11. The March of the Black Queen

KAPITEL ELF
The March of the Black Queen

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       PAIGE HATTE sich in ihrer Schulzeit kaum auf Partys blicken lassen. Das bedeutete nicht, dass sie sie nicht mochte, doch sie hatte andere Prioritäten als sich zwischen betrunkenen Teenagern hindurchzuschlängeln und Freude vorzuheucheln, wenn sie eigentlich nur ins Bett wollte, um zu lesen oder Musik zu hören.

Tatsächlich war dies heute anders. Sie hatte große Lust auf Sirius' Geburtstagsparty zu gehen und war schon seit dem Frühstück in so ausgelassener Stimmung, dass sie neben Harper durch die Gänge tanzte (der sich immer noch über seine bevorstehende Gruppenarbeit beschwerte). Woher diese plötzliche Vorfreude kam, wusste sie nicht.

Dank der Eulenpost hatte sie sich von ihrem Taschengeld ein neues Kleid bestellt und sie konnte es kaum erwarten, es an diesem Abend zu tragen. Eigentlich war Paige niemand, der es mochte, Leute nach ihrer Figur und ihrem Kleidungsstil zu beurteilen, aber trotzdem mochte sie es hin und wieder einen Auftritt hinzulegen und sich zu präsentieren. Sie wollte Schönheitsidealen nicht folgen, aber manchmal hatte sie das Gefühl, es ginge nicht anders in ihrem Alter.

Und verdammt, sie sah gut aus.

Es war die Hauptsache, sich in seiner Kleidung wohlzufühlen. Selbstbewusstsein steigerte Attraktivität ins Unendliche.

Mit einem Grinsen kam Paige die Treppe ihres Gemeinschaftsraums herunter und Harper lächelte sie breit an, als er das bordeauxrote Kleid an ihr sah. Es lag eng an, reichte ihr bis zu den Knien und hatte einen schmalen Ausschnitt über ihrem Dekolleté. Doch das Highlight waren für Paige der breite, eingenähte Gürtel und die gerafften Ärmel.

„Ich frage mich, ob da ein Grund für dein schönes Kleid ist..." meinte Harper, woraufhin Paige eine Augenbraue hob.

„Du weißt, dass alles, was ich für meinen Körper tue, nur für mich ist." antwortete sie und grinste leicht. „Und ein bisschen für die Bewunderung."

Harper begann leicht zu lachen und als er auf einmal anfing „Pretty Woman" zu singen, tanzte Paige munter mit und blieb mit einer Drehung vor der Fetten Dame stehen.

„Guten Tag, hübsche Frau." flötete sie und die Fette Dame warf ihr einen skeptischen Blick zu, als Harper im Takt zu schnipsen begann. „Äh... Hühnerfußsuppenmenü." Sie betonte jede Silbe des Passworts und ihr wurde der Weg zum Gemeinschaftsraum freigegeben.

„Ich bin nicht taub." sagte ihr die Fette Dame etwas pikiert und Paige hob abwehrend die Hände. Sie war noch nie im Gryffindor-Gemeinschaftsraum gewesen und als sie für Malcolm bei den Slytherins war, hatte sie das Passwort keinem Gemälde mitgeteilt.

Kaum angekommen merkte Paige, dass sie mit ihrer Stimmung etwa zwanzig Jahre zu spät war und sie die ganzen Ohrwürmer aus den 50er Jahren abschütteln musste, um hier zu überleben.

Das erste Wort, das ihr in den Sinn kam, um den Gemeinschaftsraum zu beschreiben, war warm. Den Ravenclaw-Turm umgab etwas Mystisches und Geheimnisvolles, doch die Kaminecke und die eingekleideten roten Wände verliehen dem Raum etwas sehr Gemütliches und Heimisches... wären nicht zu viele Jugendliche aufeinander gedrängt worden.

„Schau mal, da ist Mary." meinte Paige und deutete auf die braunhaarige Gryffindor, die neben Lily Evans stand und herzlich über etwas lachte.

„Schau mal, da ist Remus." imitierte Harper sie wenig begeistert. Paige warf ihm bei seiner Antwort einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Wenigstens werde ich mit ihm reden." entgegnete sie herausfordernd und ihr bester Freund knirschte mit den Zähnen, bevor er zögerlich zu Mary und Lily sah.

„Dann los, hau ihn um." Harper zwinkerte ihr zu und mit einem tiefen Atemzug machte Paige sich auf den Weg. Remus stand etwas abseits und sah mit einem Kopfschütteln dabei zu, wie Sirius tanzte.

„Hey." machte Paige ihn auf sich aufmerksam und lächelte etwas unbeholfen, als er sich zu ihr drehte. Merlin, gib mir mein Selbstbewusstsein wieder.

„Paige." entfuhr es ihm überrascht und als sich seine grünen Augen auf sie richteten, bemerkte Paige, wie müde er wirkte. Er war blass und wirkte ausgezehrt, was vermutlich der Grund dafür war, dass er gestern nicht im Unterricht gewesen war.

„Geht's dir besser?" fragte sie aufmerksam und Remus lächelte sie sanft an. Paige spürte, dass er sie erneut musterte und erröte unter seinem Blick.

„Etwas. Aber ich kann Sirius schlecht alleine lassen." antwortete er schließlich, was sie zum Lachen brachte.

„Ist wahrscheinlich auch besser so." Sie grinste leicht und legte den Kopf schief, als Remus sich auf die Lippe biss und eine Pause zwischen ihnen entstand. Es war so schwer ein Thema zu finden, ohne dass es unpassend zur aktuellen Situation erschien. „Mein erster Gedanke war es, Mr. Darcy nicht zu mögen." rutschte es aus ihr heraus und auch wenn sie sich selbstbewusst anhörte, könnte sie über sich selbst die Augen verdrehen. Toller Themenwechsel.

„Was?" fragte Remus verwirrt nach und Paige grinste schwach bei seiner Reaktion. Vielleicht würde er sich irgendwann an ihre Gedankengänge gewöhnen.

„Ich habe angefangen, ein wenig..." Sie machte mit einem Lächeln eine kurze Pause und machte eine spannungsvolle Geste mit den Händen. „...romantische Klassik zu lesen."

Er lächelte leicht. „Stolz und Vorurteil."

„Und als ich gemerkt habe, dass Mr. Darcy so unsympathisch dargestellt wird, fand ich ihn gleich viel interessanter. Wahrscheinlich ist das alles ein großes Missverständnis, nicht wahr? Dann trägt er aber nicht gerade viel dazu bei, um es aufzuklären."

Remus lächelte leicht. „Ich denke, er ist einfach niemand, der sich in großen Menschenmengen wohl fühlt und nicht so recht weiß, wie er mit ihnen umgehen soll. Du hast ja keine Ahnung, wie ich das nachvollziehen kann."

„Du hast aber offensichtlich etwas ziemlich richtig gemacht, wenn du zu den beliebtesten der Schule gehörst." merkte sie an und Remus sah nachdenklich aus, bevor er mit einem nachgebenden Ausdruck in den Augen nickte.

Paige lächelte ihn schweigend an und Remus atmete tief durch, als würde ihm schon die ganze Zeit etwas auf der Seele liegen. Nach ein paar Momenten, in denen er offensichtlich mit sich selbst rang, sah sie, wie sich seine Lippen bewegten, doch er sprach zu leise, um die Musik zu übertönen. Als sie die Stirn runzelte, seufzte Remus und schrie förmlich, um lauter als Freddie Mercury zu sein.

„Ich habe gesagt, dass du gut aussiehst."

Paige strich sich eine Strähne ihrer geglätteten Haare aus dem Gesicht und hob die Schultern, um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Selbst Ravenclaws können heiß sein, hm?" sagte sie locker und Remus nickte gedankenverloren, um ihr zuzustimmen.

Als Paige grinste und die Augenbrauen hob, öffnete er den Mund, um sich zu verteidigen. „Ich meinte... Das kam jetzt falsch rüber."

„Ach, ich fand das kam genau richtig rüber." entgegnete sie verschmitzt. „Würdest du mich kurz entschuldigen? Ich bin gleich wieder da."

Remus sah sie verwundert an, sagte aber nichts, als sie sich abwandte und Harper in der Menge suchte. Ihr bester Freund stand immer noch in der Menge und beobachtete unentschlossen Mary und Lily. „Ich dachte, du wolltest zu ihr gehen." sagte sie und Harper atmete tief durch.

„Lily ist doch dabei."

„Na und?" ermutigte sie ihn und wackelte mit den Augenbrauen. „Rate mal, wer mich gerade heiß genannt hat."

Harper riss die Augen auf und nahm mit einem Grinsen ihre Hände, während sie einen leichten Schreianfall bekamen. „Mit dieser guten Nachricht kann ich zu Mary gehen." sagte er schließlich.

Paige nickte eilig und machte sich schließlich wieder auf den Weg zu Remus. „Bin wieder da." meinte sie lächelnd und begann sich zu erklären. „Ich muss ihn ein wenig ermutigen, ein Mädchen anzusprechen."

„Oh." Remus lachte über ihre Offenheit. „Das hat natürlich Priorität."

„Arora... Meine Lieblings-Ravenclaw ist tatsächlich aufgetaucht." Als Paige Sirius' Stimme hörte, verdrehte sie aus Reflex die Augen. „Hier hast du ein bisschen Alkohol."

„Danke." Paige nahm ohne Protest das Glas, das offensichtlich mit Feuerwhiskey gefüllt war, entgegen und während Sirius überrascht aussah, grinste Remus leicht.

„Ich habe mit mehr Protesten gerechnet, aber du scheinst wirklich nicht so langweilig zu sein, wie ich dachte." gab Sirius zu und legte ihr anerkennend einen Arm um die Schulter, während sie an dem Whiskey nippte. „Das Zeug ist stark."

„Ich trinke es nicht zum ersten Mal." entgegnete sie genervt und Sirius hob abwehrend die Arme.

„Ich sag' ja nur." Er fuhr ihr durch die Haare. „Wie auch immer, solltest du irgendwelche Wünsche für Songs haben, sag nur Bescheid. Ich habe eine gute Auswahl dank meiner rebellischen Jugend."

Paige prustete in ihr Glas, als sie das hörte und nickte nur. „Jaja, ich melde mich." murmelte sie und sah dabei zu, wie Sirius sich wieder auf den Weg machte. „Dieser Typ..."

Remus lehnte sich gegen die Wand und legte den Kopf schief, während er seinen Blick auf ihr ruhen ließ.

„Ach, übrigens: Ich werde nicht schnell betrunken, aber ich wäre dir sehr verbunden, wenn du ein bisschen auf mich aufpassen könntest. Ich will morgen keinen Kater haben, weil ich von Sonntag auf Montag sowieso kein Auge zubekommen werde." fügte sie hinzu und Remus runzelte die Stirn.

„Wieso das?"

„Es ist Vollmond. Ich kann nie schlafen, wenn Vollmond ist."

Remus fuhr sich mit einer Hand über den Nacken und wich ihrem Blick aus. „Hört sich stressig an."

Paige zuckte mit den Schultern. „Deswegen wunder dich nicht, wenn ich vorher oder nachher komisch drauf bin."

„Du solltest dich aber wirklich nicht auf mich verlassen." meinte Remus. „Der einzige Grund, dass ich Vertrauensschüler bin, ist wahrscheinlich der, dass Dumbledore darauf gehofft hat, ich würde ein wenig für Vernunft sorgen. Er wusste nicht, dass ich der Schlimmste von uns bin. Vielleicht kriege ich eine Trophäe für den schrecklichsten, chaotischsten Vertrauensschüler seit Schulgründung."

Paige runzelte die Stirn. „So schlimm bist du jetzt auch wieder nicht. Ich meine, ich hätte meinen Freunden in den Arsch getreten, hätten sie jemanden so behandelt wie Sirius und James es mit Snape gemacht haben, aber ich kann verstehen, dass man die Taten seiner Freunde immer anders beurteilt."

„Hm." entgegnete Remus und als Paige den ersten Ton von dem Song hörte, der gerade erklang, riss sie glücklich die Augen auf.

„Ich liebe den Song." entwich es ihr begeistert. „Ich wusste gar nicht, dass Sirius Lieder von Muggeln hört."

„Es ist nervig. Er kommt immer rein und singt, wenn ich mich bei ein wenig Swing entspannen will." Er verzog genervt das Gesicht.

„Sirius singt?"

„Hin und wieder." Er grinste schief. „Du solltest ihn beim Duschen hören."

Diese Vorstellung war so gut, dass Paige zu lachen begann. „Sirius Black singt unter der Dusche?"

„Er nennt es performen. Aber das hast du nicht von mir." entgegnete Remus mit einer Unschuldsmine und Paige schüttelte belustigt den Kopf.

„Ich muss zu dem Lied tanzen." Sie sah ihn auffordernd an. „Kommst du mit?"

„Ich hab' Kopfschmerzen." sagte er knapp und Paige runzelte kurz die Stirn, zuckte aber schließlich mit den Schultern und hielt ihm ihr Glas hin, das er entgegennahm.

„Rolling Stones spielt und du sagst was von Kopfschmerzen?" fragte sie ungläubig.

„Tut mir leid."

Paige runzelte die Stirn und war kurz davor zu fragen, ob wirklich alles in Ordnung war, überlegte es sich aber anders. Wäre sie nicht so motiviert zu dieser Party gegangen, hätte sie wahrscheinlich die gleiche Ausrede gewählt.

Mit I can't get no Satisfaction von den Rolling Stones fing Paiges Abend erst richtig an. Kaum, dass sie zu dem Song zu tanzen begann, kam Sirius zu ihr und die beiden waren für die restliche Nacht unzertrennlich. Ihr Onkel hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, hätte er seine Nichte so mit Sirius tanzen sehen, aber Paige hatte so viel Spaß mit ihm wie schon lange nicht mehr.

Eine halbe Stunde später stand sie mit ihm auf einem der Tische und schmetterte mit ihm voller Selbstbewusstsein The March of the Black Queen von Queen. Mit ihrem Zauberstab verpasste sie ihm den Schriftzug „Black King" auf die Stirn, was Sirius besonders toll zu finden schien.

Als sie ihre Imitation beendet hatten, zog Sirius sie an sich heran und Paige schloss lachend die Augen, als er ihr einen Kuss auf die Stirn gab.

Während er vom Tisch sprang, blieb Paige noch stehen und gab ihre Songwünsche an James durch, der die Platten durchwühlte und ihr fast jeden Wunsch erfüllen konnte.

„Ist das nicht ein bisschen zu... sexy?" fragte James, woraufhin Paige die Augen verdrehte.

„Seit wann so verklemmt, Potter?"

Während James ihrem Wunsch nachkam, ging Sirius zu Remus und warf ihm einen verständnislosen Blick zu. „Warum machst du nicht mit? Geh doch zu Paige, das ist deine Chance."

Remus atmete tief durch. „Morgen ist Vollmond. Ich kann ihn förmlich spüren. Du weißt, dass ich Kopfschmerzen habe und meine Sinne alles lauter und greller machen..."

Sirius seufzte. „Du hasst einfach meine Musik."

„Das auch." Er grinste schief, bevor er die Lippen zusammenpresste. „Was sollte eigentlich der Kuss?"

Sirius sah ihn mit einem belustigten Ausdruck an. „Bist du eifersüchtig? Ich kann dir auch einen geben, wenn du magst."

Remus verdrehte die Augen und ignorierte seine Aussage. „Seit wann versteht ihr euch eigentlich besser?"

„Naja... Ich muss sie doch für dich inspizieren. Es ist nicht nur deine Meinung, die zählt, wenn du was von ihr willst."

„Ich will nicht—" Er atmete angestrengt aus. „Wie auch immer..." kam er zu dem Thema von vorhin zurück. „Ich denke einfach nicht, dass es gut ist, in ihrer Nähe zu sein. Durch meine Instinkte kann sie bis hier hin riechen."

„Hast du etwa Angst, dass du dich nicht in ihrer Nähe kontrollieren kannst?" Sirius grinste dreckig. „Ich glaube, dass hat weniger etwas mit deinem kleinen pelzigen Problem zu tun, sondern mit deinem—"

„Halt die Fresse." unterbrach Remus ihn und stieß ihn zur Seite, bevor er das Glas, das Paige ihm in die Hand gedrückt hatte, mit einem Schluck leerte. Sirius wollte etwas entgegnen, hielt aber inne, als den Song hörte, dessen erste Töne spielten und Paige mit Donna Summer Love to Love You Baby säuselte. Er beobachtete sie sprachlos.

„Dafür braucht sie nicht mal Alkohol." kommentierte Sirius beinahe stolz und sah zu Remus, als Paige begann das Gestöhne der Sängerin zu imitieren. „Weißt du, ich kann verstehen, warum dein innerer Wolf da verrückt wird."

Remus knirschte mit den Zähnen.

„Ich geh' zumindest wieder zu ihr." sagte Sirius. „Diese Hüften rufen mich — einen echten Tänzer."

„Ich tanze mit ihr." entgegnete Remus mit fester Stimme und drückte ihm das leere Glas in die Hand, bevor er sich zu Paige bewegte, die sich immer noch auf dem Tisch herumrekelte. „Paige?"

Paige strahlte förmlich, als sie ihn sah, sang aber weiter, während sie ihm in die Augen sah. „Lay your head down real close to me..." begann sie und hob die Augenbrauen, als er sich auf dem Tisch abstützte. „Soothe my mind and set me free... set me free..." Bei dem letzten Seufzer streckte Remus die Arme nach ihr aus und Paige ließ sich von ihm den Tisch hinunter heben.

„Willst du mit mir tanzen?" fragte er und sah kurz zu ihren Händen, die auf seinen Schultern ruhten.

„Ich dachte, du fragst nie." entgegnete sie grinsend und Remus legte den Kopf schief.

„Du hast gesagt, ich soll auf dich aufpassen. Und vielleicht ist dir das morgen peinlich."

„Wahrscheinlich..." antwortete sie nachdenklich und zuckte mit den Schultern. „Aber es hat Spaß gemacht." Als sie begann, eng mit ihm zu tanzen, warf Sirius Remus einen vielsagenden Blick zu und ihn beschlich der Verdacht, dass Sirius genau bekommen hatte, was er mit seinem Gespräch erreichen wollte.

Das würde ein langer Abend werden.

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