24. Versprechen
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
Versprechen
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„MALCOLM."
Paige unterdrückte den Drang, sich über die Arme zu fahren, um die Gänsehaut zu kompensieren, die sich an ihrem Körper bildete, während sie von der Tür wegtrat.
Malcolm lächelte schief, genau das Lächeln, das Paige einmal als so anziehend empfunden hatte und jetzt nur noch falsch wirkte. „Ich wollte mich verabschieden." sagte er nach einer kurzen Pause, in der er ihre Unsicherheit genoss.
„Verabschieden?" wiederholte Paige skeptisch. „Das Schuljahr dauert noch drei Monate."
„Nicht für mich." Malcolm gab ein spöttisches Schnauben von sich. „Ich habe keine Zeit mehr dafür, in diesem Schloss herumzuhocken. Mein Vater besorgt mir eine Stelle im Ministerium... und währenddessen habe ich mich um wichtigere Dinge zu kümmern."
Sie wusste, was das bedeutete. Und auch, wenn sie es vermutet hatte, traf sein offener Hinweis sie unerwartet. Sie konnte nicht beschreiben, was sie in diesem Moment fühlte, aber sie war wie gelähmt, als er seine Hand nach ihr ausstreckte, um ihr über die Wange zu streicheln. Doch der Ekel, der sich plötzlich in ihr bildete, gewann Überhand.
„Lass mich los." zischte sie und sah ihn aus wütend funkelnden Augen an. „Nimm sofort deine Hände von mir."
„Du hättest mit mir kommen können, weißt du?" sagte er sanft, als hätte er sie nicht gehört, doch es hörte sich lächerlich und verdreht aus seinem Mund an. Paige konnte ein brennendes Gefühl in ihrem Brustkorb spüren und schlug ihm die Hände weg.
„Erzähl das Nora." Sie schüttelte mit dem Kopf, bevor sie spöttisch lächelte. „Ich dachte, ich wäre keine angemessene Partnerin für einen Rookwood und unter deiner Würde."
„Das dachte ich auch..." sagte er unergründlich stolz. „Bis ich erkannt habe, dass deine Familie gewisse Verbindungen hat, die mir nicht von Nachteil sind. Im Gegenteil."
Paiges Ärger verschwand sofort und wich einem beklemmenden, eiskalten Gefühl, das sich in ihren Beinen auszubreiten schien. „Was meinst du damit?" fragte sie mit brüchiger Stimme.
Er wollte sie nur verunsichern. Das war seine Taktik.
„Oh Paige." Malcolm trat wieder näher an sie heran und lachte, als würde er mit einem dummen Kind reden. „Du wirst schon sehen, dass du da nicht rauskommst. Wir haben schon Pläne für dich."
Wieder versuchte er seine Hand zu heben, um sie zu berühren und Paige trat schnell zurück. „Hör auf mich anzufassen." brachte sie knapp heraus, auch wenn ihr Verstand raste und keinen klaren Gedanken mehr ausspuckte. Was meinte er damit? Was wusste er über ihre Familie?
„Das hat sich mal anders angehört." meinte er leise. „Es könnte sich wieder anders anhören."
„Wie oft soll ich dir das noch sagen: Niemals."
Sie wollte gerade in die andere Richtung gehen und ihn dort stehen lassen, doch er hielt sie davon ab, indem er sie an der Taille stoppte und zu ihm zog. „Hör zu, ich würde nie zulassen, dass dir etwas passiert oder—"
„Rookwood, an deiner Stelle würde ich auf sie hören und sie loslassen." mischte sich plötzlich jemand in das Gespräch und Paige war mehr als erleichtert die Stimme zu hören. Sie atmete zittrig aus, als Malcolm tatsächlich von ihr abließ und mit einem spöttischen Grinsen zu Remus sah.
„Dann stimmen die Gerüchte also?" fragte er mit ungläubigen Hohn, während er ihn abwertend musterte. Paige richtete sich währenddessen wieder auf, um nicht allzu jämmerlich zu wirken. „Du und irgendein dreckiges Halbblut?"
Ein paar Sekunden zuvor hätte Paige sich nicht getraut mit mehr als Worten gegen Malcolm zu argumentieren, aber als sie das hörte schaltete sich ihr Verstand ab und sie hatte ihren Zauberstab schneller gezückt als Professor McGonagall sich in eine Katze verwandeln konnte. Er schwebte kurz vor seinen braunen Augen, während Paiges Brust sich hastig hob und senkte. „Wenn du noch ein Wort gegen ihn sagst, wirst du bald als Flubberwurm Kesselbrands Feuerkrabben ausweichen müssen." zischte sie. „Oder von mir in einem Schlaftrank verarbeitet."
Als Paige so hastig reagierte, hatte Remus Anstalten gemacht, sie zu bremsen, doch als er sah, wie sie wütend ihren Zauberstab auf Malcolm richtete, hielt er mitten in der Bewegung inne. Seine Augen waren mit Ehrfurcht auf sie gerichtet, doch er fasste sich wieder und zog sie vorsichtig zurück.
„Ich regel' das schon." sagte er zu ihr und Paige blickte ihn perplex bei diesen Worten an.
„Was willst du schon tun, Lupin?" fragte Malcolm spöttisch.
„Naja, zuallererst würde ich dir gern zwanzig Hauspunkte abziehen." Remus schien immer selbstbewusster zu werden, als Malcolms Blick auf sein Vertrauensschülerabzeichen fiel. Er knirschte mit den Zähnen.
„Wäre sie mein Mädchen, würde ich jedem zeigen, wem sie gehört. Wieso die Heimlichtuerei?" sagte Malcolm, ohne sich zu sehr über die Hauspunkte zu stören.
„Wie gut es doch ist, dass Paige weder jemandem gehört noch ‚dein Mädchen' ist." entgegnete Remus so ruhig, dass Paige sich nutzlos neben ihm vorkam. Er sollte nicht der einzige sein, der etwas gegen Malcolm sagte. „Wenn wir also noch kurz McGonagall einen Besuch abstatten sollen, können wir das gerne machen." Er deutete auf die Tür, aus der er eben gekommen war.
„Und wenn du doch sowieso unbedingt hier weg willst, wie wäre es, wenn du langsam anfängst zu packen und uns in Ruhe lässt?" fragte sie mit kühler Stimme und Malcolm lächelte schief, als hätte er nur darauf gewartet.
„Du hast recht. Ich muss meine letzten Schultage nicht mit so einem Kindergarten verschwenden." Er warf Remus einen gereizten Blick zu, bevor er zu Paige sah. „Aber wir werden uns wiedersehen, ich verspreche es dir."
„Ich kann darauf verzichten." Paige versuchte all ihren Ekel in ihre Stimme zu legen, aber sie brach am Ende, nachdem sie sich vorher noch so sicher angehört hatte.
„Wir werden sehen." Mit einem letzten Blick auf sie drehte er sich um und verschwand nach wenigen Momenten um die nächste Ecke des Korridors. Erst, als sie ihn nicht mehr sagte, konnte Paige wieder richtig atmen und lockerte hektisch die Krawatte an ihrem Hals, die ihr die Luft zum Atmen zu nehmen schien, als sie hektisch ein- und ausatmete.
„Paige..." entfuhr es Remus alarmiert und er griff schnell nach ihren Armen, um ihr Halt zu geben. „Du bist blass."
„Ist schon okay." murmelte sie, als sie versuchte die Übelkeit zu überspielen. Sie sah auf den Boden und schloss die Augen, bis der Schwindel schwächer wurde, den sie aufgrund ihres hastigen Atmens bekommen hatte, und das beklemmende Gefühl halbwegs verschwand.
„Soll ich... Willst du dir die Beine hochlegen?" fragte Remus hilflos weiter.
„Mir geht's gut, okay?" Ihre Stimme klang schroffer, als sie es beabsichtigt hatte, aber ihr Herz schlug immer noch auf Hochtouren und sie hatte ihren Ausbruch nicht kontrollieren können.
„Ich riskiere es lieber nicht in einen Flubberwurm verwandelt zu werden." versuchte Remus einen kleinen Scherz zu machen und tatsächlich schaffte er es, dass Paige leicht auflachte.
Malcolm war fort. Es war alles gut. Wir haben schon Pläne für dich, hörte sie seine Stimme erneut in ihrem Kopf. Das Schlimmste an der Sache war, dass es ihre eigene Schuld war. Wäre sie nicht so einfältig und dumm gewesen und hätte sich von seinem tollen Aussehen und charmanten Sprüchen täuschen lassen, hätte er ihr nie diese Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Und was meinte er, als er ihre Familie angesprochen hatte? Es war alles gut, wiederholte sie für sich selbst. Er hatte nur geblufft. Remus war hier — und darauf hatte sie schließlich gewartet, richtig?
„Dir will ich aber auch nicht nach der Sperrstunde begegnen, Mr. Vertrauensschüler." meinte sie schließlich mit einem schiefen Lächeln, das Remus erleichtert erwiderte.
„Ich würde dir nie Punkte abziehen."
Sie sahen sich nachdenklich in die Augen und diesmal wartete Paige darauf, dass Remus etwas sagen würde. Wenn jemand an der Reihe damit war, dann er. Außerdem wusste sie nicht, ob sie genug mit dem Kopf bei der Sache war, um die richtigen Worte zu finden.
Was er jedoch sagte, hatte sie nicht im Geringsten erwartet. Er atmete tief durch. „Ich wollte es nicht verstehen, Paige. Warum du mich... warum du mich so angesehen hast, immer wenn ich bei dir war. Vor allem nach jemandem wie Malcolm..." Er schwieg, als Paige leicht schnaubte. Konnte er aufhören, darüber nachzudenken?
„Du willst dich doch nicht wirklich mit ihm vergleichen", meinte Paige etwas irritiert und fast schon gereizt über das, was er sagte. „Du bist so ein guter Mensch — du bist respektvoll und ehrlich und einfühlsam. Du sprichst über deine Gefühle und bist unglaublich aufmerksam und selbstlos. Malcolm— Malcolm ist manipulativ und egoistisch. Er will kontrollieren und ist besitzergreifend. Davon abgesehen ist er vermutlich ein Todesser. Also, Remus, vor allem nach jemandem wie Malcolm sehe ich dich so an, weil ich weiß, wie gut du bist." Sie hielt kurz inne. „Wo wir dabei sind: Wie habe ich dich denn angesehen?"
„Als ob du glücklich wärst bei mir... mit mir. Ich weiß auch nicht."
Paige schwieg, bevor sie leise zu lachen begann. Manchmal fragte sie sich, ob er tatsächlich blind war oder es sich so einfach leichter machen wollte. „Remus, ich war auch glücklich in deiner Nähe", antwortete sie. „Bevor du nur befreundet sein wolltest zumindest."
„Ich dachte, es wäre besser so." Er atmete tief durch, als würden die nächsten Sätze förmlich aus ihm herausbrechen wollen. Paiges Magen flatterte aufgeregt, als er die nächsten Worte aussprach und ihre Gedanken sich endlich immer mehr auf ihn fokussierten. „Ich dachte, ich könnte mich von dir fernhalten, aber ich kann es nicht. Und ich dachte, es wäre egoistisch mehr von dir zu wollen wegen... meines Zustandes. Aber wenn du wirklich mehr als befreundet sein willst, dann ist es nicht wirklich egoistisch, weil du es weißt und trotzdem willst, richtig?" Er lächelte verschmitzt und Paige hatte das Gefühl, schreien zu müssen. Plötzlich waren all ihre Sorgen fort und ihr Kopf drehte sich um nichts anderes als um diesen Jungen. „Du hast recht, wir haben beide Gefühle füreinander und sie uns zu verbieten, bringt ja offensichtlich nichts. Und ich habe dich verletzt, obwohl ich genau das verhindern wollte... Ich will, dass du glücklich bist. Ich will, dass wir glücklich sind. Wenn du mich wirklich willst."
„Natürlich will ich nicht nur mit dir befreundet sein, du kleiner Trollkopf." sagte sie energisch, aber ihre letzten Worten zeigten ihre Zuneigung deutlicher. „Freunde wollen nicht die Dinge miteinander tun, die ich mit dir tun will."
Remus verschluckte sich fast und lief rot an, als er das hörte. Paige verdrehte amüsiert die Augen. „Nicht nur auf die Art." sagte sie kopfschüttelnd. „Remus, du bist ja wirklich nicht besser als andere Jungs."
„Hey, ich bin schon ein wenig vernünftiger." verteidigte er sich hastig und wich ihrem Blick aus.
„Das denken alle von dir." Sie grinste leicht. „Aber ich weiß es besser."
Remus biss sich auf die Lippe, bevor er über ihre Worte herzlich lächelte und den Kopf schief legte. „Das meine ich: Es ist so unglaublich mit dir und ich kann einfach nicht von dir fernblieben — und ich habe es wirklich wirklich versucht. Und du meintest, dass du sehen willst, wohin das mit uns führt und ich... ich will es auch. Wirklich. Ich will, dass es wieder wie vorher ist, dass wir zusammen nach Hogsmeade gehen und Hausaufgaben machen und—"
Paige unterbrach ihn mit einem Lachen und er hielt unsicher inne, als sie sich überhaupt nicht bei seinem Blick einkriegen konnte. „Ich habe nur an Sirius gedacht." brachte sie heraus, was Remus mit einem Stirnrunzeln kommentierte.
„Darf ich fragen, warum du gerade jetzt an Sirius denkst?" fragte er etwas hilflos und als Paige schon der Bauch wehtat, antwortete sie.
„Wenn er das mit dem Hausaufgaben machen gehört hätte..." Sie war glücklich, dass sie wieder lachen konnte und auch wenn Remus belustigt den Kopf schüttelte, schien ihn etwas anderes zu beschäftigen, als sie den Satz im Raum stehenließ.
„Sirius' Gesicht verfolgt mich zwar auch den ganzen Tag, aber ich würde ganz gerne wissen, was du dazu denkst, was ich gerade gesagt habe?" Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken und als sie den unsicheren Ausdruck in seinen Augen sah, wurde sie endlich wieder ernst.
Sie war unglaublich erleichtert, dass er endlich über seinen Schatten sprang. Sie war froh, dass er es mit ihr versuchen wollte, dass er hier vor ihr stand und sie auf diese Art anlächelte. Aber da war etwas, das sie sagen musste, um weitermachen zu können. „Du hast mich verletzt, Remus." sagte sie ehrlich. „Und es war richtig scheiße."
„Du weißt gar nicht, wie leid es mir tut." begann er schnell. „Ich dachte, dass du erkennen würdest, dass ich—"
„Vielleicht solltest du dir wirklich abgewöhnen zu denken." unterbrach sie ihn und hob die Augenbrauen. „Dein Gehirn hat mich nämlich wirklich aggressiv gemacht in letzter Zeit."
Remus lächelte leicht, sah aber mit einem ernsten Ausdruck an ihr vorbei.
„Ich will nicht mehr so eine Diskussion führen müssen. Ich habe dir gesagt, dass es mir egal ist und dass ich dich genauso sehe wie vorher." fuhr sie fort. „Wenn du noch einmal versuchst über mich zu entscheiden und dir dein eigenes Glück dabei auch noch verbietest, laufe ich wirklich Amok. Klar?"
„Kapiert." sagte er leise und Paige lächelte wieder. Die beiden sahen sich nachdenklich an, unsicher, was sie jetzt zueinander sagen sollten. „Da ist noch was." Remus lächelte verlegen. „Als Junge sollte ich sowas vermutlich nicht sagen..."
Paige hob fragend die Augenbrauen. „Bei mir existieren solche Sätze nicht, also bitte sag einfach, was du sagen möchtest."
Er atmete tief durch. „Ich möchte das Ganze langsam angehen." erklärte er schließlich. „Ich will das wirklich richtig machen und ich bin an diese ganze „sich mit einem Mädchen treffen"-Sache nicht gewohnt. Ich meine, ich hatte nicht wirklich Freunde vor Hogwarts und als ich elf war, haben mir Mädchen eher Angst gemacht. Und du verwirrst mich sowieso."
Paige lachte leise und griff nach seiner Hand. „Ich werde mich zurückhalten." antwortete sie sanft.
„Nicht zu sehr bitte." gab er mit einem schiefen Lächeln zu und sie lächelte immer breiter.
„Dann bist du dir wirklich sicher?" fragte sie leise. Als er nickte, wandte sie sich zum Gehen und hielt ihm ihre Hand hin. „Das heißt, du musst jetzt die erste Feuerprobe überstehen: Lern meine Freunde kennen."
· · · note ! · · ·
Sie sind so soft 🥺
Und was Malcolm gesagt hat, wird natürlich noch eine Bedeutung haben... Vol.2 wird etwas mehr Fahrt aufnehmen. Kapitel 25 kommt morgen!
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