Näherkommen
"Denkst du wir sollten das Risiko eingehen?"
„Nie und Nimmer, wenn wir dort reingehen kommen wir nie wieder raus."
Muta und Asaki waren noch kein Schritt weitergekommen. Sie standen immer noch an derselben Stelle und zerbrachen sich den Kopf darüber was sie nun tun sollten.Viel Auswahl gab es nicht und sie hatten schließlich die Wahl:
Entweder wagten sie sich weiter vor und riskierten dabei sich zu verirren oder sie blieben dort wo sie waren.
„Aber wenn wir das Risiko nicht eingehen, dann werden wir für immer hier gefangen sein. Ich weiß nicht wie du darüber denkst, aber ich bin nicht besonders scharf darauf den Rest meines Lebens hier zu verbringen",versuchte Muta sie zu überzeugen.
„Denkst du mir ergeht das anders? Aber wenn wir uns in diesem Labyrinth von Gängen verirren sind wir auch nicht besser dran", erwiderte Asaki. Muta wusste das es absolut keinen Sinn hatte Asaki zu überzeugen. Da er vorankommen wollte, tat er etwas was Asaki ganz und gar missfiel. In einem Moment der Unachtsamkeit, nutzte Muta seine Chance. Mit einer Pfote packte er sie am Nackenfell und mit der anderen schnappte er sich eine Fackel und lief direkt ins Labyrinth hinein.
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Sie lag am Boden, ihre Haltung, ihr Körper war gekrümmt vor Schmerz. Ihr Bewusstsein versuchte sie zu erlangen, es geglückte ihr nur halbwegs. Sie spürte ihren Körper nicht, sie hatte die Augen geschlossen. Sie versuchte sie zu öffnen, mit viel Mühe gelang es ihr.
Haru sah alles verschwommen, doch es dauerte nur einen Moment an und sie konnte wieder klar sehen. Sie war wieder in ihrem Gefängnis untergebracht worden und erblickte beim genaueren Hinsehen eine Schale mit Wasser und ein Leib Brot neben sich. Bei diesem Anblick brannte ihre Kehle vor Durst. Sie versuchte aufzustehen, doch gab es gleich wieder auf, als ein heftiger Schmerz ihren Rücken durchzuckte. Sie fühlte sich wie das pure Elend und so schwach.
Das Wasser musste sie trinken, sonst würde sie sich noch elendiger fühlen. Falls das überhaupt noch möglich war. Denn so wie jetzt gerade, hatte sie sich noch nie in ihrem Leben gefühlt. Mit aller Kraft schaffte sie es schließlich ihre Pfote zu heben und die Schale zu sich zu ziehen. Da ihre Kräfte sie aber wieder verließen, musste sie mit ihrer Zunge das erlösende Nass trinken. Es dauerte nicht lange und die Schüssel war leer. Es war zwar nicht viel, aber das Wasser war doch sehr erquickend gewesen. Haru fühlte sich etwas besser, denn das Brennen in ihrer Kehle hatte aufgehört. Ihr Blick haftete auf dem Leib Brot, doch sie nahm es nicht aus Angst sie könnte damit ihre letzte Kraft verbrauchen und wieder bewusstlos werden. Doch das Knurren in ihrem Magen war nicht zu ignorieren, ebenso wenig wie das nagende Hungergefühl. Sie gab auf und streckte eine ihrer Pfoten nach dem Brot aus. Auch dies gelang ihr und sie aß es schließlich bis zum letzten Krümel auf.
Als sie fertig war versuchte sie nochmal aufzustehen. Doch sie schaffte es nicht und spürte wie die allerletzten Kräfte ihren Körper verließen und sie erneut in die Bewusstlosigkeit abdriftete.
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„Herr, wir haben ihn in einer der untersten Verliese gebracht. Dort wird ihn nie jemand finden und er hat nicht die geringste Chance sich zu befreien."
„Ausgezeichnet und was ist mit unserem anderen Gast?"
„Sie wurde in ihr vorheriges Verlies zurückgebracht. Als wir sie hin brachten war sie noch immer bewusstlos und ihre Wunden müssten ihr erhebliche Schmerzen zufügen. Schließlich wurde sie lange genug von mir ausgepeitscht."
„Hat sie den etwas über den Prinzen oder seine Verlobte erzählt?"
„Kein Wort, Herr. Sie hat kein Sterbenswörtchen verraten, sie hat nur vor Schmerz geschrien."
„Sonst noch irgendetwas?"
„Nein, Herr. Asaki ist noch immer nicht zurückgekehrt."
„Gut, du kannst gehen."
"Wie ihr wünscht, Herr."
Der Diener verneigte sich und verließ den Raum. Der Baron schloss die Tür und wandte seinem Blick dem kleinen silbernen Kasten zu. Nun war es an der Zeit sie zu benutzen. Er nahm die grünen Kontaktlinsen und setzte sie erneut ein. Ein letzter Blick in dem Spiegel zeigte ihm, dass er nun haargenau wie sein Bruder aussah. Er nahm den Spazierstock von diesem und verließ ebenfalls den Raum.
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„Sag mal bist du jetzt völlig übergeschnappt? Was fällt dir eigentlich ein mich einfach hier rein zu bringen? Ich habe dir doch gesagt das ich das Risiko nicht eingehen will, lass mich endlich runter!"
Asaki fauchte Muta wütend an, doch der ließ sich davon nicht beeindrucken und tat so, als ob er sie nicht hören würde. Mittlerweile waren sie tief ins Innere vorgedrungen und die Pfade wurden immer schmaler und verschlungener. Schließlich wurden sie so schmal das Muta Asaki loslassen musste.
„Aber du bleibst dicht hinter mir und wehe wenn nicht. Ich werde dir nicht helfen, wenn du dich verirrst. Verstanden?"
Asaki nickte und Muta ließ sie los. Überraschenderweise tat Asaki genau das, was Muta von ihr verlangt hatte. Sie blieb dicht bei ihm und widersprach ihm nicht mehr, auch ihre Wut bebte langsam ab. Um ehrlich zu sein gewöhnte sie sich langsam an die Gegenwart des anderen und fand sie auch mehr als erträglich. Er war so anders als ihr Herr, er war viel netter zu ihr als der Baron es jemals war. Zum ersten Mal bekam sie erhebliche Zweifel auf welcher Seite sie stand, vielleicht hatte sie sich die ganze Zeit geirrt und der Baron war nicht gut. Diese und viele weitere Gedanken geisterten in ihrem Kopf herum. Auch Muta erging es nicht anders:
Auch wenn er es nur ungern zugab, langsam gewöhnte er sich ebenfalls an sie. Nur er fragte sich, was sie dazu bewogen hatte sich diesem "Baron" wie sie ihn immer nannte anzuschließen. Aber mit ein bisschen Glück würde er auch das herausfinden, doch erst einmal mussten sie aus diesem Irrgarten raus.
„Irgendwie habe ich das Gefühl das wir an dieser Stelle schon mal gewesen sind. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube wir laufen im Kreis, dass heißt wir sind irgendwo falsch abgebogen."
Muta blieb stehen und drehte sich zu seiner Weggefährtin um, sein Blick blieb direkt an ihren Augen hängen. Ihre Blicke trafen sich. Solche Augen hatte Muta noch nie zuvor gesehen, sie waren klar wie das Wasser und so blau wie ein Saphir. Sie schienen im Licht der Fackel zu strahlen und es war, als zogen diese Augen ihn in den Bann. Dieser löste sich kurz darauf, als Asaki sich abwandte. Auf ihren Wangen hatte sich eine leichte Röte ausgebreitet.
„Ähm wir sollten vielleicht die Gänge mit irgendetwas markieren, so können wir uns sicher sein das wir nicht im Kreis laufen", antwortete sie verlegen.
„Das ist eine gute Idee. Nur womit?"
Asaki schaute sich um und ihr Gesicht erhellte sich, als sie den kleinen Gegenstand sah. Sie ging zu ihm hinüber, hob ihn auf und reichte ihn Muta.
„Ich denke damit wird das gehen."
Muta warf ihr einen verwirrten Blick zu.
„Ein Stein?"
Asaki nahm den Stein aus seiner Pfoten und malte eine Zeichnung an einer der Wände mit ihm.
„Siehst du so macht man das", beantwortete sie seinen fragenden Blick, nicht ohne einen gewissen Triumph in der Stimme. Muta schaute sie an und nickte anerkennend.
„Gut nachgedacht, dass muss ich schon sagen."
Sie lächelte ihn an und winkte ab.
„Ach was das ist keine große Kunst, Hauptsache wir kommen bald heraus."
Der Kater nickte und ging wieder voran. Insgeheim fragte er sich wie es wohl weitergehen würde, wenn Asaki und er aus dem Labyrinth finden würden. Würde sie noch immer ihren Herrn verehren oder würde sie die Seite wechseln? Er hoffte das sie Letzteres tun würde, denn er könnte es nicht mit ansehen wie sie von diesem Baron misshandelt werden würde. Das würde er natürlich niemals zugeben, doch diese Katze hatte etwas an sich was Muta sehr gefiel, aber er wusste nur nicht was es war. Dabei half ihm auch nicht das er ihre Augen ständig in seinen Gedanken sah.
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