#84 Die Sache mit den Söhnen
Wie Simur bei ihm ließ es sich Trevor umgekehrt auch nicht nehmen, regelmäßig Zeit an dessen Bett zu verbringen und zu schauen, wie es ihm geht.
Anders als Simur bei ihm konnte er aber das Voranschreiten der Verwandlung nicht an der Änderung der Haarfarbe fest machen. Denn Simur hatte dunkle Haare und die blieben auch als Divinoble dunkel, so wie bei Terastan und Trevastan.
Terastan hingegen hatte es nicht geschafft sein Ansehen bei Roman wiederherzustellen, dieser hatte jeglichen Respekt vor dem Dividuxam verloren nachdem ihm klar wurde, was der alles bereit war zu tun für seine Macht, selbst gegenüber dem eigenen Bruder.
Die eher erbärmlichen Versuche von Terastan sich zu entschuldigen oder sich zu rechtfertigen, hatten da auch nichts zu ändern vermocht.
"Aber ich habe es ja letztendlich nicht gemacht" wandte dieser ein, worauf Roman höhnisch erwiderte: "Doch nur weil du keine Gelegenheit dazu hattest!"
"Du traust mir so etwas wirklich zu?" versuchte es der Dividuxam mit gefälschtem Schmollen.
"Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr traue ich es dir zu!" ließ ihn Roman ungerührt abblitzen, "und ehrlich, ich wundere mich gerade wieso ich da nicht früher drüber nachgedacht habe!"
"Wann früher?" spöttelte Terastan, aber Roman kam jetzt erst richtig in Fahrt: "Nun, zum Beispiel BEVOR ich mich vom Divinimperator hierher habe schicken lassen um dein Wohlbefinden sicherzustellen und dabei den König von Angevinien verärgerte. Denn eigentlich war es doch das was du verdient hattest, nämlich als Trevans Gefangener hier im Keller zu hocken. Verdient für alles was du ihm angetan hattest und was du vorhattest anderen anzutun. Wenn ich jetzt darüber nachdenke verstehe ich eh nicht warum man dich in Sore nicht einfach vergessen hat. Wäre für alle das Beste gewesen!"
"Oh, ich denke das kann ich dir erklären" sprach da plötzlich Trevor zu ihm, der unbemerkt von den Beiden den Raum betreten hatte.
Roman erschrak stark als er Trevors Stimme hörte, falls Terastan sich auch erschrocken hatte, hatte er es sich nicht anmerken lassen.
"Vosta Numeen Sublimeen" sprach Roman ihn nun höflich an, "jetzt habt Ihr mich aber sehr erschreckt!"
Terastan verzog mißbilligend das Gesicht als er hörte wie Roman den Titel für Trevor verwendete, wagte aber nicht etwas dazu zu sagen.
"Das war nicht meine Absicht, Vosta Numeen" erwiderte Trevor ebenso höflich an Roman gewandt, Terastan ignorierte er geflissentlich.
"Ihr habt eine Erklärung warum man in Sore offenbar so sehr an Terastans Wohlergehen interessiert war – und womöglich noch ist?" versuchte Roman seine Neugierde erst garnicht zu verbergen.
"Die haben Wir" erwiderte Trevor, "Sore ging es nie um Terastan, der war denen egal. Aber Wir hatten begonnen Terastans Vermögen aus Sore abzuziehen und mit dessen Verwaltung und Aufsicht Personen Unseren Vertrauens zu beauftragen. Sore ging es um das Geld und darum, dass Angevinien einen zu großen Einfluss auf Sores Wirtschaft, Banken und Unternehmen und damit auf Sores Gesellschaft und Politik nehmen würde. Terastan war und ist denen egal!"
Dessen Gesicht verzog sich angesäuert, aber er schien von Trevors Worten nicht wirklich überrascht zu sein.
Ganz anders Roman. Nach einigen Sekunden des verblüfften Schweigens resümierte er immernoch leicht ungläubig: "Also hat man mich vorgeschickt nicht um Terastan zu Retten sondern nur um seine paar Penunzen nicht an Angevinien abgeben zu müssen?"
"Paar Penunzen?" giftete Terastan sofort los, kam aber nicht weit, da Trevor ihn ignorierend zu Roman sagte: "Es sind schon soviele Penunzen, dass deren Abfluss das Imperion Sorenam in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen würde..."
"Ja wie reich bist du den Terastan?" rief Roman diesen nun an.
"Was geht's dich an?" blaffte der sofort zurück.
Mit einem leisen Lächeln erklärte Trevor nun: "Er ist die zweitreichste Person in unserer Welt..."
"Was muss ich mir da vorstellen?" fragte Roman verwirrt.
"Nun, mit seinem Vermögen könnten Wir die Staatsausgaben Unseres Landes 300 Jahre lang bezahlen" erklärte ihm Trevor schmunzelnd.
"Oh" kam es von Roman und man konnte sehen wie es in seinem Kopf rechnete, "....also ich weiß ja, dass wir Divinoble alle nicht arm sind. Aber das...."
"Versteht Ihr nun, warum Angevinien die Hälfte seines Vermögens fordert?" erkundigte Trevor mit einem schelmischen Grinsen.
"Ja. Allerdings auch warum er sich damit schwerer tut als ich es tue..." bekannte Roman.
Und lieferte damit die Steilvorlage für Trevor Terastan das mitzuteilen weswegen er überhaupt zu ihnen hinab gestiegen war.
"Nun, Wir befürchten, ihm ist dabei nicht ganz bewusst, dass er für Angevinien keinerlei Bedeutung mehr hat. Und auch in Sore vermisst man mehr sein Vermögen als seine Person. Aber sicherlich würde man in Sore es vorziehen ihn mit dem halben wieder am Hals zu haben als Uns als sein Alleinerbe mit dem ganzen Vermögen ziehen zu lassen..." dozierte er süffisant.
Roman verstand nicht worauf er hinaus wollte, aber Terastan, der verstand es.
"Du brauchst mich nicht mehr? Was ist mit Simur diesem Bastard, für den brauchst du doch noch mindestens meinen Saft!" brüllte er.
Trevor verzog keine Miene und würdigte ihn keines Blickes als er an Roman gewandt sagte: "Oh, Wir befürchten Wir haben ihm noch nicht gesagt, dass Herzog Simon demnächst als Dividuxam Siman ab Chiberam unter uns weilen wird..."
Das war allerdings keine Information die Terastans Laune zu bessern im Stande war.
Brüllend sprang der nun auf und eilte auf Trevor zu: "Du hast diesen Meretrion, diesen Abschaum aus Chibera, zu einem von uns gemacht?"
Unsanft griff er dabei nach Trevors Schulter doch dieser fuhr herum und mit einem widerwilligen Gesichtsausdruck schlug er die Hand von Terastan weg, fuhr ihn im eiskalte Ton an: "Wage es nicht, oder bei Godan, du vererbst dein Vermögen schneller als du denkst an mich!"
Terastan erstarrte. Sicher, er war einmal deutlich stärker gewesen als Trevor. Aber ihm war nur allzu bewusst, dass sich das, dadurch, dass Trevor nun zum Divinoble aufgestiegen war, nun aller Wahrscheinlichkeit nach, geändert hatte.
Außerdem war ihm klar, dass auch wenn Trevor scheinbar alleine hier unten bei ihnen war, die Wachen nicht weit weg sein konnten.
Mit großer Genugtuung registrierte Trevor wie Terastan zurückschreckte, dann sprach er mit einer Stimme die Steine hätte zersägen können: "Wage es nie wieder so über Archduke Siman of Chibera and Ostoria zu sprechen. Im Gegensatz zu dir ist er ein würdiger Vertreter unserer Art und seines Titels. Beleidige ihn, verhöhne ihn oder rede schlecht über ihn und bei allen Göttern, ich werde Wege und Mittel finden, dich deines Status, deines Titels und deines Ansehen zu berauben!"
"Dafür müsst ihr ihn nur beißen" merkte Roman an, während Terastan lauernd, aber auch ein wenig unsicher, Trevor anstarrte.
"Was?" fragte Trevor, der nichts Verstand.
"Euer Divinpotion" erklärte Roman, "wenn Ihr es ihm gebt, dann verwandelt er sich in eine Frau. Als Divuxor hat er keinen Titel mehr, keinen Rang mehr, dafür könnt Ihr ihn dann schwängern..."
Nur kurz war Trevor konsterniert, dann fing er an schallend zu lachen: "Ihr wollt Uns sagen, ich könnte Terastan im wahrsten Sinne des Wortes zur Frau nehmen?"
"Ganz genau!" erwiderte Roman ruhig.
Trevor wandte sich Terastan zu und mit einem gefährlichen Unterton fragte er: "Stimmt das?"
"Nein.... also..." stotterte der nun, suchte eine Ausrede, fand aber keine, "...nein, nein das stimmt nicht!"
"Nun, dann macht es dir ja nichts aus, wenn ich das mal an dir ausprobiere?" höhnte Trevor nun, aber mit einem bedrohlichen Unterton.
"Nein!" schrie Terastan fast und versuchte fast panisch auf Abstand zu gehen.
Trevor sah das mit und mit einem fiesen Grinsen meinte er: "Deine Reaktion ist die ehrlichere Antwort. Es stimmt also!"
"Aber das ist heute nicht mehr der Weg wie ihr euch vermehrt oder?" wandte er sich nun neugierig wieder an Roman.
"Nein" erwiderte Roman.
"Erklärt Ihr Uns wie es heute geht?" fragte Trevor.
"Mit Details bin ich überfragt, aber letztendlich verbinden sich Zellen aus dem Sperma des Divinoble mit denen aus dem Sperma des Uxvir" beantwortete Roman nun diese Frage, "die so entstehende Convenirte¹ wird dann einer der Priesterinnen der Maiahula eingepflanzt die das Kind dann austrägt..."
"Also sind Uxvir und Divinoble dann tatsächlich die leiblichen Eltern des Kindes..." resümierte Trevor nachdenklich.
"Das ist richtig" bestätigte ihm Roman, "wir nennen die Priesterinnen der Maiahula deswegen auch Matrix Commodaram² und Sore ist das einzige Land, das in seinem Familienrecht Mutter nicht als 'Frau die das Kind geboren hat' definiert. Sorenisch ist auch die einzige Sprache die mit Mator ein Wort für eine männliche Mutter hat."
"Also wenn Isador mit Trevastan ein Kind bekommen würde..." dachte Trevor laut nach und Roman vervollständigte den Satz: "Dann wären sie Mator und Pator..."
Trevor realisierte sehr schnell was das für ihn und Angevinien bedeutete und seufzte laut: "Uffz, jetzt muss ich die Mutter aus dem angevinischen Common Law herausbekommen..."
"Habt Ihr oder Lord Siman denn schon jemand als Mator für eure Kinder ins Auge gefasst?" erkundigte sich Roman.
"Nein, das nicht" erwiderte Trevor und Roman merkte daraufhin an: "Dann eilt es ja nicht so sehr..."
Nein, schon weil ich ja erstmal so eine Kaste an Leihmüttern haben müsste dachte sich Trevor, brummelte aber nur etwas zustimmendes vor sich hin.
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"Ihr habt mich rufen lassen, Vater?" fragte Taejo das Offenkundige, während er sich vor Kaiser Taeji verbeugte.
Sein Vater saß wie üblich hoch zu Throne zu dessen Seiten sich die Großsekretäre versammelt hatten.
Taejos Platz war am Fuße der zum Throne hinaufführenden Stufen und dort verharrte er auch ohne zu seinem Vater aufzusehen. Zumindestens nicht, bevor dieser ihm das erlaubte, was er nun aber tat: "Prinz Taejo, ihr mögt aufschauen..."
"Mein Sohn, uns ist zu Ohren gekommen, dass ihr euch mit dem Hochkönig von Angevinien gut versteht" begann Taeji nun auch gleich zur Sache zu kommen.
Und während Taejo schon fieberhaft überlegte ob das jetzt gut oder schlecht sei in den Augen seines Vaters und was er nun zugeben oder abstreiten sollte, fuhr die Kaiser fort: "Da wir davon ausgehen, dass die Ehe von Trevan mit diesem sorenischen Thronanwärter nicht von Bestand sein wird – unsere Botschaft informierte uns, dass Hochkönig Trevan diese Verbindung durch Gesetz für von Anbeginn nichtig erklären lassen wird – gehen Wir davon aus, dass der Herrscher von Angevinien bald nach einer neuen Verbindung suchen wird.
Da Wir beabsichtigen Unsere Beziehungen zu Angevinien zu verstärken und zu vertiefen, haben Wir uns überlegt, Hochkönig Trevan einem Prinzen von Tihonguk als neuen Partner anzudienen."
Taejo wusste nicht, was er davon nun halten soll. Liebe zwischen Männern war in Kitaien jetzt nicht illegal und auch nicht besonders anrüchig aber so. Aber Männer die öffentlich ein Paar waren oder gar heirateten? Das war bisher unvorstellbar. Aber wenn es galt einen mächtigen Verbündeten gegen Sore zu gewinnen für seinen Vater offenbar so unvorstellbar doch nicht.
"Wir haben daran gedacht dem Hochkönig Trevan deinen Bruder, Prinz Taehyung, als Partner zu offerieren" erklärte Taeji nun seine Pläne.
Zur Überraschung des Kaisers erbleichte sein Sohn sichtlich und rief ziemlich erschrocken und unbeherrscht: "Nein! Das könnt Ihr nicht tun!"
"Taejo, wie könnt ihr es wagen..." fing gleich einer der Großsekretäre an ihn zu tadeln. Doch Taejo ignorierte ihn, er fiel vor seinem Vater auf die Knie und flehte ihn an: "Vater, bitte, Taehyung, er kann das nicht. Mein Bruder, er liebt Frauen, wohlt Ihr ihn für sein Leben unglücklich machen?"
"Taehyung wird sich meinem Willen fügen" belehrte ihn Taeji ungerührt.
"Aber Trevor, also der Hochkönig, er wird merken, dass Taehyung ihn nicht liebt noch begehrt, er wird ihn ablehnen", verzweifelt griff Taejo nach jedem Strohhalm an Argumente was er anbringen konnte um seinem Bruder das zu ersparen, "außerdem, ich befürchte Trevor würde so eine Offerte als Beleidigung ansehen..."
"Nun, daran haben Wir nicht gedacht" stellte der Kaiser nun fest, "dann muss ich wohl jemand anderen dazu bestimmen..."
Taejo war sich sicher, dass die Begeisterung dafür auch unter seinen Halbbrüdern und Vettern sehr begrenzt sein würde und so beschloss er alles auf eine Karte zu setzen: "Nehmt mich, Vater, bietet mich Hochkönig Trevon als zukünftigen Gemahl an!"
"Ihr seid der Kronprinz" gab sofort ein anderer Großsekretär zu bedenken.
"Wenn dass ein Problem ist, verzichte ich zugunsten von Taehyung!" beeilte sich Taejo zu versprechen, "alles was Ihr wollt, wenn ich dafür Euer Wort habe dass Ihr keinen meiner Brüder oder Vettern in eine Verbindung mit Hochkönig Trevon zwingt!"
Doch da gab ein anderer Großsekretär zu bedenken: "Die Verbindung des zukünftigen Kaisers von Tihonguk mit einem Hochkönig und zukünftigen Kaiser würde ein Bündnis schmieden hart wie Stahl. Und man könnte schwerlich behaupten, dass so eine Verbindung für einen der Beiden nicht ebenbürtig wäre."
"Da der Hochkönig ein Divinoble ist, könnte ich mit ihm Kinder haben" schloß sich Taejo nun rasch diesen Ausführungen an, "unser erstgeborener Sohn wäre dann eines Tages Kaiser von Tihonguk und Nordens Reike und Hochkönig von Angevinien..."
Er würde Taehyung davor bewahren Trevor heiraten zu müssen, beschloss Taejo in dem Moment grimmig – und das nicht nur seinem Bruder zu liebe. Taejo wollte Trevor lieber selbst haben anstatt ihn an der Seite seines Bruders zu sehen.
Er konnte nur hoffen, dass sein Vater dem zustimmte. Und das möglichst ohne, dass er seinen Thron an seinen Bruder verlor.
¹Zygote
²Leihmutter
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