Geschichten der Vergangenheit
„Was? Aber...was machst du denn hier, Baron?"
„Nun, offenbar teile ich mir jetzt eine Zelle mit dir. Etwas was ich ganz bestimmt nicht geplant hatte."
Muta ließ sich auf den Boden fallen und lehnte sich mit dem Rücken zu der Wand. Es war sehr praktisch, dass die Zelle quadratisch war. Baron setzte sich neben seinen alten Freund. Erst jetzt konnte Muta seinen Kamerad genauer betrachten. Barons Uniform hatte leichte Risse an allen Enden. Sein Fell war zerzaust, aber es hatte seinen Glanz behalten. Er war etwas verdreckt, doch er sah immer noch wie ein Gentleman aus. Muta fragte sich wie der Baron dies immer schaffte.
„Ich dachte du wolltest Haru befreien? Wo ist sie und warum bist du hier?"
Baron seufzte und starrte die gegenüberliegende Wand an. Auch ohne das er etwas sagte, war es offensichtlich das irgendetwas schief gelaufen sein musste.
„Ach, Muta ich glaube es ist an der Zeit dir eine Geschichte zu erzählen."
Baron fuhr sich über das Gesicht.
„Was für eine Geschichte meinst du Baron?"
„Eine Geschichte, die mit meiner Schöpfung und mit meinem Meister anfing. Als mein Meister mich erschuf, erschuf er ebenso noch eine zweite Person. Meinen Bruder Edward "
Mutas Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung zu Erstaunen.
„Du hast einen Bruder?"
"Ja, den habe ich leider. Edward und ich wurden beide Lehrlinge des Meisters. Er lehrte uns sehr viel über das Leben und die Menschen. All das Wissen, was ich besitze habe ich von ihm. Edward und ich sind zwar Brüder hätten aber unterschiedlicher nicht sein können. Ich war ehrgeizig und wollte vielen Menschen und Tieren helfen. Aber Edward wollte nur eins: Er wollte das ihm möglichst viele Katzen gehorchen, er wollte über alles und jeden bestimmen. Er wurde sehr neidisch auf mich, weil unser Meister mich mehr mochte, als er. Ich sage dies ohne anzugeben, Muta. Unser Verhältnis hielt sich in Grenzen, wie du dir sicher vorstelle kannst und nachdem unser Meister starb, ging er fort.Ich weiß bis heute nicht, was er in der Zeit so getrieben hat, bestimmt nichts Gutes. Aber ich kann nur vermuten. Solange er weg war, reiste ich an viele verschiedene Orte. Lernte viele verschiedene und einzigartige Personen kennen und versuchte zu helfen, wo ich konnte. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich auch in meinem alten Zuhause helfen konnte. Ich kehrte zurück und eröffnete nach einigen Monaten harter Arbeit das Katzenbüro. Viele wandten sich an mich die Hilfe brauchten und diese wurde ihnen auch nicht verwehrt. Nach einiger Zeit kehrte mein Bruder schließlich zurück. Er hatte nun ein ganzes Gefolge von Katzen, die ihm dienten und er wollte unbedingt das ich mich ihm anschloss. Er erzählte mir von seinem Plan den damaligen König des Königreichs zu stürzen und König der Katzen zu werden. Ich wollte mich ihm niemals anschließen und teilte ihm dies auch mit. Daraufhin brach ein fürchterlicher Streit zwischen uns aus, und er verschwand zusammen mit seinem Gefolge ins Königreich der Katzen. Lange Zeit hatte ich nichts mehr von ihm gehört und ihn beinahe vergessen, bis es passierte."
„Was passierte?"
„Nun, die damalige Prinzessin des Königreichs wurde entführt: Genevieve."
Muta entging nicht, dass eine gewisse Verachtung in der Stimme seines Freundes mitschwang.
„Niemand wusste damals, wer hinter ihrer Entführung stecken konnte, bis ich mich ins Königreich der Katzen aufmachte, um die Prinzessin zu finden. Ich wurde nicht damit beauftragt, sondern tat es aus purem Helferinstinkt. Ich durchquerte das ganze Königreich und stieß dabei auf ein Schloss. Dieses war in einem dichten Wald versteckt und schien von außen längst verlassen zu sein. Aber ich ließ mich nicht täuschen und traf dort auf meinen Bruder. Es stellte sich heraus, dass er hinter der Entführung steckte. Ich wollte ihn zur Rede stellen, aber er gab nicht auf und wir lieferten uns einen erbitterten Kampf. Seine Kampftechnik war deutlich meiner unterlegen. Ich gewann die Oberhand und fesselte ihn. Dann stürmte ich durch das Schloss und fand die Prinzessin in einem kleinen abgeriegelten Raum. Ich befreite sie und brachte sie zurück ins Schloss. Dort stellte ich mich unter falschem Namen vor und erzählte, wie ich die Prinzessin gefunden hatte. Aber als sämtliche Wachen zu dem Schloss gingen und es bestürmen wollten....fanden sie nichts vor. Die gesamte Dienerschaft war ebenso wie mein Bruder ausgeflogen. Seit diesem Tag habe ich ihn nicht mehr gesehen. Na ja bis heute."
„Wow, nicht schlecht Baron. Aber warum hast du einen falschen Namen angegeben?"
Baron schmunzelte kurz.
„Nun, ich wollte diesen Ruhm und diese ganzen anderen Dinge nicht. Außerdem hatte das Königspaar jenes Schicksal für mich geplant, wovor wir Haru gerettet haben. Mit anderen Worten: Mir wurde die Hand ihrer Tochter versprochen und ich wäre wenig später König geworden. An der ganzen Sache gab es aber einen Haken. Nicht nur das ich niemals zugestimmt hätte, ich meine eine unsterbliche Katzenpuppe als König? Das hätte nie funktioniert. Zudem war die Prinzessin alles andere als, wie würdest du sagen...der Hauptgewinn. Sie war bildschön keine Frage und nichts liegt mir ferner, als eine Lady schlechtzureden... Aber Genevieve war wirklich unausstehlich, arrogant und sehr besitzergreifend.Verstehst du, was ich damit meine, Muta?"
Muta nickte.
„So eine hätte niemals deine Braut werden können."
Baron nickte.
„Ich floh und kehrte wieder ins Katzenbüro zurück. Irgendwann danach wurde Toto geschaffen und schließlich bist du aufgetaucht."
„Und dann rettete Haru den Prinzen, sie sollte diesen heiraten,wir haben sie aus dieser Lage befreit,sie kehrte zurück in die Menschenwelt und nebenbei hast du dich in sie verliebt", fügte Muta mit seinem süffisanten Grinsen hinzu. Baron sprang auf und schaute seinen Freund entsetzt an:
„Aber..aber Muta das ist nicht...."
„Mach dir nicht weiter was vor, Baron. Selbst das Spatzenhirn hat es eher begriffen. Du hast dich in Haru verknallt, also leugne es nicht weiter. So etwas verdient die sie nicht."
„Muta.."
„Sobald wir hier rauskommen und du sie siehst, wirst du ihr bei der nächstbesten Gelegenheit deine Liebe gestehen. Und wehe, wenn nicht, Haru ist ne Spitzenfrau und wenn einer sie verdient, dann bist du es ja wohl."
Der Blick des Barons wechselte zur Verblüffung, solche klaren Worte hätte er von Muta am Allerwenigsten erwartet.
„Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin, Muta."
„Tja, du kennst halt nicht alle Seiten an mir Baron. Aber du hast mir noch nicht beantwortet, warum du in einer Zelle sitzt und vor allem wo Haru ist."
Baron strich sich über sein Fell und wandte sich wieder an seinen Zellengenossen:
„Ach Muta, ich war so ein Narr. Ich habe mir wirklich eingebildet, dass ich meinen Bruder ein weiteres Mal schlagen könnte. Es ist mir aber nicht gelungen wie du siehst. Ich habe mich von seinen leeren Worten täuschen lassen."
Der Baron erzählte Muta das Geschehene was passiert war, nachdem sie sich vor dem Schloss getrennt hatten. Muta hörte aufmerksam zu, aber seine Gedanken schweiften hin und wieder zu Asaki. Als der Baron geendet hatte, hatte Muta sein Erlebnis mit Asaki erzählt. Nachdem auch er geendet hatte, hüllten sich die beiden in ein stilles Schweigen. Irgendwann untersuchte der Baron mit Hilfe von Muta die Zelle. Und sie fanden auch etwas sehr Interessantes. Denn im Boden der Zelle war ein Stein gelockert und unter diesem Stein befand sich ein Gang, wie Baron erkennen konnte. Aber die Öffnung war nur so schmal, dass er durchpasste, aber nicht Muta. Baron kletterte durch die Öffnung und machte sich auf die Suche nach der Wache, der die Schlüssel für ihre Zelle besaß. Er hatte ihn schnell gefunden und er war glücklicherweise allein. Es dauerte nicht lang und der Baron war im Besitz der Schlüssel. Vorher hatte er aber noch erfahren können, wo sich Haru befand. Wie nützlich es doch wahr, wenn man die Wachen belauschen konnte. Er erfuhr, dass sein Bruder Haru ins Schloss zu Yuki und Lune gebracht hatte. Nur war ihm schleierhaft, warum er dies getan hatte. Aber das würden sie schon noch herausfinden.
Er kehrte wieder zu Muta zurück und schloss die Zelle mit dem Schlüssel auf. Als sie nun endgültig verschwinden wollten, kamen sie an der Zelle von Asaki vorbei. Sie lag schlafend auf dem Zellenboden und wirkte sehr erschöpft. Muta dachte nicht lange nach, nahm den Schlüssel und schloss die Zelle auf. Er ging zu Asaki und nahm sie wieder über seine Schulter. Der Baron staunte nicht schlecht, als er sah wie sanft sein Freund mit der Katze umging.
„Sag mal täusche ich mich oder...?"
„Frag einfach nicht", erwiderte Muta und Baron konnte sein Grinsen nur schwer verbergen.
„Wohin sollen wir eigentlich gehen Baron?"
„Das lass mal meine Sorge sein Muta, ich denke wir sollten uns fürs Erste zurückziehen."
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Zwei Tage danach bei Haru:
Haru hatte viel geschlafen und war wieder zu Kräften gekommen. Yuki besuchte sie regelmäßig, zusammen mit Lune. Den Baron hatte Haru in den ganzen Tagen wo sie im Schloss war, kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Laut Yuki wollte er allein gelassen werden und redete nicht viel. Sein Verhalten fand Yuki sehr merkwürdig und auch das er sich nicht nach dem Befinden von Haru erkundigte gab ihr Rätsel auf. Sie verstand es einfach nicht, dass sich beide offensichtlich voneinander distanzierten, hingegen Ihr Verlobter Barons Verhalten als Folge des Schocks für Harus Folterung abtat. Doch Yuki dachte sich mehr dahinter. Als sie an einem frühen Morgen mit Haru draußen im Schlossgarten spazieren ging, denn das ehemalige Menschenmädchen durfte schon aufstehen und war aus dem Krankenzimmer entlassen worden, dachte sie über all jene Dinge nach und besonders interessierte sie sich für die Beziehung zwischen dem Baron und Haru.
„Sag mal Haru, was empfindest du eigentlich für den Baron?"
Bei dieser Frage wurde die Angesprochene ganz rot im Gesicht und wandte den Kopf ab.
„Wie...wie meinst du das, Yuki?"
Die Verlobte des Prinzen lächelte und zwinkerte ihrer Freundin zu.
„Ich denke das du dich in den Baron verliebt hast, Haru. Stimmts?"
Haru wurde noch röter und Yukis Lächeln wurde noch etwas breiter.
„Ich wusste es, ich finde du und der Baron würdet so ein hübsches Paar abgeben. Ihr passt wirklich perfekt zueinander. Ich denke, dass er auch dasselbe für dich empfindet."
Harus Kopf ruckte in Yukis Richtung, in ihren Augen konnte man einen Glanz erkennen, der diese strahlen ließ.
„Denkst du das wirklich?" fragte Haru ihre Freundin.
„Ja, natürlich und ich weiß schon, wie ihr euch näher kommen könnt. Und zwar mit dem morgigen Ball."
„Der Ball? Oh, ich fürchte das ist keine gute Idee, Yuki. Ich kann nämlich nicht so gut tanzen."
Yuki schüttelte den Kopf.
„Ach was redest du da? Als du das letzte Mal mit dem Baron getanzt hast, war das einfach wundervoll. Ihr wart auf einer Wellenlänge und habt euch perfekt ergänzt. Außerdem, wenn dies wirklich ein Problem ist, ich kann dir das Tanzen beibringen."
„Würdest du das ehrlich tun, Yuki?"
„Aber natürlich würde ich das machen, du bist doch meine Freundin, Haru. Außerdem habe ich in den drei Jahren Unterricht in Etiquette bekommen und tanzen gehörte dazu. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend in meinen Gemächern üben? Dann können wir dir auch gleich das richtige Kleid aussuchen, welches du auf dem Ball tragen wirst."
Haru fing an zu Strahlen:
„Abgemacht, dass ist wirklich eine gute Idee. Vielen Dank Yuki."
Sie fiel ihrer Freundin um den Hals und auch Yuki erwiderte die Umarmung fröhlich. Sie war froh ihre Freundin wieder besserer Gesinnung zu sehen.
Dabei bemerkten die beiden nicht, dass sie beobachtet wurden und ahnten nicht mal ansatzweise was noch passieren würde...
Der Rest folgt nächste Woche :)
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