#179 Problembewältigung

Trotz der rauschenden Nächte hatte keiner der Beteiligten die Sache mit der Kamera vergessen.
Der HKHSS verhaftete noch auf Otaheiti einen gewissen Coulson Eddrewy, den Chefredakteur von 'News of the World' höchst persönlich.

Man brachte diesen von den Hochkönig und der setzte Mister Eddrewy in wenig diplomatischen Worten seinen Unwillen über diese Aktion mit.
Doch der Preßbengel war davon unbeeindruckt und wurde sogar noch frech.
"Eure Hoheit wissen doch sicherlich, dass Angevinien die Pressefreiheit ebenso sehr schätzt wie die Meinungsfreiheit" entgegnete er Trevor, "ich habe nur Recherche betrieben um über eine Sache von öffentlichem Interesse zu berichten..."
"Offensichtlich scheint Ihnen der Gedanke, sich gerade Ihren Hochkönig und den Prinzen Taejo zum Feind zu machen kein allzu beängstigender zu sein" konterte Trevor daraufhin sarkastisch, "dann wollen Wir mal sehen ob Sie das auch noch so sehen wenn Sie mit dem Unmut der anderen Betroffenen konfrontiert sind..."
"Wie meint Ihr das, Sire?" erkundigte sich Coulson Eddrewy verwirrt.
Doch Trevor würdigte ihn keiner Antwort und winkte Isador herein der für Coulson Eddrewy unsichtbar hinter einem Vorhang gewartet hatte.
"Isadon of the Towers..." stellte der Pressefritze erstaunt fest.
Ein verächtlicher Ausdruck erschien auf Isadors Gesicht, dann merkte er mit einer schneidenden Stimme an:
"Your exalted Sublimity and Majesty is the correct form of to address Us for him!"¹
"Ich verstehe nicht..." war Mr. Eddrewy noch verwirrter als zuvor.
"Hat er gedacht, seine hochkönigliche Hoheit Trevon III. sei der schlimmste Feind den er sich mit seinem impertinentem Disrespekt für die Privatsphäre anderer machen kann? Nun, da hat er sich geirrt, den schlimmsten Feind den er sich damit machen konnte, der sind Wir!"
"Aber wie...." stammelte der Zeitungstyp und bekam dabei nicht mit wie ein unheimliches Leuchten in Isadors Augen Einzug hielt.
"Auf die Knie!" befahl der nun.
Und zu seinem Entsetzen stellte Coulson Eddrewy fest, wie eine ihm unbekannte Macht von ihm Besitz ergriff und ihn auf die Knie zwang.

"Dann wollen wir doch einmal ein wenig in seinem Privatleben herumschnüffeln" kam es nun süffisant von Isador, "hat er eine Frau Eddrewy?"
Eigentlich wollte Eddrewy auf so eine Frage nicht antworten, doch es war als ob dieser Isadon einfach in seinen Geist eindringen würde.
Das Gefühl war furchterregend und auch schmerzhaft und so keuchte er voller Panik auf: "Ja, ja habe ich. Sie heißt Loisa und wir sind seit sieben Jahren verheiratet!"
"Na, geht doch" meinte Isador und der Ton seiner Stimme ließ Coulson Eddrewy einen Schauer über den Rücken laufen, "und, immer treu geblieben?"
Nein, das war er nicht und so sträubte sich der Chef von 'News of the World' sich dagegen zu antworten beziehungsweise er versuchte zu lügen. "Ja..." presste er mühsam hervor.
"Lüg' er Uns nicht an!" kam es kalt von Isador und obwohl dieser ihn garnicht berührte fühlte sich Eddrewy unter einem enormen Druck, so als wäre er in eine Schrottpresse gefallen.
"Nein...." schrie er, "nein, verdammt, war ich nicht!"
"Na, warum denn nicht gleich so?" hörte er Isador ungerührt höhnen,
"Häufiger? Mit wem?"
"Fast jede Woche" redete Eddrewy nun drauf los, alles würde er gestehen, würde nur Isador nun diesen Druck von ihm nehmen.
"Ich habe eine Geliebte, es ist Lady Thelma Furness, ich sehe sie regelmäßig wenn ich in Kingstown-of-the-North bin.
Der Marmaduke² of Furness weiß nichts davon und meine Frau auch nichts!" sprudelte es nun nur so aus dem armseligen Zeitungsmenschen hervor.
"Und wie würde er das finden, wenn das morgen in der 'News of the World' in den Schlagzeilen stände?" erkundigte sich Isador mit einer wirklich furchterregenden Liebenswürdigkeit.
"Nein, bitte nicht..." wimmerte der nun, "der Marmaduke bringt mich um!"
"Ach..." machte sich Isador nun über ihn lustig, "der ist doch Angevinier und weiß die Pressefreiheit sicherlich ebenso zu schätzen wie die Meinungsfreiheit..."
"Ich... ich... bitte..." stammelte Eddrewy nun.
"Merkt er nun, dass er mich nicht zu seinem Feind haben will?" Isadors drohende Stimme und bedrohliche Aura ließen selbst Trevor erschaudern.
"Presse- und Meinungsfreiheit sind ein hohes Gut" fuhr der nun fort, "doch er schämt sich nicht diese als Vorwand zu nehmen seine dreckige Nase in die intimen Angelegenheiten anderer Leute zu stecken nur um sich die eigenen Taschen zu füllen! Schäme er sich!"
"Ich schäme mich!" versicherte Eddrewy nun panisch, "es wird nie wieder vorkommen. Ich schwöre bei meinem Leben, wer immer Ihr seid, was immer Ihr seid, es war nicht meine Absicht Euch zu nahe zu treten. Ich war dumm und ich bereue es, ich bereue es so sehr. Bitte verzeiht mir!"
"Vergesse er seine Wort nicht" mahnte Isador nun eindringlich, "mit Göttern treibt man kein falsches Spiel!"
"Ich mache alles was ihr wollt" wimmerte Eddrewy nun, "nur bitte, macht dass es aufhört, nehmt diesen Druck von mir, geht bitte aus meinem Kopf!"
"Damit wir uns richtig verstehen:" diktierte Isador ihm nun die Konditionen seiner Unterwerfung, "diese Begegnung hat niemals stattgefunden. Er war nie hier. Niemals wieder wird er über das Privatleben von Hochkönig Trevon, von Prinz Taejo, von Dividuxam Trevastan ab Apollam oder Uns berichten, ohne dass er sich das durch die Pressesprecher der Betroffenen hat freigegeben lassen."
"Ja, alles was Ihr wollt" versprach Coulson Eddrewy sofort.
"Falls er die irrige Idee hat er müsse nur etwas Abstand zwischen ihn und Uns bringen" fuhr Isador nun fort, "das war nur ein kleiner Vorgeschmack von dem was Wir vermögen. Komme er also nicht auf dumme Gedanken, er will sich ein 'godanlike being'³ nicht zum Feind machen!"
"Nein Sire, nein, ich tue alles was Ihr wollt!" flehte Eddrewy nun.
"Tue er vor allem nicht was Wir nicht wollen" mahnte Isador und dann entließ er Coulson Eddrewy aus seiner Macht.
"Stehen Sie auf" kam es nun beinahe mitleidig von Trevor.
Mühsam rappelte sich der Zeitungsmensch auf.
"Einen angenehmen Aufenthalt auf Otaheiti noch" wünschte Isador breit lächelnd und verschwand.
Verwirrt starrte Eddrewy ihm nach.
"Haben Sie noch Fragen?" erkundigte sich Trevor süffisant.
"Was war.... wer war das?" stammelte Eddrewy völlig durch den Wind.
"Sie sollten ihn fürchten wenn sie ihn nicht respektieren wollen" mahnte ihn Trevor nun, "ich bin froh, dass ich ihn meinen Freund nennen kann, denn ich möchte ihn nicht zum Feind haben. Sie, Mister Eddrewy, solltet fürchten wen selbst Ihr Hochkönig und Divinrexion nicht als Feind haben möchte.
Fürchten Sie sich! Und vergessen Sie nie, dass Sie sich gefürchtet haben!"
Und Eddrewy Coulson fürchtete sich.

Mit den Worten: "Sie können nun gehen!" entließ ihn Trevor daraufhin.
Und Coulson ging.
Nie wieder schrieb 'News of the World' danach Klatschgeschichten über das Hause Landon oder das Haus ab Apollam. Nie wieder!

Die Zeit auf Otaheiti hatte ein enges Band voller Vertrauen und Zuneigung zwischen den beiden Paaren geknüpft.

Wie sicher sich Isador allerdings der Wirkung seiner Macht war, zeigte sich in dem Song, den ersten den er ohne Stellariur geschrieben hatte, welchen er eine Woche nach Otaheiti veröffentlichte.
Es war ein Tamgu, ein Tanz der aus dem Süden von Novo Beria stammte, seine Ursprünge aber wohl in Tänzen der friqiyanischen Region Ibibia hatte.

Und im Süden von Novo Beria präsentierte er ihn beim Musikfestival in Bonuns Aeriuns.

Während Trevastan, welcher traditionell der Schirmherr der Veranstaltung war, fast der Schlag traf, als er den Text vernahm, kam das Lied als tanzbarer Tamgu bei den Leuten aus Bonuns Aeriuns sehr gut an.

"O Otaheitiam noctas
Las addves l'amo ad noias
Igo videro pensam abnu'as
Ut la fabula evenirve..."⁴ sang Isador voller Inbrunst und in Begleitung einer Tanzkapelle und der unterschwellige Bezug auf den Liebesakt den die Novoberianer sofort verstanden war von ihm auch beabsichtigt.
Trevastan verstand den auch, nur bezog er es auf ganz bestimmte Nächte bei denen er dabei war.

"Dum siderions lucerves
Et las mandolas sonarves
Suo cubarv'in pace defixurves
Quelh'ad noi nox sol'ferre..."⁵ sang Isador unbekümmert weiter.

Oh bei Libulan, durchfuhr es Trevastan siedendheiß, jetzt auch noch 'ihr'? Warum singt er nicht gleich Otaheitische Orgien?

Als hätte er seine Gedanken gelesen brachte sein Uxvir auch schon sehnsüchtig die nächste Strophe:
"Et igo esvo solo amo
Virtuosam voleram
Sentiro ad sossas manes
Qu'elab'ro noniam!
Otaheitiam noctas
Tuo Otaheiti belli
Et suo mios carionamos
Revenirfes abnuo."⁶

Na toll, das ist 'Otaheitische Orgien' nur in netteren Worten resignierte Trevastan nun.
Doch zu seiner Verwunderung wie auch Erleichterung fand niemand etwas dabei.
Aber andererseits, es hatte ja auch niemand darüber berichtet dass sie in Otaheiti gewesen waren. Und schon garnicht, dass sie zeitgleich mit Trevor und Taejo dort waren. Insofern wussten bis auf ein paar wenige Eingeweihte kaum jemand etwas mit dem Tamgu und seinem Text anzufangen. Also außer dazu zu tanzen.

"Du kannst doch nicht einfach sowas singen" beschwerte sich Trevastan dennoch bei Isador nach dessem Auftritt.
"Oh, du siehst doch, dass ich das kann" kicherte der nur unbekümmert.
"Nicht das sich irgendwer da mal was denkt" gab sich Trevastan besorgt.
"Och man Trevastan" erwiderte Isador, "die meisten sind garnicht in der Lage sich irgendwas zu denken und die wenigen die denken können, können sich denken, dass sie besser die Klappe halten..."
"Werde nicht zu hochmütig" mahnte Trevastan nun.
"Keine Sorge" konterte Isador, "dein Bruder ist mir ein mahnendes Beispiel was bei zuviel Hochmut passiert..."
"Apropos mein Bruder" wechselte Trevastan angesichts dieser Steilvorlage das Thema, "was wird jetzt mit dem?"
"Alexej will ihn nicht, der heiratet in sechs Wochen tatsächlich Marla" stellte Isador daraufhin fest, "Terastan lässt sich natürlich nichts anmerken, aber es verletzt ihn und er weiß nicht wirklich wie er damit umgehen soll..."
"Das hat er dir gesagt?" wunderte sich Trevastan.
Isador schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an: "Echt jetzt? Natürlich nicht. Dafür muss er doch mit mir nicht reden..."
Trevastan nickte beschämt: "Ja ich vergesse manchmal dass du nicht mehr der unbeholfene niedlichen Junge bist auch wenn du immernoch so aussiehst...
...dennoch, nur weil mein Bruder nach beinahe 300 Jahren mal Gefühle hat und jetzt Liebeskummer, will ich ihn nicht auf Dauer bei uns beherbergen..."
"Keine Sorge, will ich auch nicht" versicherte ihm Isador, "am liebsten würde ich ihn einfach auf den Bulan schießen..."

Das war der Moment in dem Trevastan eine geniale Idee kam: "Ja, warum machen wir es dann nicht?"
"Was?" Isador konnte ihm noch nicht ganz folgen.
"Wir schießen Terastan auf Bulan!" wiederholte Trevastan, "damit ist er die nächsten Jahre beschäftigt, es bauchpinselt ihn und wenn er Pech hat kommt ihm Angevinien trotzdem zuvor..."
"...es ist ja auch nicht ganz ungefährlich..." ergänzte Isador süffisant.
"Das hast aber du jetzt gesagt" erwiderte Trevastan, "aber da die Frage wer auf Bulan landet nun ohnehin für die Thronfolgefrage von keiner Bedeutung mehr ist..."
"...kann mein Schwager da sein Geltungsbedürfnis und seinen Wunsch in die Geschichtsbücher einzugehen voll ausleben" ergänzte Isador.
Beide sahen sich an, dann meinte Trevastan: "Ich glaube wir haben gerade eine echt gute Lösung gefunden..."
"Sieht so aus" stimmte Isador ihm zu, dann fügte er sarkastisch hintenan: "Und ich würde mich wundern wenn Trevor seinen Ex den Vortritt auf Bulan gewährt. So sorgen wir sogar dafür, dass der Wettbewerb weiterhin mehr als eine reine Schauveranstaltung wird..."
"Du meint Terastan im Raumanzug ist das Zuviel an Salz in Trevors All-Suppe?" merkte Trevastan gönnerhaft an.
"Oh ja, darauf kannst du wetten!" lachte Isador.
"Sagst du es Ieran oder soll ich...?" erkundigte sich Trevastan.
"Oh, das ist Politik, das überlasse ich gerne dir" kicherte Isador nur um deutlich ernster zu ergänzen: "Also falls er garnicht auf dich hört kannst du ja durchscheinen lassen dass ich diese Idee außerordentlich begrüße...
...ach ja nur damit das klar ist: Terastan wird Navigator Spatialis⁷, er wird nicht Leiter des Raumfahrtprogrammes oder hat da sonst etwas zu sagen. Nicht dass da jemand auf die falschen Gedanken kommt..."
Trevastan nickte zustimmend worauf Isador in beruhigendem Ton fortfuhr: "Keine Sorge, dass werde ich ihm erklären. Als Alternative biete ich ihm an unser Kind auszutragen..."
Das Entsetzen in Trevastans Gesicht machte ihm allerdings sehr schnell kam, dass der die letzte Bemerkung nicht als Scherz verstanden hatte – und falls dem nicht so gewesen wäre, wäre es ihm spätestens dann klar geworden als der nun mit tonloser Stimme hauchte: "Unser Kind? Das würdest du doch nicht wirklich...?"
"Spinnst du" erwiderte der Blonde, "natürlich nicht!"

¹'Eure allerhöchste erhabene Majestät' ist die richtige Anrede für Uns durch ihn.
²Adelstitel, sinngemäß Hochherzog
³godangleiches = gottgleiches Wesen
⁴Oh otaheitische Nächte
Die uns die Liebe brachten
Noch immer sehe ich in Gedanken
Wie das Märchen geschah
⁵Während die Sterne leuchteten
Und Mandolinen erklangen
Ihr lagt da in Frieden versunken
Den die Nacht uns nur bietet
⁶Und ich war nur Liebe
Wundertätig berauschend (fliegend im sex. Sinne)
Verspürte ich in euren Händen
Das vergesse ich nie!
Otaheitische Nächte
Du schönes Otaheiti
Und ihr meine Geliebten
Kommt noch einmal zurück
⁷Astronaut/Kosmonaut


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