#167 Beugt euch!
Isador behielt Recht mit seiner Vorhersage.
Kurz vor Sonnenaufgang landeten nacheinander drei Aerions auf dem Flugplatz von Simeonstown.
Anderes als bei dem Gefangenentransportflugzeug reichte die Länge der Landebahn dort für diese aus und da das Gefangenentransportflugzeug ja im wahrsten Sinne des Wortes in den Büschen gelandet war, blockierte es auch die einzige Landebahn nicht.
Trevor, Trevastan und Meran erreichten so in einem Kleinbus Xanadu Castle und obwohl jeder ein paar Leibwächter dabei hatte, liefen sie doch miteinander und ziemlich eilig in Richtung der immer noch sehr gut besuchten Party.
Wobei die wohl auch noch deshalb so gut besucht war, weil keiner die Ankunft vom Hochkönig und von Isadors Gemahl verpassen wollte.
Isador hatte sich erhoben als er von der Ankunft der Drei vernahm und Terastan hinter ihm beeilte es sich ihm gleich zu tun.
Wie von Geisterhand wichen die Leute um Isador herum und vor ihm zurück, so dass sich ein freier Raum bildete und sich Trevastan, Trevor und Meran einerseits und Isador und Terastan andererseits gegenüber standen.
Aber nicht lange, dann hatte Meran An-Taetsin erspäht und eilte zu ihm.
Mit "Du hast also Terastan eingefangen?" eröffnete Trevor nun das Gespräch mit Isador.
"Wie du siehst..." erwiderte der.
"Geht es dir gut Sonnenschein, hast du dich verletzt, wie fühlst du dich?" wollte nun Trevastan wissen.
"Es ging mir nie besser" erwiderte ihm Isador, "bin körperlich absolut unversehrt!"
"Dann gib mir Terastan" forderte Trevor nun, "damit ich ihn wieder dahin bringe wo er hingehört!"
Isador fixierte Trevor und ein klein wenig erschien wieder das Feuer in seinen Augen.
Dann erwiderte er ohne eine Miene zu verziehen: "Nein!"
"Aber Sonnenschein..." hob nun Trevastan an doch Isador unterbrach ihn einfach: "Ich sagte Nein!"
Ein Hauch von Ärger huschte über Trevors Gesicht bevor er anmerkte: "Ich befürchte, das kann ich nicht akzeptieren!"
"Du hast ihn verloren" erwiderte Isador nun, "ich habe ihn eingefangen, nun gehört er mir!"
Mit den Worten "Ach, lass doch denn Unsinn" wollte Trevor nun auf Isador zustürmen.
Doch er hatte die Rechnung ohne diesen gemacht. Hell erstrahlte das Leuchten seiner Augen, fast als ob sich Blitze aus diesem entladen würden und wie ein Druckwelle rauschte seine Macht aus ihm heraus.
Während Terastan hinter ihm und die Menschen direkt um Isador herum ächzend in die Knie gingen, war es Trevor als renne er gegen eine unsichtbare Wand.
Zwar ging er nicht auf die Knie, doch etwas lastete derart gewaltig auf ihm, dass er keinen Schritt weiter nach vorne mehr machen konnte.
Fassungslos schaute er, ebenso fassungslos schaute Trevastan zu Isador.
"Isador, mein Liebster, was machst du?" rief Trevastan nun.
Doch der beachtete ihn garnicht.
"Dedederes tei, mio amicon Trevor, dedederes tei, mio amicissimon!"¹ sprach er nun an Trevor gewandt mit einer Stimme die freundlich war und doch keinen Widerspruch duldete.
Trevor kämpfte dagegen an, erste Schweißtropfen auf seiner Stirn.
Seine Leibwächter liefen nun zu ihm und richteten ihre Waffen auf Isador.
Ein spöttisches Lächeln erschien nun auf dessen Gesicht und kurz darauf sahen alle wie der violette Schleier sich um seine Augen herum zeigte, dann höhnte Isador: "Wie anmaßend!" und fast gleichzeitig mit einer wegwerfenden Handbewegung seinerseits fegte es die Leibwächter förmlich von ihren Füßen.
Dann richtete sich Isadors Aufmerksamkeit wieder auf Trevor.
Nun war seine Stimme nicht mehr so freundlich, mehr bestimmend.
"Dederos Suo ad mei, Divinrexion!"² befahl er ihm nun.
Und Trevor konnte nicht anders, seine Beine gehorchten ihm einfach nicht mehr. So sank er unter den bestürzten Blicken von Trevastan und Meran auf seine Knie und beugte sein Haupt vor Isador.
"Nein, Isador, nein, nicht!" schrie Trevastan zwar noch, aber es half nichts noch konnte er verhindern, dass Isador den Hochkönig von Angevinien auf die Knie zwang.
Nun richtete sich Isadors Blick auf Trevastan.
"Trevastan, mio carionamo, mio cor!"³ sprach er nun zu ihm, "fürchtest du dich nun auch vor mir?"
"Wie könnte ich dich fürchten mein Sonnenschein, du bist meine große Liebe, mein Alles und mein Eins!" erwiderte der.
"Und doch fürchten sie mich alle" fuhr Isador traurig fort während er mit einer kreisförmigen Armbewegung auf alle die dort waren wies, "oder schlimmer, sie neiden es mir!"
Dann wandte er sich an alle die da waren: "Deswegen meidet ihr mich. Weil ich anders bin. Weil ihr fürchtet was anders ist!"
Er ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern und immer wenn sein Blick auf die Augen eines der anderen traf, erst Taejo, dann An-Taetsin, gefolgt von An-Anadur, Elasan, Marlur, Simur und Luciur, senkten diese beschämt ihren Blick.
Nur Lison erwiderte seinen Blick traurig bevor auch er ihn anwandte.
"Lison nicht" meinte Isador nun, "er hat ein zu gutes Herz. Und genau deswegen erging es ihm auch zu häufig so..."
Erneut sah der Blonde nun zu seinem Virion.
"Komm' her mein Herz, komm her zu mir!" sprach er nun.
Und Trevastan kam zu ihm. Auch weil er das wollte doch selbst wenn er es nicht gewollt hätte, wäre er zu ihm gekommen.
"Schau, wenn sie mich eh fürchten und meiden, warum sollte ich ihnen dann nicht ihren Platz zeigen?" meinte er nun voller Enttäuschung zu Trevastan.
Noch bevor dieser etwas dazu sagen konnten, leuchteten die Augen seines Uxvires wieder auf und erneut ließ er alle um sie herum seinen Wunsch spüren, dass sie sich beugen mögen.
Sie taten es. Sie unterwarfen sich alle und wenige Augenblicke später standen nur noch Meran und Simur.
"Meran ab Martiam" sprach Isador nun diesen an, während Trevastan ihm leise zuflüsterte: "Tue es nicht, bitte tu' das nicht!"
Doch Isador fuhr davon ungerührt fort: "Der Supremator Militaris des glorreichen Imperiums von Sore. So stolz, so mächtig, so stark!" Nun verließ der letzte Rest von Freundlichkeit die Stimme von Isador: "Und dennoch nicht stark genug um mich nicht zu fürchten, nicht stark genug, um mir ebenbürtig zu begegnen..."
Erneut loderten Isadors Augen auf, dann schleuderte er Meran eiskalt entgegen: "Igo tei domituro, dedere tei ad mei!"⁴
Rasch konnte Meran seinem Blick nicht mehr standhalten, dann bracht ihm der Schweiß aus und schließlich erging es ihm wie Trevor zuvor, sein Körper kapitulierte noch vor seinem Geist und er sank auf seine Knie.
Sofort wandte sich Isador nun Simur zu.
"E tuo mio amicon Simur..."⁵ redete er ihn an und es klang enttäuscht und ein wenig gekränkt.
"Man versucht seine Freunde nicht zu bezwingen" erwiderte der schlicht.
"Man geht seinen Freunden auch nicht aus dem Weg wenn diese einen brauchen!" hielt Isador ihm vor.
"Du brauchst deine Kraft nicht gegen mich zu verwenden" entgegnete ihm Simur daraufhin, "das tue ich dir nicht an" und ohne weitere Worte ging er auf seine Knie.
"Wenn sie mich nun schon fürchten, dann sollen sie Grund dazu haben" wandte er sich nun an Trevastan, "ich nehme an du bist mit dem Flieger da?"
Sprachlos nickte Trevastan worauf Isador meinte: "Worauf warten wir noch, lass' uns gehen."
Nun fand sein Virion seine Sprache wieder: "Aber... Du kannst doch jetzt nicht so gehen..."
"Wieso sollte ich das nicht können?" erwiderte Isador mit einem Hauch an Gleichgültigkeit.
"Du hast deine Freunde, du hast meine Freunde, du hast unsere Freunde und viele Andere gerade verletzt und gedemütigt" hielt ihm Trevastan nun vor.
Erneut blitzte etwas in dessen Blick auf, aber ostentativ beherrscht und ein wenig desinteressiert entgegnete er: "Wäre es dir lieber gewesen ich hätte sie gezwungen mich zu lieben, jetzt, wo sie mich meiden?"
Ein ungläubiger Blick seines Virions traf ihn.
"Glaube nicht, dass ich das nicht könnte" sprach Isador weiter, "nur auf dem Weg gibt es dann auch für mich kein Zurück mehr bis es vollzogen ist..."
"Man kann doch Liebe nicht erzwingen!" empörte sich Trevastan nun.
"Kann man nicht?" spöttelte Isador nun, "mag sein, aber man kann einen Geist so sehr mit Begierde und Verlangen füllen und vernebeln bis der es nicht mehr unterscheiden kann. Liebe und Wahn, Verlangen und Rausch sind wie Vierlinge. Es ist schwer zu sagen welchen der Geschwister man gerade vor sich hat..."
"Das kannst du nicht ernst meinen!" hielt Trevastan entgegen.
"Oh doch, schau hier dein Bruder" entgegnete Isador, "seine Liebe zur Macht berauschte ihn, wenn er sie hatte, so sehr, dass er nicht merkte wie sein Verlangen danach ihn direkt in den Größenwahn führte – und dennoch kauert er nun hier und fürchtet nichts mehr als die Macht. Die meinige natürlich..."
"Das kannst du doch nicht verallgemeinern!" protestierte Trevastan nun, "aus Liebe machen Menschen großartige Dinge!"
"Dessen bin ich mir bewusst" erwiderte sein Uxvir, "Trevor hier, mein liebster Freund Trevor...."
Noch während Isador seinen Namen sprach spürte Trevor wie sich der Bann um ihn löste und er sich wieder erheben konnte.
Während er nun aufstand und sich langsam auf Isador zubewegte sprach dieser weiter: "...er hat sich aus Liebe gegen seinen Vater gestellt, er hat aus Liebe seine Freiheit verkauft und was noch mehr bedeutet, er hat aus Liebe auf jemanden verzichtet dem seine Liebe galt..."
"Trevor ist mit Taejo verbunden" konterte Trevastan daraufhin.
"Natürlich ist er das" schmunzelte Isador nun, "niemand bestreitet das, niemand bestreitet, dass Trevor Taejo aufrichtig und ehrlich liebt..."
"Aber...?" erkundigte sich nun Trevor der bei den beiden angelangt war.
Unbemerkt von ihm und Trevastan hatte Isador ein Signal in Richtung Taejo gesandt, so dass dieser nun aufstand und zu ihnen lief.
"Aber Liebe ist wie Verlangen, Rausch und Macht nicht eindimensional" fuhr Isador fort, "Trevor hat nie aufgehört mich zu lieben – oder zumindest das, was von dem Isador seiner Jugendzeit in mir noch übrig geblieben ist."
Isador schaute Trevor tief in die Augen und dem war es als greife eine warme Hand nach seinem Herzen um es zu wägen.
"Nicht einmal jetzt nachdem ich ihn in die Knie gezwungen habe ist diese Zuneigung gänzlich verschwunden" stellte Isador fest.
"Oh Isador..." seufzte Trevor nun auf, "was machst du nur..."
Nun war Taejo bei ihnen angekommen und Isador sprach direkt zu ihm: "Ich nehme ihn dir nicht weg, keine Sorge...
...auch wenn es mir ein leichtes wäre. So wie es mir eine leichtes wäre euch alle nur noch mich lieben zu lassen..."
"Aber das wäre doch keine Liebe" gab nun Trevastan zu bedenken.
"Wäre es nicht" gab Isador zu, "aber ihr würdet es nicht merken und selbst mich würde diese Illusion einlullen können..."
"Warum hast du es dann nicht gemacht? Warum hast du uns stattdessen unterworfen?" wollte Taejo wissen.
"Ihr hättet garnicht gemerkt was ich mache" erklärte ihm Isador, "ihr hättet nicht erkannt wie meine Fähigkeiten sind. Eine Unterwerfung hingegen, die erlebt ihr bewusst, gegen die habt ihr angekämpft, die werdet ihr niemals vergessen..."
"Oh mein Liebster, du nimmst einfach wieder deine Medikamente und alles wird gut!" meinte nun Trevastan.
Langsam fokussierte sich Isadors Blick auf seinen Virion, alle konnten sehen wie das unheimliche Leuchten wieder aus seinen Augen brach.
Stumm maßen sie sich, dann senkte Trevastan erst seinen Blick, dann sank auch er auf die Knie.
Liebevoll strich ihm Isador über den Kopf dann entgegnete er ihm: "Das glaube ich allerdings nicht, auch du wirst mit Medikamenten weder einfangen noch beherrschen können, was du erschaffen hast!"
"Was wird nun werden?" fragte Taejo, "wirst du nun immer wieder deine Fähigkeiten einsetzen, wenn die Welt nicht deinen Vorstellungen folgt?"
Isador schwieg und hob den Bann über alle Anwesenden stillschweigend auf, so dass sich die übrigen Menschen, Uxvirs und Divinobles langsam wieder erhoben.
Dann antwortete er auf Taejos Frage: "Wenn ihr mir keine andere Wahl lasst, werde ich wohl dazu gezwungen sein..."
"Denkst du nicht, dass du irgendwann auf jemanden treffen wirst der dir gewachsen ist?" wandte Trevor nun ein.
"Wer sollte das sein?" fragte Isador nur.
"Der Divinimperator zum Beispiel?" meinte Trevor.
"Nun, deswegen fliegen wir jetzt auch nach Sore Urbs. In einigen Stunden werden wir es wissen!"
Totenstille.
Dann brach Meran diese in dem er ungläubig ausrief: "Ihr... Du.. Du willst Eius Numeen Sublimeen unterwerfen?"
"Wundert dich das wirklich?" erwiderte Isador ihm, "ist das nicht die logische Konsequenz aus dieser Nacht?"
Was hätte Meran da sagen sollen?
Also schwieg auch er.
Dann war es Marlur der erneut die Stille brach: "Isador mir graut vor dir!"
Ungerührt erwiderte der: "Angst ist eine ganz normale Reaktion auf etwas Unbekanntes das man nicht zu begreifen vermag..."
Kurz schwieg Marlur, dann begann er ganz leise ein Stück aus einem sehr bekannten Musical zu singen:
"I'm not scared about thou, I'm just scared for thou..."⁶
Doch Isador kannte das Musical auch und erwiderte nun ebenfalls aus diesem zitierend:
"That's only because thou likest me.
Dost thou think I haven't noticed thous glances, haven't seen thy friends hidden advances?"
Luciur unterbrach beide in dem er protestierte: "Was? Das ist überhaupt nicht wahr!"
Worauf Isador sein Blick auf ihn richtete bis er förmlich unter diesem zusammensank und leise zugab: "Vielleicht habe ich mir doch mehr mit dir und Marlur gewünscht..."
"Luciur!" empörten sich nun Marlur und Trevastan gleichzeitig worauf Isador ironisch anmerkte: "Passt besser auf, dass nicht über euch geurteilt wird bevor ihr über andere urteilt..."
Infolgedessen nun Marlur und Trevastan bemüht waren seinem Blick auszuweichen.
"Dann lasst uns fliegen!" sprach Isador nun und reichte seine rechte Hand Trevastan.
Der ergriff sie und so gingen er und Isador Hand in Hand zu dem Wagen der sie zum Flughafen bringen sollte.
Gefolgt von Terastan dessen Leine fest in Isadors anderer Hand lag.
¹Füge dich, mein Freund Trevor,
füge dich mein bester Freund!
²Beugt Euch mir, Hochkönig!
³Trevastan mein Liebster, mein Herz!
⁴Ich bezwinge dich, beuge dich mir!
⁵Und du mein Freund Simur
⁶Ich habe keine Angst vor dir, ich habe nur Angst um dich..."
⁷Das ist nur, weil du mich magst
Denkst du, ich hätte deine Blicke nicht bemerkt, nicht die versteckten Annäherungsversuche deines Freundes?
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