Hoher Besuch
Wie benommen kam sie wieder zu Bewusstsein und mit einem Mal verspürte sie einen gewaltigen Schmerz im Hinterkopf. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen, aber kniff sie sogleich wieder zu. Was war das nun für ein Schwindel? Nachdem sie etwas abgewartet hatte schlug sie erneut die Augen auf und versuchte sich aufzusetzen, was ihr nur halbwegs gelang. Neugierig und etwas angespannt sah sie sich um. Sie war eindeutig nicht mehr in dieser Höhle, eher woanders. Der moffige Geruch war nicht mehr da und trotz der Dunkelheit konnte sie geziegelte Steine an der Wand erkennen. Mehr schien der Raum nicht für sie bereitzuhalten, auch wenn sie im Dunkeln sehen konnte. Kein Wunder, schließlich war sie wieder eine Katze. Der Raum schien wie eine Gefängniszelle eingerichtet zu sein, aber wie eine aus dem Mittelalter.Sie erblickte kein Fenster oder etwas dergleichen, was ihr zur Flucht verhelfen könnte. Sie hörte wie eine Klappe sich öffnete und drehte ihre Kopf zu der Richtung, woher das Geräusch wahrscheinlich gekommen war.
„Essen ist angerichtet, Lady Haru."
Ein pechschwarzer Kater trat vor ihr aus dem Schatten und grinste sie hämisch an.
„Ihr habt dem Baron einige Schwierigkeiten gemacht, aber Ihr werdet hier es nicht so leicht haben etwas Dummes anzustellen." Haru wollte sich ganz aufrichten, doch sie konnte nicht. Irgendetwas hinderte sie daran.
„Unterlasse den Versuch dich zu erheben. An deiner Hinterpfote ist ein Seil das stark wie Stahl ist festgemacht. Du hast keine Chance zu fliehen." Der Kater verschwand hinter der Klappe und sie war wieder allein.
„Werde ich jemals wieder hier rauskommen?", dachte Haru während sie lustlos an ihrem Essen roch. Sie nahm ein paar Bissen und einen Schluck Wasser und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Tränen rollten ihr über die Wangen und sie schluchzte leise.
Hoffentlich hatte Yuki die Nachricht und ihr Haargummi erreicht, nur so bestand eine Chance, dass sie wieder aus dem Schlamassel wieder herauskommen würde. Doch was wollten ihre Entführer von ihr und wer war dieser Baron, von dem alle sprachen? Sie wusste es nicht.
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Erschöpft und ausgelaugt, sah der Baron von seinen Papieren auf.
„Ein gewitzter Kater, dass muss ich schon sagen. Ehrlich gesagt kommt mir die Weise des Verbrechens sehr bekannt vor ",murmelte er. Nachdenklich drehte er seinen Stift in den Händen und starrte auf den Bericht der Palastwache und auf die schriftliche niedergelegte Aussage des Prinzen. Irgendetwas ging bei dem Fall nicht mit rechten Dingen zu. Es schien als würde da mehr hinter stecken, als es bisher den Anschein machte. Nur konnte er sich beim besten Willen nicht denken was, denn dazu hatte er zu wenig Informationen. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenzucken und verwundert sah er auf. Wer würde ihn um diese Uhrzeit noch einen Besuch abstatten wollen? Er wandte sich an seinen Freund, der es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatte.
„Muta würdest du bitte aufmachen, ich bin beschäftigt."
Der Angesprochene erhob sich aus seinem Sessel, legte die Zeitung beiseite und ging grummelnd zur Tür. Er staunte nicht schlecht, als er Prinz Lune und Yuki sah, die begleitet von ein dutzend Wachen waren.
„Na das ist ja mal ne Überraschung. Was führt euch den hierher?" Lune lächelte und reichte dem weißen Kater die Pfote.
„Guten Abend Muta. Wir sind gekommen um etwas sehr wichtiges mit dem Baron zu besprechen." Muta nickte und trat aus der Tür. „Na dann kommt mal rein." „Hey, Baron du hast Kundschaft", rief er den Inhaber des Katzenbüros zu. Der Baron sah auf und konnte ebenfalls seine Überraschung über diesen hohen Besuch nicht verbergen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er erhob sich um das Prinzenpaar anständig begrüßen zu können und verneigte sich standesgemäß vor ihnen.
„Prinz Lune, Lady Yuki, was verschafft mir die Ehre dieses hohen Besuches?" Der Kronprinz lächelte und deutete seinem Freund sich zu erheben, dann gaben sie sich die Hand.
„Nun zu aller erst lassen wir dieses Förmliche bitte weg, Baron. Die behindern uns nur und außerdem stehen Yuki und ich noch immer in Eurer Schuld. Zudem sollten Freunde sich nicht mit so etwas aufhalten." Baron lächelte ebenfalls und nickte. „Dem stimme ich zu, dann soll es so sein wie ihr es wünscht. Aber falls ihr wegen eurem Attentat gekommen seid, muss ich euch sagen, das sich noch nicht weit in diesem Fall bin." Er bedeutete seinen Gästen an Platz zu nehmen.
„Ich habe vorhin Teewasser aufgesetzt, möchtet ihr ebenfalls ein Tasse?"
Die beiden nahmen dankbar an und so saßen sie alle an dem Tisch und tranken Tee. Natürlich mit der Spezialmischung des Barons. Yuki war die Erste, die das friedliche Schweigen brach:
„Nun Baron, wir sind leider nicht aus erfreulichen Gründen hier. Es ist nämlich so, dass Haru wahrscheinlich entführt worden ist und sich zurzeit in größter Gefahr befindet."
Der Baron, der eben noch seinen Tee genossen hatte, ließ vor Schreck die Tasse fallen. Muta musterte seinen langjährigen Freund kritisch und dachte über das Gespräch mit Toto nach. Es stimmte also, die Krähe hatte wirklich Recht gehabt.
„Wie konnte das geschehen?", fragte die Katzenpuppe, die sich allmählich wieder gefasst hatte.
„Das wissen wir nicht. Wir haben nur eine Nachricht von Haru erhalten."
Yuki und Lune erzählten dem Baron und Muta von dem Besuch im Palast. Der Baron teilte Toto, der sich auf dem Fensterbrett niedergelassen hatte, auf zu Haru zu fliegen und das Geschehene zu überprüfen. Alle hofften inständig, dass Toto etwas Gutes berichten würde, aber natürlich war dem nicht so. Nur war es sicher, dass Baru die Wahrheit gesagt haben musste. Haru, ihre Haru war entführt worden, doch was sollten sie nun tun?
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