~ 19.4 ~

„I-ich heiße übrigens Shownu.", keuchte der Schwarzhaarige, während ich ihn hart gegen die dünne Außentür meines Hotelzimmers drückte, seine Halsbeuge mit unzähligen Küssen bedeckend, ehe ich mit einer Hand ungeduldig mit meiner Schlüsselkarte am Schloss zu fummeln begann, die andere umklammerte fest eine der zwei Sojuflaschen, die ich auf dem Weg hierhin beinahe gänzlich allein geleert hatte, bis es mir schließlich gelang, ohne mein Tun unterbrechen zu müssen, die silberne Klinke herunterzudrücken und wir, unsere Körper eng aneinandergepresst, in den dunklen Raum stolperten.

Nicht einen Gedanken verschwendete ich daran, ihm auch meinen Namen preiszugeben.

Hungrig fiel mein Blick auf den mittlerweile unsicher vor meinem großen Hotelbett stehenden Jungen.

Seine schwarzen Haare glänzten matt im einfallenden Mondlicht, welches durch die großzügige Fensterfront meines geräumigen Zimmers drang, schüchtern biss er sich auf die geschwollene, dunkelrote Unterlippe, die braunen Augen nervös durch das luxuriöse Appartement schweifend; genauso wie ich ihn eingeschätzt hatte, lachte ich stumm in mich hinein.

Achtlos ließ ich die Tür hinter mir laut ins Schloss fallen; ohne meine Augen von ihm abzuwenden, entledigte ich mich kurzerhand meiner Schuhe und meines Mantels und stellte die Glasflasche achtlos auf dem kleinen, dunklen Tisch neben dem Bett ab, ehe ich, den immer weiter anschwellenden Druck innerhalb meines Brustkorbs und das vor mir verschwimmende Blickfeld ignorierend, auch schon wieder über den Mann, der anscheinend Shownu hieß, herfiel.

Auch er roch stark nach Alkohol, dem Qualm einiger Zigaretten, die er auf dem Weg geraucht hatte und kalter Nachtluft.

Es war mir egal, dass er mittlerweile immer zurückhaltender geworden war, es war mir egal, dass meine Atmung immer eingeschränkter von statten lief, es war mir egal, dass mein Handy in der Hosentasche seit geraumer Zeit bereits unaufhörlich vibrierte und immer mehr Nachrichten und Anrufe zu empfangen schien; doch was mir trotz meines ohnehin schon schmerzenden Körpers und meines vom Alkohol bereits benebelten Geistes nicht egal war, waren die großen braunen Augen, die mich unverwandt anschauten.

Für den Bruchteil einer Sekunde verschwamm meine Sicht und es war nicht mehr Shownu, den ich vor mir stehen sah, sondern der Silberhaarige, wie er mich eines Blickes bedachte, der gleichermaßen Verletzung wie Enttäuschung widerspiegelte.

Rasselnd zog ich scharf die Luft ein und wandte rasch meine Augen ab.

Mittlerweile schien Shownu jedoch auch langsam wieder in Fahrt zu kommen, unbeholfen begann er, an den oberen Knöpfen meines Hemdes herumzuspielen, er schien wirklich noch ziemlich unerfahren zu sein; unwirsch schüttelte ich den Kopf, als könnte ich den Älteren damit aus meinen Gedanken vertreiben und wandte mich genüsslich wieder dem Schwarzhaarigen zu, der damit angefangen hatte, zaghaft an der empfindlichen Haut meiner Halsbeuge zu saugen.

Immer wieder kniff ich die Augen zusammen, weil meine Sicht mehr und mehr unschärfer wurde, meine Hände fuhren kraftlos über die pulsierende, im Mondlicht schwach schimmernde, Haut des Schwarzhaarigen.

Ich wollte einfach nur vergessen, und wenn auch nur für einen kurzen Moment.

Eine winzige Zeitspanne, in der ich dem Chaos in meinem Schädel nachgeben und meinen quälenden Trieben die Abhilfe verschaffen könnte, die sie schon seit Wochen so verzweifelt gebraucht hatte.

Stürmisch begann ich, federleichte Küsse auf Shownus Hals zu verteilen, jedoch reichte mir das nicht lange.

Als ich einige zögerliche Finger auf meinem entblößten Oberkörper vernahm, durchfuhr ein Schauder meinen Körper.

Augenblicklich packte ich mir den Anderen und drückte ihn, selbst etwas wankend, rückwärts in die vielen, weichen Kissen meines Bettes, welcher nur ein überraschtes Quietschen ausstoßen konnte, ehe er auch schon unter mir lag.

Fordernd begann ich mich weiter an seiner Halsbeuge zu schaffen zu machen, während die Finger des Schwarzhaarigen mir bedacht durch die zerzausten Haare und über meine nackte Brust glitten, entlockte ich ihm grinsend die ersten leisen Seufzer, indem ich langsam mit meiner Zunge über seine erhitzte Haut fuhr.

Normalerweise würde ich mich dem Geschehen nun einfach hingeben, jedoch hatten meine Gedanken anscheinend ausgerechnet heute beschlossen, immer aufdringlicher und lauter statt ruhiger und leiser zu werden.

Schmerzhaft pochte mein Herz in meinem Brustkorb, als wolle es diesem gänzlich entspringen.

Bedächtig wanderte ich tiefer, glitt zart über seine Brustwarzen, die weiche Haut und das angenehme Kribbeln, was sich bei jeder weiteren Berührung ausbreitete, entfachte einen Sturm der Gefühle.

Obwohl ich alles wie immer machte, fühlte es sich tief in meinem Inneren falsch an.

Meine Bewegungen wirkten steif, meine Handlungen entsprangen einem strikten Protokoll in meinem Gehirn, ich spürte keine Leidenschaft, sondern nur mein scheinbar immer noch weiter malträtiertes Herz.

Verzweifelt versuchte ich mich trotzdem, davon nicht beirren zu lassen und fuhr immer tiefer auf Shownus makellosem Torso, ehe ich auch schon mit der Zungenspitze erst sanft über seine V-Line strich, bis ich schließlich ungeduldig begann, zunächst vorsichtig, mit dem zunehmendem Stöhnen Shownus jedoch umso fester, an der empfindlichen Haut unmittelbar über seinem Hosenbund zu saugen.

Warum kam in mir kein Verlangen auf?

Warum gaben die Stimmen nicht endlich Ruhe?

Überraschend wurde ich daraufhin plötzlich von zwei warmen Händen, die sanft meine Hüfte umfassten, wieder nach oben gezogen, sodass ich erneut dem für mich quälenden Anblick seiner großen, mandelförmigen Augen ausgesetzt war.

Das Verlangen in diesen glitzernd, zog er mich herunter zu sich und drückte unbeholfen seine Lippen auf meine, zunächst schüchtern und vorsichtig, mit der Zeit wurden seine Bewegungen jedoch fordernder und leidenschaftlicher; diesmal hingegen war ich derjenige, der den stürmischen Jungen abblockte.

Ruckartig entzog ich mich dem feuchten Kuss und rollte mich schmerzhaft von ihm herunter in die weichen Laken.

Meine Atmung ging flach, meine Gedanken rasten.

Irritiert stockte Shownu in seinen Bewegungen „Alles in Ordnung?", fragend legte er sich auf die Seite und wandte sich mit seinen strahlenden Augen mir zu. Verwundert suchten sie meinen ausweichenden Blick.

Warum funktionierte es nicht?

Nur einmal wollte ich zurückkehren in mein mir vertrautes, von Taehyung damals bis auf die Grundmauern niedergebranntes, emotionsloses Leben; Ein letztes Mal hatte ich frei sein wollen von der Angst, dem Schmerz und den bohrenden Schuldgefühlen, die sich jedes Mal, wenn sein Gesicht vor meinem inneren Auge auftauchte, tiefer in meine Gedanken fraßen und die Stimmen noch anspornen zu schienen.

Frustriert seufzte ich auf, ehe ich mir reflexartig mit schmerzerfülltem Gesicht über die Seite fuhr.

„Tut dir irgendwas weh?", ertönte da eine verunsicherte Stimme und ich verspürte erneut hauchzarte Berührungen, als Shownu mit einer flinken Bewegung mein bereits offenes Hemd zur Seite schob.

„Was ist denn mit dir passiert?", schrie er, ehe sein Körper sich kerzengerade aufsetzte, unter einem genervten Augenrollen von mir.

„Es ist nichts.", brummte ich, meine Atmung dabei so gut es ging unter Kontrolle haltend.

Langsam war ich am Ende meiner Geduld angelangt.

Warum geisterte dieser Idiot denn ausgerechnet jetzt so penetrant durch meinen Kopf, warum sorgte er dafür, dass ich mich auf nichts richtig konzentrieren und nichtmal diesen unschuldigen Deppen hier vor mir vernaschen konnte?
Warum musste er mich selbst jetzt noch quälen und jeden meiner Gedankengänge einnehmen?

Ob es ihm wohl gut ging?

Mittlerweile war er wahrscheinlich wieder nachhause gegangen, immerhin hoffte ich das. Nachts fielen die Temperaturen bisweilen sogar in den Minusbereich, hoffentlich saß er nicht immer noch schmollend unter der Weide.

„Hey!", brachte mich Shownu schnipsend zurück in die Realität „Auf was bist du, man? Starrst hier minutenlang mit gruselig traurigem Gesicht die Wand an." Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe.

„Es ist nichts!", nuschelte ich wiederholt, hastig die Glasflasche, die ich vorsorglich auf dem Nachttisch platziert hatte greifend, ehe ich noch mehr der klaren Flüssigkeit ungeduldig meinen Rachen hinunterschüttete „Los geht's!", versuchte ich mir selbst etwas Mut einzureden und fuhr mir mit dem zerknitterten Hemdärmel einmal unsauber über die mit Soju benetzten Lippen.

Einige, vereinzelte Tränen unauffällig aus den Augen blinzelnd, drehte ich mich flink auf die Seite und zog den Schwarzhaarigen stürmisch zu mir herunter und presste unsere Lippen erneut aufeinander, das schmerzhafte Aufzischen aufgrund der Tatsache, dass ich gerade auf meiner linken Körperhälfte lag, gekonnt in ein leises Keuchen verwandelnd.

Der zunächst sichtlich überrumpelte Shownu bewegte erst nur zögerlich seine weichen Lippen, doch es dauerte nicht lang, bis er abermals stöhnend unter mir lag.

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