30. Nur eine Kakerlake?

KAPITEL DREIIG
Nur eine Kakerlake?

🌌

       „OKAY, NOCH MAL ganz langsam zum Mitschreiben..."

„Nochmal ganz langsam zum Mitschreiben extra für dich, Sirius", sagte Paige, während Sirius sich konzentriert mit der Hand über die Stirn fuhr. „Das ist mein Onkel, aber nicht der, bei dem ich wohne. Das wäre der Bruder meiner Mutter, den du übrigens auch gestern getroffen hast und wieder erkennen solltest, wenn er es gewesen wäre. Das hier — unser neuer Lehrer — ist der Bruder meines Vaters, deswegen auch Arora. Check check?"

„Check check", antwortete Sirius, der endlich nicht mehr so verwirrt wie eben aussah.

„Die Werwolfjägerseite der Familie", fügte Remus hinzu, während er seinen Toast mit Butter bestrich. Paige hielt kurz inne und sah zu ihm.

„Er hat aufgehört", sagte sie sofort. „Und zwar sofort, als er nach England kam, noch vor meinem Vater."

„Dein Dad war Werwolfjäger?" fragte Sirius ungläubig. „Wieso weiß ich das nicht?"

„Ihr beiden, das ist ja so dramatisch", meldete sich James plötzlich zu Wort und stützte sein Kinn auf der Hand ab, während er sie ansah.

Paige runzelte die Stirn. Sie wollte gar nicht fragen und wandte sich stattdessen an Sirius. „Sirius, du bist nun mal nicht die Person an diesem Tisch, die am meisten über mich wissen sollte."

Plötzlich begann James zu schnauben und als er und Sirius einen Blick austauschten, begannen sie nach ein paar Sekunden schallend zu lachen. Peter stimmte unsicher mit ein.

„Ich hab Angst vor denen", murmelte Paige leise.

„Jup", stimmte Remus zu.

„Ach Paige, du bist so witzig", meinte James so theatralisch, als hätte sie gerade den witzigsten Scherz des Jahrtausends gemacht.

Sirius sah aus wie ein Grundschullehrer, der das Addieren erklärte, als er einfühlsam zu ihr sah. „Hör mal, das war eine Kauf-1-Krieg-4-Aktion", erklärte er. „Wir sind ein Teil von Remus. Wenn ihr mal Kinder habt, sind das nicht nur eure Kinder."

Paige verzog ihr Gesicht zu einer immer mehr angewiderteren Grimasse. „Sechs Jahre meines Lebens habe ich geglaubt, ich wäre komisch", entgegnete sie. „Dann habe ich euch kennengelernt und ich..." Sie lachte hoch auf, „bin absolut in Ordnung."

„Und niemand ist hier ein Teil von irgendjemandem", fügte Remus hinzu. „Das ist— Das— Nein."

„Wie auch immer." Sirius verdrehte die Augen. „Ich steige jetzt langsam durch Paiges Stammbaum durch und ein bisschen komisch bist du schon."

Seltsamer Junge, dessen Eltern Cousins sind", sprach Paige ihn an. „Schweig mal für eine Sekunde."

„Du warst heute wieder depri wegen einem Buch", entgegnete Sirius, ohne auf sie zu hören.

„Es war traurig", sagte sie und zog einen Schmollmund. „Die Frau musste ihren Mann vergiften. Sie hat mir so leid getan."

„Die Frau musste ihren Mann vergiften?" fragte Remus und hob die Augenbrauen. „Ähm, hallo, wo sind die Auroren? Ich habe einen Mord zu melden."

„Sie wäre sonst gestorben." Paige sah immer noch ein wenig traumatisiert von der Nachwirkung des Buchs in die Ferne. „Aber sie musste als Doppelagentin agieren und das war der einzige Weg, dass die Bösen ihr glauben."

„Beruhigend zu wissen, wo deine Prioritäten liegen", sagte Remus trocken. Paige legte ihre Hand auf seine und legte den Kopf schief.

„Keine Sorge", beruhigte sie ihn. „Sie war eher eine Slytherin und du hast eine Ravenclaw — ich hätte einen Weg gefunden, uns da beide lebend rauszukriegen. Solange du mich nicht ärgerst."

Remus lächelte nur und wollte etwas erwidern, als Sirius die Stirn runzelte. „Bin ich eigentlich mein eigener Cousin?", fragte er. „Mein Bruder ist gleichzeitig mein Cousin 3. Grades! Die Inzest der Blacks — man muss sie lieben." Er strich sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel.

„Ich finde die Vorstellung viel komischer, mit seinem Cousin zu schlafen", gab Paige zu bedenken. „Ob 2. Grades oder nicht."

Sirius blinzelte dreimal. „Meine Eltern...", sagte er langsam. „Sie haben das nicht getan, okay?"

„Doch", entgegnete Paige nicht gerade einfühlsam. „Ich meine, vielleicht haben sie es auch nur jeweils einmal getan, weil sie ein Kind wollten." In dem Moment, in dem Sirius beruhigt nickte, fuhr sie grinsend fort. „Vielleicht waren sie aber auch richtig süchtig nacheinander und haben sich die Kleider vom Leib gerissen und du wurdest in der Küche gezeugt."

Alle lachten bei Sirius' Gesichtsausdruck und auch Paige bekam irgendwann Schmerzen im Bauch, weil er einfach zu gut reagiert hatte.

„Oh Gott, ich liebe dich", entfuhr es Remus, nachdem er sich halbwegs zusammengerissen hatte. Paige lächelte. Sie mochte es, es zu hören und es zu sagen. Es machte alles so real.

„Ich lass Sirius mal darüber hinwegkommen und geh zu den anderen — bis gleich", sagte Paige und beugte sich vor, um Remus kurz zu küssen, bevor sie zum Ravenclaw-Tisch ging. Gleich hatten sie ihre erste Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Da ging der erste Schultag ja interessant los... Sie hätte es gut gefunden, wenn sie vorher mit ihrem Onkel hätte reden können.

Als sie eine halbe Stunde später den Raum betrat, lächelte Lokesh — Professor Arora? (Ach, wie auch immer) — ihr jedoch zu. „Sitzt du neben mir?", fragte Remus sie. „Du hattest ja nur ein A in Verteidigung und ich ein O... Es bringt dir bestimmt was, rein akademisch gesehen, neben mir zu sitzen."

„Das war nur wegen der Praxis!", begann Paige sich sofort zu verteidigen, auch wenn er nur einen Witz machte. „Die Aufgaben waren einfach blöd."

„Naja, ich habe sie geschafft..." Bei Pages finsterem Blick lachte er. „Du bist viel zu leicht zu ärgern."

Sie murrte etwas, ließ sich aber von ihm auf die Schläfe küssen. „Du bist blöd."

„Immer noch?"

„Ja", grummelte sie leise und hoffte, dass ihr Onkel sie nicht zu genau beobachtete. Das wäre komisch.

Remus legte sein Kinn auf die Hand und stützte sich auf der Rückenlehne seines Stuhls ab. „Glaubst du, ich kann das wieder gut machen?", fragte er leise.

„Hm..." entgegnete Paige und ließ demonstrativ ihren Blick über ihn gleiten. „Vielleicht."

In diesem Moment gesellten sich Harper und Silias in ihre Sitzreihe, doch während Harper sich neben sie setzte, blieb Silias hinter den beiden stehen und hielt ein Stück Pergament zwischen ihre Gesichter. Remus atmete angestrengt durch und lehnte sich wieder zurück.

„Silias..." begann Paige.

„Nein nein", entgegnete er sofort. „Erstens beschütze ich dich nur vor der Peinlichkeit vor deinem Onkel, zweitens werde ich eifersüchtig, wenn ich euch sehe."

Sie verdrehte die Augen, als Silias endlich wegging.

„Eifersüchtig?", wiederholte Remus und sah sie stirnrunzelnd an.

„Ja, er steht auf dich", antwortete Paige trocken und legte sich eine Hand ans Herz. „Eine schwierige Situation für uns alle."

„Aber—"

„Remus, wir sind Ravenclaws, wir sind anders, hinterfrag unseren Humor nicht." Sie machte eine besonders arrogante Geste.

„Verzeih mir", entgegnete Remus melancholisch.

„Du bist so ein Verräter", rief James von der Reihe vor ihnen und sah Remus kopfschüttelnd an. „Sitzt da mit diesen... Menschen und lässt uns im Stich. Nein, du musst nichts sagen, ich will nicht mehr mit dir reden."

„Es tut zu sehr weh, in dein Gesicht zu sehen", fügte Sirius hinzu.

„Sagst du, Tatze."

„Moony, mein Gesicht ist ein Segen, ich bitte di—"

„Guten Morgen", unterbrach ihr Onkel die Zankerei von Sirius und Remus, als er nach vorne trat. „Ich bin Professor Arora—" Es war komisch, das zu hören. „—und ich werde das Vergnügen haben, hier Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten. Ihr seid ein ganz schön großer Kurs..."

„Ja, weil Verteidigung gegen die dunklen Künste seit dem Krieg Pflicht ist und die Hälfte des Jahrgangs hier ist", murmelte Paige vor sich hin.

„Hm?", fragte Remus, der sie nicht verstanden hatte.

„Sie redet mit sich selbst, du musst nicht fragen", meinte Harper neben ihr.

Ihr Onkel begann damit die Namensliste vorzulesen. Da Paige die erste war, meldete sie sich ein wenig verhalten. „Paige, ja, hallo", sagte Lokesh mit einem leichten Lachen. Nachdem er fertig war, begann er auch schon gleich mit einer Übersicht der Themen, die er dieses Jahr mit ihnen behandeln würde. Strukturiert und organisiert, das war gut... Paige mochte einen konkreten Ablaufplan, den man im Nachhinein abhaken konnte.

„Hach, ich liebe Listen", war deswegen ihr verträumter Kommentar.

Remus schüttelte grinsend mit dem Kopf.

„Wie ihr seht, ist das erste Thema, das ich mit euch besprechen möchte, die Unverzeihlichen Flüche. Ihr habt von ihnen gehört — letztes Schuljahr, ja?"

Ein paar Schüler nickten oder murmelten Zustimmungen.

„Wir haben... keine gute Zeiten. Natürlich, das wisst ihr, ihr braucht nicht mich, um euch das zu erzählen", begann ihr Onkel. Es wurde immer leiser, wenn jemand das ansprach, was außerhalb von Hogwarts geschah. Dabei war es nichts Neues — es begleitete sie, seit sie ihr erstes Schuljahr angefangen hatten. Sie waren eine Generation, deren Jugend vom Krieg geprägt war; eine Generation, die schneller älter werden musste und vielleicht nie etwas anders kennen würde. Das war der Grund, weshalb Paige versucht hatte, das alles weit fernzuhalten. Sie hatte ihre Schulzeit genießen wollen; sie wusste, dass ihre Jugend vorbei war, wenn sie dieses Schloss verließ. Sie hatte Angst davor. Sie wollte nicht, dass sich etwas änderte, auch wenn sie alles tat, um sich auf ihre Zukunft vorzubereiten.

„Die Todesser kämpfen nicht fair. Sie benutzen Mittel, die sich jeglicher Moral entsagen, Zauber, die grausamer sind, als wir es uns vorstellen können. Unverzeihliche Flüche. Was ist das Besondere am Todesfluch?"

Obwohl es einige Schüler gab, die sich viel meldeten, hoben sich nur ein paar Hände bei dieser Frage. Paige wusste nicht genau, worauf ihr Onkel abzielte, aber sie hatte eine Vermutung. Calista Yaxley wurde rangenommen. „Dass es keinen Gegenzauber gibt, um ihn abzuwehren", antwortete sie.

„Ganz genau." Lokesh nickte und blieb vor seinem Tisch stehen. „Keine wirkliche Möglichkeit, sich zu wehren. Und während man sich gegen einen Imperium widersetzen kann, ist es bei einem Cruciatus schon ein Ding der Unmöglichkeit."

Paige sah zu Remus, um zu sehen, ob nur sie dieses beklemmende Gefühl in der Brust bekam, wann immer es um den Krieg ging. Er war derjenige, der kämpfen wollte, nicht sie. Niemand würde ihn verurteilen, falls er sich anders überlegte, am allerwenigsten sie. Im Gegenteil sogar. Sie wäre dankbar.

„Den Auroren ist es gestattet, die Unverzeihlichen Flüche gegen die Todesser zu verwenden." Paige drehte sich wieder zu ihrem Onkel. Remus sah nachdenklich auf die Tischplatte vor sich. „Und deswegen ist es genauso gerechtfertigt, dass ihr es auch könnt. Wenn es hart auf hart kommt, wenn ihr mit unfairen Mitteln bekämpft werdet, könnt ihr keine Gewissensbisse wegen Legalitäten bekommen... dann müsst ihr mit allen Möglichkeiten, die ihr habt, euer Leben verteidigen. Und um das zu können, können wir nicht länger sagen, dass die Unverzeihlichen Flüche nur gezeigt werden dürfen. Sie müssen auch gelehrt werden. Für eure Sicherheit."

Paige rückte unruhig auf ihrem Platz herum und sah zu Harper, der sich am Hinterkopf kratzte und von Silias zu ihr blickte.

„Das ist Mist", sagte James laut. Oh Merlin. Konnte er bitte keinen Stress mit ihrem Onkel am ersten Tag anfangen? „Wenn wir das tun, sind wir nicht besser als sie."

„Es ist eine moralische Frage, ja", stimmte ihr Onkel zu. „Aber es ist eine gerechtfertigte Frage. Eine, deren Antwort euch eines Tages retten könnte." Er offenbarte eine Kiste mit Karkalaken, die die Größe einer Motte hatten. „Und die Schüler, die diese Möglichkeit ergreifen wollen, sollen sie auch bekommen."

Paige sah immer wieder kurz zu Remus, der die Arme verschränkte und sich leicht zurücklehnte, als Lokesh erklärte, wie man den Imperiums verwendete. Doch obwohl Paige dachte, dass im Klassenzimmer Unentschlossenheit herrschte, gingen beinahe alle los, um sich eine Karkalake zu holen. Nur die Rumtreiber blieben sitzen. Auch Harper und Silias zögerten.

Als Paige aufstand, richtete sich Remus' Blick sofort auf sie. „Was machst du?", fragte er.

„Ich hole mir eine Karkalake", erklärte sie schlicht.

Er schien für ein paar Sekunden zu hoffen, dass das nur ein Witz war. „Paige, das sind unverzeihliche Flüche."

„Die Todesser benutzen sie auch", entgegnete sie. „Du solltest sie üben, nicht ich. Du willst ihnen gegenüberstehen."

„Wenn ich einen benutzen muss, werde ich genug Willenskraft aufbringen, um das zu tun und muss sie nicht vorher an unschuldigen Lebewesen üben", sagte Remus knapp.

„Es ist nur eine Karkalake", versuchte sie sich herauszureden. Sie kam sich komisch vor, diesen Satz auszusprechen, aber letztendlich hatte ihr Onkel Dinge gesagt, die stimmten. Sie würden keinen fairen Gegnern gegenüberstehen und das erforderte hin und wieder drastische Maßnahmen. Sie würde lieber überleben, weil sie die Unverzeihlichen Flüche geübt hatte, als zu sterben, weil sie an moralischen Grundsätzen scheiterte.

„Und irgendwann sind es nur Menschen", entgegnete Remus. „Aber gut, hol sie."

„Tue ich auch." Paige sah nach ihren kurz angebundenen Worten zu Harper, der etwas unentschlossen zu Remus sah. Silias war derjenige, der schließlich aufstand.

„Ich komme mit dir", bot er an.

Als sie mit zwei Karkalaken zurückkamen, mied sie Remus' Blick. Sie verstand es, wirklich. Und eigentlich hätte sie selbst nicht gedacht, dass sie so selbstverständlich sagen würde ‚Ja, den Imperius an wehrlosen Wesen üben, hurra!', doch sie wollte sich selbst schützen können, wenn es einmal so weit kam. Also tat sie es. Es war kein schöner Anblick, wie die Karkalake jedem ihrer Befehle ausgesetzt war, wie sie sie herumtanzen ließ und zu Dingen brachte, die sie nicht tun wollten. Doch es gelang ihr.

Remus schwieg auf dem Rückweg, während Harper und Silias vorgingen. Als die restlichen Rumtreiber zu ihnen kamen, legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Können wir kurz reden?", fragte sie. Da sie als Antwort ein Nicken (und eine unheilvolle Geste von James) bekam, gingen sie ein wenig zur Seite, nachdem Remus seinen Freunden sagte, dass sie weitergehen konnten.

„Bist du sauer auf mich, weil ich den Imperius geübt habe?", sprach sie die Frage aus, die ihr auf der Seele lag.

„Nein", antwortete Remus und in dem Wort steckte so viel Elan, dass Paige sofort wusste, wie viel in seinem Kopf vorging. „Ich finde nur, dass es falsch ist."

„Und ich finde, dass es egoistisch ist, dass du sie nicht übst", entgegnete sie.

„Dass ich sie nicht übe?", wiederholte Remus ungläubig. „Inwiefern ist das egoistisch?"

Sie atmete tief durch. „Du bist derjenige, der mir von Anfang an erzählt hat, dass er etwas gegen Voldemort und seine Anhänger aktiv tun will. Was heißt, dass du Todessern gegenüber stehen wirst und die werden genau diese Zauber verwenden. Und du kannst nicht einfach mit einem Expelliarmus mal eben den Todesfluch abwehren, sondern musst der sein, der schneller ist." Je mehr sie redete, desto schneller wurde sie. Vielleicht lag das daran, dass sie die Worte schnell heraushaben wollte, da ihr bereits Tränen in den Augen standen. Sie wusste nicht, weshalb sie so nah am Wasser gebaut war, wenn sie darüber nachdachte oder sprach. „Manchmal wirst du keine Wahl haben und dann wirst du vielleicht auch den Todesfluch selbst benutzen müssen, um dich zu retten. Und wenn du das nicht für dich tun willst, dann wenigstens für mich, weil ich diejenige bin, die dich... die dich dann verliert."

„Paige...", begann Remus und schluckte, während er nach den richtigen Worten zu suchen schien. „Wenn ich sie benutzen muss, werde ich das. Ich weiß, wie sie gehen, aber das wichtigste ist der Willen. Und wenn man jemandem wirklich mit diesem Zauber Schmerzen zufügen willst, wird man ihn auf Anhieb schaffen. So wie du eben. Das ist die Sache mit dunkler Magie. Man muss sie nicht üben, man muss sie wollen."

Er sprach ruhig, um ihr seine Meinung zu erklären, ohne sie ihr mit zu viel Emotion aufdrängen zu wollen. Das machte ihn zu einem so überzeugenden Redner. Es machte Sinn, was er sagte. „Aber es kann nicht schaden", beharrte Paige trotzdem auf ihrer Meinung.

„Doch, kann es", sagte Remus konsequent. „Das ist dunkle Magie. Und die hinterlässt Spuren an der Seele. Je öfter du es tust, desto mehr verlierst du den Schrecken vor diesen Dingen — das ist kein Üben, es ist Abhärten gegen Grausames, um Grausames zu bekämpfen."

Paige schwieg und sah auf den Boden. „Ich will keine schlechten Noten, falls ich es nicht mache", gab sie zu.

„Ist das dein Ernst?", fragte er. „Schlechte Noten? Wen kümmert das im Vergleich dazu?"

„Mich kümmert das", sagte sie ein wenig vor den Kopf gestoßen. „Für mich sind die Noten mehr als wichtig und das weißt du. Ich will auf die beste Zaubertrankakademie der Welt, ich muss die Beste der Besten sein—"

„Paige, ich will auch, dass du das schaffst, glaub mir." Remus legte seine Hände an ihre Wangen, damit sie ihn wieder ansah. „Aber erstens hat er selbst gesagt, dass es freiwillig ist und zweitens... das ist nicht der richtige Weg."

Aber sollte man sich einer Denkweise beugen, um es einfacher zu haben, obwohl man weiß, dass sie falsch ist?, hörte sie ihre eigene Stimme in ihrem Kopf. Es war erst ein paar Wochen her, dass sie es gesagt hatte und nun hatte sie das Gefühl, dass ihr Verhalten doppelmoralisch war. Vielleicht änderte der Krieg sie wirklich, obwohl sie das nie gewollt hatte — und dabei war sie noch gar nicht mittendrin.

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