40. Krieg der Sterne Runde... 6?
KAPITEL VIERZIG
Krieg der Sterne Runde... 6?
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PAIGE WAR VIELE SZENARIEN für diesen Tag in ihrem Kopf durchgegangen — vielleicht keine unbedingt gute Idee, aber schwer zu verhindern. Wenn sie ehrlich war, gab es genügend Möglichkeiten, wie ihr Vater zu Remus stehen würde, und Paige war sich bis zu diesem Nachmittag nicht sicher, welche eintreffen würde. Würde er ihn mögen? Ihn akzeptieren? Oder würde ihm irgendein Werwolfinstinkt direkt sagen, dass er einem anderen Werwolf gegenüberstand und ihm drohen, sich von seiner Tochter fernzuhalten? Und viel wichtiger: Wie würde Remus darauf reagieren?
Sie machte sich viele Gedanken, seit sie ihren Besuch angekündet hatte, aber sie teilte diese Sorgen nicht mit Remus — das würde nur für Verunsicherung sorgen. Aber er wusste, dass sich ihr eigener Vater weniger wie ein Vater anfühlte als ihr Onkel und dass Paige manchmal nicht wusste, wie sie diesen Schaden je wieder beheben sollte.
Vielleicht verstanden sie sich ja gut. Er schien sich in seinem Brief sehr darauf zu freuen, ihn kennenzulernen.
Paige brauchte diesen Glühwein wirklich. Nicht nur, weil ihr kalt war und sie sich an ihre Tasse klammerte, als hätte sie eine Nordpolexpedition hinter sich, sondern weil sie sich sonst viel zu viele Gedanken machen würde. Leise Weihnachtslieder spielten im Hintergrund, zu denen Paige im Takt mit wippte, um in die richtige Weihnachtsstimmung zu kommen. In Hogwarts war das nie schwer. Vor den Ferien wurde immer ein riesiger Baum und die Klassenzimmer geschmückt, Schneeflocken wirbelten hin und wieder durch die Große Halle und viele Schüler trugen Hirschgeweihe, um das Weihnachtsfest einzuleiten. Es hatte etwas Gemütliches an sich.
Ein Weihnachtsmarkt war also das, was Paige noch gefehlt hatte, um zu verarbeiten, dass in zwei Tagen Weihnachten vor der Tür stand. Remus konnte sich nicht so sehr auf die Feiertage freuen, da direkt am 1. Weihnachtsfeiertag Vollmond war, aber Paige hatte beschlossen, dass sie eben drumherum Weihnachten feierten und den 25. Dezember einfach einen gewöhnlichen Tag sein ließen.
Sie war mit Harper schon im Kino gewesen (ein paar Mal), um sich Krieg der Sterne anzusehen und sie liebte diesen Film. Sie hoffte, noch vieles mehr aus dieser Welt zu sehen und vielleicht würde es ja sogar eine Fortsetzung geben, wenn der Film gut ankam. Gleich darauf hatte sie Remus gezwungen, ihn auch (ein paar Mal) anzusehen, damit die Zuschauerzahlen höher wurden. Jeder Besuch zählte, richtig?
Also saßen sie hier, auf einer wackelnden Holzbank auf dem Weihnachtsmarkt und redeten über den Film und ihre Theorien — was eigentlich bedeutete, dass Paige redete und Remus nickend zuhörte.
„Ich will auch einen R2D2, er ist so frech", grinste Paige. „Remus, Remus, wir müssen uns den noch mal angucken."
Remus legte gequält den Kopf schief.
„Bitteeeee", sagte sie und verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund.
„Paige, wir waren jetzt zum zweiten Mal da. Geh doch mit Harper, der freut sich bestimmt auf ein viertes Mal."
„Ich bezahle auch", gab Paige zurück. Sie setzte Hundeaugen auf. „Wir könnten Peter mitnehmen."
„Wieso nicht James oder Sirius?", fragte Remus verwundert.
„Weil die beiden denken, sie wären voll die Muggelexperten und dann kreuzen sie mit so Kleidung auf wie letztens, als wir in der Stadt waren." Sie sah traumatisiert aus. „Das war peinlich."
„War es, ja", stimmte Remus zu und schüttelte belustigt mit dem Kopf. „Außerdem würde sich Sirius dann Han Solo als Vorbild nehmen."
„Würde zu ihm passen", schmunzelte Paige. „Er ist aber auch ziemlich heiß."
Remus sah zu ihr.
„Harrison Ford", fügte Paige schnell hinzu. Sie wusste nicht, ob es das besser machte, da Remus ein Bein über die Bank schwang, um sich von der Seite so zu drehen, dass er sie direkt ansehen konnte.
„Ich meine", begann Remus mit einem frechen Funkeln in den Augen, als Paige von ihrem Glühwein trank, „Sie brauchten in dem Film auch echt nur eine Frau — neben Carrie Fisher wäre ja sowieso jede untergegangen."
Er ließ sie nicht aus den Augen, als sie langsam ihre Tasse absetzte und sich zu ihm drehte.
„Wenn ich sie auf der Straße treffen würde—", fuhr er fort.
„Okay, ich hör ja auf damit", unterbrach Paige ihn hastig und Remus lachte.
„Das ist das erste Mal, dass du einen Funken Eifersucht gezeigt hast", meinte er amüsiert.
Paige sah ihn ungläubig an. „Das ist nicht wahr", entgegnete sie sofort. „Letztens in der Bibliothek, als diese Hufflepuff ankam und was gefragt hat, weißt du noch?"
„Welche Hufflepuff?" Remus runzelte die Stirn.
„Die was wegen Verteidigung wissen wollte!"
„Ah", entgegnete Remus, dem wieder einzufallen schien, was sie meinte. „Was war mit der?"
„Die hat dich viel zu begierig angeschaut!", rief Paige aus. „Ich hatte sogar kurz Angst, dass sie dir die Kleidung vom Leib reißt."
„Das ist mir gar nicht aufgefallen", überlegte Remus verwirrt.
„Na ja, mir schon", schmollte Paige, was ihn zum Grinsen brachte. Er lehnte sich vor, um sie auf die Schläfe zu küssen. Mit einem Lächeln schloss sie die Augen. Dann drehte sie den Kopf vor ihm, der immer noch kurz vor ihrem war. „Also, gucken wir Star Wars noch mal?"
Remus sah sie vorwurfsvoll an, doch sie beugte sich nur vor, um ihn demonstrativ zu küssen und ihn weiter herausfordernd anzusehen.
„So hast du mich schon zum zweiten Mal überredet", sagte er schlicht.
„Ich kann eben sehr überzeugend sein", grinste Paige unschuldig, bevor sie leise hinzufügte: „Wenn wir Zuhause sind, zeig ich dir, wie sehr..."
„Ich bin mir sicher, das zählt bei den Muggeln als Verführung Minderjähriger, Liebling", gab Remus leise zurück. „Du bist die Erwachsene, sei verantwortungsbewusst—"
Paige drückte ihre Lippen kurz auf seine, ihre Augen funkelten schelmisch. „Du, mein Lieber, bist nach Zauberergesetz auch schon ein Erwachsener."
„Hm", brummte Remus gegen ihren Mund und küsste sie kurz auf die Nase. „Du bist kalt. Du solltest die Mütze aufziehen, die dir deine Tante mitgegeben hat."
Paige, der es immer noch ziemlich peinlich war, wie ihre Tante sie hatte einpacken wollen, um sie für das Wetter zu rüsten, seufzte, hob aber widerwillig die rosa Pudelmütze neben sich auf und zog sie sich über die Ohren, von denen sie sich nicht sicher war, ob sie überhaupt noch an ihrem Kopf hingen. Sie fühlte sie nicht. (Andererseits, fühlte man Ohren je so wirklich? — Paiges Verstand hing sich ein paar Sekunden an dieser Frage auf.) Wären hier nicht so viele Muggel, würde sie nach ihrem Zauberstab greifen, um einen Wärmezauber zu sprechen.
Sobald sie sich die Mütze aufgesetzt hatte, die sie wie sechs Jahre aussehen ließ, kam ein Pärchen mit einer Polaroidkamera auf sie zu, das freundlich fragte, ob sie ein Bild von ihnen machen konnten. Paige, die irgendwann mal eine Muggelkamera benutzt hatte — vermutlich — erschreckte sich ein wenig, als aus dem Schlitz direkt ein fertig gedrucktes Bild kam. Es war ungewohnt, dass es sich nicht bewegte, aber die beiden schienen sich zu freuen.
„Danke, danke, danke", bedankte sich die kleine, braunhaarige Frau, die dem Anschein nach schwanger war. „Wir können auch ein Bild von euch machen."
„Oh", entgegnete Paige, die sich gerade wieder gesetzt hatte. Sie sah zu Remus, der nickte und einen Arm um sie legte, als die Frau die Kamera hob. „Jetzt hab ich die komische Mütze auf", murmelte sie unzufrieden, doch Remus lächelte nur.
„Du siehst süß aus", gab er leise zurück und als sie sich nach vorne drehte, lächelte sie so strahlend, damit man es selbst auf dem Bild bis in ihre Augen reichen sehen konnte, trotz der seltsamen Pudelmütze auf ihrem Kopf.
Sie könnte Stunden hier mit ihm bleiben.
Remus griff nach seinem Glühwein und Paige wusste in dem Moment, als sie auf ihre Armbanduhr sah, dass es Zeit war, aufzubrechen. Wenigstens konnten sie jetzt endlich apparieren. Sonst wären sie jetzt immer noch vom Flohnetzwerk oder ihrer Familie abhängig.
Sobald sie also außer Sichtweite waren und die Muggel hinter sich gelassen hatten, packte Paige Remus am Arm, um zu ihrem Elternhaus in Brighton zu apparieren. Der Anblick war jedes Mal seltsam vertraut.
„Hier bist du also aufgewachsen", stellte Remus ruhig fest, als sie beide vor dem rot geziegelten Haus stehenblieben, dessen weiße Tür und Fensterrahmen sich beinahe nahtlos in den Schnee auf der Treppe seines überdachten Eingangs einfügte. Auf der Rinne des schwarzen Dachs hatte ihr Vater eine Lichterkette angebracht, die im Dunkeln sicherlich ein wunderschönes Bild abgab. Zwischen der Tür und dem Fenster im ersten Stock zierten Blumen die Außenwand.
Sie lächelte nostalgisch. „Ja...", entgegnete sie seltsam still, als sie gegen die Tür klopfte.
Es dauerte keine zehn Sekunden, bis ihr Vater ihnen öffnete, und er überraschte Paige mit seinem Auftreten. Er wirkte ein wenig gelassener, fast schon... glücklicher.
Remus war überrascht darüber, wie viel Ähnlichkeit er in ihren Gesichtern sah. Er hatte Bilder von ihrer Mutter gesehen und er sah in ihren Zügen definitiv den Ursprung ihres schönen Gesichts, aber es waren vor allem die Augen, die ihn anblickten, die ihn so an die vertrauten seiner Freundin erinnerten.
„Du bist also Remus", sagte Paiges Dad, sobald er den Freund seiner Tochter sah. Paige wusste nicht, ob sie aufgeregter war, als sie ihn ihrem Onkel vorgestellt hatte — okay, doch, eigentlich wusste sie das. Ihr Onkel war eben Auror.
Seine Augen glitten über die Narben in Remus' Gesicht und Paige versuchte in seinem Blick zu erkennen, ob er es in diesem Augenblick sofort erkannte. Er war ein Werwolfjäger gewesen und nun selbst einer. Hatte man da nicht einen gewissen Instinkt? Andererseits hatte sie das bei Lokesh auch gedacht.
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir", erwiderte Remus sofort und seine Worte rissen Paiges Vater anscheinend aus seiner Trance, in der er ihn fast ein wenig perplex betrachtet hatte. Hastig hob er seine Arm und die beiden schüttelten sich höflich die Hände.
„Nenn mich Kiran", entgegnete ihr Vater freundlich.
Die beiden waren ungefähr gleich groß, wie Paige bewusst wurde, als sie ihren Vater zur Begrüßung umarmte. Sie hoffte wirklich, sie mochten sich. Vielleicht wurden sie ja sogar gute Freunde und würden zusammen sitzen und... Geschichten über Vollmonde austauschen? Nein, das war ein schlechter Ansatz.
Paige betrat das Haus, in dem sie die ersten sieben Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Sie erinnerte sich an einige kleine Ausschnitte dieses bilderbuchhaftigen, perfekten Familienlebens, das sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Vater verbracht hatte. Als sie ihn so betrachtete, mit den alten, teilweise verwaschenen Kleidern, wünschte Paige, dass nichts sie aus dieser Idylle gerissen hätte. Ja, sie wusste nicht, was für eine Frau die Mutter, die sie so bewundert hatte, wirklich gewesen war, aber sie wusste etwas Entscheidendes: Sie hatte sie geliebt.
Wenn sie ihren Vater ansah, fragte sie sich, wie ihr Verhältnis wohl wäre, wenn er sie aufgezogen hätte. Sie würden sich besser kennen, das stand fest. Auch ihr Onkel und ihre Tante sahen sie seit sie fast zwölf Jahre alt war, nur über den Sommer und die Weihnachtsfeiertage, aber trotzdem waren sie die ersten Vertrauten, zu denen Paige ging, wenn sie ein Problem hatte. Auch mit ihrem Vater konnte sie reden und sie mochte ihn, aber... Es war anders.
Er passte nicht in das Haus. Es war rustikal eingerichtet und Paige genoss den Geruch des Holzes, der leicht wahrzunehmen war, als sie über die Holzdielen lief. Alles war aufgeräumt, kein einziges Staubkörnchen versteckte sich auf den Regalen oder auf den kleinen Dekorationen. Ihr Vater war sehr ordentlich, das wusste sie. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie das Haus nie unordentlich erlebt — wenn sie darüber nachdachte, war es noch nie so sauber gewesen, als sie lebte.
Als er in die Küche ging und sie ihm durch das Wohnzimmer folgten, griff Paige instinktiv nach Remus' Hand. Er sah sie fragend an, aber sie erwiderte seinen Blick nicht. Es half ihr, ruhiger zu werden, das war alles.
„Ich habe euch Brownies gemacht — Paige, du mochtest sie doch immer so gern. Du magst Schokolade doch hoffentlich auch, Remus?", fragte ihr Vater ein wenig unsicher. Er machte immer Brownies, wenn sie kam.
„Ja", antworteten Remus und Paige zeitgleich.
„Gut, gut", sagte er etwas erleichtert. „Ich hoffe auch, ihr habt Hunger mitgebracht, ich habe gekocht."
„Ich habe schon gegessen", entgegnete Paige ohne nachzudenken.
„Oh."
Sie und ihr Vater sahen sich an, bevor sie hastig den Mund öffnete. „Aber nicht viel, Hunger ist immer da bei mir", log sie schnell.
Er nickte nur.
„Remus kocht übrigens auch sehr gerne", fuhr Paige fort und hoffte, so ein wenig das Gespräch ins Rollen zu bringen. Es funktionierte.
„Jemand muss ja dafür sorgen, dass du nach der Schule nicht verhungerst", merkte Remus nur trocken an.
Der Blick ihres Vaters fiel auf sie. „Wie deine Mum, hm?", fragte er amüsiert, während Paiges Gedanken sich um drei simple Worte kreisten. Nach der Schule. Sie hatte nur ein wenig darüber nachgedacht, was solche Dinge anging. Bestimmt würden sie nach einer Weile zusammenziehen. Aber wann genau?
Merlin, fiel es ihr da ein. Ihr Onkel würde sie nie ausziehen lassen, wenn sie nicht mit ihm verheiratet war. Da würde sie viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit er sie in wilder Ehe leben ließ.
Ihr Dad verschwand in der Küche und kam bald darauf mit Getränken und seinem zugegeben köstlichen Brownie zurück, der Remus fast schon skandalöse Geräusche vor lauter Genuss entlockte, als er hineinbiss.
„Sagt nicht meiner Mutter, dass ich das gesagt habe, aber das sind die besten Brownies, die ich je gegessen habe", schwärmte er und Paige konnte tatsächlich beobachten, wie ihr Dad verlegen wurde und nach unten schaute.
„Ich werde es mir merken und dich damit erpressen, es ihr zu sagen, falls du je etwas gegen mich in der Hand hast", entgegnete Paige amüsiert und freute sich, dass das ganze Treffen so harmonisch ablief.
„Es ist nicht sehr clever, solche Pläne schon im Vorhinein zu verraten, Paige", merkte ihr Vater an und Remus und er schienen einen Humor zu teilen, da sie miteinander lachten. Es wäre nicht schlimm, wenn es nicht so gewesen wäre, schließlich hatte sie auch Probleme, mit Lyall warm zu werden. Dafür war Hope die grandioseste Frau, die sie sich als Remus' Mutter hätte wünschen können.
Sie erzählte ihrem Vater, dass sie die Bewerbung für die Zaubertrankakademie abgeschickt hatte, aber dort lag schon der Unterschied: Remus oder ihrem Onkel erzählte sie zusätzlich, wie nervös sie deswegen war.
Als sie nach dem Chicken Korma, das er für sie gekocht hatte, auf die Toilette verschwand, fragte Remus sich kurz, ob sie ihn mit Absicht mit ihrem Dad allein ließ, aber sie schien keine versteckte Intention gehabt zu haben, als sie den Raum verließ. Er trank trotzdem etwas unruhig aus seinem Glas, als sein Blick auf Kiran fiel. Das Lächeln von eben verschwand unerwartet schnell aus dem Gesicht von Paiges Vater.
„Woher hast du die Narben?", fragte er, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet.
Remus verschluckte sich fast und seine Hände spannten sich an, als er sie fester um das Glas legte, aber er versuchte, ganz normal zu reagieren. Kirans Stimme klang nicht wertend, eher so neutral, dass es ihn noch mehr beunruhigte. „Ver... Verschiedene Sachen", antwortete Remus und könnte sich schlagen. Sehr gut, wirklich sehr gut. Verschiedene Sachen, das kannte man ja. „Ich bin etwas ungeschickt."
Paiges Vater schwieg und sagte eine Weile nichts, bis er langsam den Ärmel seines Hemdes nach oben schob. „Ich auch", meinte er ruhig, als Remus' Blick auf die breiten, weißen Narben auf seinem Unterarm fiel. „Ich habe das Gefühl, es soll eine Botschaft an uns sein, ihn nicht einzusperren."
„Ihn?", wiederholte Remus.
„Den Wolf", erklärte er schlicht.
Remus schluckte.
„Ich habe Paige in die Obhut ihres Onkels gegeben, um sie vor mir zu schützen", fuhr er fort. „Scheinbar war das umsonst."
Immer noch lag kein Urteil in seiner Stimme. Kein Halt dich von ihr fern oder Es ist in Ordnung für mich.
„Weiß sie es?", fragte Kiran weiter.
Remus nickte schnell, mied aber seinen Blick. Sein Herz sprang fast aus seiner Brust heraus, so schnell wie es schlug. „Natürlich."
„Gut", antwortete Paiges Vater ruhig. „Riskiere niemals, dass sie bei Vollmondnächten in deine Nähe kommt. Egal, wie sicher sie sich ist, dass nichts geschieht. Hör nicht auf sie."
Remus sah ihn an. Das musste er ihm nicht sagen. „Ich werde nie irgendetwas tun oder sie etwas tun lassen, das sie in Gefahr bringen würde", versicherte er ihm so aufrichtig, wie es ihm möglich war.
Kiran nickte, wenn auch immer noch mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck.
„Sie finden es nicht gut", stellte Remus fest.
„Ich hätte es mir nie freiwillig ausgesucht", gab er langsam zu. „Damit gerechnet hätte ich auch nicht. Aber es euch zu verbieten wird euch wohl kaum voneinander fern halten."
Remus atmete erleichtert durch und sah auf den Boden, doch dann fuhr Kiran fort.
„Ich kann nur an deine Vernunft appellieren, sie gehen zu lassen, bevor etwas passiert. Es ist das einzig Richtige, was wir tun können. Oder weißt du nicht, was mit ihrer Mutter passiert ist?"
Langsam hob er den Kopf. Es war das, was er zu Beginn hatte tun wollen, erst aus Unsicherheit und Angst vor ihrer Reaktion, dann weil er erfahren hatte, was Mala Arora zugestoßen war. Aber das würde ihnen beiden nicht helfen, Remus hatte das gelernt. Hätte er dieses Gespräch mit ihrem Vater vor einem Jahr, vielleicht sogar vor einem halben, geführt, wusste er, wie er reagiert hätte. Er hätte zugestimmt.
Doch er liebte sie. Er liebte Paige und er wusste, dass sie ihn liebte und dass er sie mit seinen Entscheidungen damals verletzt hatte. Egal welches Versprechen jemand von ihm fordern würde, egal wie sehr es selbst wollen würde, wusste er, dass er niemals wieder in der Lage sein würde, sie von sich zu stoßen oder sie gehen zu lassen. Er liebte sie und er wollte sie in seinem Leben, mehr als alles andere. Sie hatte recht gehabt, als sie gesagt hatte, dass es ihre Entscheidung war, ob sie das wollte oder nicht, und sie hatte sich für ihn entschieden. Und so wenig er es hatte verstehen wollen, wusste Remus, dass er sie nicht ein bisschen weniger lieben würde, wenn sie der Werwolf wäre und nicht er.
Er fühlte sich nicht mehr schlecht dafür, sie zu lieben, obwohl er ein Werwolf war.
„Ich weiß davon, Sir", sagte er eine Spur selbstbewusster. „Und wie ich schon sagte, werde ich nicht zulassen, dass sie in Gefahr deswegen gerät. Davon abgesehen ist Paige intelligent genug, um auf sich selbst aufzupassen, also muss niemand ihr Entscheidungen abnehmen und für sie entscheiden, ob sie mit jemanden, den sie liebt, zusammen sein will."
In Kirans Augen war ein alter Schmerz zu sehen und Remus wusste genau, dass nur Besorgnis aus ihnen sprach, doch er würde das ein für alle mal klarstellen. Paige war niemand, den man von sich stieß, um sie zu beschützen, und Remus würde dieses wundervolle Mädchen, das ihn so glücklich machte, nie gehen lassen.
Sie verstummten beide schlagartig, als sie Paiges Schritte hinter der Ecke in ihre Richtung kommen hörten. Remus sah sie nicht an, als sie sich wieder neben ihn setzte und an ihrem Tee nippte, doch das musste er auch gar nicht. Als die Stille im Raum beinahe betäubend wurde und sich nach einer kurzen Pause alle Augen nachdenklich auf sie richteten, ließ Paige langsam die Tasse sinken und sah zwischen ihnen hin und her. Sie sahen gleichzeitig schnell auf den Wohnzimmertisch vor sich.
Seufzend stellte sie laut ihre Tasse ab und hob demonstrativ die Augenbrauen. „Was?", fragte sie, bevor sie zu ihrem Dad blickte. „Hast du ihm gedroht?"
„Nein", antworteten sie gleichzeitig, was Paige nur noch weniger überzeugte.
Seufzend sagte sie: „Er schlägt mich nicht, er schwängert mich nicht und er fasst mich nicht an, bevor wir verheiratet sind, keine Sorge", ratterte sie herunter und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Remus nickte vor allem bei letzterem energisch. „Dein Bruder ist in Hogwarts und passt als Lehrer auf uns auf, alles gut."
Ihr Dad sah sie ein wenig überrumpelt an. „Lokesh ist Lehrer in Hogwarts?", fragte er dann. Sein Gesicht hatte einen blasseren Farbton angenommen. Paige tauschte einen unsicheren Blick mit Remus aus.
„Ja?", entgegnete sie vorsichtig.
„Oh", sagte ihr Vater nur und räusperte sich. „Ist er ein guter Lehrer?"
Paige runzelte die Stirn. „Er unterrichtet gut, wieso reagierst du so?"
Kiran blickte sie einen Moment lang an.
„Wenn... Wenn irgendetwas ist, wäre es gut, wenn du es sagst", fuhr sie eindringlich fort.
Ihr Vater atmete tief durch. „Es ist nur immer noch schwierig zwischen uns", gab er langsam zu. „Nach allem, was passiert ist."
Sie sah ihn abwartend an und rechnete damit, dass er noch mehr sagte. Tat er aber nicht. Oh, wie Paige es hasste, wenn Leute mit etwas anfingen und Spannung aufbauten, nur um dann nicht fortzufahren.
„Was ist denn passiert?", half sie ihm auf die Sprünge.
„Wir haben nicht gesprochen seit dem Tod deiner Mutter", erklärte er und Paige fiel auf, dass sie nie danach gefragt oder sich darüber Gedanken gemacht hatte, ob die beiden noch Kontakt hatten. Sie wusste, dass ihr Onkel sich nie schlecht über ihn geäußert hatte. „Das Ganze war kompliziert zwischen uns. Er war es, der mich überredet hat, dich wegzugeben und dass es besser für mich wäre. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich das Sorgerecht auf Avan übertrage, statt auf ihn."
„Er wollte das Sorgerecht für mich?", fragte Paige ungläubig.
Kiran nickte. „Ich hielt es für besser, wenn du in der Familie deiner Mutter aufwächst."
Paiges schlechtes Gefühl, das sie letztens gehabt hatte, bestätigte sich. „Wieso?"
„Weil die Ansichten meines Bruders dich nicht zu einem guten Menschen gemacht hätten."
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