33. Der Rumtreiber-Geheimbund

KAPITEL DREIUNDDREIIG
Der Rumtreiber-Geheimbund

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       PAIGE HATTE DIESEN... Wunsch erwähnt, den sie hatte, richtig? Was Remus anging? Nein, sie meinte nicht den Trank ihrer Mutter oder irgendetwas anderes, was mit Werwölfen zu tun hatte... nicht, dass das unwichtig war, es war sehr wichtig, ja, ja — sie nahm einen tiefen Atemzug — aber sie hatte gerade wirklich ein viel größeres Problem: Remus sah gut aus.

Es lag aber auch an den Schuluniformen. Weiße Hemden waren sehr attraktiv. Zu attraktiv. Paiges Blick wanderte über seine Arme, als er etwas nervös seine Ärmel hochschob, weil er vor der Tafel stand, McGonagall etwas zu ihm sagte und er nicht wusste, wohin mit seinen Händen. Sie stützte ihr Kinn mit der Hand ab, als er sich zurück auf seinen Platz setzte und schrieb beiläufig ab, was er an die Tafel geschrieben hatte, ohne wirklich zu registrieren, was dort stand. Remus warf ihr einen irritierten Blick zu, als er bemerkte, dass sie ihn ohne zu blinzeln ansah, und schien fragen zu wollen, ob es ihr gut ging. Paige nickte geistesabwesend.

Es reichte jetzt wirklich. Das war genug. Wenn sie noch— Als ihr fast der Arm unter ihrem Kopf weg knickte, warf sie Harper einen bösen Blick zu, der sie angestoßen hatte. „Was ist denn mit dir?", fragte er leise. Paige starrte ihn an und suchte nach einer Ausrede.

„Äh...", fing sie an.

„Sie ist scharf auf Ihr-wisst-schon-wen", mischte sich Silias von der Seite ein. Als Paige das Gesicht verzog und Silias merkte, wie sich das, was er gesagt hatte, angehört hatte, hob Calista ebenso perplex den Kopf. „Ihren Freund — ich wollte nicht seinen Namen brüllen, tut mir ja leid."

Harper sah zu Calista neben ihm, als sie so plötzlich aufgesehen hatte, doch sie wich seinem Blick aus.

„Woher weißt du das?", fragte Paige leise.

Silias verdrehte die Augen. „Ist doch offensichtlich — wer kann's dir verübeln? Also nicht wegen ihm konkret, sondern so generell." Er schüttelte mit dem Kopf über sich selbst.

„Wenigstens hasst du ihn nicht", meinte Calista trocken. Paige runzelte verwirrt die Stirn, doch die Slytherin zuckte nur mit den Schultern. „Ich hasse meinen."

„Ähm", entgegnete Silias, während Harper auf den Tisch vor sich sah. „Warum bist du dann mit ihm zusammen, wenn ich fragen darf?"

„Hab nicht viel Wahl", erklärte Calista schlicht, als hätte sie sich damit abgefunden. „Aber erklär mir mal, wie man Avery ausstehen soll."

Paige und Silias sahen sich an und zuckten dann schließlich zustimmend mit den Schultern. Sie erinnerte sich ein wenig angeekelt daran, was Dorcas Meadowes angedeutet hatte.

„Wenn du da irgendwie rauswillst—", setzte Harper an. Calista sah zu ihm und ihre großen blauen Augen erweckten Paiges Mitgefühl.

Silias jedoch stieß sie an, als Harper und Calista sich schweigend anblickten. „Also, was ist jetzt?"

„Womit?"

„Mit ihm."

„Können wir das bitte nicht in Verwandlung diskutieren?"

Silias sah sie schweigend an, bis sie nachgab.

„Da ist nichts."

„Und das ist das Problem—"

Nein." Paige seufzte. „Ein wenig." Da Silias schwieg, fuhr sie fort. „Du weißt nicht, wie schwer das ist, wenn Sirius und James die ganze Zeit dabei sind und irgendwelche Scheiße labern. Die wirst du nicht mehr los."

Silias seufzte dramatisch. Was eine Hilfe. „Er ist ein Junge, Paige", meinte er schließlich. „Du musst eine klare Ansage machen, wir sind manchmal langsam."

„Aber gerade weil er ein Junge ist—"

Als Professor McGonagall ihnen bei ihrem Geflüster einen finsteren Blick zuwarf und sich die halbe Klasse zu ihnen umdrehte, setzte Paige sich wieder anständig auf ihren Platz. Remus drehte sich zu ihr um und hob die Augenbrauen.

Für den Rest der Stunde benahm sie sich tatsächlich, aber kaum, dass der Unterricht zu Ende war, stand Paige schon hinter ihm. Da sie so plötzlich auftauchte, fuhr Remus erschrocken zurück, als er aufstand und sich umdrehte. „Gott", entfuhr es ihm. „Ist alles in Ordnung bei dir?"

„Jaja", sagte Paige ein bisschen abwesend. „Äh— Können wir gleich zu dir?"

„Ähm." Remus sah ein bisschen verwirrt aus und drehte sich schließlich kurz zu James, Sirius und Peter um. „Klar."

„Gut", sagte Paige und packte seine Hand, um ihn mitzuziehen, bis sie, gerade an der Tür angekommen, ihren Namen hörte — Professor McGonagall, das war kein geeigneter Zeitpunkt!

Remus sah ihr ihre Frustration deutlich an, denn sein Gesicht trug wieder diese Verwirrung mit sich, als er sie ansah. „Paige, ist wirklich alles—"

„Einen Moment, Professor!"

Ohne ihn ausreden zu lassen, schob sie ihn am Türrahmen vorbei zur Seite, damit sie kurz außer Sicht waren und bevor er überhaupt die Chance hatte, sich darüber Gedanken zu machen, küsste sie ihn schon. Einfach so. Weil er heute wieder so unverschämt gut aussah.

Remus fiel kurz seine Tasche von der Schulter und erst versuchte er, sie im Fall wieder aufzufangen, doch als er merkte, dass Paige nicht einmal darauf reagierte, hörte sie sie mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufkommen. Sie grinste leicht gegen seine Lippen, als sie merkte, wie sehr sie ihn damit aus der Bahn geworfen hatte.

Er lehnte sich leicht zurück. „Ich weiß nicht, was los ist, aber ich...", begann er und verengte bei jedem Wort fragend die Augen, „beschwere mich nicht...?"

Paige grinste schelmisch, bevor sie gequält ihr Gesicht verzog. „Mal sehen, was sie will."

„Ich warte auf dich", sagte Remus.

Als sie den Raum wieder betrat, musterte Professor McGonagall sie einen Moment, ließ sich aber ihre Gedanken nicht anmerken, wenn sie sich überhaupt welche machte. „Viel Glück", murmelte Sirius und grinste im Vorbeigehen, als er mit James und Peter als letzter das Klassenzimmer verließ.

Paige räusperte sich unsicher, als sie auf ihre Verwandlungslehrerin zuging. „Arora", sagte McGonagall und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, auf den sich Paige setzte, ohne sie aus den Augen zu lassen. Hatte sie irgendetwas gemacht? Merlin. Mit Remus hatte es ja wohl nichts zu tun, sonst wäre er auch hier... Vielleicht war es aber auch etwas Gutes. Oder sie hatte eine Verschlechterung in ihren Verwandlungsnoten? Ihr wurde etwas schlecht. Den Test hatte sie doch noch nicht korrigiert, das hatte sie gerade erst gesagt... Wurden ihre Noten durch Remus schlechter? Oder Sirius? Ja, sicher lag es an ihm, nie im Leben war es wegen Remus.

„Ich habe mich mit deinem Onkel unterhalten."

„Oh", entfuhr es Paige. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das Gespräch mit ihm wiederholte sich auf diese Art. Seit wann war sie denn so alarmiert, wenn ein Lehrer etwas von ihr wollte?

„Er sagte, du hättest ein Interesse an der Animagusverwandlung..."

„Das... stimmt", sagte Paige, ein wenig überrascht. „Ja."

McGonagall sah sie lange an. „Nun, du bist eine meiner besten Schülerinnen", begann sie. „Ich weiß, dass die Bewerbungen für die Zaubertrankakademie bald beginnen, aber falls du wirklich daran Interesse hättest—"

„Sie würden..." Paige wollte ihren Ohren nicht trauen. „Sie würden es mir beibringen?"

„Nun, wir müssten es beim Ministerium beantragen und begründen", führte ihre Lehrerin weiter aus, während Paiges ungläubiges Gesicht einem immer breiter werdenden Grinsen wich. Sie verstand den Ausmaß dieses Angebots noch gar nicht, ihr Interesse war reine Neugier gewesen — waren wir mal ehrlich, wer fand den Gedanken denn nicht einfach cool, sich in ein Tier verwandeln zu können?

„Naja, ich habe keine wirkliche Begründung", zweifelte Paige besorgt, doch Professor McGonagall winkte schon ab.

„Das kläre ich, keine Sorge", antwortete sie und während Paige aussah, als wollte sie ihr um den Hals fallen, blieb ihre Miene ernst. „Solange du es möchtest?"

„Sehr— sehr gerne!", sagte Paige, immer noch ein wenig überwältigt. Oh, wie Sirius wohl reagieren würde, wenn er das hören würde... Ihr Grinsen wurde immer breiter, je mehr Professor McGonagall zu erklären begann und ihr sagte, dass sie sich demnächst treffen und ausführlicher darüber sprechen könnten. Sie betonte dreimal die Verantwortung, die es mit sich brachte und dass sie es sich gut überlegen sollte.

Paige drehte sich immer noch der Kopf, als sie aufstand, sich bestimmt zehnmal für diese Möglichkeit bedankte und sich bremsen musste, nicht aus dem Klassenzimmer zu hüpfen.

„Remus, Remus, Remus—", quietschte sie und ließ all die angestaute Freude raus, sobald sie die Tür hinter sich schloss. „Du wirst das nicht glauben!"

Als sie erzählte, was Professor McGonagall von ihr gewollt hatte, versuchte Remus, möglichst neutral zu bleiben (nicht zu neutral natürlich, er freute sich schließlich für sie), aber seine Gedanken kreisten unaufhörlich in seinem Kopf herum. Er dachte daran, dass Sirius, James und Peter nun selbst von ihrem Geheimnis erzählen würden und während er sich einerseits ärgerte, dass sie das nicht schon früher getan hatten, fürchtete er, dass Paige auf dumme Ideen kam. Es bereitete ihm genug Kopfzerbrechen, dass seine drei besten Freunde dort waren, es musste nicht noch Paige dazukommen.

Als sie die Treppen zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum hochgingen, sinnierte Paige gerade darüber, welches Tier sie wohl werden würde. Als Remus jedoch schweigend vor dem Porträt stand und zu überlegen schien, drehte sie sich zu ihm. „Passwort vergessen?", fragte sie in gespieltem Schock. „Dürft ihr die als Vertrauensschüler eigentlich wählen?"

„Tja", begann Remus geheimnisvoll. „Das wirst du wohl nie erfahren, was?"

Paige sah ihn an, als wäre sie tief gekränkt, eigentlich war ihr aber nur wieder eingefallen, dass er unglaublich sexy war.

„Ähm", begann Remus plötzlich. „Noch was... Vielleicht... Besser wir sagen Sirius, James und Peter erstmal nichts von der ganzen Sache — sonst kommen die noch auf Ideen, weißt du?"

Etwas überrascht erwiderte sie seinen ernsten Blick. „O—Okay?", sagte sie langsam. „Ich werd's nicht ansprechen."

Erneut war da dieses komische Gefühl. Dieses Gefühl, dass man hatte, wenn man wusste, dass jemand einem etwas verheimlichte. Oder zumindest nicht alles sagte.

Sie hatte es immer mehr und selbst als sie es letztens bei Remus angesprochen hatte, war er ausgewichen. Unterschätze nicht die Geographie. Und dann hatte sie sich mit dem Gedanken an Sirius und seiner geheimen Schwärmerei ablenken lassen.

Als Remus Luft holte, um das Passwort zu sagen, verengten sich ihre Augen entschlossen „Warte mal", sagte sie dann und hielt ihn am Arm zurück.

Überrascht sah er sie an. „Was ist denn?", fragte er besorgt.

„Ich hab keine Lust mehr auf dieses Haha ich lenke vom Thema ab", entgegnete sie bestimmt. „Ich bin nicht blöd, das weißt du."

„Nein, deswegen lieb ich dich", sagte er mit einem zuneigungsvollen Lächeln.

„Und dann weißt du auch..." Sie hielt seufzend inne und schob leise „Ich liebe ich dich auch" ein, bevor ihre Gesichtszüge wieder von sanft zu ernst wechselten, als wäre nichts gewesen. „Auf jeden Fall weißt du dann, dass ich eine clevere Strategie finden würde, um herauszufinden, was auch immer ihr mir nichts sagt. Was ich bisher noch nicht habe, weil ich mich damit zufrieden gegeben habe. Aber ist nicht unser Geheimnis, dass wir, egal wie bescheuert es ist, unsere Gedanken und Zweifel aussprechen? Dass wir alles voneinander wissen, um den anderen verstehen zu können? Weil wir uns alles erzählen?"

„So wie du mir von deinen Nachforschungen erzählt hast?" Der Satz kam so schnell aus ihm raus, dass Paige sofort wusste, dass er ihn im gleichen Moment bereute. Er schloss kurz die Augen „Tut mir leid."

„Ich hätte es dir gesagt, aber ich wollte nicht mit leeren Händen dastehen", erklärte sie ruhig. Sie fühlte bei seinem Vorwurf kaum etwas. Sie wusste, woher seine Sorge kam und dass sie insgeheim die gleiche hatte — und sie hatte ihre Gefühle, was das anging, schon lange in sich verkapselt.

„Ich will nicht, dass es bei dir ausgeht wie bei deiner Mutter."

Ihre Mutter. Immer war es ihre Mutter, mit der sie verglichen wurde. Erst hatte sie ihre Augen, dann ihren Idealismus, dann ihre Passion. Und jetzt fürchteten alle, sie wurde zu der Frau, die ihren Ehemann so sehr geliebt hatte, dass sie jegliche Vorsicht aus dem Auge verloren hatte. Wenigstens wussten ihre Freunde nichts davon, sonst würden sie sich auch noch sorgen. „Ich bin nicht sie." Sie betonte jedes Wort deutlich und Remus atmete tief durch.

„Paige, ich würde mich umbringen, wenn wir das gewesen wären." Der Satz kam so energisch aus ihm raus, dass sie genau wusste, dass er kein bisschen übertrieb. „Wenn ich..."

„Hast du aber nicht", unterbrach sie ihn. „Du hast mir nie wehgetan. Nie körperlich."

Remus wurde ruhig und sah sie lange bei ihrem letzten Satz an. „Ich suche mir nicht aus, daran zu denken, glaub mir", beteuerte er. „Manchmal ist mir das alles egal — und machmal will ich lieber nicht mit dir alleine sein, weil ich mir darüber Gedanken mache, ob es vielleicht gefährlich sein könnte, wenn wir..." Er führte seinen Satz nicht zu Ende, aber Paige verstand, was er meinte.

„Du machst dir darüber Gedanken?", fragte Paige etwas überrascht. „Ich bin doch der lebende Beweis, dass da was Vernünftiges bei rauskommen kann."

Remus lachte leicht auf, doch seine Miene blieb ernst. „Und trotzdem kannst du an Vollmond nicht schlafen."

Sie schwieg daraufhin. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich müde. „Ich weiß nicht, wie oft ich dir sagen soll, dass das alles in unseren Händen liegt. Dass ich an uns glaube. Wenn solche Gedanken immer zwischen uns stehen... Wie..." Sie seufzte. „Aber wenigstens hast du es wieder geschafft, abzulenken."

Er schien es in diesem Moment selbst zu bemerken. „Stimmt", gab er langsam zu. Dann nickte er mit neuer Entschlossenheit „Okay, vergiss, was ich gesagt habe. Du solltest alles wissen, du hast recht."

Was für einen Geheimbund haben die denn da nur?

Etwas zögernd öffnete er seine Tasche und zog ein großes Stück Pergament hervor. Ein großes leeres Stück Pergament, stellte sie fest, als er es ausbreitete. Dann sah er sich um. „Komm, wir gehen lieber kurz zur Seite."

Ja, vielleicht hätten sie die ganze Sache auch nicht vor der Fetten Dame austragen sollen, die recht interessiert zusah... Sie merkte es sich fürs nächste Mal.

Paige nickte nur schweigend und folgte Remus ein Stück weiter die Treppe hoch, die sich gerade zu ihnen gedreht hatte. In irgendeinem Korridor, der ihr nicht sonderlich vertraut vorkam, blieb er schließlich stehen.

„Ein sonderbares leeres Pergament", sagte sie wenig begeistert und Remus grinste leicht, während er seinen Zauberstab in die Hand nahm.

„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin", sprach er und Paige hob die Augenbrauen. Ihr verging ihr Kommentar dazu jedoch, als sich kleine, zarte schwarze Linien auf dem Pergament abzeichneten und plötzlich immer mehr Form annahmen, bis sie... Gänge abbildeten? Eine Karte? Eine... Eine Karte! Und keine von England, wo wir dabei waren. Als Remus sie auffaltete, erkannte Paige, was für Gänge es waren. Das war Hogwarts. Und—

„Da sind wir."

Paige sah auf die Stelle, auf die Remus deutete. Füße, über denen kleine Namensschriftzüge schwebten, zeigten ihr genau, wo sie sich gerade befand. Paige Arora und Remus Lupin. Sie ging einen Schritt zurück und stellte fest, wie sich auch der Abstand zwischen den beiden Fußspuren vergrößerte. „Aber...", begann sie überrumpelt. „Die zeigt ganz Hogwarts und... alle?"

„Jeden einzelnen", bestätigte Remus und wenn sie sich nicht täuschte, schwang da gewaltiger Stolz in seiner Stimme mit.

Paige nahm ihm ehrfürchtig die Karte aus der Hand. Völlig egal, ob sie eben noch etwas sauer gewesen war... Jetzt gab es diese Karte. Diese geniale Karte. Sie sah, dass Sirius im Schlafsaal war und dass Aliana gerade mit Silias durch irgendeinen Gang lief. Harper war in der Bibliothek. „Das hast du gemacht?", fragte sie bewundernd.

„Naja", gab Remus zu. „Unter anderem. Sirius ist ja ziemlich gut in Verwandlung, James ist sowieso ein sehr guter Zauberer und das Ganze war nicht gerade ein Ein-Tages-Projekt. Wir haben alle Verschiedenes gemacht. Und Peter hat uns währenddessen Essen gebracht."

Sie sah ihn ernst an. „Das macht dich gerade attraktiver."

„War ich das vorher nicht für dich?", fragte Remus irritiert.

„Nein, eben war ich sauer." Sie klappte die Karte zu und prustete los, als sie den Titel sah. „Sehr kreativ."

„Jaja." Remus nahm ihr die Karte des Rumtreibers weg.

„Das war also euer großes Geheimnis?", fragte sie kopfschüttelnd. „Dass ihr scheiße intelligent seid? Ich dachte damals, ihr tut nur so cool und schlau. Und jetzt erfahre ich, dass ihr letzteres wirklich seid."

„Tut mir leid, zu enttäuschen", warf Remus ein, dann zog er die Augenbrauen zusammen. „Hey—"

„Ich will jetzt sehen, ob Sirius wirklich da ist", fuhr sie schon fort und auf dem Weg zurück zum Gemeinschaftsraum war sie so hin und weg, dass sie kaum mehr an ihr Gespräch eben dachte. Das war außergewöhnliche Magie. „Hey, Sirius", sagte sie deswegen so breit grinsend, als sie im Schlafsaal ankam und er gerade aus dem Bad lief. „Ich weiß von der Karte Englands."

Sirius schien keine Ahnung zu haben, wovon sie sprach und sah schließlich zu Remus, der hinter ihr folgte — mit der Karte in der Hand. „Ah", sagte er dann grinsend. „Die Karte. Na wird ja auch mal Zeit."

„Das ist total genial", fuhr Paige fort.

„Naja, was soll ich sagen", entgegnete Sirius schulterzuckend und setzte sich auf sein Bett. „Dank mir ist sie natürlich erst so wundervoll geworden." Dann wandte er sich an Remus. „Du hast es ihr also gesagt — oder sie hat es rausgefunden. Ich hab dir gesagt, sie findet es raus."

Remus lächelte geheimnisvoll. „Ich habe sie ihr eben gezeigt — es war sehr passend. Paige war ja bei McGonagall..."

Etwas verwundert erwiderte sie seinen auffordernden Blick, grinste aber dann noch breiter. „Oh ja, du glaubst nicht, was McGonagall mich gefragt hat — sie will mit mir die Verwandlung zu einem Animagus beginnen!"

„Zuerst einmal, meine Lieben, heißt es Professor McGonagall", entgegnete Sirius pikiert und zitierte sie somit vom Beginn ihrer Freundschaft. „Und das ist sehr nett von ihr, lässt mich aber gleichzeitig an meiner Position als Klassenbester zweifeln."

„Ich fand das Ganze schon immer so cool — wer weiß, welches Tier ich werde!"

„Jaja...", antwortete Sirius mit einer fast verträumten Stimmlage. „Animagus zu sein muss schon spannend sein."

„Sei nicht eifersüchtig, Sirius", neckte Paige ihn. „Nicht jeder kann mit achtzehn zum Animagus werden."

„Das stimmt." Sirius grinste schief und sah zu Remus. „Ich war fünfzehn."

Paige klappte die Kinnlade herunter. Dann deutete sie mit dem Finger auf ihn und begann ebenfalls zu grinsen, wenn auch etwas verunsichert. „Da hattest du mich fast", sagte sie mit einem Lachen und blickte amüsiert zu Remus. Der... nicht mitlachte? Oder nicht einmal halbwegs amüsiert wirkte? „Da hattest du mich fast?", wiederholte sie skeptisch, als sie zurück zu Sirius sah.

Dieser stand nur auf, breitete die Arme aus und kam auf sie zu. Ein paar Schritte zumindest, denn dann verwandelte sich Sirius Orion Black, dieser unausstehliche Idiotentyp vor ihr, der nicht einmal daran gedacht hatte, ihr etwas davon zu sagen, in einen verdammten Hund! Einen schwarzen, großen, zotteligen, der nicht einmal sonderlich hübsch war. Pf. Na gut, es ging, objektiv betrachtet, aber das lag auch nur daran, dass Paige so ein großes Herz für Hunde hatte.

Sie schob schmollend die Unterlippe vor. „Ich hatte gehofft, du bist ein Pfau", merkte sie trocken an.

Remus' Mundwinkel zuckten, während Sirius anklagend bellte.

„Jetzt verwandel dich wieder zurück, ich seh von unten bestimmt nicht gut aus", sagte Paige zu Sirius... dem Hund.

Dann stand er wieder in all seiner menschlichen Herrlichkeit vor ihr. „Du siehst auch von unten gut aus", versicherte er ihr.

„Toll", entgegnete Paige, bevor sie energisch „Du bist ein Animagus?" fragte.

„Wir", korrigierte Sirius.

Paige drehte sich zu Remus. „Die", sagte er und deutete auf Sirius.

„Aber... Natürlich. Tatze."

„Sie haben's gemacht, um mich bei Vollmond begleiten zu können", brachte Remus dann eine Erklärung hervor, mit der er Paige zum Schweigen brachte. Sie verstand plötzlich, weshalb er nicht gewollt hatte, dass sie etwas über ihre Animagus-Verwandlung zu seinen Freunden sagte. Weil er gefürchtet hatte, sie würden es ihr von sich aus erzählen und sie auf die Idee bringen, mitzugehen.

„Seid ihr bescheuert?", fragte sie nun an Sirius gewandt. „Das ist super gefährlich."

Remus sollte wissen, dass sie nicht auf so eine leichtsinnige Idee kommen würde. Sie war ja keine Gryffindor.

„Naja..." Sirius versank in einen Dialog über James' genialen Einfall, während Paige Remus ansah, der schweigend und ein wenig schuldbewusst ihren Blick erwiderte. Würde er sich immer Sorgen darum machen? Um sie? Sie wusste nicht, ob sie die Kraft hatte, ihr ganzes Leben über etwas zu diskutieren, das sich nicht ändern ließ. Und wenn Remus seine Zweifel nicht ablegen konnte, würden sie nie eine Lösung finden und es würde immer so weitergehen. Also musste sie sie finden.

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