~ 12 ~
Taehyung PoV
Zwanzig Minuten.
Geschlagene zwanzig Minuten hatte keine der Parteien, die an unserem hellen Esszimmertisch saßen, auch nur ein Wort gesagt.
Das Kratzen und Klirren des Bestecks auf unseren Tellern waren die einzigen Geräusche, die seit dieser Zeit den Raum erfüllten, von der angespannten Stimmung mal abgesehen.
Mit meiner Mutter hatte ich seit dem Streitgespräch vor einigen Tagen kein Wort mehr gewechselt.
Zu tief war die Verletzung auf meiner und die Sturheit auf ihrer Seite.
Meinen Vater hatte sie mit Sicherheit mittlerweile auch auf ihre Seite gezogen, zumindest verhielt sich dieser ebenfalls auffällig ruhig seitdem.
Eigentlich wusste ich selbst noch nichtmal sicher, ob ich wirklich schwul war.
Andererseits war es doch recht offensichtlich, nicht nur meiner gereizten Reaktion während des Gesprächs mit meiner Mutter nach zu urteilen, sondern allen voran die starken Gefühle Jeongguk gegenüber, die ich einfach nicht zum Schweigen bringen konnte.
Aber wie sollte ich es auch anders verifizieren, immerhin gab es keinen anerkannten, allgemeingültigen Test, der Homosexualität nachweist. Ich könnte natürlich Jeongguk erneut küssen und meine Erregungswerte messen: Nein, das war definitiv keine Option.
Ich seufzte. Wie so oft drifteten meine Gedanken vollkommen zu ihm ab, sobald sein Gesicht auch nur für den Bruchteil einer Sekunde vor meinem inneren Auge erschien.
Lange hatten wir an dem Tag noch dort gegessen, die letzten Sonnenstrahlen und schließlich den Sonnenuntergang gemeinsam genossen, den zwitschernden Vögeln zugehört, dem seichten Plätschern, welches die überhängenden Äste der Trauerweide auf der Oberfläche des Teichs erzeugten, gelauscht und einfach die Seele baumeln lassen.
Es war mir dann auch egal gewesen, dass ich mein hagwon verpasste. Immerhin hatten sich meine Noten seit Jeongguk mir Nachhilfe gab, trotzdem rapide verbessert, da konnte ich einen Nachmittag auch mal abschalten und nicht alles zerdenken.
Das war auch der Tag gewesen, an dem ich endgültig beschlossen hatte von Jeongguk nicht mehr als Freundschaft zu verlangen.
Mein Herz würde einerseits keine Zurückweisung, die ich doch für mehr als realistisch hielt, verkraften, andererseits wollte ich ihn überhaupt nicht erst in so eine unmögliche Situation bringen und riskieren, dass er seinen ersten richtigen Kumpel sofort wieder verlor.
In diesem Punkt stellte ich seine Gefühle schlicht über meine, so schwer es mir fiel.
Es war zwar, im Vergleich zu dem, was er alles für mich tat, nicht viel, aber so konnte ich ihm zumindest etwas zurückgeben.
»Schling gefälligst nicht so«, riss mich die kalte Stimme meiner Mutter unsanft aus meinen Gedanken.
Finster blickte ich zu ihr herüber. »Auch essen tue ich ganz wie es mir beliebt«, entgegnete ich sarkastisch und schob mir die nächste Portion Kimchi umso unsauberer in den Mund, sodass sich kleine Spritzer des eingelegten Gemüses rings um meinen Teller herum verteilten.
Mir war bewusst, dass mein Verhalten mehr als kindisch wirken musste, aber ich wusste einfach nicht, wie ich anders auf meine Mutter reagieren sollte.
Ihre starke Ablehnung hatte mich wirklich tief verletzt.
Ich sah, wie meine Mutter ihre Lippen fest aufeinander presste, sodass ein schmaler, weißer Rand um ihren Mund entstand. Wütend tippte sie auf den Tasten ihres Telefons herum.
Plötzlich ergriff mein Vater das Wort: »Okay, das reicht jetzt!«, stellte er mit lauter Stimme fest und schlug mit seiner flachen Hand auf den Tisch, wodurch meine Mutter und ich beide etwas zusammenfuhren.
»Ihr verhaltet euch beide kindisch«, fügte er etwas leiser hinzu.
»Ich verhalte mich kindisch? Sag das mal lieber der Frau, die mit ihren Moralvorstellungen noch im Mittelalter hängt«, schnaubte ich beleidigt.
»Das ist überhaupt nicht der Punkt, Taehyung«, warf sie gereizt ein. »Mir gefällt der Junge lediglich nicht.«
»Ach, mach dich nicht lächerlich«, rief ich. »Jeongguk ist höflich, zuvorkommend und ein Musterschüler. Wegen ihm habe ich mich drastisch verbessert in den letzten Wochen, ich meine; er ist jünger als ich und geht schon zur Uni, verdammt. An ihm kann man überhaupt nichts Schlechtes finden, mal ganz abgesehen davon, dass du dich nicht einmal normal mit ihm unterhalten hast bisher.« Grimmig starrte ich sie an.
»Vielleicht hätte ich das getan, wenn er sich nicht immer fluchtartig aus dem Staub machen würde wie ein Dieb, sobald wir über die Türschwelle treten«, entgegnete sie schnippisch.
»Herrgott, wir kennen uns seit Kurzem und sind noch nicht verlobt oder so. Du hättest ihn schon früh genug kennengelernt, wenn ich es für richtig gehalten hätte«, murmelte ich.
Warum redete ich eigentlich, als sei Jeongguk tatsächlich mein fester Freund? Vielleicht wollte ich einfach nur meinen Standpunkt zum Ausdruck bringen.
»Ha!«, rief sie ironisch auf. »Das wäre ja auch noch schöner. Da bin ich aber mal beruhigt«, entgegnete sie und erwiderte meinen finsteren Blick.
»Schluss jetzt«, brüllte mein Vater. »Du-«, er deutete auf mich, »redest gefälligst nicht so respektlos mit deiner Mutter und du-«, er wandte sich zu dieser, »lässt auch mal die Kirche im Dorf. Er ist immer noch unser Sohn und es missfällt mir sehr, dich ihn behandeln zu sehen als sei er ein Mensch zweiter Klasse wegen dem Menschen, den er liebt. Gib dem Ganzen doch wenigstens eine Chance und halte nicht zwanghaft an deiner verqueren Erziehung und den Ansichten deiner Mutter fest. Hast du schon vergessen, dass du diejenige warst, die sich noch vor ein paar Jahren gegen genau diese verfahrenen Rollenbilder aufgelehnt hast?« Durchdringend schaute er meiner Mutter in die Augen, die wiederum zu geschockt war, um etwas zu erwidern.
Auch ich musste mich zusammenreißen, meinen Vater nicht mit offenem Mund anzustarren.
Hatte er mich gerade wirklich ...verteidigt?
Noch nie hatte ich ihn etwas offen gegen meine Mutter sagen sehen. Eine kurze Welle des Glücks überschwemmte meinen Körper bei dem Gedanken, dass wenigstens mein Vater mich so zu akzeptieren schien. Dann könnte meine Mutter ihre klare Linie gar nicht so streng durchziehen.
Stumm setzen wir also unser gemeinsames Essen fort, bevor ich irgendwann leise aufstand und mich verabschieden wollte.
»Was machst du heute nach der Arbeit noch?«, fragte meine Mutter und versuchte möglichst unbeteiligt zu klingen, während sie abermals konzentriert auf ihr Handy schaute.
Ich grinste und antwortete unschuldig: »Jeongguk holt mich von der Arbeit ab und wir unternehmen noch was Schönes.«
Leicht angewidert verzog meine Mutter nur das Gesicht, stoppte jedoch unter dem strengen Blick meines Vaters. »Na dann viel Spaß«, erwiderte sie ironisch.
»Werden wir haben.« Mit den Gedanken an später grinsend, verließ ich das Wohnzimmer.
Tatsächlich basierten die Worte an meine Mutter gerichtet nicht auf reiner Provokation; Jeongguk würde mich nach der Arbeit abholen und wir würden wieder zu seinem geheimen Garten gehen. Wir hatten nämlich etwas zu feiern.
Vor einigen Tagen hatte er mir nebenbei erzählt, dass er dieses Semester wohl wieder zu einem der besten Studenten in so gut wie all seinen Kursen gehören würde.
Erstaunt hatte ich die Augen aufgerissen, er hatte jedoch nur abschätzig mit den Schultern gezuckt. Für ihn sei das keine große Sache, hatte er erwidert.
Trotzdem wollte ich ihm zeigen, wie stolz ich auf ihn war und da ich gemerkt hatte, dass er sich in der Öffentlichkeit unter vielen Menschen nie besonders wohl zu fühlen schien, dachte ich, ich würde ihn einfach allein etwas ehren.
Ich hatte bereits bei meiner Arbeit angekündigt, dass ich ein paar Stücke Kuchen, Kekse und so weiter am Ende meiner nächsten Schicht mitnehmen wollen würde, wir würden uns unter die alte Weide setzen, auf ihn anstoßen und etwas essen.
Es war zwar nicht viel, aber ich hoffte, dass es ihn trotzdem freuen würde, dass jemand an ihn gedacht hatte, auch wenn er vorgab, dass es für ihn keine große Sache sei.
__
»Jeongguk, hör auf, ich muss arbeiten«, kicherte ich hysterisch auf, als der Größere abermals die Arme um mich schlang und mir durch die Haare wuschelte.
Der Jüngere stoppte in seiner Bewegung, jedoch ohne mich loszulassen. »Siehst du denn hier irgendwelche Gäste?« Gespielt übermütig drehte er seinen Kopf zu allen Seiten »Also ich für meinen Teil ja nicht.« Erneut fing er an meine Haare zu bearbeiten.
Ich wusste nicht, was heute in Jeongguk gefahren war, aber es gefiel mir. Auf die Weise konnte ich ihm auch körperlich nah sein, ohne dass ich es seltsam werden ließ zwischen uns.
Er war kurz vor Ende meiner Schicht gekommen und triezte mich seitdem in einer Tour und hielt mich von der Abrechnung und dem Putzen ab, trotzdem genoss ich seine Nähe.
»Komm schon, Ggukie. Je länger du mich hier aufhältst, desto länger musst du auf deine Überraschung warten.« Streng erhob ich meinen Zeigefinger und tippte ihm einmal kurz auf die Nase.
»Ich lasse dich erst los, wenn du mir sagst, was die Überraschung ist«, erwiderte er ernst.
Empört schnaufte ich auf. »Niemals!«, rief ich und stemmte meine Arme erneut mit aller Kraft gegen seine durchtrainierte Brust, während ich ganz unauffällig seine harten Bauchmuskeln spürte und automatisch den Druck wieder verringerte, ein Seufzen unterdrückend.
»Willst du dich befreien oder willst du grabschen?«, kam es von oben nur spöttisch von ihm.
Wie auf Knopfdruck schoss mir das Blut ins Gesicht. Reiß dich zusammen, Tae.
»Gib lieber auf, gegen mich kommst du eh nicht an«, raunte er mir ins Ohr, was dazu führte, dass sich sämtliche Härchen meines Körper aufstellten.
Anstatt seine Beleidigung auch nur einer Antwort zu würdigen, versuchte ich mich mit allen Mitteln aus seinem Griff zu lösen.
Verzweifelt stemmte ich mich mit meinem gesamten Gewicht gegen den Jüngeren, doch die muskulösen Arme, die er um mich geschlungen hatte, bewegten sich keinen Millimeter. Genervt stöhnte ich auf, bevor ich ihn durch meine langen Wimpern mitleidig an klimperte.
Vielleicht konnte ich ihn ja anders aus der Fassung bringen, sodass ich ihm in einem unachtsamen Moment entwischen konnte.
Mein Gehirn sowie Gewissen ausblendend, befreite ich vorsichtig eine Hand aus Jeongguks Umarmung und strich ihm langsam durch seine schwarzen Haare.
Weiter ließ ich meine Finger über seine Wange gleiten, die sich bei jeder weiteren Berührung mehr zu elektrisieren schienen, bis ich diese schließlich bedacht über seine Lippen fahren ließ. »Aber du willst dir doch nicht die Überraschung verderben, Ggukie«, flüsterte ich mit kindlicher Stimme.
Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als Jeongguks Augen sich vor Überraschung weiteten und ich seinen beschleunigten Herzschlag mit meiner anderen Hand auf seiner Brust spüren konnte.
»Taehyung«, flüsterte er lediglich, sein Gesicht zu einem leidenden Ausdruck verzogen. Er verstärkte den Griff um meine Hüfte und zog mich näher zu sich heran.
Plötzlich war ich von meinem Plan nicht mehr ganz so überzeugt wie noch vor wenigen Minuten.
Ohne Vorwarnung wurde auf einmal die schwere Holztür des Cafés aufgerissen und ein beißender Windzug fegte durch den Raum.
Reflexartig wandte ich den Kopf zur Tür.
»Na, hast du mich vermisst?« Minas Stimme hallte laut und schrill durch das Etablissement.
Geschockt fror ich in meiner Haltung ein. Wie zum Teufel konnte Mina hier sein!?
Seit Wochen drängte ich sie dazu, sich von mir besuchen zu lassen, um dieser Farce von Beziehung endlich ein Ende zu setzen und jetzt tauchte sie mir nichts dir nichts hier auf?
Mein Blick fiel auf Jeongguk.
Auch dieser schien mit der Situation überfordert, er hatte sich seit Minas Auftritt keinen Millimeter bewegt.
Wahrscheinlich wartete er darauf, dass ich irgendetwas sagte oder tat; doch insgeheim wusste ich, dass es wirklich nichts, aber auch rein gar nichts gab, was diese Situation auch nur in geringem Maße weniger peinlich, seltsam und absolut eindeutig zweideutig machen würde.
Und so schwieg ich, löste mich jedoch behutsam aus Jeongguks festem Griff, welches er dieses Mal ohne Murren zu ließ.
»Mina«, sagte ich nur. »Was machst du denn hier?« Mit neutralem Gesicht begegnete ich ihrem Strahlen.
Ihre langen dunkelbraunen Haare fielen in leichten Wellen bis zu ihren Schulterblättern, in ihren dunkelbraunen Augen blitzte etwas Undefinierbares auf, als sie den Blick prüfend über Jeongguk und mich fahren ließ.
»Deine Mutter hatte Recht«, warf sie zusammenhangslos in den Raum.
»Wann hast du bitte mit meiner Mutter gesprochen?«, entfuhr es mir.
Warum? Warum nur war sie hier und warum ausgerechnet heute?
Abwehrend hob sie ihre zierlichen Hände. »Gerade, als ich meine Sachen in dein Zimmer geräumt habe, nachdem sie mich vom Bahnhof abgeholt hat. Ich muss sagen, ich bin schwer enttäuscht von dir, Taehyung. Du hast keines unserer vielen Bilder aufgehängt.« Einen Kussmund formend, lief sie einige Schritte auf mich zu, im selben Moment nahm ich Einige Abstand.
»Ich habe das Treffen extra geheim gehalten, weil es eine Überraschung sein sollte.« Sie schob schmollend eine Unterlippe vor. »Man, Tae. Freust du dich denn wirklich gar nicht mich zu sehen?"
»Doch schon«, log ich. »Es ist nur ...« Ich konnte den Satz nicht beenden, weil mir wirklich kein plausibler Grund einfiel, warum etwas meine Freude über einen Überraschungsbesuch von ihr hätte schmälern können, sie war nämlich schlicht gänzlich abwesend.
»Na also«, strahlte sie und hopste einige Schritte weiter auf mich zu, um mir einen Kuss zu geben.
Fast panisch wich ich weiter zurück, bis ich mich halb versteckt hinter Jeongguks Rücken wiederfand.
Versteckte ich mich gerade allen Ernstes hinter ihm?
Ich hatte das Gefühl, meine Männlichkeit wieder auferstehen zu sehen, nur damit sie die Möglichkeit hatte, erneut zu sterben.
Unmittelbar vor Jeongguk blieb Mina stehen. »Und wer bist du eigentlich? Typ, der meinen Taebär vor mir versteckt hält.« Mir ihrem spitzen Zeigefinger tippte sie einmal auf Jeongguks Brust; ich musste mir ein lautes Aufzischen verkneifen.
Niemand fasste meinen Jeongguk an außer mir.
Gereizt löste ich mich von dem Jüngeren und vermisste unmittelbar darauf die Wärme, die von seinem Körper ausgegangen war.
Unsanft packte ich Mina am Arm und zog sie etwas zur Seite. »Mina im Ernst, was machst du hier? Ich wollte dich mehrfach besuchen kommen, immer hast du mir abgesagt.« Mein Gesicht verfinsterte sich.
Sie klammerte sich anhänglich an meinem Arm fest. »Tut mir Leid, Taehase. Ich wollte dich doch so gerne überraschen und deine neuen Freunde hier kennenlernen, von denen du immer so viel erzählst.« Sie deutete auf Jeongguk und verdrehte sarkastisch die Augen.
Erneut wandte sie sich zu dem Jüngeren: »Also mich will er nie so umarmen, geschweige denn so nah haben, wie ich es bei euch gerade gesehen habe: verrätst du mir dein Geheimnis?« Unschuldig klimperte sie mit ihren langen Wimpern.
»Mina«, knurrte ich.
»Ja, ist doch wahr. Nicht mal schlafen willst du mit m-«
»MINA«, rief ich aufgebracht, ein leichter Rotschimmer breitete sich auf meinen Wangen aus.
Jeongguk, welcher der Situation bisher als stiller Teilhaber beigewohnt hatte, schnappte sich nun mit einer eleganten Bewegung seinen Mantel «Ich werde jetzt wohl besser gehen«, sagte er monoton in die kurze Stille hinein.
Entsetzt riss ich die Augen auf »Nein!!.« Ich hielt ihn am Ärmel fest. »Nein, bitte bleib«, fügte ich etwas sanfter hinzu.
Seufzend blieb der Jüngere, wo er war.
»Jetzt mal im Ernst, wie hast du ihn so zahm gekriegt? Ich finde nicht, dass er aussieht als würde er sich von dir dominieren lassen.« Sie lachte kokett.
»Was ist nur in dich gefahren?«, musterte ich sie geschockt.
»Taeee. Lass uns irgendwas Lustiges machen.«, sagte Mina ohne auf meine Frage einzugehen und entriss mir Jeongguks Hand, indem sie an mir zerrte.
Murrend ließ ich es geschehen. »Mina, ich muss mit dir reden.«
Sie guckte mich unschuldig an. »Worüber denn? Dass du eine Schwuchtel bist oder dass du und dein Lover dort einen Dreier mit mir schieben wollt?«
Fassungslos klappte mir die Kinnlade hinunter. »Bitte WAS?«
»Na ich bin nicht blöd. Ich habe euch doch gerade durchs Schaufenster schon rummachen sehen, auch wenn ich es deiner Mutter zuerst nicht glauben wollte, habe ich es dann ja mit eigenen Augen gesehen oder wohl eher glanzvoll von euch vorgeführt bekommen.« Sie lachte falsch. »Ich hätte ja nie gedacht, dass unser männlicher, starker Taehyung sich tatsächlich von einem Jungen flachlegen lässt und dann auch noch von einem Jüngeren.« Spöttisch schüttelte sie ihren Kopf.
»Mina, was willst du?« Meine Stimme klang auf einen Schlag dunkel und bedrohlich.
In mir war meine Wut kurz davor, überzukochen und Mina tat besser daran, das Feuer nicht noch zu schüren.
»Siehst du, genau das mein ich.« Mit aufgerissenen Augen deutete sie auf mich. »Wie kann so jemand wie du sich einfach vögeln lassen von so einem? Und das, wenn du doch schon immer mich hättest haben können.« Bedacht streckte sie mir billig ihre Oberweite entgegen.
»Lass ihn aus dem Spiel.« Meine Stimme klang mittlerweile mehr nach einem tiefen Knurren. »Wenn du ein scheiß Problem mit mir hast, dann sag es mir ins Gesicht, aber lass ihn da raus.« Hasserfüllt funkelte ich sie an.
»Da kommt der Beschützer durch. Mich hast du nie so beschützt.« Überzogen traurig zog sie eine Grimasse.
»Du hast zwanzig Sekunden, um dich zu erklären und danach verschwindest du aus unser beider Leben.« Irgendwas in meiner Stimme brachte Mina scheinbar dazu, die Situation endlich ernster einzuschätzen und ihre Spielchen aufzugeben.
»Ist das nicht offensichtlich? Ich möchte unsere Beziehung retten«, schrie sie mich verzweifelt an.
Zugegebenermaßen vieles an dieser Situation war offensichtlich. Dass Mina jedoch gekommen war, um mich ›zurückzuerobern‹ gehörte definitiv nicht dazu.
»Ich weiß, du bist momentan etwas verwirrt. Und wenn du willst, können wir im Bett gerne mal was Neues ausprobieren; dein kleiner Freund hier scheint ja ganz schnuckelig zu sein. Aber bitte mach dir nichts mehr vor und red dir ein, dass du für so jemanden Gefühle entwickeln könntest. Das bist du einfach nicht.« Verzweifelt klammerte sie sich an meinen Ärmel.
Bevor ich auch nur irgendwas erwidern konnte, ergriff Jeongguk plötzlich das Wort: »Mina? Eine Sache möchte ich mal klarstellen. Ich hege keinerlei romantisches oder sexuelles Interesse an Taehyung, was auch immer du mit deiner Show hier bewirken willst: Sie ist überflüssig. Keine Sorge, ich nehme dir deinen geliebten Taebär nicht weg, weil es nie in meiner Absicht lag, ihn überhaupt zu besitzen.«
Ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ er das Café.
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