~ 19.5 ~

Schwerfällig hatte ich mit der Müdigkeit zu kämpfen, die meine Lider beschwerte und meine Gedanken unkontrolliert wandern ließ: immer öfter verschwamm der entblößte, vor Schweiß schimmernde, Körper unter mir mit den Erinnerungen an Taehyungs nackte Brust, während meine Hände gierig über die erhitzte Haut fuhren, wurde das lustvoll verzerrte Gesicht unmittelbar vor dem meinigen unscharf verwischt, sodass ich für einige Augenblicke mehrfach die glühenden Wangen und die strahlenden, kaffeebraunen Augen des Silberhaarigen, die mich verurteilend musterten, sah.

Schmerzerfüllt zwang ich mich deshalb, meine Lider gänzlich zu schließen, bevor ich, angespornt durch das anschwellende Stöhnen der Person unter mir, auch schon langsam mit meinen Lippen über die definierten Bauchmuskeln Shownus bis hinunter zu seinem Hosenbund glitt.

Mein ohnehin schon flacher Atem erfolgte mittlerweile stoßweise, abrupt stoppte ich unmittelbar über dem Reißverschluss seiner hellen Jeans, um meiner Lunge kurz eine kleine Pause zu gönnen, da beäugte mich der Schwarzhaarige, seine dunkel glänzenden Strähnen zerzaust von seinem Kopf abstehend, auch schon mit großen, fragenden Augen.

„Alles gut bei dir?", keuchte er, seine Brust hob und senkte sich ebenfalls verschnellert. „Wir müssen nicht-", setze er an, doch da hatte ich bereits mit einem Ruck seine Hose geöffnet und war mit meinen Fingern flink hineingeglitten.

Scharf sog dieser daraufhin die Luft ein und legte seinen Kopf lustvoll in den Nacken.

Angestrengt konzentrierte ich mich auf die schnellen Bewegungen meiner Hand, doch der Silberhaarige tauchte persistent immer wieder vor meinem inneren Auge auf, weshalb mein Herz, welches ohnehin schon schmerzvoll gegen meinen beschädigten Rippenkäfig drückte, noch um einiges schwerer wurde.

Verzweifelt warf ich einen Blick auf den, sich in heller Ekstase befindenden, Schwarzhaarigen, der erneut seine Augen geschlossen hatte, das Gesicht vor Lust verschleiert, jedoch war es nicht sein Gesicht, was ich vor mir sah.

Es war auch nicht sein Gesicht, welches ich mir vorstellte, zu küssen, es zu sanft zu berühren und es gerade hier und jetzt neben mir liegen zu haben.

Unvermittelt entfernte ich schließlich die Hand aus seiner Hose und setzte mich mit einer beinahe hechtenden Bewegung auf.

Ich kann das so nicht, dachte ich verzweifelt. Das ist nicht richtig.

Wie bereits zuvor streckte mein Gewissen mich gnadenlos nieder, verzweifelt vergrub ich das Gesicht in meinen Händen, die quälenden Bilder der letzten Stunden sich repetitiv in meinen Gedanken wiederholend, sodass meine ohnehin erschwerte Atmung fast gänzlich zum Stillstand kam.

„Hey, was ist mit dir?" Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter, ehe der Schwarzhaarige auch schon neben mir auf der Bettkante saß und mich eines mitfühlenden Blickes bedachte.

Doch aller guten Intentionen seinerseits zum Trotz ertrug ich keinen weiteren Körperkontakt.

Wie vom Blitz getroffen zuckte ich bei der unvorbereiteten Berührung überrascht auf, ehe ich mich dieser mehr als harsch entzog und ihn aus der anderen Ecke des Zimmers böse anfunkelte; am ganzen Körper zitternd, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten.

Entsetzt weitete Shownu die Augen „Du, was ist denn los?" Abwehrend hob er die Hände, als er langsam auf mich zukam, welches mich jedoch nur dazu brachte, noch weiter vor ihm zurückzuweichen, als wäre ich ein Vampir, der das Sonnenlicht scheute.

„Nicht.", raunte ich gefährlich.

Der Sturm aus Gefühlen tobte unermüdlich in meinem Inneren, ich wollte meine Kontrolle gerade definitiv nicht auf die Probe stellen.

„Aber was genau-", er unterbrach sich selbst. „Gerade sah das hier aber noch ganz anders aus.", raunte der Schwarzhaarige übertrieben verführerisch, während er sich lasziv durch die Haare fuhr und seine Augen zu Schlitzen verengte, doch ich konnte nichts anderes tun, als ihn fassungslos anzustarren.

„Geh.", krächzte ich wütend. „Los. Verschwinde endlich."

Noch immer war es mir nicht möglich, ihm direkt in die Augen zu schauen, ohne Taehyung zu sehen, welches meine Emotionen nur noch mehr zum Ausrasten brachte.

Es flackerten unkontrolliert einzelne Erinnerungsfetzen in meinem Gedächtnis auf, verzweifelt presste ich mir die Hände fest an die schier glühende Stirn, als der Silberschopf mit seinem weichen Lächeln und seinen funkelnden Augen, welche jedes Mal, wenn sie mich fixierten, meine nackte Seele zu berühren schienen, in meinem Geist auftauchte.

Sobald mich jedoch aus dem Nichts jemand zaghaft an der Brust berührte, fuhr ich abermals heftig zusammen.

Langsam klärte sich mein tränenverschleierter Blick und ehe mein Gehirn auch nur eine Sekunde Zeit gehabt hätte, um über meine nächsten Handlungen nachdenken zu können, hatte ich bereits schweratmend das Handgelenk, welches zu dem Schwarzhaarigen, der mit weit aufgerissenen Augen vor mir stand, gehörte, umgriffen; bedrohlich schritt ich auf ihn zu und überbrückte so die letzte, schmähliche Distanz zwischen unseren Körpern.

Erschrocken wich Shownu zurück, als wäre ich ein giftiges Insekt, doch in meinem Wahn ersann ich keine Gnade; blitzschnell umfasste meine andere Hand seine Kehle und übte gezielten Druck auf seinen Kehlkopf aus.

Der Schwarzhaarige begann panisch, sich von mir wegzudrücken und gleichzeitig meinen eisernen Griff um seinen Hals lösen zu wollen.

Emotionslos schaute ich ihm direkt in die großen braunen Augen und beobachte stumm die, durch Angst ausgelöste, Vergrößerung seiner Pupillen. Unruhig zuckte der Muskelring seiner Iris, die nackte Furcht sprang mir entgegen.

Röchelnd legte er bereits etwas kraftloser seine Finger auf die meinigen, welche weiterhin fest seine Kehle umschlossen hatten und sich unabänderlich weiter in die weiche Haut bohrten, sodass meine Fingernägel schon erste oberflächliche Verletzungen auf dieser verursacht hatten.

Shownu wurde immer panischer, ich konnte die ersten, verästelten Adern, die unregelmäßig seine Augäpfel durchzogen, platzen sehen; hellrote Lachen, gleich geplatzten Beeren, bildeten sich im verwaschenen Weiß des Glaskörpers, doch mein Körper war nicht in der Lage, von ihm abzulassen.

Mit aller Kraft strampelte der mit seinen, langsam von jeglicher Kraft verlassenen, Gliedmaßen, trat mir unaufhörlich gegen die Schienenbeine, währenddessen formten seine Lippen stumm einige Worte, die jedoch, aufgrund meiner Hand, die sich mittlerweile fast wie ein Schraubstock um seinen muskulösen Hals geklammert hatte, nur als tonloses Krächzen schafften, seiner Kehle zu entfleuchten.

Mein verschnellerter Atem stach unaufhörlich in meinem sich unregelmäßig hebend- und senkenden Brustkorb, mein Herz flatterte gleich den Flügelschlägen eines winzigen Vogels multiple Male schmerzhaft ebenfalls gegen diesen; ein keuchendes Husten entwich mir, automatisch ließ ich vom erschlafften Arm des Schwarzhaarigen ab und fasste mir schützend an die Rippen.

Meinen bohrenden Blick wandte ich erst von den Augen, in denen gerade so viel Furcht und Panik funkelte, ab, als ich etwas Warmes an meinem Daumen spürte.

Ruckartig richtete ich meinen Kopf auf die Quelle der Wärme, Shownu dabei weiter wie wild strampelnd, seine Lippen zierte langsam aber sicher ein leichter, blauer Schimmer, da sah ich es; hellrot, gleich einem in die Haut eingelassenen Rubin, reflektierte der winzige Blutstropfen schimmernd das den Raum flutende Mondlicht.

Wie in Zeitlupe schien der Spritzer auf der fast farblosen Haut, die im starken Kontrast zu dem stechenden Rot des warmen Blutes stand, eine ebenso schimmernde Spur zu hinterlassen.

Abrupt lockerte ich den Griff um Shownus Kehle.

Dieser fiel augenblicklich auf die Knie, beide Hände unmittelbar um seinen geröteten Hals geschlossen, und schnappte erleichtert nach Luft.

Ein Zittern durchfuhr meinen Körper, als ich fassungslos auf meine mit Blut beschmierten Hände stierte.

Erneut wurde ich von einem fürchterlichen Husten geschüttelt, der neue, schwach glitzernde rote Tropfen auf meinen Fingerspitzen verteilte.

Erleichtert stieß ich schmerzerfüllt etwas Luft aus. Scheinbar war dies mein eigenes Blut.

„Jetzt verschwinde endlich.", knurrte ich heiser, den Blick erneut zu Shownu, der sich immer noch röchelnd auf dem hellen Teppich des Hotelzimmers wand, gerichtet.

Ich wusste nicht, was mit mir los war, jedoch war ich auch nicht in der Stimmung, es genau herausfinden zu wollen.

Angsterfüllt blickte er mit tränenüberströmtem Gesicht zu mir herauf, in seinen geschwollenen Augen spiegelte sich nur noch Panik.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, richtete er sich überstürzt auf und stolperte, seine restlichen Sachen, die überall achtlos verstreut auf dem Boden lagen, keines Blickes würdigend, aus der Tür.

Immer noch wie versteinert stand ich in der Mitte des Raumes, abwesend fixierte ich die blutigen Flecken, die der Schwarzhaarige scheinbar auf dem sonst strahlend weißen Hochflor-Teppich hinterlassen hatte.

Es fühlte sich an, als sei mein Denken gänzlich abgestellt worden; eine Zeit lang war das einzige, was ich tat, dabei zuzuschauen, wie das dickflüssige Blut langsam zwischen die feinen Borsten des hellen Teppichs sickerte.

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