#12 Keine Wahl und falsche Wahl
"Er kann doch nicht..." stammelte Trevor, "er kann uns doch nicht.... doch nicht SO einfach rausschmeißen?"
"Du siehst doch, dass er kann" erwiderte Simur voller Sarkasmus.
"Und... und jetzt?" wollte der Nordenländer wissen.
"Jetzt rennen wir schnell zu mir und hoffen das uns keiner sieht" erwiderte Simur stoisch.
"Zu dir?" Trevor war verwirrt.
"Meine Räume sind weitaus näher als deine" erklärte ihm der Dunkelhaarige daraufhin.
Jetzt verstand Trevor und plötzlich wurde ihm Simur sehr sympathisch und so lächelte er ihn schief an und sprach: "Danke, das ist wirklich sehr großzügig von dir..."
Dieses Lob aber fand Simur wohl unangebracht, denn er konterte leicht spitz: "Ich muss dich in dein Zimmer bringen, schon vergessen? Das will ich sicher nicht so..." deklamierte er und deutete auf seine Schenkel an denen der Samen von Terastan langsam heruntersickerte.
Trevor errötete ob dieser Feststellung sehr und murmelte leise: "Kann ich gut verstehen..."
Vorsichtig öffnete Simur nun die Tür zum Flur, noch vorsichtiger spähte er in den dämmrigen Korridor, ob jemand zu sehen wäre, doch er entdeckte niemand.
"Dann los" winkte er Trevor und stürmte hinaus in den Gang, Trevor hinterher.
Tatsächlich war es nur den Flur runter und dann einmal rechts, bevor sie am einer Tür ankamen. Rechts neben dieser Tür war eine rot beleuchtete Glasplatte angebracht auf die Simur nun hektisch seine rechte Hand legte. Zu Trevors Überraschung fuhr ein weißer Streifen Lichts über Simurs Hand, dann färbte sich Beleuchtung der Glasplatte grün und wie von Geisterhand öffnete sich die Tür.
Simur griff sich den noch immer vollkommen fasziniert auf diese Vorrichtung starrenden Blonden an der Schulter und zog ihn eilig mit sich in sein Appartement bevor er die Tür schnell hinter sich schloss.
Trevor sah sich um, aber grundsätzlich sah es hier nicht anders aus als im Eingangsbereich einer typischen Drei-Zimmer-Wohnung in Keizerstad. Nur dass die Beleuchtung, die Lichtschalter und überhaupt alles was mit Elektrizität und Kommunikation zu tun hatte einfach deutlich futuristischer für seine Augen ausfiel.
"Kommst du mit duschen?" fragte Simur ihn und war schon dabei seine Unterhose auszuziehen.
"Mt dir? Zusammen?" erwiderte Trevor und eine gewisse Skepsis war ihm anzumerken.
"Du hast dir gerade einen auf mich beim Ficken runtergeholt" erwiderte Simur nonchalant.
Da hatte er allerdings Recht und so erwiderte Trevor nur: "Okay, Punkt für dich..."
"Dann komm mit" forderte der ihn nun auf und Trevor folgte ihm in eine Küche mit Essbereich und dann durch ein Wohnzimmer in das Badezimmer.
Während Simur schon die Wassertemperatur einstellte war Trevor noch damit beschäftigt die Reste seiner ohnehin spärlichen Kleidung auszuziehen, kaum aber, dass er fertig war zog ihn sein Gastgeber auch schon einfach mit sich unter das herrliche Nass.
Erst als Simur leise kichernd das Haarband und die etwas gerupften Blumen aus seinen Haaren entfernte wurde Trevor klar, dass er da noch etwas vergessen hatte.
Dann bedeutete ihm dieser auch noch sich auf einen einer Bank ähnlichen Vorsprung aus Marmor in der Dusche zu setzen und begann ihm die Haare zu waschen.
Trevor genoss es sehr, aber als Simur damit fertig war, erkundigt er sich vorsichtig: "Warum bist du so nett?"
Simur warf ihm einen nachdenklichen Blick zu und erwiderte dann: "Ich bin einfach ein Netter.... Nein im Ernst, ich habe jetzt erst verstanden, dass Terastan dich vermutlich auch dann erwählt wenn du strikt dagegen bist. Und was bringt es mir dann, auf dich einzuhacken wo ich doch eh das Gefühl habe, dass du das nicht willst?"
"Wie kommst du darauf?" wunderte sich Trevor.
"Ihr hattet nichts miteinander heute Abend und das lag nicht daran, dass Terastan nicht wollte..." stellte der junge Sorener fest während er Trevor behutsam aus der Dusche schob und ihm ein Handtuch reichte.
"Ja..." erklärt der nun, "ich... ich... ich konnte das einfach nicht..."
"Ach, so schwer ist das doch eigentlich nicht" erwiderte Simur ihm lachend.
Trevor jedoch wurde verlegen und nuschelte ganz leise: "Aber ich hab doch noch nie... ich will das mit einem der mir auch etwas bedeutet..."
Bestürzt schaute Simur ihn nun an: "Du hast – noch nie?"
Immernoch verlegen nickte der Blonde nur still.
"Das Terastan soweit geht, dass ist widerlich – selbst für ihn!" empörte sich der Dunkelhaarige daraufhin.
"Und dennoch hoffst du, dass er dich erwählt" merkte Trevor leicht verwundert an.
Simur erwiderte nichts und verließ das Bad durch dessen zweite Tür die direkt in einen zimmergroßen Kleiderschrank führte. Zumindestens sah das für Trevor so aus.
Wortlos wühlte er nun in seinen Sachen, dann reichte er Trevor eine knielange lockere Hose und einen Pullover: "Hier, das müsste dir passen..."
Dankbar zog sich dieser die Sachen an und tatsächlich sie passten ihm.
In der Zwischenzeit hatte auch Simur eine Tunika und darüber eine Art Morgenmantel angezogen und bedeutete Trevor ihm zu folgen.
Er ging in sein Wohnzimmer und setzte sich auf eines der beiden Triclinia¹ und deutete Trevor auf dem anderen Platz zu nehmen.
Dann räusperte er sich und sprach: "Um auf deine Frage zurückzukommen, die Antwort lautet: Was macht man nicht alles für einen gesellschaftlichen Aufstieg und die Aussicht auf ein langes Leben in faktisch ewiger Jugend?"
Obwohl er sofort verstand was Simur meinte war er dennoch verwundert und so fragte Trevor ihn: "Das bedeutet, du liebst ihn auch nicht wirklich?"
"Man kann einen Terastan nicht lieben. Man kann sich ihm nur unterwerfen und hoffen seine Gunst zu erlangen" erklärte Simur ziemlich abgeklärt, "denn Terastan liebt niemanden, nur die Macht und sich selbst!"
"Oh und das traust du dich einfach so auszusprechen?" kommt es vom Blonden perplex.
"Ich spreche nur aus was jeder weiß" entgegnete Simur unbeeindruckt, "im übrigen sind wir ein Rechtsstaat und ich ein vollwertiger Bürger Sores. Terastan kann mir seine Gunst entziehen und mich rausschmeißen. Mehr nicht.
Bei dir allerdings" sprach er dann und sah Trevor mitleidig an, "sieht das leider anders aus!"
"Wie meinst du das?" wollte dieser sofort wissen und bekam eine mulmiges Gefühl.
"Die gute Nachricht ist: Er darf dich nicht töten oder so verletzen, dass dauerhafte Beeinträchtigungen verbleiben" sprach Simur, "die schlechte allerdings ist: Sonst darf er alles!"
"Also hätte er mich vorhin auch zwingen können ihm zu Willen zu sein..." konstatierte Trevor konstaniert.
"Leider ja" bestätigte ihm Simon, "warum hast du überhaupt auf deine Rechte verzichtet?"
Verblüfft schaute Trevor ihn an: "Wegen Isador, er war verletzt. Sie sagten mir ich müsse etwas anbieten damit sie ihm helfen. Und ich hatte doch nur mich!"
"Das haben sie dir gesagt?" hakte Simur nach und Trevor nickte bejahend.
"Man hat dich ausgetrickst" erklärte Simur ihm, "Terastan hat dich ausgetrickst - glaub' mir, man hätte Isador auch geholfen wenn du nichts angeboten hättest..."
Fassungslos starrte Trevor ihn an. Man hatte ihn ausgetrickst, man hatte ihn dazu gebracht sich seiner Rechte zu entledigen für etwas, dass er ohnehin bekommen hätte.
Wut überkam ihn – und dann Scham, eine grenzenlose Scham, dass er sich so einfach und mit Hilfe seiner eigenen Gefühle hatte übertölpeln lassen.
Simur sah wie Trevors Hände zu zittern begannen und es war ihm sofort klar, dass dieser gefühlt am absoluten Tiefpunkt seines Lebens angekommen war.
Voller Anteilnahme sprach er daher: "Irgendetwas muss dich für Terastan sehr, sehr wichtig machen wenn er dich extra in ein Rechtsinstitut hineingetrickst hat von dem er sehr genau weiß, dass es selbst von den anderen Divinobles fast ausnahmslos abgelehnt wird."
"Ich habe ihn gefragt" erwiderte Trevor und konnte ein leichtes Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken, "er hat gesagt, es seien meine Eltern..."
"Deine Eltern?" rätselte Simur, "das ergibt keinen Sinn. Für nichts was man in Sore erreichen will - außer den Status als Divinoble - sind die Eltern deines Partners oder überhaupt die Eltern von Belang..."
"Und Divinoble ist er ja schon" ergänzte Trevor. "Eben" sprach Simur, "so siehts aus..."
Schweigend waren die beiden einfach da, bis Simur den Fernseher einschaltete und dabei Trevor fragte: "Wenn du zurück in deinen Raum willst, sag es einfach..."
Der zögerte und erwiderte dann langsam: "Also... nur wenn es dir nichts ausmacht... ich wäre gerne noch nicht alleine..."
"Schon okay" kam es daraufhin von Simur.
Iliur hatte also Recht, als er meinte, ich solle meine Augen aufmachen und sehen welches Spiel Terastan spielt dachte er sich während er durch die Kanäle zappte.
Bei einer sehr beliebten Telefabella² blieb er schließlich hängen, da er aber weiter grübelte, bekam er nicht wirklich viel mit.
Anders als Trevor, der mit zunehmendem Interessen zusah und zu seiner Überraschung feststellte, dass es in der Fabella vorrangig um die Beziehung innerhalb und zwischen zwei Paaren Männer ging. Also Frauen kamen natürlich auch schon vor, aber anders als in den Fernsehmelodramen seiner Heimat – in denen natürlich Männerpaare überhaupt nicht vorkamen – waren die Protagonisten hier alle männlich und schwul.
Simur hingegen kämpfte mit der lange von ihm verdrängten Erkenntnis, dass seine Hoffnungen auf Terastan genau so unrealistisch und lächerlich waren wie alle die seiner Vorgänger.
Dabei hatte er sich ihm völlig unterworfen, alle seine perfiden Machtspiele mitgemacht, sich von ihm in diese Clubs schleifen und da 'gebrauchen' lassen und das Ganze wozu eigentlich? Damit er in ein paar Jahren nicht beginnt zu altern und dafür dann Jahrhunderte als Terastans kleines Flittchen existiert hätte. Oder der sich dann doch nach ein paar Jahrzehnten einfach wieder von ihm getrennt haben würde und ihn dann weggeworfen hätte wie ein kaputtes Spielzeug.
Und irgendwie kaputt wäre ich ja dann auch gewesen vermutlich dachte er bitter, vielleicht sollte ich mich einfach an den Gedanken gewöhnen, dass ich in Bälde altere und dann in 80, 90 oder 100 Jahren, so wie die Mehrheit der Menschen in Sore, mein Leben beende.
Jahrzehnte mit einem Partner der einen liebt wären wohl besser als Jahrhunderte mit einem, der einen nur als Fickstück sieht.
Er hob seinen Kopf und blickte herüber zu Trevor der fasziniert die Sendung schaute.
"Habt ihr in Nordenland kein TV?" fragte er ihn.
"Doch" erwiderte Trevor, "aber schlechter und natürlich ohne dass überhaupt irgendeine der Figuren so liebt wie wir."
"Die Schmonzetten orientieren sich vermutlich überall an den Eliten der Gesellschaft" vermutete Simur.
"Und diese Eliten sind hier die Divinobles" span Trevor den Gedanken weiter.
"Richtig – und von daher sind deren Sitten und Gebräuche das woran die Gesellschaft sich orientiert" führte Simur ihn nun zuende.
"Für mich ist es trotzdem faszinierend" gab Trevor zu.
"Wer weiß" kicherte Simur, "vielleicht gibt es irgendwann einen Film über dich und diesen Isador..."
"Meinst du?" Trevor war da skeptisch.
"Na, wenn du so wichtig bist für Terastan, gehst du womöglich noch in die Geschichtsbücher ein" flachste der junge Sorener daraufhin.
"Hoffentlich bin ich dann keine verheerende Gestalt wie Anastasia Rossolana³" erwiderte der Nordenländer daraufhin nachdenklich.
"Anastasia wer?" kam es von Simur allerdings.
"Oh, die kennt man hier nicht?" wunderte sich Trevor, "war eine Geliebte des letzten Kaisers von Nordens Reike, ihre Intrigen führten zu dessem Sturz..."
"Oha, Autsch.." meinte Simur da nur.
Dann schwiegen sie beide wieder bis Simur irgendwann mit leicht belegter Stimme anmerkte: "Ich würde dich ja auch hier schlafen lassen, aber das würde Terastan nicht goutieren...."
"...und das kann ich von dir auch nicht erwarten" erwiderte Trevor.
"...von daher würde ich dich jetzt in deine Kammer bringen?" fuhr Simur fort.
"Natürlich. Danke, dass du dir überhaupt so viel Zeit für mich genommen hast...." antwortete der Blonde mit großer Freundlichkeit.
So folgte er Simur hinaus und durch das Gewirr der Gänge und Korridore bis sie bei seiner Kammer angelangt waren.
Simur öffnete die Tür, dieses Mal in dem er in etwas guckte, dass wie eine Kamera aussah, und Trevor schlüpfte hinein.
"Ich werde dich nicht festmachen, sagst es keinem..." beschloß er und dann schloss er einfach die Tür hinter Trevor.
Dieser lag noch lange auf seinem Bett und grübelte darüber nach wie er sein erstes Mal nicht mit Terastan haben könnte.
Selbst wenn es nicht mit jemandem wäre den er liebt, auf jedenfall nicht mit Terastan, waren seine Gedanken bevor er endlich einschlief und in das Land der Träume hinüberwandelte.
¹Chaiselongue ähnliches Sitz- und Liegemöbel
²Seifenoper, Telenovela
³Geliebte des Kaisers Wilmor V von Nordenland, vermutlich aus Sore stammend, deren Einfluss auf das Kaiserreich so verheerend war, dass es zum Sturz des Kaisers in einem Militärputsch und dann zur Machtergreifung durch Trevors Großvater Erendor fav Somien kam.
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