schien mir so unwirklich! Ich pikste mir in den Arm, doch nichts geschah. Real... Hier war tatsächlich alles real. Kaum zu fassen! "Seit ihr bereit?", Ogg lächelte uns an. Nein! Ich war nicht bereit! Ganz und gar nicht! In mir kribbelte jeder Faser. Alles in mir arbeitete auf Hochtouren. Ogg trat auf eine riesige, eichene Tür zu und tippte sie mit seinem Zauberstab an. Schwungvoll öffnete sie sich und gab ihren Inhalt preis.
Vier lange Tische waren in dieser riesigen Halle aufgebaut. Nein, es waren fünf. Vier längs und einer quer. Auf den langen Bänken saßen hunderte Schüler. Alle mit schwarzen Umhängen und viele sogar mit Hüten.
Und ganz hinten an dem Tisch, der uns gegenüber lag, hatten es sich die Erwachsenen gemütlich gemacht. Lehrer, vermutete ich. Ogg entfernte sich zum Lehrertisch und ließ uns allein. Unwohl schielte ich nach links und nach rechts. Rechts saß ein Mädchen, bestimmt schon 15 Jahre alt, das mir mit einer Handbewegung deutlich machte, dass wir den Gang entlang laufen sollten. Augustus neben mir trat unschlüssig von einem aufs andere Bein. Da kratzte ich meinen Mut zusammen und marschierte los. Die anderen Erstklässler folgten mir. Ich lief und lief und lief. Doch dieser bescheuerte Lehrertisch wollte und wollte nicht näher kommen. Bestimmt haben sie diesen Gang auch verhext, dass wir uns hier zum Volldeppen machen ließen!
Nein, falsch getippt. Ich bremste abrupt, sonst wäre ich noch fast in den Tisch hineingelaufen. Toby zog mich am Umgang etwas zurück.
Ich blickte zum Tisch hinauf. Nur Dumbeldore kannte ich. Er saß fast in der Mitte und hatte seinen Kopf auf die gekreuzten Hände gelegt. Er lächelte mir zu. Daneben saß, ein klein wenig erhoben auf einem größeren Stuhl, ein alter Mann. Da er genau in der Mitte saß, schloss ich, dass er der Schulleiter sein musste.
Ah ja, ganz links hatte sich Ogg nieder gelassen. Ihn kannte ich zumindest auch schon.
"Dann sehen wir mal, was die Neuen so taugen! Hoffentlich bekommen wir nur gute!", hörte ich ein wenig hinter mir jemand sagen. Da wurde ich wütend. Wir waren doch hier keine Viecher auf dem Markt, wo man sich welche aussucht, und hofft, seine Kuh gibt am meisten Milch!
Die große Tür wurde wieder geöffnet und eine Frau kam herein mit einem dreibeinigen Stuhl, auf dem ein Haufen Stoff lag. Sie stellte den Stuhl vor mich und scheuchte mich ein paar Schritte zurück.
Sie war höchstens 30, doch ihr strenger Dutt und ihr Mund, zu einer schmalen Linie gezogen, machten sie um zehn Jahre älter.
"Willkommen neue Schüler. Ich heiße Professor McGonagall. Sie werden sich nacher nach meinem Kommando auf diesen Stuhl setzen und den Hut anprobieren. Er wird alles weitere erledigen."
Ein Hut erledigt Sachen? Das wurde hier ja immer besser!
Das Stoffbündel bewegte sich. Er erhob sich sozusagen und jetzt erkannte man den Hut. Er öffnete einen Schlitz und verkündete laut ein Lied, in dem er noch einmal auf alle Häuser hinwies. Nach diesem Lied zu schließen, waren Gryffindor und Slytherin verzofft.
Danach räusperte sich McGonagall und laß von einer langen Liste her unsere Namen vor. Alle nach der Reihe setzten sich auf den Stuhl, den Hut auf dem Kopf und warteten gespannt, bis der sprechende Hut die Häuser verkündete.
"Augustus Rookwood, Slytherin."
Der Tisch ganz an der Wand brach in Trubel und Jubel aus und sie beklatschten den grinsenden Gus. Ich wurde ganz neidisch. Er hatte es schon geschafft und hinter sich. Und er hatte auch noch das beste Haus bekommen.
Toby ging nach Ravenclaw. Und er war nicht sehr glücklich darüber. Nott dagegen kam auch nach Slytherin, wie er es schon gesagt hat. Eine Nathalie kam nach Hufflepuff und irgendjemand namens Ally setzte sich unter Applaus zum Tisch Gryffindor.
Nach Slytherin kamen auch einige, die ich noch vom sehen aus dem Zug kannte. Antonin Dolohow, ein Lestrange, Rosier, Mulciber und ein Avery waren darunter.
"Tom Riddle"
Ich war dran. So cool wie möglich lief ich nach vorne und stülpte mir den mottenzerfressenen Hut über.
Da begann er auch schon zu reden.
"Tom, so so. Ich hab mich schon gefragt wann wieder ein Gaunt zu uns stößt." "Gaunt? Nein, nein. Sie verwechseln mich bestimmt mit jemandem. Mein Nachname ist Riddle.", flüsterte ich leise. "Nein, Gaunt, das passt schon.", meinte der Hut und verwirrte mich komplett. "Du hast viele Begabungen. Begabungen, von denen hier die meisten nur träumen können. Benutze sie gut, Tom. Du hast altes Blut in dir. Wertvolles Blut der Gaunts. Der Peverells. Du wirst noch große Taten vollbringen, da bin ich mir sicher. Und ich hab mich noch nie geirrt, Tom. Aber genug geplaudert. AB MIT DIR NACH SLYTHERIN!"
Strahlend erhob ich mich. Ich war besonders. Ich war begabt. Ich war einfach nur glücklich.
Schnell durchquerte ich die große Halle und setzte mich neben Nott, der mir einen Platz freigehalten hatte. Zum Glück war Toby nicht mehr bei uns. Sein ewiges Geschwätz störte mich tierisch.
Nach der Auswahl erhob sich der alte Schulleiter: "Willkommen zu einem weiteren Jahr in Hogwarts. Für die, die mich noch nicht kennen, mein Name ist Direktor Armando Dippet.
Jetzt gibt's erst mal was zu Futtern! N Guten!" Erfreut über keine lange Rede, griffen wir beherzt zu. Der Tisch hatte sich vor unseren Augen befüllt, mit den besten Speisen, die ich je gesehen hatte. Von allem tat ich mir zwei mal auf und genoss es bis auf den letzten Krümel.
Danach fühlte ich mich betröppelt und schläfrig.
Professor Dippet schickte uns in die Betten.
"Novizen, hier entlang." Ein Fünftklässler und eine Fünftklässlerin empfingen uns am Ende der großen Halle. "Wir sind die Vertrauensschüler von Slytherin. Wenn es Probleme geben sollte, kommt am besten zu uns."
Ihnen dackelten wir nach, Richtung Kerker. Wir schliefen im Keller? Das konnte ja gemütlich werden...
Währenddessen erzählten uns die zwei Musterschüler alles über Hogwarts. Die sich bewegenden Treppen, Trickstufen in ganz Hogwarts, hunderte von Hauselfen, die das gute Essen zubereiteten. Sie erklärten uns das Punktesystem hier an der Schule, wie die Noten hießen (nicht mehr 1-6 so wie früher, sondern: Ohnegleichen, Erwartungen Übertroffen, Annehmbar, Mies, Schrecklich und Troll.) und vieles mehr. Man konnte sogar in ein Sportteam gehen. Der Sport wurde auf Besen gespielt und nannte sich Quiddich. Doch Sport war nichts für mich. Nicht, dass ich nicht sportlich war. Ich wollte einfach mein Können in Sachen Wissen aufbauen. Und nicht in so unwichtige Dinge wie Sport.
Endlich erreichten wir den Eingang von unserem Schlafsaal.
"Muggelblut stinkt.", sagte das Mädchen. Muggelblut stinkt? Was sollte das denn jetzt? Warum soll das stinken? Ich kapierte gar nichts mehr. Da öffnete sich die Wand und gab ein Loch frei.
Ahhh, das Passwort! Mir ging ein Licht auf.
Aufgeregt betraten wir unsere Bleibe. Und staunten nicht schlecht. Geheimnisvoll grün leuchtete es von überall her. Chefsessel mit schön geschwungenen Lehnen waren von Schülern besetzt und an das flackernde Feuer gerückt worden. Wow! Und hier durfte ich nun eine lange Zeit meines Lebens verbringen! Perfekt!
Andächtig stiegen wir die steile Treppe hinauf in unsere Zimmer. Ich musste mir eines teilen. Leider. Doch mal schauen, man muss das beste draus machen. Das Bett neben mir besetzte Nott. Gus und Avery waren auch hier, sowie ein mir unbekannter Digg.
Nachdem ich meinen Koffer ausgepackt hatte, viel ich, ebenfalls wie die anderen todmüde ins Bett. Richtig glücklich und gespannt auf morgen schloss ich die Augen.
Mein neues Leben hatte begonnen.
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Dankeschön! Ihr seid die besten! :D
Danke an alle Leser, die das Buch lesen und Kommentare sowie Votes abgeben!!! Freut mich riesig! :)
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