39. Die Zeit des Verkuppelns
KAPITEL NEUNUNDDREIẞIG
Die Zeit des Verkuppelns
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KIERON ROOKWOOD WAR der Ansicht, dass Höflichkeit eine Tugend war, die heutzutage zu wenige Menschen schätzten und beherrschten. Seinem großen Bruder zufolge hatte er diese Ansicht aufgrund seines nervigen Bedürfnisses, von anderen gemocht zu werden, und vielleicht stimmte das. Einen guten Eindruck zu machen ließ ihn mit einem besseren Gefühl schlafen. Schon als Kind hatte er weinen müssen, wenn jemand enttäuscht von ihm war — er war zu sensibel, das wusste er.
Doch es war auch ebendieser Bruder, welcher ihn für nicht manns genug hielt, der ihn hierhergeführt hatte.
Malcolms Bruder. Das war es, wie die meisten den ruhigeren (und auch ein wenig bedachteren, eventuell sogar klügeren) kleinen Bruder kannten, deswegen nickte Kieron nur, als er Paige Aroras Worte hörte. Schließlich war er immer nur Malcolms Bruder, auch bei seinen Eltern, deren ältester Sohn ihr ganzer Stolz war. Es war Kierons Aufgabe, ihm nachzueifern, seit er denken konnte, dabei war er nur ein Jahr jünger.
„Stimmt", antwortete er also und sah Paige ruhig in die Augen. „Darf ich mich setzen?"
Er beobachtete, wie Sirius zu ihr blickte und die beiden still über ihre Augen kommunizierten, bevor Paige sagte: „Natürlich."
Sie war skeptisch, zugegeben. Der Gedanke an Malcolm sorgte dafür, dass sie sich unbehaglich fühlte — sie kannte nun mal seine Ansichten — und Kieron anzusehen, von dem sie nicht viel wusste, außer, dass er sein Bruder war, verunsicherte sie. Paige wusste nicht, ob sie ihm vertrauen konnte. Deswegen beobachtete sie ihn schweigend, als er sich hinsetzte und seine grüne Krawatte dabei festhielt.
„Ich dachte, ihr beiden seid die besten Menschen, die ich deswegen ansprechen kann", begann Kieron. Paige wünschte, sie würde sich nicht so unwohl fühlen. Sirius schien entspannter zu sein, als er sich zurücklehnte und Kieron interessiert betrachtete. „Dich, weil du meinen Bruder kennst", wandte er sich an Paige, bevor er sich zu Sirius drehte, „Und dich, weil du deine Familie trotz Bruder und Eltern verlassen hast."
Er kam ja tatsächlich zur richtigen Zeit und zum passenden Thema.
„Paige, ich denke, du weißt, wo die Treue meines Bruders liegt — oder bei wem", erklärte Kieron ruhig. „Na ja, wisst ihr, mein Vater war ein Freund von Ihr-wisst-schon-wem, als er noch zur Schule ging."
„Voldemort hat Schulkumpel?", fragte Sirius, der diesen Gedanken befremdlich fand.
„Sozusagen", entgegnete Kieron. „Anhänger der ersten Stunde."
Paige und Sirius schwiegen kurz.
„Und deine Eltern betrachten es natürlich als Pflicht, es ihm gleich zu tun", schloss Sirius dann. „Was spricht dagegen?"
Paige wollte die Stirn runzeln, erkannte aber, wie Sirius mit seiner lockeren Antwort die Reaktion erzielte, die er sehen wollte.
Kieron schnaubte leicht und hob die Augenbrauen. „Ich weiß nicht, wie es bei euch steht, aber der Gedanke, Unschuldige zu ermorden, erfüllt mich nicht gerade mit Erfüllung."
Sirius betrachtete ihn lange. „Sind doch nur Muggelstämmige."
„Die ersten Zauberer waren Muggelstämmige", antwortete Kieron leichthin. „Wir haben größere Probleme."
Sirius sah zufrieden aus, als hätte er eine Art Aufnahmeritual bestanden. Ungläubig drehte sie sich zu ihm und wollte den Mund öffnen, als er fortfuhr: „Du willst also ein paar Privatstunden im Kurs Wie-haue-ich-von-meiner-reinblütigen-Familie-ab?
Paige gefiel nicht, wie er Privatstunden betonte.
Kieron schien auch verunsichert und sah zu ihr, doch sie hob nur unbeteiligt die Augenbrauen. Damit würde sie nichts zu tun haben. „Ähm, ja, ich will nur etwas reden", sagte er schließlich.
„Sicher", entgegnete Sirius schnell.
„Und Paige", fuhr Kieron fort. „Ich weiß, wie Malcolm tickt. Ich kann mich schlecht für ihn entschuldigen, aber ich will mich bedanken. Keine Ahnung, wofür sie war, aber die Ohrfeige letztes Jahr hat er verdient."
Sie wusste nicht, ob er ihr zumindest dadurch sympathisch wurde, aber es reichte, um sich auf ein Gespräch mit ihm einzulassen.
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„ICH SAGE JA NUR, dass wir ein bisschen vorsichtig bleiben sollten."
„Du tust fast so, als hätte ich jedes von Dumbledores Geheimnissen verraten!"
„Na ja, wer weiß, was du alles in deinen Privatstunden durchleuchten lässt..."
„Du denkst, ich würde—"
„Leute!"
Remus sah genervt von seinem Buch auf und taxierte abwechselnd seine Freundin und seinen besten Freund, die im Gemeinschaftsraum vor dem Sofa standen, auf dem er saß — und eigentlich nur einen ruhigen Nachmittag hatte verbringen wollen. Paige hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und wurde erst durch seine Stimme abgelenkt. Als hätte sie vergessen, dass er noch da war, obwohl sie ja eigentlich seine Meinung hatte hören wollen, drehte sie sich zu ihm um.
„Könnt ihr bitte leiser sein?", fragte Remus dann.
„Wieso?", fragte Sirius stur.
„Wieso nicht?", gab Remus zurück, deutlich mit den Nerven am Ende.
„Ich wollte keine Diskussion angefangen", versuchte Paige es diplomatisch. „Ich habe nur gesagt, dass wir Kieron ja gerne helfen können, aber ihm nicht direkt aufs Äußerste vertrauen sollten, okay?"
Als Sirius die Augen verdrehte, griff Remus schnell ein, um zu vermitteln. „Paige hat doch recht, Tatze..."
„Darum geht es nicht", gab Sirius zurück und seine schwarzen Locken bewegten sich dramatisch mit seinen weit ausschweifenden Gesten. „Wir haben uns nur unterhalten. Nur weil sie mal mit seinem großen Bruder in der Bibliothek rumgemacht hat..."
„Jetzt wird es affig", sagte Paige.
„In der Bibliothek?", fragte Remus verwundert.
Sirius warf Paige einen triumphierenden Blick zu.
„Ja, weißt du, Remus, nicht jeder hat so unschuldige Freundschaften wie wir...", sagte Sirius grinsend.
Remus verdrehte seufzend die Augen. „Sirius", begann er. „Hast du nicht gleich Quidditchtraining?"
Sirius sah ihn eine Weile stur an, bevor er nachgab, wortlos seine Sachen holte und aus dem Gemeinschaftsraum verschwand.
Paige seufzte tief.
„Setz dich", wandte Remus sich schließlich an sie. Paige sank fast automatisch auf die Couch, als sie das hörte und schaute ihn abwartend an, obwohl er sich wieder auf sein Buch konzentrierte. Als er ihren Blick spürte, sah er nach oben und verzog das Gesicht. „Oh, tut mir leid, das war noch meine Ich-muss-streng-mit-Sirius-sein-Stimmlage. Ich finde ja auch, dass wir ihm nicht direkt vertrauen sollten— wieso guckst du mich so an?"
Paige atmete nur tief durch. „Die ist sehr sexy, die Stimmlage", entgegnete sie schlicht. Remus ließ sein Buch sinken.
„Ich könnte Peter sagen, dass er seine Hausaufgaben lieber hier unten als im Schlafsaal machen sollte", schlug er ruhig vor. „Er wollte glaube ich sowieso noch in die Bibliothek."
„Könntest du", entgegnete Paige ernsthaft.
„Oder wäre dir die Bibliothek lieber?"
Paige verdrehte die Augen, als Remus sie so offensichtlich aufzog, und schlug ihm auf den Arm. „Ich wollte gerade vorschlagen, dass wir zu mir gehen können, aber ich gehe wohl doch lieber alleine", erwiderte sie und legte sich dramatisch eine Hand aufs Herz.
Remus sah sich kurz um und legte dann sein Kinn auf ihre Schulter, um sie aus großen grünen Augen anzusehen. So lange sie auch standhaft blieb und ihn ignorierte, konnte sie nicht anders, als ihren Kopf irgendwann zu ihm zu drehen.
„Hör auf so zu grinsen", sagte sie streng.
„Ich grinse doch gar nicht", antwortete er sehr wohl grinsend und schüttelte mit dem Kopf. „Grinse ich?"
Sie verdrehte scherzhaft die Augen nach oben.
„Weil ich finde, du bist die, die grinst", fuhr er fort und richtete sich ein wenig auf, um seine Nase an ihrer zu reiben.
Ja, Paige grinste.
Sie schloss kurz die Augen, bevor sie laut einatmete. „Na gut, frag Peter", murmelte sie und vergrub ihr Gesicht kurz in seiner Halsbeuge.
Die Wahrheit war: Paige und Remus konnten und wollten seit dem Abend ihrer Geburtstagsfeier ihre Finger nicht so recht voneinander lassen. Vielleicht war das der Grund, warum die Zeit bis Weihnachten so schnell verging. Die Tage flogen förmlich an Paige vorbei. Sie ging in den Unterricht, machte Hausaufgaben, las, verbrachte Zeit mit ihren Freunden und wann immer sich die Gelegenheit bot... war sie bei Remus.
(Oder er bei ihr. Was aber einmal zu einer peinlichen Situation führte, da sie gedacht hatten, ihr Schlafsaal sei leer, in Wahrheit aber Lauren noch im Badezimmer war. Und die Vertrauensschülerin versank vermutlich genauso vor Scham im Boden wie Remus und Paige, die gerade von ihm gegen eine Wand gedrückt wurde, während sie ihre Beine um ihn geschlungen hatte. Wenigstens war sie nicht später rausgekommen.)
Der Oktober brachte aber tatsächlich eine verantwortungsvolle Aufgabe mit sich, auf die Paige sich zu konzentrieren hatte: Professor McGonagall wollte damit beginnen, alles für ihre Verwandlung zum Animagus vorzubereiten. Dass der ganze Prozess kein einfacher war, wusste sie nicht nur aus Büchern, sondern auch von den Berichten, die James, Peter und Sirius ihr zum Besten gegeben hatten. Sie hatte sie ausführlich über alles belehrt und seit Ende Oktober musste Paige mit einen Alraunenblatt in ihrer Wangentasche herumlaufen. Was ihr natürlich gewisse... Sorgen bereitet hatte. (Mit einem Blatt im Mund, das man unter gar keinen Umständen verschlucken oder verlieren durfte, waren gewisse Dinge, die Paige mit Remus tun wollte, sicherlich schwierig.)
Und Paige wäre nicht Paige, wenn sie Professor McGonagall nicht deswegen gefragt hätte: „Wenn ich das Blatt, sagen wir, mit einem Zauber so befestige, dass es nicht herausfallen kann, kann ich doch noch ganz normal essen und... na ja... alles andere machen? Was man so macht."
Professor McGonagall hatte eine Augenbraue gehoben, also hatte Paige das unschuldigste Gesicht aufgesetzt, zu dem sie in der Lage war.
„Mit so einem Zauber könntest du natürlich normal essen. Denk nur daran, dass diese Methode dafür sorgt, dass das Alraunenblatt von deinem Speichel durchweicht wird. Er sollte also nicht mit fremdem Speichel... vermischt werden."
Paige hatte unbeholfen gelächelt und sich am Nacken gekratzt. Die Frage Und andere fremde Körperflüssigkeiten? unterdrückte sie, um ihrer Verwandlungslehrerin je wieder unter die Augen treten zu können.
Einen gesamten Mondzyklus musste dieses Blatt in ihrem Mund bleiben und je länger es dort haftete, desto weniger nach einem Fremdkörper fühlte es sich an. Irgendwann färbte allerdings sein Geschmack ab.
„Das kam bei mir auch", meinte James, als sie davon erzählte.
„Jetzt musst du nur hoffen, dass der nächste Vollmond nicht von Wolken verdeckt ist", warf Peter ein.
Paige seufzte, als sie das hörte. Sonst würde die ganze Prozedur von vorne losgehen.
Harper prüfte in der letzten Woche fast stündlich den Wetterbericht für sie und Sayria hatte schon angeboten, sich den Wetterfrosch von jemandem aus ihrem Jahrgang für sie zu leihen. Eigentlich wollte Paige es gar nicht wissen. Noch einen Monat mit diesem Blatt und sie übergab sich.
„Hey, sieh es mal so, das ist vielleicht ein bisschen unangenehm jetzt, aber dafür wirst du dich in ein Tier verwandeln können", munterte Harper sie auf, bevor die nächste Vollmondnacht im November anbrach. „Ich meine, du hast doch immer gesagt, das ist es wert. Und wie cool das ist! Wer weiß, was du wirst—"
„Was wärst du eigentlich gerne?", fragte Paige interessiert.
„Irgendwas Cooles", meinte Harper und brachte seine beste Freundin dazu, die Augenbrauen zu heben.
„Kakadus sind auch sehr cool", kommentierte sie. „Oder Kraken — oh man, stell dir vor, ich werde ein Fisch."
„Ich werde immer ein Aquarium mitnehmen, sollte es so kommen."
Harper grinste, als Paige die Augen verdrehte und ihm auf den Arm schlug.
„Nein nein", fuhr er fort. „Ich wär gern etwas Imposantes — ein Tiger oder so."
Paige hob die Augenbrauen.
„Also egal, was du wirst, es wird voll cool. Außer du wirst eine Fliege oder Mücke oder so."
„Seh ich wie eine Fliege oder Mücke für dich aus?", fragte Paige empört.
„Ähm..." Harper kratzte sich scherzend am Hinterkopf. „Natürlich nicht."
Auch wenn sie sich nach diesem Gespräch besser fühlte, sollte sie ihr schlechtes Gefühl nicht trügen. Dicke Wolken schoben sich in dieser Nacht vor den Vollmond und obwohl sie fast die halbe Nacht mit Professor McGonagall wartete, dass es besser wurde, wusste sie, dass der ganze letzte Monat völlig umsonst gewesen war.
Das hieß, sie durfte es erneut nach den Weihnachtsferien probieren. Wundervoll. Aber sie wusste, dass es das wert sein würde. An der Uagandou, der afrikanischen Zaubererschule, lehrten sie die Verwandlung schließlich jedem Schüler. Genauso wenig waren die Lehrer in Hogwarts abgeneigt, dass ihre Schüler diese Kunst erlernten, die meisten Schüler wollten jedoch überhaupt nicht den ganzen Aufwand betreiben, wo es letztendlich nichts Lebensnotwendiges war, sondern nur eine Spielerei, wenn man nicht gerade untertauchen wollte.
Nun, Paige fand diese Spielerei einfach cool und wenn es ihr angeboten wurde, sagte sie natürlich ja.
„Es war zu bewölkt, wir haben keine reinen Mondstrahlen abbekommen", verkündete sie Remus, Sirius, James und Peter am nächsten Morgen im Krankenflügel und ihre Stimme spiegelte nur zu deutlich ihre Frustration wider.
„Scheiße", sagte Sirius, bevor Remus nach ihrer Hand griff und sanft fragte, wann sie das nächste Alraunenblatt nehmen würde.
„Im Januar, nach den Weihnachtsferien."
Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, knarzte die Tür, die in den Krankenflügel führte. „Die sollte echt mal geölt werden", murmelte Paige vor sich hin. Remus sah sie an, realisierte dann aber, dass sie nur mit sich selbst gesprochen hatte.
Kieron betrat den Raum in dem Moment, als Sirius aufblickte. Ein Funkeln trat in seine Augen, das Paige leicht grinsen ließ. Sie hoffte, dass Kieron vertrauenswürdig war, wirklich. Sirius schien ihn zu mögen. James wackelte mit den Augenbrauen, als sie zu ihm sah, und selbst Peter, der beschäftigt Süßigkeiten aß, runzelte die Stirn, als Sirius aufstand, um auf Kieron zuzugehen.
„Hey hey", sagte er grinsend.
„Hey", erwiderte Kieron wesentlich schlichter und strich sich seine Schuluniform in einer kurzen, eleganten Geste glatt. In seiner Hand hielt er eine Flasche, die fast wie die ganzen Öle aussahen, die bei Paiges Tante im Schrank standen, und... Pralinen?
Kieron deutete damit auf Remus. „Ich hab auch Migräne", sagte er dann kameradschaftlich. „Pfefferminzöl kann echt helfen, wenn du es dir auf die Schläfen oder die Stirn tust."
„Oh", entgegnete Remus.
Als Peter verwirrt Luft holte, trat James ihn unauffällig. Er schien die stumme Botschaft zu verstehen.
„Danke, Kieron. Das ist sehr aufmerksam von dir", fuhr Remus fort und Paige lächelte ihn an, sich fragend, ob er wirklich einfach nur so nett war oder sich zwanghaft mit ihnen gut stellen wollte.
„Und die Pralinen sind für mich?", fragte Sirius verschmitzt.
Kieron sah zu ihm. „Bist du der mit Migräne?"
Sirius schien kurz zu überlegen. „Wo ich so drüber nachdenke, bekomme ich bei dieser Kälte, die du an den Tag legst, gerade Migräne in meinem Herzen."
Kieron verdrehte die Augen und Paige fand, dass sie eigentlich ein ganz nettes Paar abgeben würden. Vorausgesetzt natürlich Kieron war vertrauenswürdig. „Eventuell kriegst du etwas, wenn du dieses Wochenende vom Besen fällst und Slytherin gewinnen lässt. Wie ist das?"
Nicht gut, natürlich, aber Sirius schnaubte trotzdem belustigt, als Kieron ihnen allen zunickte, die Pralinen ablegte und sich wieder umdrehte.
„Hey, wie ist das?", rief Sirius ihm hinterher, „Ich kriege was für meine außerordentlichen Spielleistungen, wenn wir gewinnen."
Paige konnte sehen, wie sich Kieron mit einem letzten amüsierten Blick zu ihm umdrehte, den Kopf schüttelte und den Krankenflügel verließ.
Oh, Sirius...
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ES KAM QUASI an Landesverrat heran, nicht zu den Quidditchspielen seines eigenes Hauses zu erscheinen. Auch Paige war seit ihrem ersten Schuljahr regelmäßig zu den Ravenclaw-Spielen gegangen, vor allem, seitdem Silias dem Team als Hüter beigetreten war. Sie musste einen ihrer besten Freunde ja tatkräftig unterstützen, wie es sich als gute Freundin gehörte.
Gut also, dass sie nicht die Verräterin war, als sie sich heute mit Remus vom Quidditchspiel weggeschlichen hatte. Ja, Sirius und James waren auch ihre Freunde, die sie anfeuern sollte, aber zu ihrer Verteidigung: Es hatte sich schrecklich in die Länge gezogen. Irgendwann wurde es einfach langweilig, wenn es kein Ende fand. Paige hatte schon die Befürchtung, der Schnatz sei in irgendeinen Busch geflogen und seitdem nicht mehr freigekommen.
Remus und Paige hatten also angenommen, dass es in Ordnung wäre, eine kleine Pause einzulegen. Erst beim Abendessen erfuhr James von ihrem rücksichtslosen, enttäuschenden, verräterischen, traurigen, kaum zu glaubenden Verhalten und schrie so laut herum, dass er neue Freunde bräuchte, dass der halbe Gryffindor-Tisch zu ihnen sah.
James hatte gefragt, wie ihnen das Spiel gefallen hatte, und möglicherweise hätten Paige und Remus nicht sagen sollen, wie toll es war. Gryffindor hatte nämlich verloren, wie sie kurz darauf erfuhren. Und Peter hatte hinzugefügt, dass sie es ja gar nicht beurteilen könnten, da sie nach der Hälfte verschwunden waren. Paige hatte ihn kurz ermorden wollen, aber er hatte wohl nicht gewusst, dass James nun beschloss, sie dramatisch laut zu hassen.
„Was gab es denn so Dringendes, das ihr weg musstet?", fragte Sirius, der etwas ruhiger blieb. Verdächtig nett dafür, dass sie während eines Quidditchspiels abgehauen waren... Es sei denn natürlich er wusste— Natürlich wusste er es. Paige warf ihm einen Blick zu.
„Hausaufgaben", antwortete sie. „So lange, wie das Spiel ging, hätten wir es sonst nicht geschafft."
„Hausaufgaben—?", entgegnete James entrüstet. „An einem Tag der Ehre und der Einheit unseres Hauses—"
„Ich bin keine Gryffindor", warf Paige ein.
„Hausaufgaben während des Quidditchspiels?", grinste Sirius. „In welchem Fach?"
„Äh— Zauberkunst", sagte Remus schnell.
„Ich bin mir sicher, ihr musstet viele Zauberkünste üben", murmelte Sirius in seinen Tee, damit James ihn nicht hörte. Aber sein bester Freund tat nun so, als würde er weinen müssen.
„Du hast einen so schlechten Einfluss auf meinen einst so verwegenen tollen Freund, Paige", schluchzte er gespielt theatralisch. Seine Show erregte auch die Aufmerksamkeit der anderen Häuser.
„Während des Spiels hatten wir unsere Ruhe", erklärte Remus souverän, wenn auch ein wenig unbeholfen bei der ganzen Aufmerksamkeit. „So wurden wir nicht... gestört." Bei seiner Wortwahl holte er tief Luft und fuhr schnell fort: „Wir wollten zurück, da war es schon vorbei."
„Hat es sich denn gelohnt?", fragte Sirius.
Paige sah ihn an, als wolle sie Wirklich jetzt? sagen. „Bitte?", fragte sie übertrieben verständnislos.
„Hat es was gebracht mit den Hausaufgaben? Würdet ihr euch selbst ein O geben... für den Aufsatz?"
„Sirius", warnte Remus ihn gedehnt.
James zeterte weiter.
„Wie rührend deine Besorgnis um unsere Schulnoten auch ist...", begann Paige augenverdrehend, bevor sie ihn verständnislos ansah. „Es ist selbstverständlich ein O."
„Ja?", fragte Remus.
Sirius grinste.
Peter runzelte derweil die Stirn und sah von seinem Abendessen auf. „Ich habe das Gefühl, dass hier gerade etwas ganz anderes vor sich gegangen ist und es überhaupt nicht um Hausaufgaben ging", warf er verwirrt ein. „Oder um Quidditch."
James seufzte frustriert. „Es geht immer um Quidditch, Peter."
„Krone, jetzt denk doch mal nach", schnappte Sirius und schlug ihm auf den Hinterkopf. „Was meinst du, was die beiden gemacht haben? Hausaufgaben?"
„Haben sie zumindest ge—" James klappte der Mund auf, bevor sein Kopf von Sirius zu den beiden herumfuhr. „Bei meinem Quidditchspiel?"
Remus und Paige zuckten unschuldig mit den Schultern.
„Okay, damit kann ich leben", sagte James dann so entspannt, als hätte er sich nicht zuvor fünf Minuten künstlich aufgeregt.
Paige blinzelte ungläubig.
„Natürlich nur unter der Bedingung, dass ihr mögliche Ergebnisse nach mir benennt, ist ja klar..." Er lehnte sich grinsend zurück bei der Vorstellung. „Und ich meine", fuhr er fort. „Ich würde meine eigenen Quidditchspiele verpassen, um ein bisschen Zeit allein mit Lily zu verbringen... wenn ihr wisst, was ich meine." James zwinkerte verschmitzt.
„Ja, das wissen wir", erklang eine kühle Stimme hinter ihm und James schloss die Augen. Es war Lily, die hinter ihm stand und ein Pergament in der Hand hielt, das sie mit einer professionellen Geste aufrollte.
Selbst Paige war die Situation unangenehm und dabei galt der eisige Blick in Lilys grünen Augen nicht einmal ihr. „Ich meinte...", begann er.
„Spar es dir, bevor du es schlimmer machst", riet sie ihm und reichte ihm mit knapper Geste das Pergament in ihrer Hand. „Von McGonagall. Sollen wir uns durchlesen." Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich auf dem Absatz um.
Dabei hatte es sich die letzten zwei Monate wirklich gebessert. Lily und James redeten und lachten miteinander, manchmal errötete sie sogar oder flirtete unterschwellig — Paige hatte Hoffnung, was die beiden anging. „James Potter, krieg deinen Arsch hoch und rede mit ihr", sagte sie empört.
James sah sie überrumpelt an.
„Jetzt hör mal zu", fuhr Paige fort. „Wärt ihr Charaktere in einem Buch, wärt ihr die Art von Charakteren, wegen denen ich mein Buch zur Seite lege, um mich aufzuregen, weil ihr so frustrierend seid. Also, manchmal raste ich beim Lesen etwas aus. Ich schreie oder freue mich oder weine—"
„Etwas?", murmelte Remus leise.
„—und bei euch wäre ich böse. Sehr böse. So böse, dass Remus davon wüsste."
Kurzes Schweigen folgte auf ihre Worte.
„Und ich weiß nur sehr selten von sowas", merkte Remus übertrieben ernst an.
„Na ja, außerdem bin ich der nervige Typ, bei dem sie trotzdem traurig ist, wenn er stirbt, weil sie ihn insgeheim mag", fügte Sirius trocken hinzu. „Da geht das ja eigentlich."
„Ich wäre bestimmt dein Lieblingscharakter", grinste James.
„Ich wäre natürlich mein Lieblingscharakter", sagte Paige ungerührt. „Gefolgt von Peter."
Sie rieb Peter neben sich demonstrativ über den Rücken und er legte kurz seinen Kopf auf ihre Schulter. „Du wärst auch mein Lieblingscharakter, Paige", entgegnete er und James verdrehte die Augen.
„Ich fühle mich ignoriert", meinte Remus.
„Kannst du nicht mit Lily reden?", fragte James.
Paige runzelte die Stirn.
„Naja, du bist ein Mädchen und so", erklärte er weiter. „Wenn du ihr sagst, dass ich nett bin..."
„Wird sie sicher sieben Jahre des endlosen Hasses vergessen", schloss Paige.
James seufzte theatralisch und klang wie ein großer Redner, als er sagte: „Ja, auch ein genialer Plan eines genialen Mannes hat Lücken."
Paige gab nicht nach und sah keinen Moment von ihm weg. Es funktionierte. Er gab tatsächlich nach.
„Okay okay", fuhr er auf. „Ich gehe selbst zu ihr."
Sie nickte sichtlich zufrieden über diesen Fortschritt und sah interessiert dabei zu, wie James zu Lily ging und die rothaarige Gryffindor ihm tatsächlich nach kurzen Zögern folgte. Leider waren sie zu sehr außer Sichtweite, um irgendetwas beobachten zu können, sobald sie die Große Halle verließen. Verdammt. Selbst mit ihr zu reden, wäre auf jeden Fall spannender gewesen, dachte Paige frustriert.
„Ich frage mich, wer schneller ist", warf sie ein. „Lily und James oder Aliana und Silias."
„Ich setze auf Krone", prahlte Sirius sofort, als wäre das eine Glanzleistung, die ihn besonders stolz machte.
„Ich auf Silias", gab Paige zurück und ließ ihre Augen zu ihrem Haustisch gleiten. Dann fiel ihr Blick auf den Eingang der Großen Halle. Wenn die beiden jetzt ein Date oder so ausmachten... Damit wäre sie in ihrer Wette schon weit zurückgeworfen. „Worum wetten wir?"
Sirius überlegte. „Normalen Leuten würde ich einen Kuss anbieten", antwortete er bedauernd. „Aber das geht ja nicht."
Paige verdrehte die Augen. „Dann geht es eben um die Ehre. Und wir suchen uns später unseren Wettgewinn aus."
„Oho oho", rief Sirius.
„Leute—"
„Remus, lass uns das hier klären", unterbrach sein bester Freund ihn.
„Wann spielen wir eigentlich mal wieder einen Streich?", seufzte Peter wehmütig, während die Blicke aller anderen auf James fielen, der gerade mit Lily wieder in der Großen Halle erschien. Die Gesichter der beiden waren schwer zu deuten. Sie wirkten verlegen, aber James redete dennoch wie ein Wasserfall.
„Da kommt ja unser großer Frauenheld", grölte Sirius plötzlich, nachdem Lily dem Schulsprecher an ihrer Seite kurz zugelächelt hatte und zu ihrem ursprünglichen Platz verschwunden war. James setzte sich seufzend.
„Okay, das war im Nachhinein betrachtet nahezu... dumm", begann er langsam. Merlin. „Ich hab ihr gesagt, dass es für mich rein freundschaftlich ist zwischen uns."
Peter verschluckte sich fast und alle sahen James an, als hätte er verkündet, in der Sahara sei ein Ozean entdeckt worden. Er schob seine Brille zurück.
„Kurzschlussreaktion, Leute", verteidigte er sich verzweifelt. „Sie sollte sich nicht zu irgendetwas gedrängt fühlen."
Remus atmete tief aus.
„Und wenn sie weiter mit mir befreundet ist, wird sie schnell realisieren, dass sie da nicht lange durchhält", grinste James weiter. Sein Optimismus war bewundernswert.
Allerdings hieß das auch... Sie sah zu Harper und Silias am Ravenclaw-Tisch und entschuldigte sich für einen Moment, um zu den beiden zu gehen und sich schwungvoll neben ihre eigenen Freunde zu setzen. Die Zeit des Verkuppelns war gekommen.
„Na...?", begann sie vielsagend in Silias' Richtung. „Wo ist Aliana?"
Harper warf ihr einen Blick zu und wusste sofort, worauf sie anspielte. „Guten Abend, Paige", entgegnete er jedoch erst ganz entspannt. „Sie hat Kopfschmerzen—"
„Ich bring ihr was zu essen mit", warf Silias sofort ein und Paige hob die Augenbrauen, als sie dabei zusah, wie er sorgfältig Sandwichs für sie herrichtete und ordentlich in eine Serviette wickelte. Sie hatte schon letztens mit Aliana darüber geredet, ob... Na ja, ob sie es sich nicht vorstellen könnte mit Silias. Aber sie hatte nur schnell den Kopf geschüttelt, allerdings knallrot im Gesicht, und verdächtig perplex vor sich hingestammelt, als würde sie es tatsächlich nicht realisieren oder zugeben wollen. Silias war vielleicht einsichtiger, was seine Gefühle angingen. Sonst gab er es immer zu.
Und wenn Paige ehrlich war, würde es sie freuen. Aliana, die so von der großen Liebe träumte und schon in stummes Schwärmen geriet, wann immer sie beobachtete, wie Paige und Remus miteinander umgingen, hatte jemanden verdient, der sie auf Händen trug. Und Silias, der eigentlich auch nur nach jemandem suchte, der ihn völlig verstand und der ihn bedingungslos liebte, genauso. Die beiden ergänzten sich, das war schon seit dem Beginn ihrer Freundschaft so gewesen.
Silias hob den Blick und sah in die zwei Augenpaare von Harper und Paige, die ihn auffordernd anschauten. „Nein nein nein", begann er. „Harper hat mich schon ausgequetscht deswegen."
„Sie hat mich darauf aufmerksam gemacht", sagte Harper sofort. „Und wie immer hat sie recht."
Paige nickte wie selbstverständlich.
Silias seufzte. „Leute, das würde doch nicht gut gehen", sagte er nach einer kurzen Pause.
„Wieso?", fragte Paige.
„Ihr kennt mich", antwortete Silias sofort. „Ich verliebe mich schnell, es sind immer gleich die ganz großen Gefühle bei mir. Und dann merke ich, dass es schon wieder abflacht oder dass es im Nachhinein doch nicht so schlimm war. Das darf bei Aliana nicht passieren, dafür ist sie mir viel zu wichtig."
Als wäre das Thema beendet, bereitete er weiter sein eigenes Abendessen zu, doch Paige und Harper hatten vor lauter Rührung dramatisch das Gesicht verzogen. Silias merkte natürlich, dass sie nicht einmal daran dachten, den Blick von ihm abzuwenden und sah wieder zu ihnen hoch, bevor er sein Messer hinfallen ließ.
„Was wollt ihr?", fragte er. „Sehen, wie ich ihr meine Liebe gestehe?"
„Wäre ein Anfang", entgegnete Paige trocken.
„Du könntest ja wenigstens mal auf ein Date mit ihr gehen oder—" Harper sprach plötzlich nicht mehr weiter, was Silias dazu veranlasste, seine Augenbrauen zu heben.
„Oder?", fragte er, doch Harper schien etwas bemerkt zu haben. Als Paige versuchte, zu erkennen, worum es sich handelte, sah er jedoch schon vom Eingang der Großen Halle weg.
„Ähm, ganz kurz", begann Harper nervös. „Paige, überzeug du Silias davon, dass Aliana seine große Liebe ist, ich bin gleich wieder da." Und damit sprang er einfach auf.
Paige klappte der Mund auf. „Was...?", fragte sie.
Silias zuckte mit den Schultern, während Harper hastig den Raum verließ. „Keine Ahnung", antwortete er. Paige versuchte zu erahnen, wohin er ging, aber es war ihr unmöglich. Calista...? „Siehst du", fuhr Silias schon fort. „Ich habe dir wenigstens erklärt, warum das alles nicht geht. Ich habe keine Geheimnisse."
„Aber ihr seid so gute Freunde, das sind die besten Beziehungen", entgegnete sie und beschloss, sich später wegen Harper Gedanken zu machen. „Wenn sich jemand wie deine beste Freundin anfühlt."
Sie sah, wie er tief durchatmete. „Paige..." Dann schüttelte er den Kopf. „Vermutlich wäre Lupin dann endgültig beruhigt, dass du nicht irgendwann mit mir durchbrennst und ich darf endlich wieder das machen, ohne mir Sorgen zu machen, dass er sich aus Eifersucht umbringt, aber..." Mit einem Grinsen legte er einen Arm um sie und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, durch die er mit seinen Händen wuschelte.
Paige klaute sich schweigend seine Brötchenhälfte und biss hinein. Silias lehnte sich etwas zurück, hatte seinen Arm aber immer noch um sie. „Hast du gerade mein Brötchen geklaut?"
Sie nickte. „Remus ist nicht eifersüchtig wegen dir", antwortete sie ruhig.
„Sicher?", fragte Silias und hob die Augenbrauen. „Ich bin ein attraktiver, alleinstehender Quidditchspieler. Ich würde seine Besorgnis verstehen."
Paige verdrehte die Augen bei diesem offensichtlichen Versuch, abzulenken, aber gerade, als sie etwas sagen wollte, fuhr er fort: „Und wenn er nicht eifersüchtig ist, wieso schaut er dann immer mal wieder rüber zu uns?"
„Weil er mich bewundern will", gab sie zurück und stieß ihn sanft von sich, was Silias zum Schmunzeln brachte. Dann runzelte sie die Stirn. „Er guckt?"
„Nur hin und wieder", antwortete Silias entspannt. „Tatsächlich scheint er mir die Sache mit der Eifersucht auf mich etwas entspannter zu sehen, seit ihr miteinander geschlafen habt. Jetzt gehörst du ganz ihm. Auch wenn du natürlich noch weniger Zeit mit uns verbringst — was in Ordnung ist. Versteh ich total, die Hormone kicken jetzt voll durch."
„Danke für die schöne Erklärung, Silias", sagte sie trocken. „Zurück zum Thema—"
„Ja, also was ich sagen wollte, ist, dass ich ja auch mal auf dich stand und da nie was versucht habe, weil wir eben Freunde sind." Er sagte das so selbstverständlich, dass Paige erst ein paar Sekunden später realisierte, was er gesagt hatte. Das Stück Brötchen blieb ihr fast im Hals stecken, bevor sie ungläubig zu ihm rübersah.
„Du hast das nie gesagt", war das erste, was sie ein wenig überrumpelt hervorbrachte.
„War ja auch nicht wichtig." Er zuckte mit den Schultern.
Paige blinzelte ein paar Mal. „Ich dachte", begann sie. „Ich stand auch auf dich."
„Oh", entgegnete Silias. „Wann?"
„Mit zwölf oder dreizehn", erklärte Paige. „Also nichts allzu Ernstes. Wann du?"
Er zögerte kurz, bevor er schlicht erwiderte: „Fünftes Jahr."
Die beiden schwiegen kurz und ließen das, was sie eben gehört hatten, sacken. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl, das zu hören.
„Und siehst du, es war gut, dass es nie dazu gekommen ist. Vielleicht wären wir nicht mehr befreundet oder du nicht mit Lupin zusammen. In zwei Jahren kann ich mit Aliana darüber lachen."
„Seit wann magst du sie?", fragte Paige jedoch nur ruhig.
„Na ja, ich fand sie schon immer einfach nur toll", antwortete Silias. „Ich meine, vermutlich würde das auch passen, wir ergänzen uns, nicht?"
Sie nickte bestätigend, doch Silias schüttelte schnell mit dem Kopf. Paige sah ihn lange nachdenklich an und überlegte, ob er nicht vielleicht sogar ein wenig recht hatte. Allein der Abschluss würde ihre Freundesgruppe schon auseinanderreißen, aber wenn dann auch noch eine Trennung kommen würde... Aliana war ein Jahr jünger und eine Beziehung zu führen, wenn sie noch in Hogwarts war... Ja, ja, sie verstand, was er meinte. Aber wenn sie ihn auch mochte, war es dann nicht schade, es nie zu versuchen?
So in Gedanken versunken zuckte sie zusammen, als sie im Augenwinkel wahrnahm, wie jemand neben ihrem Platz stehenblieb und auf sie herabsah. Perplex legte sie den Kopf in den Nacken, um die vertrauten Augen ihres Onkels zu sehen.
„Paige", sagte er ruhig und wandte sich kurz an Silias. „Guten Abend."
Neugierig, was er sagen wollte, sah sie ihn aufmerksam an.
„Ich würde mich freuen, wenn du in den Weihnachtsferien zu einer kleinen Gala kommen würdest, die ich mit Amelia veranstalte", kam er direkt auf den Punkt. „Es wird ein geselliger Abend mit vielen Gästen."
„Oh", antwortete Paige. Sie hatte ja beim letzten Mal gesehen, wer vermutlich hauptsächlich durch seine reinblütige Frau und ihre Kontakte als Greengrass diese Gäste waren. Leute wie Malcolm. Leute wie Sirius' Familie. Sie wusste nicht, ob sie wirklich Zeit mit solchen Menschen verbringen wollte, aber ihr Onkel schien darauf zu hoffen, dass sie zusagte. Es war ja auch beim letzten Mal ganz nett gewesen. „Klar."
Er lächelte, glücklich über diese Antwort. „Dann freue ich mich, dich zu sehen — ich schreibe dir noch einmal deswegen."
Paige nickte und sah ihm hinterher, als er zum Lehrertisch ging, einen Moment nachdenklich. Ein komisches Gefühl überkam sie, da sie wirklich zugesagt hatte, aber vermutlich machte sie sich nur zu große Gedanken. Das wäre ja bei ihr nichts Neues. Und sie hatte sich doch schon lange vorgenommen, sich nicht immer so den Kopf zu zerbrechen...
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