#88 Beißereien
"Eigentlich hätte ich euch gerne verkündet, dass ich wisse, wann ihr hier heraus kommt" sprach Simur, "aber offenbar hat in Sore im Moment keiner ein Interesse sich mit Angevinien darüber zu unterhalten ob, wann und zu welchen Bedingungen ihr hier heraus kommt..."
"Apertilis nemo avere lo desiderion ad loqui con uno ragation da grondaia!¹" ätzte Terastan.
"Keiner?" kam es bedrückt von Roman, "auch meine Eltern nicht?"
In Simur kämpfte die Verachtung für Terastan nun mit dem Mitleid für Roman, doch als die dunkle Seite gewann, wandte er sich zunächst an den Dividuxam und höhnte: "Ah, nosso mallor d'ofion, semel spectar num Vosta adhunc esos itapere impudens quamo igo mordero Eius!²"
Terastan war sich sicher er habe sich verhört: "Uno morsor minoram, coda eses tuo fierirse uno muttion morsivolis?³"
Doch die mit beißendem Spott vorgetragene Antwort von Simur belehrte ihn eines Besseren: "Uno mordor minoram, quam'iam...⁴"
Während Terastan nun sichtlich erbleichte, wandte sich Simur mit zuckersüßer Stimme an Roman: "Ich bin mir sicher, dass deine Eltern sich um dich sorgen. Aber es hat leider niemand in Angevinien Kontakt zu deinen Eltern..."
"Wenn du mir mein Callidcom geben würdest und dann Zugriff auf ein Telefon, dann hättet ihr den" schlug Roman daraufhin sofort zu.
"Das kann ich nicht entscheiden" räumte Simur ein, "ich werde es aber weitergeben. Was ich allerdings entscheiden kann ist deine Unterbringung. Falls dir die Gesellschaft dieses Magnamentor⁵ nicht behagt, kann ich dich jederzeit getrennt von ihm unterbringen!"
Bevor Roman dazu etwas sagen konnte, rief Terastan schon: "Das ist nur ein Trick, sie wollen uns trennen, dann kann keiner von uns später bezeugen was mit dem jeweils Anderen passiert ist!"
"Ihr scheint zu fürchten was Ihr denkt dass Euch passieren könnte" höhnte Simur sofort, "ist das etwa ein Gewissen was sich da meldet oder denkt Ihr nur daran, was Ihr Euch an unserer Stelle antun würdet?"
Und Roman schlug mit leichter Verachtung in dieselbe Kerbe: "Ihr seid nicht der Umbilicion do mondion⁶, Terastan, was Euch passiert ist mir ziemlich egal und was das angeht, das mir passieren kann und könnte, da hab ich inzwischen mehr Vertrauen in den Anstand von Divinrexion Trevan als in den Eurigen!"
"Ich werte das als ein Ausdruck deines Wunsches von seiner Gegenwart befreit zu werden" erklärte Simur sofort, "da ich dir vertraue werde ich dich nun mit mir nehmen. Ich hoffe du enttäuscht mein Vertrauen nicht, auch wenn ein Fluchtversuch zwecklos und ein Angriff auf mich sehr töricht wären."
"Ich gebe dir mein Wort als ein Divinoble des Imperion Sorenam!" versicherte ihm Roman sofort.
"Dann komm!" forderte Simur ihn auf und begab sich zur Tür.
Als er jedoch an Terastan vorbeikam, beugte er sich hinunter zu dessen Ohr bis dieser seinen Atem an seinem Hals zu spüren vermochte. Dann raunte er ihm zu: "Uno muttion mordivolis...⁷"
Er konnte sehen wie das Unbehagen von Terastan Besitz ergriff, wie er sich anspannte, seine Atmung sich beschleunigte – und er konnte es riechen, das uralte Grauen was den Divinoble erfasste. Es bereitete ihm ein ungeahntes Gefühl der Befriedigung, Terastan hatte Angst. Angst vor ihm, Simur, dem Gossenjungen aus Chibera.
Als sie zur Tür heraus waren stellte sich heraus, dass auch Roman es bemerkt hatte, denn er fragte: "Was hast du ihm gesagt, dass du nun eine Aura der Dominanz ausstrahlt während er einer tiefsitzenden Angst zu verfallen schien..."
"Igo ipei avero dicerav qu'igo posseto morder ipei...⁸" erwiderte Simur sarkastisch.
"Du spielst mit seinen Urängsten..." verstand Roman, "sollte ich Mitleid haben? Wenn, dann stimmt mit mir etwas nicht. Denn ich habe keines. Mit ihm!"
*****
Mit einem lauten Knall flog die Tür zum Büro des Kronprinzens von Kitaien auf und an der entgeistert dreinblickenden Vorzimmerdame vorbei stürmte ein aufgebrachter Taehyung hinein.
Mit einer äußerst theatralischen Bewegung knallte er ein Papier auf den Schreibtisch von Taejo, der ziemlich verwundert dreinschaute.
"Vater schickt mich nach Angevinien" schrie er seinen Bruder empört an, "und weißt du warum?"
Ohne, dass Taejo den Hauch einer Chance hatte etwas zu erwidern fuhr Taehyung sogleich mit seiner Tirade fort: "Ich soll Trevor dich als... als... als... Braut? Gemahl? Ach was weiß ich.. Auf jeden Fall anbieten!"
"Und warum genau schreist du dann hier herum?" erkundigte sich Taejo mit einer ganz erstaunlichen Ruhe.
"Er verschachert dich als Bogjong⁹ der du bist" warf ihm sein kleiner Bruder an den Kopf, "und dennoch darfst du alles behalten!"
Die Worte seines Bruders trafen Taejo, doch er zwang sich zur Ruhe und erwiderte: "So, was alles darf ich denn behalten obwohl ich nach Vaters Wille die Beine breit machen soll?"
"Du bleibst Kronprinz und ich? Ich bekomme nichts, als wenn ich der Gefickte wäre!" empörte sich Taehyung.
"Wärst du es lieber geworden?" konterte Taejo und seine Stimme war eine Spur bitter geworden.
"Ich? Sicher nicht, ich lass mir doch keinen Schwanz in den Arsch schieben!" keifte der Jüngere gleich wieder los.
Um Beherrschung ringend erwiderte Taejos nun in kühlem Ton: "Nun, dann verstehe ich nicht worüber du dich so aufregst. Ich hatte angenommen, dass du ein wenig dankbar wärst, dass ich Vater dazu überredet habe mich als Bogjong⁹ an Angevinien zu verschachern und nicht etwa dich, wie Vater es eigentlich vor hatte..."
Binnen Sekunden wirkte Taehyung als wäre er in vollem Lauf gegen eine Wand gelaufen. Er wurde bleich und taumelte ein Stück vom Schreibtisch seines Bruders zurück, so, als hätte er einen heftigen Schlag auf den Kopf erhalten.
Dann hauchte er mit vor Entsetzen tonloser Stimme: "Das... das hat Vater nicht gewollt...?"
Taejo tat sich schwer seiner Stimme einen neutralen und keinen vorwurfsvollen Ton zu verleihen als er erwiderte: "Doch, kleiner Bruder, das hatte er vor. Er wollte dich in Trevors Bett senden, er wollte dich zum Kuhailgeom¹⁰ des Hochkönigs machen. Ich habe dich davor bewahrt und du dankst es mir mit Vorwürfen, dass ich trotzdem Kronprinz bleiben darf?"
"Ich..." begehrte Taehyung auf, aber sein ganzes Auftreten zeigte, dass es nicht so war, "...ich kann das nicht glauben!"
"Dann geh' und frage Vater" erwiderte Taejo nun kühl und äußerst distanziert, "aber bevor du gehst, wisse, ich hätte es auch gemacht wenn ich nicht Kronprinz geblieben wäre. Nicht weil ich Trevor liebe oder er so gut im Bette ist. Sondern vor allem, weil ich dich davor bewahren wollte..."
"Selbst wenn Vater das vor hatte, warum hätte Trevor mich nehmen sollen, ich hätte doch keinen Reiz für ihn gehabt..."
"Aus demselben Grund aus dem er sich womöglich für mich entscheidet: Ein immerwährender Bund zwischen Angevinien und Tihonguk. Eine politische Ehe, da wären deine Gefühle, deine Wünsche, dein Lebensglück völlig irrelevant gewesen..."
Ein letzter fassungsloser Blick von Taehyung traf ihn, dann drehte dieser sich herum und stürmte wortlos hinaus.
Traurig blickte Taejo ihm nach.
Was habe ich erwartet? dachte er sich, nun, nicht unbedingt überschwängliche Dankbarkeit. Aber dass sein eigener Bruder ihm deswegen den Thron neidet, das sicher nicht.
*****
"Wird Sore jetzt ewig gegenüber Angevinien sprachlos bleiben?" stichelte An-Anadur einmal mehr in Richtung Ieran und Meran welche mit ihm und An-Taetsin gerade zu Abend aßen.
"Nun" erwiderte der Divinoble" mir gefällt das ja auch nicht, aber ich kann die Regierung ja auch nicht zu Gesprächen mit Angevinien zwingen. Das können nur Senat und Convent – und es sieht nicht so aus als ob die daran derzeit Interesse haben..."
"Du kannst nicht oder du willst nicht?" entgegnete ihm An-Anadur.
"Das ist Demokratie mein Schatz" wich ihm Ieran aus, "das Volk entscheidet."
"Ach ja – und das Volk hört ja bekanntlich so garnicht auf die Meinung des Divinimperators" ätzte dessen Uxvir nun.
"Oder auf die des Supremator Militaris" schloss nun An-Taetsin in Richtung seines Virions.
"Ich weiß ihr wisst alles besser als wir" keilte der nun zurück, "aber es ist nunmal nicht die Aufgabe der Uxvir das Land zu führen!"
"Soll ich zurück in die Küche wie An-Marlur" fauchte An-Taetsin sogleich.
Medisant resümierte hingegen An-Anadur: "Es ist vielleicht nicht unsere Aufgabe im Sinne muffiger alter Traditionen. Aber es ist unser gutes Recht. Sind wir nicht auch Teil des Volkes?"
"Natürlich seid ihr das" versuchte Ieran zu beschwichtigen.
"Nun" ereiferte sich sein Uxvir weiter, "wenn wir wählen dürfen, dürfen wir uns dann nicht auch wählen lassen?"
"Wie meinst du das?" fragt Meran nun etwas alarmiert.
"Wie ich das meine?" erwiderte An-Anadur, "nun, wenn diese Regierung unfähig ist und unsere Virions daran nichts zu ändern gedenken, dann treten wir eben zu Wahlen an!"
"Aber Schatz, du kannst dich doch nicht wählen lassen" kam es nun von Ieran, "das ist doch Unsinn!"
"Unsinn sagst du?" entgegnete ihm sein Uxvir, "wir gründen eine Partei und treten bei den nächsten Wahlen an. Wer will uns das verbieten? Du?"
"Wer 'wir'?" wollte Meran nun wissen.
"Nun" antwortete ihm An-Anadur, "ich, dein Uxvir, An-Marlur, An-Isadon, An-Vasur, An-Limur..."
"Als wenn Hernan oder Tian das erlauben würden..." konterte Meran spöttisch.
"Ach ja" brauste nun An-Taetsin auf, "was wollen sie denn tun? Ihre Uxvirs im Keller anketten? Rein rechtlich können sie nix dagegen tun!"
Ein wenig spitz entgegnete Ieran nun darauf: "Nun, sie könnten sich scheiden lassen!"
"Das wagen sie nicht" behauptete An-Anadur wutentbrannt, "das wagt ihr nicht!"
Ganz ruhig hingegen war An-Taetsin der nun eiskalt anmerkte: "Nun, selbst wenn, erstens werden die Sympathien der Wähler dann erst Recht auf unserer Seite sein. Und zweitens denke ich, dass Trevan ab Oceanam und Siman an Chiberam uns nur zu gerne mit ihrem Divinpotion helfen würden."
Jetzt kam Leben in die beiden Divinoble. "Das wagt ihr nicht!" schrie Meran während Ieran leicht erschüttert meinte: "So weit würdet ihr gehen?"
"Ich gehe nicht davon aus, dass ich oder An-Taetsin soweit gehen müssten" entgegnete An-Anadur ihnen, "aber wenn Gestalten wie Hernan, Tian oder Terastan keine Vernunft annehmen, dann können Marlur und Limur sicherlich auch sehr gut als Marlan und Liman weiter machen..."
"Ich lasse mich doch nicht von meinem eigenen Uxvir erpressen" war Meran nun eingeschnappt.
"Also, ich denke auch dass ihr zu weit geht" schloss sich Ieran ihm an.
An-Taetsin stand wutentbrannt derart ruckartig auf, dass sein Stuhl nach hinten über kippte. Wütend funkelten seine Augen seinen Virion an, dann meinte er schmallippig: "Komm Anadur, wir gehen und zeigen den feinen Herren einmal wie weit wir gehen können!"
Nun erhob sich auch An-Anadur.
Ohne seine Virion noch eines Blickes zu würdigen drehte er sich herum und sprach zu An-Taetsin: "Gehen wir und zeigen wir den Herren wie wir eine Regierung zu Fall bringen.
Eine Regierung der der Divinimperator ohnehin schon den Rücktritt nahegelegt hat."
"Wie wollt ihr euch denn nennen als Partei?" provozierte Merlan die beiden schon im Abgang befindlichen Uxvirs.
Daraufhin drehte An-Anadur sich herum, fixierte ihn und sprach unbeeindruckt: "Faction de los matores do patrion.¹¹"
"Dass..." hob der an um etwas zu erwidern, verstummte aber jäh, als ihm klar wurde, dass das ein verdammt guter Name wäre.
Wer könnte schon ein Argument gegen die Matores des Divinobles, gegen die Mütter der Göttlichen, anbringen?
"Dass wird die dummen Menschen und die arroganten Divinobles das Fürchten leeren" kam es nun von An-Taetsin.
Dann verließen die beiden Uxvir den Raum.
Fassungslos schauten sich Ieran und Meran an, dann seufzte Letzterer und sprach: "Wir haben es vermasselt oder?"
"Wir haben es aber so richtig vermasselt" stöhnte Ieran bestätigend.
"Und jetzt?" fragte Meran.
"Jetzt können wir nur noch unsere Klappen halten" sprach Ieran, "wenn sie das in die Tat umsetzen, können wir nichts gegen sie sagen, wir können sie auch nicht verlassen und wir können auch nichts für sie sagen. Also bleibt uns nur noch das Stillschweigen..."
"Oh bei Libulan, stellt dir vor der nächste Ministerpräsident von Sore wäre An-Anadur" klagte Meran und Ieran erwiderte zynisch: "...oder An-Taetsin..."
"Dann wäre ich meinen Posten los" traf den die jähe Erkenntnis, "der Ministerpräsident könnte kaum seinen eigenen Virion im Amt des Supremator Militaris lassen..."
¹Offenbar hat keiner das Verlangen mit einem Gossenjungen zu sprechen!
²Ah, unser Möchtegern-Weltherrscher, einmal sehen ob Ihr immernoch so frech seid, wenn ich Euch beiße (im Sinne von: Mein Divinpotion gebe)
³Ein kleiner Beißer, wann bist du ein bissiger Köter geworden?
⁴Ein kleiner Beißer (im Sinne von: Sein Divinpotion gebend), wenn schon...
⁵Größenwahnsinniger
⁶Nabel der Welt
⁷sinngemäß: Ein Köter mit Divinpotion
⁸Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn beißen (=Divinpotion geben) könnte..."
⁹unterwürfiger Mensch, jemand der beim Sex die passive Rolle hat
¹⁰Lustknabe
¹¹Partei der Mütter(Uxvir) des Vaterlandes
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