03. Die beste Alchemistin der Welt
KAPITEL DREI
Die beste Alchemistin der Welt
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PAIGE HATTE aus einem guten Grund nie Nachhilfe gegeben und es lag nicht daran, dass sie nicht helfen wollte. Im Gegenteil: Sie liebte das Gefühl, wenn jemand etwas wegen ihr verstand, aber es fiel ihr unglaublich schwer, Dinge zu erklären, die für sie selbstverständlich geworden waren. Wenn sie etwas begriffen hatte, konnte sie sich schwer in jemanden hineinversetzen, der sich nie damit beschäftigt hatte.
Das größere Problem an dieser ganzen Sirius-Sache war aber, dass er ja bereits alles konnte — es gab nichts zu erklären. Stattdessen machten sie nun zusammen Hausaufgaben... Was ja in Ordnung wäre, wenn sie einfach schweigend nebeneinander sitzen und tatsächlich arbeiten würden. Sirius aber schien nicht gerade die nötige Motivation dafür zu haben und hielt sie so davon ab, sich ins Bett zu legen und zu lesen.
„Das Thema der letzten Stunde war...?", begann Paige bemüht geduldig am Nachmittag des nächsten Tages, da Sirius bisher keine Anstalten gemacht hatte, einen Finger zu rühren. Stattdessen saß er neben ihr in der Bibliothek und beobachtete sie schweigend, sein Stuhl balancierte nur auf den Hinterbeinen, als er sich lässig auf der Lehne abstützte. Und sie hatte gehofft, dass Sirius nicht gelogen hatte, als er meinte, dass er nur seine Zeit bei ihr absitzen würde, um Hausaufgaben zu machen. Er wartete grinsend darauf, dass sie etwas sagte, um ihm zu „helfen" (was in seiner Auffassung wohl diktieren hieß, da er keine Lust hatte, selbst etwas zu schreiben).
„Hab nicht zugehört." meinte Sirius demotiviert und Paige verdrehte die Augen.
„Und du wunderst dich, dass Professor McGonagall will, dass du Nachhilfe nimmst?" Sie schwieg kurz. „Was machst du denn im Unterricht?"
„Nachdenken", antwortete Sirius.
Paige hob eine Augenbraue, als er nichts weiter sagte. „Und worüber?"
„Mir ist noch nie aufgefallen, dass... äh... diese Hufflepuff mit den Sommersprossen? Dunkle Haare?" Er sprach so energisch, dass Paige kurz stammelte, da ihr Gehirn überfordert aussetzte.
„Rochester?", fragte sie schließlich und Sirius nickte.
„Ja, stimmt, hatte bis letztes Jahr nicht so viel mit Hufflepuffs. Mir ist aufgefallen, dass sie ganz attraktiv ist und ich was von ihr will."
Paige sah ihn etwas sprachlos an und blinzelte zweimal. „Oh, das ist doch... schön." Sie war etwas überrascht darüber, wie offen Sirius Black mit ihr darüber sprach, auf wen er so stand. Die Hufflepuff war aber wirklich ganz süß, eigentlich zu süß für Sirius. „Naja, wie auch immer, in Verwandlung ging es um Animagi", erklärte sie etwas unbeholfen.
Ein Grinsen huschte über Sirius' Gesicht, so schnell, dass sie es kaum bemerkte, hätte sie nicht hingesehen. Vermutlich überspielte er damit, dass er gemerkt hatte, wie dringend sie das Thema hatte wechseln wollen, damit keine Pause entstand. „Damit kenn ich mich aus", meinte er und Paige hob eine Augenbraue. Sie hatte sich mehr mit Animagi beschäftigt, als sie in diesem Moment zugab, wo sie hoffte, eines Tages selbst die Verwandlung zu üben.
„Wirklich?" fragte sie. „Muss ich dann überhaupt hier bleiben?"
„Eigentlich nicht, aber dann mache ich höchstwahrscheinlich nichts und McGonagall hasst mich wieder." Sirius grinste, als Paige die Stirn runzelte und begann schließlich an seinem Aufsatz zu schreiben, obwohl er nach jedem Satz angestrengt seufzte. Paige holte ein Buch aus ihrer Tasche und begann zu lesen, wobei sie überhaupt nicht bemerkte, dass Sirius sie über den Rand ihres Buches hinweg musterte.
Ihre Augen waren konzentriert auf die Seiten vor ihr gerichtet, während ihr ihre schwarzen, dicken Haare über die Schultern fielen und die dunkle Haut ihrer Arme von der Sonne beleuchtet wurde, die durch das Fenster neben ihnen fiel.
„Was?", fragte sie knapp, als sie seinen Blick bemerkte.
„Schöne Kette", entgegnete er sofort und Paige griff automatisch nach dem Amulett um ihren Hals.
„Danke", sagte sie schnell und da sie nicht so wortkarg sein wollte, klappte sie ihr Buch zu. „Ist ein Navaratna-Amulett."
Sirius hob die Augenbrauen. „Ah, klar..."
Ein leichtes Grinsen legte sich auf Paige Lippen, als sie das goldene Amulett, in das neun Edelsteine in verschiedenen Farben fein säuberlich eingearbeitet waren, hochhielt. „Das ist Sanskrit und heißt Neun Edelsteine. Ist ein Talisman. Jeder Stein für einen Planeten unseres Sonnensystems. Der Rubin in der Mitte ist die Sonne."
Sirius musterte die Kette noch einen Moment. „Sieht gut aus", sagte er dann. Paige nickte und umklammerte sie noch einen Augenblick, bevor sie sie losließ. Sie war ein Geschenk ihres Vaters. „Sprichst du Sanskrit?"
Paige schüttelte den Kopf, überrascht, dass Sirius das interessierte. Vielleicht lenkte er aber auch nur ab. „Die wenigsten sprechen es als Muttersprache, und das auch eher in Südindien", erklärte sie. „Es ist sehr alt — ein bisschen wie Latein hier."
„Hm", entgegnete Sirius etwas finsterer, sobald er Latein hörte. „Musste ich auch lernen."
Das hörte sich nicht gerade nach etwas Freiwilligem oder einer guten Erinnerung an... Sie wusste, dass seine Familie eine derjenigen war, die sich ziemlich etwas auf ihren Blutstatus einbildete.
„Ich verstehe Hindi, aber wir sprechen Zuhause Englisch, deswegen kann ich nur ein bisschen was. Meine Familie ist schon seit dem 2. Weltkrieg hier in England", erklärte sie weiter, um das Thema von seinen Lateinstunden zu lenken, die er scheinbar verabscheut hatte.
Er nickte, dann fiel sein Blick auf das Buch, das sie eben weggelegt hatte. „Du bist ganz schön oft hier in der Bibliothek, oder?"
Paige zuckte mit den Schultern. „Kann schon sein."
„Wofür lernst du überhaupt so viel? Ich lerne nie und schreibe trotzdem Os." meinte Sirius selbstgefällig und Paige rollte mit den Augen.
„Nicht jeder hat das Glück. Ich habe eben Ziele im Leben. Wäre ich eine reine Ravenclaw, würde ich wahrscheinlich nur für die Fächer und Themen lernen, die mich interessieren."
Sirius sah sie verwundert an. „Aber Ravenclaws sind doch alle Streber."
„Die mit den guten Noten sind wie du und lernen nicht. Ich lerne nur ein wenig, weil ich ehrgeizig bin und nach Slytherin gepasst hätte."
Bei diesen Worten schnaubte Sirius abfällig. „Dann kannst du ja froh sein, in Ravenclaw zu sein."
Paige musterte ihn. Sie mochte keine Vorurteile, glaubte aber, dass sie bei der Familie, aus der er kam, verstehen konnte, was er meinte. „Ich denke nicht, dass du über so etwas im Vorhinein urteilen solltest. Ich kenne einige nette Slytherins."
Ihr Ex-Freund war in Slytherin gewesen und seine Freunde waren überaus freundliche Menschen.
„Urteilst du nicht auch über mich, ohne mich zu kennen?", fragte Sirius und da Paige nichts darauf einfiel, schwieg sie betroffen. Sie hatte immer darauf Wert gelegt, beide Seiten zu betrachten und auch wenn sie verurteilt hatte, was die Rumtreiber getan hatte, war sie immer neutral ihnen gegenüber geblieben. Ihr Start mit Sirius war nur nicht gerade vorteilhaft gewesen, aber das hatte auch zum Teil an ihr gelegen. Es fühlte sich einfach an, als würden zwei Welten aufeinandertreffen, die nicht zusammengehörten.
„Schreib deinen Aufsatz", sagte sie, um vom Thema abzulenken und auch wenn Sirius die Augen verdrehte, hörte er auf sie.
„Das ist der Grund, warum ich nie meine Hausaufgaben mit Remus zustande bringe. Er ist nicht so beängstigend." meinte er ohne aufzusehen mit einem Grinsen und obwohl Paige schwieg, lächelte sie leicht über ihrem Buch. „Also, du sagst, du bist ehrgeizig..."
„Ja", bestätigte Paige und runzelte die Stirn.
Sirius sah sie abwartend an, als wartete er darauf, dass sie mehr sagte. „Was willst du denn werden?" fragte er schließlich.
„Ich will es auf die Akademie für Zaubertränke und Alchemie in Irland schaffen und Alchemistin werden." antwortete sie sofort und Sirius hob eine Augenbraue. Wie er solche Menschen hasste... Alles war durchgeplant in einem absolut perfekten Leben. Wahrscheinlich kam sie auch noch aus einer Familie, die sie unterstützte und liebte.
„Wir sterben wahrscheinlich sowieso alle in diesem Krieg... oder schlimmer", meinte Sirius verständnislos und Paige erwiderte seinen Blick fest.
„Nur, weil Voldemort meint, einen Krieg anzuzetteln, heißt das nicht, dass ich mir meine Zukunft nehmen lasse." entgegnete sie barsch und klappte ihr Buch energisch zu.
„Du sagst seinen Namen?" Sirius sah sie neugierig, aber auch anerkennend an.
„Natürlich sage ich seinen Namen. Wäre ja noch schöner, wenn ich mich nur von einem Namen einschüchtern lasse..." Sie schob ein Lachen hinterher, aber so tough sie auch wirken wollte, in ihrem Inneren sah es anders aus. Ihr Onkel war Auror und Paige fürchtete jedes Mal in einem Brief ihrer Tante zu lesen, dass ihm etwas Schlimmes zugestoßen war. Vielleicht las sie deswegen so gerne und tauchte in fremde Welten von Serien ein. In Büchern und im Fernsehen gab es andere Probleme als ihre eigenen, über die sie nachdenken konnte, ohne sich mit dem Krieg zu beschäftigen, der außerhalb von Hogwarts stattfand. In zwei Jahren wäre sie selbst mittendrin...
„Also anstatt zu kämpfen willst du dich in einem Turm einsperren und Tränke brauen?" fragte Sirius abfällig und Paige blieb der Mund offen stehen, als sie ihn ansah.
„Nicht jeder will sein Leben riskieren. Tut mir leid, dass ich an meinem hänge."
Sirius schnaubte und wandte den Blick von ihr ab. Woher nahm er sich das Recht über sie zu urteilen? Er hatte keine Ahnung, wer sie war und was sie schon alles erlebt hatte.
Sie wusste nur eines: Sie war mehr als froh, als die vereinbarte Dreiviertelstunde zu Ende war und sie sich auf den Weg machen konnte — weit weg von Sirius Black und zu einem wichtigen Trefffen.
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„SIE IST schrecklich, Krone. So was hast du noch nicht erlebt", begann Sirius sich nach dem Treffen mit Paige über sie auszulassen. „Erstens dreht sie dir alles, was du sagst, im Mund herum. Zweitens ist sie ja so perfekt und unantastbar — schließlich wird sie ja einmal die beste Alchemistin der Welt."
Remus runzelte die Stirn, während er Sirius zuhörte. Er kannte Paige Arora kaum, von ihrem kleinen Auftritt gestern einmal abgesehen, aber sie war ihm nicht als die Zicke vorgekommen, als die Sirius sie beschrieb. Sie war gut in der Schule, das wusste er, da sie eine der wenigen war, die sich immer meldeten und mit jedem Lehrer gut klar kam. Selbst mit Binns hatte sie versucht über alles Mögliche zu diskutieren und ihre Meinung einzubringen. Offensichtlich hatte ihr das bei dem Professor keine Pluspunkte eingebracht, aber sie schien zufrieden damit zu sein, sich über die Dinge, die sie beschäftigten, aufzuregen.
Wie alle Ravenclaws.
Sie hatten meistens starke Meinungen, das mochte er auch an Paige. Ihre idealistische Art zu denken war schon immer interessant für ihn gewesen.
James lachte nur. „Warum machst du das überhaupt? Was zählt sind die UTZs und für den Rest interessiert sich sowieso niemand."
„Willst du McGonagalls Zorn auf dir spüren? Solange mich jemand zwingt, meine Hausaufgaben zu machen..."
Remus hob eine Augenbraue. „Ich könnte dich zwingen."
Sirius lachte leicht. „Remus, nichts gegen dich, aber du bist nicht streng genug, um etwas wie ein Lehrer zu sein."
„Meine Nachhilfeschülerin hat das anders gesehen", hielt Remus dagegen und James grinste belustigt.
„Du meinst Flora?" Er formte kleine Herzchen mit den Händen. „Die hätte dir alles geglaubt."
„Und alles für dich gemacht", gab Sirius mit einem dreckigen Zwinkern hinzu.
Remus verdrehte die Augen. „Sie ist dreizehn."
„Willst du wissen, wann ich—?" Bevor Sirius seinen Satz vollenden konnten, unterbrachen Remus, James und Peter ihn energisch.
„Nein."
Sirius zuckte mit den Schultern und als sich Schweigen zwischen den vier ausbreitete, ergriff Remus wieder das Wort. „Zumindest denke ich nicht, dass Paige so schrecklich ist, wie du sie beschreibst", wechselte er das Thema, womit Sirius einen erneuten Aufhänger hatte über Paige zu lästern.
„Ich fand sie witzig", warf James ein. „Du nicht, Remus?"
Etwas überrascht sah Remus auf und fuhr sich schnell mit der Hand durch die Haare. „Ja, äh— schon. Nett... und so." Er hatte das Bedürfnis, das Thema zu wechseln.
James grinste wissend.
„Nein nein nein", unterbrach Sirius diese Konversation kopfschüttelnd. „Du lässt dich blenden, weil sie sich mit dir verschworen hat—"
„Was für sie spricht", gab Remus simpel zurück.
Sirius gefiel es nicht, wie er sie verteidigte. „Du kannst dir wirklich nicht vorstellen, wie verklemmt dieses Mädchen ist, Moony", sagte er abwehrend. „Weißt du, dann ist sie einmal netter und kaum sagst du was, ist sie direkt angegriffen. Hab nicht so viele Vorurteile gegen Slytherin, bla bla. Dann findet man mal ein Thema, aber sie will direkt wieder weiter Hausaufgaben machen. Sie sitzt so oft in dieser Bibliothek. Sie hat nie etwas gemacht, das auch nur ansatzweise Spaß macht — das Wort kennt sie wahrscheinlich nur aus Büchern", fuhr er fort und Remus wandte nachdenklich den Blick ab. Sirius nickte zufrieden. Vielleicht hatte das gereicht, um sein Interesse an Paige zu bändigen.
„Komm schon, niemand kann so schlimm sein", hielt er jedoch weiter dagegen und Sirius nahm die Herausforderung freudig an.
„Du kannst es gerne am eigenen Leib erfahren. Morgen ist Wahrsagen. Geh hin und red mit ihr."
Obwohl Remus nicht viel davon hielt, Sirius etwas beweisen zu müssen, stimmte er schulterzuckend zu und schüttelte bei dem triumphierendes Grinsens seines Freundes nur den Kopf.
❂ ❂ ❂
„OKAY, WELCHES BUCH wollen wir nächste Woche besprechen?", fragte Aliana mit ihrem ausgeprägten, schottischen Akzent und setzte sich in einen Schneidersitz, um mit fragenden Augen zu Paige zu sehen. Sie saßen im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum, der an diesem Nachmittag in goldenes Licht getaucht war, das von den Sternen an der Decke fiel.
„Ich hätte einen Vorschlag." erwiderte Harper und Paige gähnte leicht. Sie war müde. „Das Buch ist schon im Mai rausgekommen, aber es soll ganz gut sein: Gespräch mit einem Vampir."
„Oh nein", beschwerte sich Aliana. Sie war ein Jahr jünger als Paige, hatte ein rundliches Gesicht, das von blonden Haare mit Pony umgeben war, und leuchtende türkisblaue Augen. Ihr Geschmack für Mode war sehr ausgefallen und wurde von manchen mit einem schrägen Blick bedacht, aber Paige liebte es. Aliana trat sehr selbstbewusst auf und war eine sehr süße, einfühlsame Freundin. „Bitte, nicht noch einen Horrorroman."
„Es gehört tatsächlich auch dem Genre Liebesroman an, Aliana", meinte Harper verschwörerisch und nun mischte sich auch Silias, ein anderer Ravenclaw aus Paiges und Harpers Jahrgang, ein.
„Wie wäre es, wenn wir mal einen Eroktikroman lesen?" fragte er grinsend. „Wäre mal aufregender."
„Dafür ist Aliana zu unschuldig", neckte Paige ihre Freundin, die die Augen verdrehte.
„Das kann ich ändern", sagte Silias mit einem Zwinkern, was sie alle vier zum Stöhnen brachte. „Andererseits verstehe ich natürlich eure Einwände, weil ich mir keinen anderen Platz zum Lesen suchen möchte. Ich will wirklich nicht neben der guten Rowena sitzen und Sexszenen lesen." Er deutete auf seine typische Leseecke neben der Statue von ihrer Hausgründerin und Paige begann herzhaft zu lachen.
„Verständlich", gab sie zu und sah zum Eingang des Gemeinschaftsraums, als die Tür aufging und Sayria auf sie zulief. Sie war erst im dritten Jahrgang, aber sie war mit vierzehn Jahren eine der ältesten ihrer Stufe und manchmal glaubte Paige, sie redete mit einer Erwachsenen. Weisheit hing schließlich nicht vom Alter ab.
Sayria hatte ihre schwarzen, krausen Haare lose zu einem Dutt zurückgebunden und ein Pinsel war immer noch hinter ihr Ohr geklemmt, als sie sich neben Aliana setzte. Farbflecken zierten ihre dunkle, zarte Haut, als sie ein gelesenes Taschenbuch hervorholte. Es hatte Eselsohren und Markierungen und auch wenn Paiges Herz bei diesem Anblick jedes Mal blutete, wusste sie, was Sayria dazu sagen würde: Sie las dieses Buch und die Art, wie sie das tat, spiegelte ihren Charakter wider.
„Wir besprechen es gleich, wir haben noch auf dich gewartet", fasste Paige das bisherige Gespräch zusammen, als Sayria erleichtert durchatmete. „Wir haben schon einmal diskutiert, was wir nächste Woche lesen: Und es läuft wahrscheinlich auf Gespräch mit einem Vampir hinaus."
„Muggelliteratur oder eine echte Biographie?" fragte sie schnell und Paige sah zu Harper, der das Buch vorgeschlagen hatte.
„Von Muggeln. Soll wohl auch eine Liebesgeschichte geben." antwortete er für sie und Sayria verzog das Gesicht.
„Wer will denn schon mit einem Vampir zusammen sein? Die sind immer so kalt und blass und fantasieren über dein Blut." Sie erschauderte. „Ist das nicht ganz schön makaber?"
„Wenn man darauf steht, gebissen zu werden..." warf Silias ein und ließ seinen Satz offen im Raum stehen. „Sind eben Muggel."
„Ich denke sowieso nicht, dass es eine Welle losschlagen wird und wir noch mehr Vampir-Romanzen auf den Bestsellerlisten sehen werden." sagte Paige und zuckte mit den Schultern. „Aber besser ein Vampir als ein... Ich weiß nicht: ein Meermann?"
„Wenigstens wollen die nicht dein Blut", sagte Aliana.
Plötzlich sah Silias aus, als hätte ihn ein Blitz getroffen. „Leute, ich glaube, ich hinterfrage mein gesamtes Leben." rief er theatralisch aus. Alle sahen ihn fragend an. „Wie haben die mit ihren Flossen eigentlich Sex?"
„Oh scheiße", murmelte Paige.
„Vielleicht legen sie Eier", schlug Sayria vor.
„Und wo kommen die bitte her?" fragte Silias sofort.
„Ich denke, das ist wie bei Fischen." Harper schwieg einige Sekunden, bevor er fortfuhr. „Ja, das würde Sinn machen."
„Harper, sehe ich so aus als wüsste ich, wie das bei Fischen funktioniert? Ich bin froh mich selbst zu verstehen." sagte Silias und Paige lachte leise, während Harper seufzte.
„Wieso haben wir solche Fragen nicht gestellt, als wir das Thema im Unterricht hatten?" fragte Paige.
„Weil wir zwölf waren." Aliana schüttelte mit dem Kopf, als wäre die Antwort offensichtlich.
„Ich glaube, die Idee mit dem Erotikroman hat Silias einfach viel zu sehr begeistert."
Silias machte eine verteidigende Geste, als er Harpers Worte hörte.
„Lasst mich raten, der Vorschlag kam auch von ihm, richtig?" fragte Sayria belustigt und Silias grinste wieder amüsiert. Am Anfang hatte Paige sich tatsächlich gefragt, warum Silias Anderson sich überhaupt mit Paige und Harper abgeben wollte. Er war hübsch, gut gebaut, Hüter im Quidditchteam und so charmant, dass er selbst Sirius Blacks angeblichen Charme Konkurrenz machen könnte, wenn er wollte. Außerdem waren seine Eltern wirklich witzig, aber das lag wohl daran, dass seine Mutter eine berühmte Sängerin in der Zaubererwelt war und sehr flippig und ausgefallen auftrat. Soweit sie wusste, hatte er japanische Wurzeln.
Vielleicht spielte Paige sich zu sehr herunter. Wenn sie ehrlich war, fand sie sich selbst auch ganz hübsch. Ja, ihr Haar sähe vielleicht nicht so strubbelig aus, wenn sie es glätten würde, ihre Augenbrauen waren buschig, wenn sie sie nicht regelmäßig zupfte und sie rasierte ihre Arme, weil ihre Haare von Natur aus dunkel und dicht waren, aber sie mochte ihre Nase... und ihre Wangenknochen. Sie ließen ihr Gesicht schmaler und länger wirken.
„Von wem sonst?" gab Paige zurück.
„Naja, wenn wir ehrlich sind, hätte das auch von dir kommen können", konterte Sayria frech
und Paige grinste unheilvoll.
„Vielleicht schreibe ich ja auch demnächst einen für euch." scherzte sie amüsiert und Harper verdrehte die Augen.
„Wir wollen eigentlich gar nichts von deinen Bettgeschichten mit Malcolm wissen."
„Wer sagt denn, dass meine Fantasien von ihm handeln?" fragte sie grinsend zurück.
„Außerdem ist das doch seit Ende des letzten Schuljahres vorbei", stimmte Silias ein wenig verwundert zu und Paige zwinkerte.
„Naja, unsere Beziehung ist vorbei..." Paige grinste.
„Arora, du kleines Luder!" Silias tat so, als wäre er äußerst empört, als er zu ihr sah, doch sie hob nur provokant ihre Augenbrauen. „Ihr habt immer noch was am Laufen?"
„Das war nicht geplant, aber irgendwie ist es passiert", rechtfertigte Paige sich.
„Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll." meinte Harper mit einem Stirnrunzeln. „Ich meine, er hat Schluss gemacht, weil er angeblich wegen seiner UTZs keine Zeit für eine Freundin hat, aber dafür hat er dann doch noch Zeit, oder was?"
„Ich will dir da in nichts reinreden, aber der Typ ist wirklich ein Idiot — und das kommt von mir." stimmte auch Silias zu und Paige seufzte leicht. Sie wusste doch selbst, dass diese Art der Beziehung eigentlich nichts war, das sie suchte oder wollte. Aber es fühlte sich gut an, genau darüber nicht nachzudenken. Es war so bedeutungslos, dass sie sich keinen Kopf darum machen musste, denn für den Moment war es gut genug.
„Es ist frustrierend mit dir." sagte Harper schließlich. „Ich will auch eine Freundin."
„Ach." Silias schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken. „Du kriegst schon noch eine. Wem soll ich dich vorstellen?"
Paiges Augen begannen zu leuchten und Harper sah warnend zu ihr. „Paige... Nein." begann er verzweifelt. „Wollten wir uns nicht auf die Buchbesprechung konzentrieren?"
„Die kann warten." entgegnete sie mit einem verschwörerischen Lächeln.
· · · note! · · ·
Wie findet ihr Paiges Freunde?
Ich liebe sie alle so sehr 🥺
Paige und Sirius... naja, schwierig. Irgendwie reden sie aneinander vorbei.
Und im nächsten Kapitel gibt es auch ein erstes richtiges Gespräch zwischen Paige und Remus, stay tuned.
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