Toll, er will mich zu seinem Marionettenkönig in Angevinien machen und ich soll dafür dankbar sein? ärgerte sich Trevor still.
Aber dann fiel ihm ein, dass, wenn Terastan ihn auf den angevinischen Thron hiefen würde, ja er und nicht dieser der König von Angevinien sein würde. Und das würde die Karten im Spiel doch neu mischen...

So heuchelte er Freude und Dankbarkeit und säuselte: "Oh, ich bin nur etwas überrascht, dass ich einmal König werde, hatte ich nicht so wirklich auf dem Schirm..."
Dann schmiegte er sich an Trevastan und fuhr fort: "Natürlich bin ich dir unendlich dankbar, wenn du mir die Chance gibst, den meiner Mutter zustehenden Anspruch auf den Thron von Angevinien durchzusetzen!"
"Woher der plötzliche Sinneswandel?" gab sich der aber mißtrauisch.
"Nun ja, vor 24 Stunden war ich nur euer Sklave, dann wurde ich euer Uxvir" begann Trevor eine plausible Erklärung zu erfinden, "und nun bietet Ihr mir plötzlich den Throne of the Seas¹ an, Ihr versteht doch sicherlich, dass das ziemlich viel für einen Jungen wie mich innerhalb weniger als eines Tages Dauer ist..."
"Das klingt plausibel" gab Terastan nun zu, "also gefällt es dir König zu werden?"
"Natürlich!" bekräftigte Trevor, "wem würde das nicht gefallen?"
Und wem würde es nicht gefallen einfach 50 bis 70 Jahre zu warten und seinen Mann, den König, zu beerben, wenn man selbst Jahrhunderte lebt? fügte er im Stillen hinzu.

****

Isador schwirrte der Kopf als er mit Trevastan in der Staatskarosse auf dem Weg nach Hause war.
Er hatte den Supremator von Sore öffentlich gedemütigt, er hatte mit dem Hochkaiser von Sore getanzt und sich darüber hinaus mit dessen Gemahl angefreundet. Er wurde offiziell als Freund von Trevastan in die sorenische Gesellschaft eingeführt.
Und das ganze Land hatte dabei zugesehen.
Ja, er war quasi über Nacht von einem Niemand zu einer Berühmtheit geworden, er, der schüchterne Junge aus Keizerstad war plötzlich zu einer Größe in Sore geworden - und zu jemandem dessen gute Beziehungen weit in die herrschenden Schichten der einzigen Supermacht des Planeten reichten.

Erschöpft und aufgeregt gleichzeitig lehnte er sich an Trevastan und flüsterte: "Ich glaube das ist alles nur ein Traum und gleich wache ich auf..."
Seine Worte entlockten diesem ein glückliches Lächeln und er wisperte zurück: "Das ist kein Traum, ich habe einen mutigen Jungen an meiner Seite der sich nicht scheut für das was er für gut und richtig hält auch öffentlich einzutreten."
"Das ist aber eine nette Umschreibung dafür, dass ich einen Skandal verursacht habe" seufzte Isador.
"Den Skandal hat Terastan provoziert. Nicht du!" erwiderte der Divinoble sofort, "und dass der einen anderen Ausgang nahm als mein intriganter Bruder erwartete, lag zwar an dir, aber die Schuld für den Skandal an sich, liegt bei ihm!"
"Wenn du das sagst..." wisperte Isador nicht völlig überzeugt.
"Denkst du, Ieran ab Iovam hätte dich zum Tanz aufgefordert wenn es nicht so wäre?" argumentierte Trevastan.
"Nein..." lenkte der Blonde nun ein, "das ganz sicher nicht!"
"Na siehst du, du bist toll und dafür liebe ich dich" versicherte ihm Trevastan daraufhin.

Als sie in Trevastans Anwesen ankamen wurde der schon im Foyer von verschiedenen Menschen erwartet.
"Vosta Numeen" sprach ihn sofort eine Frau in Uniform an, "wir haben erfahren, dass Euer Bruder mit seinem Zug Sore verlassen hat, das Fahrziel scheint Massilia zu sein."
Ein anderer Mann in formaler aber ziviler Kleidung trat nun hinzu und teilte mit: "Vosta Numeen, unsere Botschaft in Kingstown-of-the-North hat Nachricht gegeben, dass König Charlon nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus ist, sein Tod wird allseits in Kürze erwartet!"
"Hat mein Bruder seinen Uxvir mitgenommen?" wollte Trevastan sofort wissen.
"Nach unserem Kenntnisstand" meldete sich die uniformierte Frau wieder zu Wort, "ist Trevur ab Somnia bei Eurem Bruder und somit auf dem Weg nach Massilia."
"Ist der Divinimperator informiert?" wollte Trevastan nun wissen.
"Ja, Eius Numeen Sublimeen ist genau so informiert wie Ihr!" versicherte ihm der Mann sofort.
"Wissen wir wie die Haltung in Senat und Convent ist was die Thronbesteigung von Marla in Angevinien angeht?" war die nächste Frage von Trevastan.
Ein weitere Mann schob nun einen Computatrion in Trevastans Blickfeld über den offensichtlich eine Verbindung in Videotelefonie zu einem weiteren Mann hergestellt war.
"Senator da Colonna" begrüßte Trevastan diesen.
"Vosta Numeen" erwiderte der, "um zum Punkt zu kommen, im Senat betrachtet das derzeit eine Mehrheit als innere Angelegenheit von Angevinien in die Sore sich nicht einmischt."
"Und wie sähe das aus, wenn Terastan ab Apollam Ansprüche auf den Thron für seinen Uxvir geltend macht?" ließ Trevastan die Bombe platzen.
"Das würde allerdings alles verändern" erwiderte der Senator daraufhin.
"Bereiten Sie sich auf eine Sondersitzung des Senates vor" entgegnete der Divinoble und beendete das Telefonat, dann sprach er zu dem Mann "Informieren Sie die Präsidien von Senat und Convent über die Lage!"

Isador, der immernoch neben ihm stand, verstand nicht alles.
Aber eines hatte er verstanden, Terastan wollte seinen Uxvir zum nächsten König von Angevinien machen.
Und dessen Uxvir war doch Trevor.
Trevor würde als Trevon III. König von Angevinien werden? Isador verstand die Welt nicht mehr.

Zum Glück bemerkte das auch Trevastan und legte schützend seinen Arm um ihn bevor er ausrief: "Ich bin in meinen Gemächern. Bei Veränderungen der Lage ab Kategorie 4 aufwärts bin ich dort jederzeit erreichbar!"

Dann nahm er den völlig überforderten Isador einfach mit zu sich nach oben.
"Trevor wird König?" fragte der völlig verdattert.
"Das ist wohl Terastans Plan" bestätigte ihm Trevastan.
"Komm' lass uns Duschen, etwas bequemeres anziehen und dann reden wir über alles über das du reden willst, ja?" fuhr er dann fort.
Isador nickte nur und ließ sich von Trevastan widerstandslos in dessen privates Badezimmer bringen.

Als sie dann frisch geduscht und in legerer Kleidung auf dem Sofa im Wohnzimmer sassen, war es Isador der dann anfing mit dem Reden:
"Weißt du wie 'er' Trevor auf den Throne of the Seas¹ hieven will?"
"Trevors Mutter war die einzige Tochter, das einzige Kind von Charlon" erwiderte Trevastan.
"Aber hat die nicht auf den Thron verzichtet als sie Trevors Vater geheiratet hat?" wunderte sich Isador.
"Diesen Verzicht wird Terastan wohl nicht anerkennen" erwiderte der Divinoble daraufhin.
"Aber" gab Isador zu bedenken, "wenn Terastan den nicht anerkennt, dann wird der Storledar den auch nicht anerkennen und wenn der ebenfalls den Thron für sich beansprucht..."
"...dann gibt es Krieg. Vor allem ist auch nicht sicher, dass Unterhaus und Oberhaus des Parlamentes von Angevinien überhaupt Trevor - geschweige denn seinen Vater - akzeptieren" merkte Trevastan besorgt an.
"Aber kann denn Terastan einfach so das Militär von Sore in den Krieg gegen Angevinien führen?" erkundigte sich der Blonde.
"Wenn Sore angegriffen wird, jederzeit. Und wenn er einen Anspruch seines Uxvir durchsetzen will, dürfte eine Mehrheit in Convent und Senat einer Intervention sogar zustimmen. Darüber hinaus weiß man in Kingstown ja auch nicht, was Terastan darf und kann..." gab Trevastan ein Überblick über die Lage.
"Weiß man denn in Angevinien um die Stärke von Sore?" hakte Isador nach.
"Oh, ich bin mir sehr sicher, dass Terastan da den einen oder anderen Unterstützer hat" erwiderte der Divinoble, "und über die wird er dem First Lord of the Seas² und dem High Lord Commander³ schon Informationen zugespielt haben. Zum Beispiel über den Untergang von Beksach..."
"Mit jeder deiner Antworten habe ich mehr Fragen" bemerkte Isador, "was war denn mit Beksach?"
"Was hat man euch denn in Nordens Reike erzählt, dass mit Beksach passiert ist?" stellte Trevastan eine Gegenfrage.
"Erdbeben, Großbrand, die Armee auf dem Weg zu euch, sehr unglückliche Umstände..." ratterte Isador stichwortartig das runter, was er im Geschichtsunterricht gelernt hatte.
"Ein schönes Märchen was nur mit der Realität wenig zu tun hat" kommentierte der Divinoble, "in Wahrheit haben wir die Stadt mit einem Luftangriff vernichtet..."
"Aber dafür müsst ihr doch tausende an Bombern eingesetzt haben" wunderte sich Isador, "wie konnte das unbemerkt bleiben?"
"Dafür haben wir genau einen Bomber und einen Fucuion⁴ eingesetzt" entgegnete der Divinoble ihm.
"Wie konntet ihr mit einem Flugzeug soviel Bombenlast transportieren um eine ganze Stadt zu vernichten?" wollte Isador nun ungläubig von ihm wissen.
Düster erklärte er: "Weil es unseren Wissenschaftlern im Jahre 2604 acS gelungen ist die Kraft der Sterne auf den Boden Sores zu bannen und sie es dann im Jahre 2624 acS schafften mit dieser Kraft eine Waffe zu bauen, die an Zerstörungskraft und Grausamkeit alles bisher dagewesen überbietet. Es ist so als wenn man das Feuer der Sonne in mitten einer Stadt entzündet, alles was da ist verdampft und verglühnt und wird in einem Sturm der Flammen hinweggerissen."
"Und du denkst man glaubt Terastan in Angevinien die Existenz einer solchen Waffe?" gibt Isador sich skeptisch.
"Es gibt Filmaufnahmen die den Untergang von Beksach zeigen, aufgenommen aus einem Fucuion" erklärte Trevastan ihm, "diese sind sehr überzeugend..."
"Also könnte Sore problemlos beide Kingstowns und sogar New Kingstown auf der anderen Seite des Ozeans mit nur einem Bomber auslöschen?" Isador war sichtlich geschockt.
"Nicht einmal mehr einen Bomber brauchen wir dafür" merkte Trevastan dazu an, "es reicht eine Missile Intra- anvel Intercontinensam⁵..."
"Und der irre Storledar in meiner Heimat glaubt euch überlegen zu sein..." hauchte Isador fassungslos, "wir haben ja schon Probleme ein Flugzeug an sein Ziel zu bringen mit Leitstrahlen und Richtwellen..."
"Dafür haben wir Orbitelles" kommt es von Trevastan.
"Orbi... was?" Schon wieder warf eine Antwort von Trevastan mehr neue Frage für Isador auf als sie beantwortete.
"Wir haben künstliche Bulans⁶ geschaffen welche unseren Planeten umkreisen. Mit ihrer Hilfe können wir fremde Länder ausspionieren, aber mit ihrer Hilfe können Callidcoms, Autos, Missiles und vieles mehr immer ganz genau feststellen, wo auf der Oberfläche unserer Welt sie sich gerade befinden..."
"Warum hat denn bei uns noch keiner eure künstlichen Monens⁷ bemerkt?" wunderte sich Isador nun.
"Das wundert uns in Sore auch ein wenig" erwiderte Trevastan.

"Was bleibt Angevinien dann noch außer Trevor auf dem Thron zu heben?" konstatierte der Blonde immernoch ein wenig bestürzt über alles das was er gerade erfahren hatte, "zumindest wenn sie nicht wollen, dass ihre Städte verglühen wie Ameisen unter der Lunte. Und wer kann das schon wollen..."
"Nichts bleibt Angevinien. Und die ahnen noch nicht einmal, dass Trevor als Terastans Uxvir gut und gerne die nächsten 700 bis 1000 Jahre auf ihrem Thron hocken könnte...." entgegnete Trevastan.

So alt konnte man werden wenn ein Divinoble einen erwählt? dachte Isador, so langsam verstehe ich, warum Simur so scharf auf Terastan war.
Ob ich auch so alt werde wenn Trevastan mich erwählt?

"Der arme Trevor, so lange unter der Furchtel von Terastan unglücklich leben zu müssen ist doch schrecklich" seufzte er.
Doch Trevastan hörte etwas anderes und fragte besorgt: "Du findest es schrecklich so lange leben zu müssen?"
"Nein, oh nein" beeilte er sich diesem zu versichern, "gemeinsam mit jemandem wie dir ist das sicherlich großartig! Aber mit Terastan?"
"Du findest mich also großartig?" erkundigte sich Trevastan nun mit einem breiten Lächeln.
Isador wurde rot und verlegen nuschelte er: "Oh ja, du bist perfekt für tausend Jahre..."
Dabei sah er zu Boden bis Trevastan mit seiner Hand unter sein Kinn fasste und ihn sanft dazu brachte, ihn anzuschauen: "Das ist mit Abstand das Süßeste was bisher jemand zu mir gesagt hat..."
Daraufhin beugte er sich vor und als ihre Lippen sich trafen, war es Isador als würde alles das was ihn belastet und sorgte aus seinem Gedächtnis gesaugt werden. Ein tiefes Gefühl des Glückes durchflutete ihn und ein einziger Gedanken leuchtet in ihm auf: Ich liebe ihn, ob er mich eines Tages vielleicht erwählen wird?

Er konnte ja nicht ahnen, dass Trevastan im selben Moment dachte: Ich liebe ihn, ob er eines Tages wohl ja sagt wenn ich ihn erwähle?

Anders aber als Isador konnte er nicht seine Besorgnis über den Lauf der Dinge ganz aus seinen Gedanken verbannen.
Und so kam es, dass dieser die leichte Anspannung in ihm bemerkte und ihn leise fragte: "Du machst dir große Sorgen was passieren wird, oder?"
Trevastan lächelte weil er sich freute, dass Isador so ein gutes Gespür für seine Gefühlslage hatte und erwiderte: "Das stimmt."
Der kuschelte sich nun erneut an ihn und wisperte: "Ich habe Angst vor dem was passieren wird. Aber wenn du bei mir bist, spüre ich sie nicht..."

¹Thron der Weltmeere, ein Synonym für den Thron von Angevinien.
²Oberkommandierender der Flotte
von Angevinien
³Verteidigungsminister
⁴Drohne
⁵Mittelstrecken- oder Interkontinentalrakete.
⁶Bulan = Mond
⁷Monen = Mond