#104 Schwanengesang
Nein, den Weg zum Hafen hinab mussten Trevor und Taejo nicht zu Fuß bewältigen.
Da die Liang, welche Tihonguk beherrschten ihren Aufstieg an die Macht einst als Reitervolk in den nördlichen Steppen begonnen hatten, war es Tradition, dass man seine Braut mit einem Pferd vom Hof des Kaisers holte.
Und so wurde Trevor ein rotbrauner Hengst vorgeführt auf welchen er Platz nahm und dann Prinz Taejo als seine 'Braut' vor sich hob bevor er im stiebendem Galopp, vorbei am jubelnden Volk und über die goldgelben Teppiche diesen auf sein Schiff entführte.
Momente in denen Trevor im Stillen dankbar war, dass zur Offiziersausbildung und zur Schule in Nordens Reike noch das Reiten gelehrt worden war.
Während Trevor nun also mit Taejo seinem Reich entgegen segelte, segelte die silistrische Flotte in die Straße von Daehan und ihrem Untergang entgegen.
In der Nacht näherte sich die silistrische Flotte der Meerenge. Ihre Formation war in sechs getrennten Kolonnen über ein weites Gebiet verteilt, was die Führung und Kontrolle bei schlechter Sicht sehr erschwerte. Und Nachts war die Sicht für jede Flotte die auf dem technischen Stand der von Silistrien war schlecht.
Noch nicht einmal über Radar verfügte man auf den silistrischen Schiffen.
Über die verfügte die Flotte von Kitaien zwar auch nur eingeschränkt, aber ihre Schiffe waren besser in Stand gehalten und ihre Mannschaften besser trainiert.
Und gerade Letzteres war es, was den Unterschied machte.
Denn fast wäre die silistrische Flotte in der Dunkelheit durch die Meerenge und in den Maximic entkommen.
Doch ausgerechnet am letzten Schiff der Kolonne, der Orel, hatten die Silistrier vergessen die Beleuchtung am Schiffsheck abzuschalten.
Dieses Licht wurde vom kitaischen Hilfskreuzer Tsinnong Wan entdeckt. Dieser schlug sofort Alarm und Admiral Dongtsiang Pingbalang lief mit der gesamten Flotte von Kitaien in die Straße von Daehan aus.
Bei Tageslicht trafen beide Flotten aufeinander und obwohl die Silistrier auf dem Papier mehr Kanonen und Schlachtschiffe hatte, machte sich die überlegene Disziplin der Kitaier bezahlt.
Schnell gelang es den Kitaiern auf Gefechtsdistanz aufzuschließen, ihre Schussfolge war höher und ihre Manöver funktionierten wie ein Uhrwerk - und dann zielten sie noch genauer.
Anders als bei den Silistriern wo die Manöver in einem Chaos endeten, zwei Schiffe gar zusammenprallten und als es dann den Kitaiern gelang mittels hereigerufener Flugzeuge und einem von diesen ausgeführten Torpedosangriff das Flaggschiff mitsamt dem Admiral Sinovaj Petrowenski zu versenken, war die Verwirrung perfekt.
Ziellos wuselten die silistrischen Schiffe nun durcheinander, machten es den Kitaiern leicht, die ihre Feuerkraft immer auf einen Gegner konzentrierten und dann auf den nächsten und den nächsten.
Nur drei kleine Schnellboote Silistriens entkamen in der Abenddämmerung von denen es zwei später immerhin bis Khamarinien schafften, wo sie dann interniert wurden.
****
Der Rückweg führte Trevor und Taejo allerdings nicht über Owyhee sondern über Apruam.
Denn die königliche Yacht brauchte bis Apruam nur zwei Tage und von dort aus gelangte man dann mit der Aerion SNT in elf Stunden und mit zwei Zwischenlandungen wieder zurück nach Kingstown-of-the-North.
"Darf ich dich etwas fragen?" erkundigte sich Trevor bei Taejo während sie am Heck des Schiffes auf das Meer und die untergehende Sonne schauten.
"Immer, jederzeit" erwiderte der.
"Dass du jetzt hier bist, ist das nur wegen Taehyung?" wollte Trevor wissen.
"Denkst du wirklich ich würde dich einfach so meinem kleinen Bruder überlassen?" entgegnete ihm Taejo, bekam dabei rote Wangen.
"Du empfindest etwas für mich?" hakte Trevor weiter nach.
"Ich war schon hin und weg als ich dich damals bei deiner Krönung das erste Mal gesehen habe" gestand ihm Taejo, "und ja, das ist nicht weniger geworden nachdem wir dann..." Er brach ab und wurde noch röter.
"Das ist gut" erwiderte Trevor, "denn nicht nur, dass ich auch mehr für dich empfinde, nur wenn du mich auch liebst, kann ich dich nicht nur heiraten, sondern auch zu meinem Uxvir erwählen!"
"Uxvir, das ist so ein Divinoble Ding oder?" fragte Trevor dann.
"Das kann man so sagen" erwiderte Trevor, "letztendlich ist es einfach: Du bekommst von mir eine Substanz, die deinen Körper verändert. Der Vorteil ist: Unser Sex wird wow und du lebst so lange wie ich lebe ohne zu altern. Der Nachteil ist, du wirst abhängig von der Substanz und damit auch von mir..."
Taejo überlegte kurz, dann hatte er schon eine Frage: "Wie lange ist so lange leben wie du in etwa?"
"Oh, das variiert" erklärte ihm Trevor, "aber ab jetzt noch mindestens 700 bis 1000 Jahre...."
Ungläubig schaute Taejo ihn an: "Du verarscht mich oder? Also 200 Jahre oder so hatte ich ja gedacht. Aber tausend?"
"Ich verarsche dich nicht" kam es ruhig von Trevor, "wenn du denkst, dass du es überhaupt und so lange mit mir aushälst, dann werden wir über unsere Reiche gemeinsam herrschen für die nächsten achtundzwanzig bis fünfzig Generationen..."
Taejo starrte nachdenklich über die Reeling bis Trevor ihn grinsend anstupste: "Hey, das heißt nicht, dass wir dann und für die nächsten Jahrhunderte nur noch miteinander und zu zweit Sex haben können..."
"Okay, du bietest mir ewige Jugend, heißen Sex mit dir und anderen und sagst mir, dass du mich als Partner auf Augenhöhe siehst" fasste Taejo zusammen, "warum genau sollte ich das nicht wollen?"
"Das weiß ich auch nicht..." kicherte Trevor.
"Kein versteckter Haken bei der Sache?" hakte sein zukünftiger Gemahl noch einmal nach.
"Kein versteckter Hakten!" bekräftigte Trevor.
"Ja dann, wann gibst du mir das Zeug?" fragte ihn Trevor.
"Nun ja, wenn ich es dir sofort geben soll, dann müssten wir Sex haben und ich dich bei meinem Höhepunkt bis aufs Blut beißen" gab Trevor zu bedenken, "daheim in Kingstown-of-the-North könnte ich dir das auch ganz human injizieren..."
"Tut das sehr weh?" erkundigte sich Taejo zögerlich.
"Kurz ja, sobald 'das Zeug' in dein Blut gelangt ist, spürst du davon nichts mehr..." erläuterte ihm Trevor.
"Dann heute Nacht!" beschloss Taejo und als er Trevors noch skeptischen Blick bemerkte, raunte er ihm zu: "Ich kann es ohnehin kaum noch erwarten deinen heißen Körper an meinem, in meinem und auf meinem Körper zu spüren..."
Selbstsicher schaute er tief in Trevors Augen, hielt dessem prüfenden Blick stand bis dieser meinte: "Dann heute Nacht!"
*****
Als die Nachricht vom Verlust der Flotte Tsarigrad erreichte, war in der von den Armeen des Storeledar belagerten Stadt und den noch nicht besetzten Gegenden für die duldsamen Völker Silistriens das Maß endgültig voll.
Unter der Führung eines erbitterten Gegners der Monarchie namens Jossej Scheleznin bildete sich ein Rat der Arbeiter und Bauern.
Dieser Rat beschloss wenige Stunden nach seinem ersten Zusammentreten, dass man eine Räterepublik gründet und dass Zar Alexej III dafür abgesetzt werden muss.
Wenige Stunden stürmte eine aufgebrachte Menge unter den Augen der tatenlos zusehenden Wachsoldaten den Krepkim, brach in den Besprechungssaal ein, in dem Alexej mit zwei hochrangigen Militärs über die Lage beriet und tötete beide vor den Augen des vor fassungslosem Entsetzen erstarrtem Alexej.
Dann fesselte man den armen Alexej die Hände, warf ihm einen Strick um den Hals und zerrte ihn so unter Hohn und Spott in den großen Thronsaal des Krepkim.
Das Entsetzen des Zaren steigerte sich als man kurz darauf seinen siebzehn Jahre alten jünger Bruder Ivenej hereinzerrte.
"Das könnt ihr nicht machen, er ist doch noch ein Kind!" brüllte er.
"Man musste nur vierzehn sein um mit Eurer glorreichen Flotte unterzugehen, Hoheit!" schallte es ihm hämisch entgegen.
"Aber... aber..." stotterte Alexej völlig konfus, "aber das ist doch etwas ganz anderes!"
"Ist es das?" fragte ihn einer der Männer die seine Fesseln hielten während ein Chor von Frauenstimmen anfing "Mörder, Mörder!" zu rufen.
Als sie innehielten nutzte Alexej die Chance und rief laut: "Es tut mir so leid, Ivenej, ich habe nicht gewollt, dass es so endet!"
Bevor der vor Angst zitternde Ivenej darauf antworten konnte, trat ein Mann vor Alexej und meinte abfällig: "Keine Sorge 'Hoheit' wir töten euch nicht. Wir sind nicht wie du. Wir holen dich nur vom Thron und nehmen dich in Gewahrsam."
So kam es, dass mit dem Zaren Alexej III und seinem jüngerer Bruder Zarewitsch Ivenej im Morgengrauen zum ersten Mal Mitglieder der Zarenfamilie Bekanntschaft mit dem berüchtigten Gefängnis in Vafhohensaxowo machte.
*****
"Wieso nochmal musst du um vier Uhr morgens jetzt dringend nach Asseria?" Skeptisch blickend fragte An-Taetsin Meran ein weiteres Mal.
"Weil die silistrische Nordflotte im Taiuanlungo aufgerieben wurde" erklärte ihm Meran geduldig.
"Ich verstehe nur nicht, was das mit uns, was das mit dir, was das mit Sore zu tun hat?" insistierte An-Taetsin.
"Unsere Armee wird nach Vladijug vorstoßen um die Sicherheit und Ordnung im Süden von Silistrien zu gewährleisten" erklärte ihm sein Virion.
Er war wenig überzeugt: "Das klingt toll! Und jetzt der wahre Grund?"
Meran seufzte und dann gab er zu: "Wir werden versuchen die silistrische Südflotte auszuschalten und versuchen, zu verhindern, dass Vladijug in die Hände Megyariens fällt..."
"Ah, ich verstehe" ätzte nun An-Taetsin, "der Bär ist tot und nun möchte auch Sore einen Teil des Felles haben..."
"Aber Schatz, so kannst du das nicht sagen!" versuchte Meran zu argumentieren. Doch vergebens! "Hörst du doch dass ich das kann" erwiderte sein Uxvir spitz, dann wandte er sich ab und im Weggehen rief er ihm noch zu: "Ich geh wieder schlafen, viel Spaß bei der Leichenfledderei..."
*****
"Thou wast the first to love me
and my spirit will be true
now and forever!" Marlurs Stimme schien förmlich durch den Saal zu schweben.
Fassungslos starrte Roman voller Bewunderung zu seinem Mator aus der Tiefe des dunklen Zuschauerraums der Kingly Musical Hall empor. Noch niemals hatte er ihn, hatte er seinen Matrotto mehr singen gehört als ein paar harmlose Kinderlieder.
Romantisch-melancholisch klang das Zwischenspiel des Orchesters in seinen Ohren, dann aber setzte Marlur oben auf der Bühne zur nächsten Strophe seiner Arie an.
"Gualton Malson...
Dearest Name of my first love" hauchte seine Stimme schmerzerfüllt und füllte dennoch den ganzen Saal, ging unter die Haut und berührte einen ganz tief im Herzen, "I'ill remember till I die
all the pleasure that thou gavest
all the longings and the sighs
how my heart would beat so fast
with a passion like a flame
and until...until...the last
I'll remember thee dear name
All the longings and the sighs
of a passion like a flame
Until...until...the very last
I'll remember thee dear name!
All the passions and the sighs
Until I die
until the very last
I will remember till I die
With all the pleasure that thou gavest me
the longings and the sighs
I will remember till I die
I'll remember thee dear name..."¹
Unfassbar, dass sein Pator der Welt für so viele Jahre diese Stimme vorenthalten hatte.
Wie war es überhaupt möglich, dass sein Pator, dass Hernan es nicht ständig danach verlangte diesee Stimme zu lauschen.
Sein Pator musste kein Herz haben, das war das Einzige was Roman zu dieser Frage einfiel. Nur ein total verstockter und eiskalter Mensch konnte so eine zauberhafte Stimme aus egoistischen Beweggründen zum Verstummen bringen.
Es war der Moment in dem Roman das erste Mal die Stimme seines Mators hörte, in dem der Respekt und die Zuneigung für seinen Pator einen neuen Tiefpunkt erreichte.
"Das ist unglaublich" sprach er voller Ehrfurcht, als Marlur in einer Pause zu ihm kam.
"Oh, ich bin nicht zufrieden" stellte er fest, "es ist allerdings auch das erste Mal, dass ich das auf Angevinisch singe..."
"Versprich mir, dass ich das eines Tages auch in der Sprache unserer Heimat von dir hören darf" bat Roman ihn daraufhin voller Inbrunst.
"Oh, glaube mir 'Caro nominon cho lo mio cor'² ist in der Sprache von Strepponi einfach tausende Male besser als in jeder angevinischen Übersetzung" versicherte ihm sein Mator sofort.
"Warum haben sie es hier dann übersetzt?" wunderte sich Roman.
"Weil es vielleicht ein ganz klein wenig unpassend ist, wenn auf einer Hochzeit des angevinischen Königs auf Sorenisch gesungen wird?" gab Marlur zu bedenken.
"Hmm" stimmte sein Sohn ihm nun zu, "das ist allerdings ein triftiges Argument.
"Keine Sorge" versicherte sein Mator ihm nun, "bis dahin singe ich es als 'Dearest Name that my heart...' genauso perfekt wie als 'Caro nominon cho lo mio cor'..."
¹Gualton Malson....
Du warst der erste, der mich liebte
und mein Geist wird (dir) treu sein
jetzt und für immer!"
Liebster Name meiner ersten Liebe
Ich werde mich erinnern bis ich sterbe
all die Freuden, die du mir geschenkt hast
all die Sehnsüchte und die Seufzer
wie mein Herz so schnell schlug
mit einer Leidenschaft wie eine Flamme
und bis... bis... zum letzten
werde ich mich an deinen lieben Namen erinnern
All die Sehnsüchte und die Seufzer
von einer Leidenschaft wie eine Flamme
Bis... bis... zum Letzten
werde ich mich an deinen lieben Namen erinnern!
All die Leidenschaften und die Seufzer
Bis ich sterbe
bis zum allerletzten
Ich werde mich erinnern, bis ich sterbe
An all die Freuden, die du mir geschenkt hast
die Sehnsüchte und die Seufzer
Ich werde mich erinnern, bis ich sterbe
Ich werde mich an deinen lieben Namen erinnern
² Liebster Name in meinem Herz
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top