#36 Prominent

Für Isador war der Morgen allerdings mit Schule verbunden.
Hatte er sich früher immer gefragt, wie es wäre auf die Schule zu gehen, wenn man ein wenig prominent wäre wie es Trevor beispielsweise in Nordenland war, so würde er nun bald wissen, wie es war, wenn man so richtig prominent war
Und diese Aussicht verunsicherte ihn. Er war sehr dankbar, dass Trevastan ihn und Simur an diesem Tag zur Schule mit dem Auto fahren ließ und er die Folgen seiner neugewonnenen Bekanntheit nicht bereits in der Subte von Sore austesten musste.

Natürlich starrten alle – aber wirklich ALLE! – in seine Richtung kaum, dass er die Schule betrat. Am liebsten hätte er sich hinter Simur versteckt, aber das hätte auf Dauer auch nicht funktioniert. So grüßte er verlegen in alle Richtungen und versuchte möglichst schnell in seinen Unterrichtsraum zu gelangen.
Zu seiner Freude allerdings begegneten ihm alle an seiner Schule freundlich bis respektvoll. Alle ‐ bis auf Emur und dessen Clique. Dieser warf einen verächtlichen Blick auf ihn und sagte laut: "Unser Sore verweichlicht, sieht man an ihm, noch als Barbar hier angekommen hat er sich an ein paar Schwänzen hochgearbeitet und nun spuckt er schon große Töne in Politik und Medien. Wird Zeit, dass Terastan bei uns mal richtig ausmistet!"
Isador ignorierte ihn und ging zu seinem Platz, aber Simur entgegnete Emur mit fiesem Unterton: "Du Kackfresse bist doch nur neidisch weil dir niemand seinen Schwanz zum hocharbeiten hinhält!"
Die Lacher hatte Simur nun definitiv auf seiner Seite.
Sela, seine Sitznachbarin, kicherte auch und meinte dann zu Isador: "Mach dir nichts daraus. Dass Emur der Gehirnlose auf Terastan steht verwundert hier doch keinen..."
"Vielleicht ist er einfach nur neidisch?" vermutete er.
"Das auch" meinte Sela daraufhin, "neidisch sind bestimmt einige hier, aber Anhänger von Terastan wirst du an dieser Schule eher weniger finden."
"Sehr beruhigend zu wissen" erwiderte Isador daraufhin.

Trotzdem freute er sich im Laufe des Tages mehrfach darüber, dass zumindest die Lehrkräfte an seiner Schule professionell genug waren um sich nichts anmerken zu lassen und ihn genauso behandelten wie alle anderen Schüler.

In der zweiten Pause fragte er aber dennoch Simur: "Die Lehrer hier scheint das alles ja ziemlich kalt zu lassen...?"
Der aber grinste nur: "Denkst du wirklich Trevastan schickt dich auf eine Schule die noch nie prominente Schüler gesehen hat?"
"Oh... nee..." gab er zu.
"Also du bist schon ungewöhnlich" merkte Sela daraufhin an, "aber sicherlich nicht der erste Prominente oder Promikind hier...."
"Auch wenn du definitiv der Erste bist der von Eius Numeen Sublimeen zum Tanz aufgefordert wurde" warf Telur mit einem Hauch von Respekt ein.
"Wenn man sich hier einen Divinoble angelt ist man schon der tollste Hecht oder?" spöttelte Isador.
Telur schüttelt den Kopf: "Also für mich wäre das nichts, ich bin definitiv variamo¹ und kann mir ganz sicher nicht vorstellen eine gefühlte Ewigkeit meinen Culion² hinzuhalten nur um des materiellen Vorteils wegen."
"Aber es gibt Typen die eigentlich auf Mädels stehen, die das machen?"  staunte der Blonde nun.
"Oh ja" bestätigte Simur, "wir nennen die Similutios³" Das letzte Wort betonte er extra abfällig.
"Aber es hat in der Geschichte noch keiner von denen geschafft auch erwählt zu werden" ergänzte Sela.
"Warum?" wollte Isador wissen.
"Divinoble fallen auf sowas nicht herein" erklärte Simur und Telur fügte hinzu: "Und dann möchte jeder Divinoble auch mal ein Kind. Das schreckt die Similutios dann meist endgültig ab...."

Nun wurde Isador hellhörig. Wenn er mit Trevastan, dann würde das mit den Kindern ja wohl auch irgendwann einmal Thema werden.
Vorsichtig hakte er nach: "Wie funktioniert das denn mit den Kindern?"
"Das ist ein streng gehütetes Geheimnis" erwiderte Telur, "aber  mit Hilfe der Priesterinnen der Maiahula⁴ schaffen sie es, Kinder zu bekommen, die biologisch zwei Väter und keine Mutter haben..."
"Also keine Sorge, du wirst nicht geschwängert" neckte Simur ihn nun.
"Können auch zwei Divinoble ein Kind bekommen?" war der Blonde nun neugierig.
Stela zuckte daraufhin mit den Achseln und erwiderte: "Das fragst du besser mal deinen Dividuxam, das wissen wir nicht..."
Mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit meinte er da nur: "Ich weiß nicht, ob wir schon so weit sind..."

****

Von New Kingstown aus war inzwischen ein angevinischer Flottenverband unter dem Decknamen Force H ausgelaufen.
Er bestand aus den Schlachtschiffen 'HMS Vanguard', gerade einmal 5 Jahre alt und 'HMS Dreadnought', den beiden beinahe nagelneuen Flugzeugträger 'HMS Prince of Ecossia' und 'HMS Audacious', zwei Kreuzern, mehreren Zerstörern und diversen Begleitschiffen.
Sein Befehl lautete den Antautischen Ozean zu queren und ein Übersetzen des Feindes von Lugunia nach Ecossia zu verhindern.

Mit der Force H hatte Terastan die Schiffe gefunden um die er sich kümmern wollte.
Er beorderte allerdings nur ein Schiff, nämlich den Zerstörer 'ENSN⁵ Ignis Infernam'⁶ den angevinischen Schiffen entgegenzulaufen.

Da auch das sorenische Kriegsschiff auf dem Radar unsichtbar war, entdeckte die Force H die Ignis Infernam erst als sie bei stiller See und guter Sicht in etwa 30 Kilometer Entfernung in Sichtweite kam.
Da hatten die Sorener die Angeviner schon seit Stunden auf dem Radar und ihr Schiff längst gestoppt.
Auf der HMS Vanguard ging Admiral Betron Ramslay fälschlicherweise davon aus, dass die Sorener unterlegen wären und ordnete einen sofortigen Luftangriff auf "diesen eckigen, kantigen, hässlichen Kasten" an.

Doch noch bevor auch nur eines der angevinischen Flugzeuge in der Luft war, wölbte sich das Meer unter den angevinischen Schiffen plötzlich, schoß in einer gewaltigen Wassersäule hunderte Meter empor und ging dann in eine Halbkugel aus Wasser und Dampf über welche die angevinischen Schiffe teils verschlang und teils umherwirbelte als seien sie Spielzeugschiffe in der Badewanne eines hyperaktiven Kindes.
Zugleich begann das Meer in einem sich immer weiter ausbreiteten Kreis um die Schiffe der Force H förmlich zu kochen und sich schneeweiß zu verfärben. Dann schoß Dampf nach oben aus der Halbkugel aus Wasser und Gasen, diese brach zusammen und die von ihr verursachten Wellen verschlangen die noch sichtbaren Schiffe der Royal Marine.

All' das hatte ein gewiefter Terastan direkt und in Farbe an alle Fernsehempfänger in Sore, Lugunia und Ecossia übertragen lassen und auch im Rest von Angevinien kamen viele Menschen in den 'Genuß' dieser Bilder.

Als Dampf und Wasser sich beruhigt hatten, sahen die Zuschauer was von der stolzen angevinischen Force H noch geblieben war.
Von der HMS Prince of Ecossia war ebenso wie von der HMS Dreadnought nichts mehr zu sehen, die HMS Audacious war in zwei Teile zerbrochen die brennend am Sinken waren, die HMS Vanguard war gekentert und trieb mit dem Kiel nach oben dahin. Und den anderen Schiffen war es nicht besser ergangen, sie waren zerbrochen, gekentert, brannten oder waren gar ganz gesunken.

Nur einen Kommentar ließ Terastan auf Angevin am Ende einspielen: "So bezahlen die Marlaisten für ihre unverantwortliche Kriegstreiberei einen hohen Preis. Wer Sore angreift und König Trevon verrät, soll wissen, dass das der Weg in den Untergang ist!"

Indessen hatte König Trevon die Sitzung des Parlamentes von Lugunia eröffnet.
Auch wenn einige Abgeordnete fehlten, war das Hohe Haus doch beschlussfähig und nach jeweils kurzen Debatten wurden die Wünsche des Königs zur Reform des Straf- und Familienrechtes beschlossen.

Inzwischen hatte sich auch der angevinische Botschafter aus Sore zurückgemeldet und sich – sicher auch unter dem Eindruck der Bilder von sang- und klanglosen Untergang der Force H – von den Marlaisten distanziert und King Trevon seine Treue versichert.

Im Gegenzug beauftragten ihn nun Trevor und das Parliament of Lugunia sofortigen Kontakt mit Trevastan ab Apollam aufzunehmen und um Hilfe und Beratung zu bitten  bei der Beauftragung von sorenischen Unternehmen mit der Digitalisierung von zunächst Lugunia und der notwendigen Schulung von Technikern und Verwaltung auf die neue Technik.
Am besten natürlich mit der Auflage auch in Angevinien – soweit es unter Trevors Herrschaft stand – eine lizenzierte Fertigung wichtiger Komponenten der modernen Technologien aufzubauen.
Denn auch wenn Trevor von der Materie ebensowenig Ahnung hatte wie die Abgeordneten des Parlamentes von Lugunia, war ihm doch intuitiv klar, dass es der Vorsprung Sores in der Informationstechnologie und Datenverarbeitung war, den es zu minimieren galt, wenn Angevinien nicht zu einem Vasallenstaat von Sore und er zu einem Marionettenkönig von Terastans Gnaden werden wollte.

Die Bilder machten aber anderswo auch Eindruck und so kam es, dass der in Kingstown-of-the-North gebliebene High Lord Commander⁷ alle Städte Ecossias zu unbefestigten Orten erklärte und der Home Fleet empfahl in ihre Heimathäfen oder nach Lugunia zurückzukehren, während zur gleichen Zeit ein etwas abgehetzter Sir Marlon Pettycombe gleichzeitig mit Isador und Simur bei Trevastans Anwesen angelangte.

Botschafter Pettycombe wusste natürlich sofort wer Isador war und sprach ihn sofort unterwürfig an: "Vosta Gratia⁸, Pettycombe mein Name, König Trevon schickt mich mit dringender Botschaft zu Eius Numeen Trevastan, könnt Ihr mir vielleicht behilflich sein?"
Isador wusste zwar nicht ob der das konnte, aber er war sich sehr sicher, dass er das wollte und alles tun würde um einem Abgesandten von Trevor zu Trevastan gelangen zu lassen.
"Selbstverständlich, einem Gesandten von König Trevor bin ich immer bereit zu helfen" erwiderte er, "wenn Sie mir bitte folgen würden!"
Und so stürmte Isador in das Haus gefolgt von Pettycombe und schon auf der Treppe schrie Ersterer: "Trevastan, wo bist du? Der Botschafter von Trevor ist hier, ES IST DRINGEND!"

Zu ihrem Glück war Trevastan nicht nur daheim sondern Isadors Geschrei auch schwerlich zu überhören und so trafen sie bald darauf im Korridor aufeinander.
"Dividuxam Trevastan, Botschafter Pettycombe" stellte er die Beiden kurz vor, denn er wusste ja nicht, dass die sich eh schon kannten.

"Sir Marlon, gehen wir in ein Büro" sprach Trevastan sogleich und als er bemerkte dass Isador unschlüssig herumstand, sagte er ihm: "Komm' mit, das geht dich auch was an..."

Keine zehn Minuten später saßen die drei in einem abhörsicheren Raum zusammen und Trevastan wandte sich an den Botschafter: "Sir Marlon, ihr habt euch also zu König Trevon bekannt?"

Derweil eilte Terastan mit den Nachrichten aus Kingstown-of-the-North zu Trevor.
Dieser war inzwischen wieder im Lupara Palace angelangt.
Auch ihm war sofort klar, dass die Verlautbarungen des High Lord Commanders⁷ nichts anderes als eine Kapitulation von Ecossia darstellte.

So merkte er nur gelassen an: "Dann setzten Wir morgen wohl nach Ecossia über?"
Terastan war sich nicht sicher ob er wir oder Wir gemeint hatte und zögerte kurz bevor er ihm antwortete: "Das wäre der Plan..."
"Sehr gut, Wir gehen davon aus Ihr kümmert euch um den Transport?" kam es von Trevor daraufhin und während Terastan ihm versicherte, dass er alles im Griff habe, hatte Trevor schon wieder eine Idee: Mit der Hilfe von Sore würde er einen Unterseetunnel von Lugunia nach Ecossia bauen.
King-Trevon-Tunnel, das klingt doch gut...

¹Hetero
²Arsch
³Gays-for-Pay
⁴Sorenische Göttin, Zwillingsschwester des Florisan.
⁵Eius Numeen Sublimeen Navion = Seiner hochkaiserlichen Majestät Schiff.
⁶Höllenfeuer
⁷Verteidigungsminister
⁸Eure Gnaden

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