Der Anfang einer Geschichte Teil 1: Die Vorstellung des Protagonisten
Der Anfang einer Geschichte Teil 1:
Die Vorstellung des Protagonisten
Ein freudiges, überdrehtes „Hallo!“, meine Püschel.
Wie ihr vielleicht feststellen könnt bin ich gerade furchtbar motiviert und grausam gut gelaunt, aber das wird nicht so bleiben, das kann ich euch versprechen, denn in diesem Kapitel will ich mich dem Anfang einer Geschichte zuwenden und, zugegeben, das ist es, womit ihr es schafft die Meisten Leser zu vergraulen.
Dieses ist auch das Kapitel, was sich am Meisten gewünscht wurde.
Wenn ihr euch noch an das letzte Kapitel erinnert habt ihr vielleicht noch die beiden Punkte im Kopf, die ich genannt habe, welche unbedingt in einen Anfang gehören.
Der erste Punkt war die Vorstellung des Protagonisten und etwaige andere, wichtige Personen, die am Anfang bereits vorhanden sind.
Es gibt unglaublich viele Wege den Protagonisten vorzustellen, die (zumindest mir) unglaublich viel Spaß beim schreiben macht.
Was allerdings bei den Meisten Fanfictions, die mir untergekommen sind ausschließlich gelesen habe:
…Ach, ich habe ganz vergessen mich vorzustellen! Mein Name ist Annabelle, ich bin 16 Jahre alt und habe lange, blond gelockte Haare, blaue Augen und gehe in die 10. Klasse…
Wenn ich so etwas lese, dann ist es bei mir eigentlich schon vorbei, aber die FF-Schreiber dieser Welt, die ihre Geschichte in der deutschen Sprache verfassen haben etwas noch schlimmeres auf Lager.
Ein Kapitel, in dem ausschließlich so etwas steht:
Name: Annabelle
Alter: 16
Haarfarbe: blond gelockt, lang
Augenfarbe: blau
Klasse: 10
Ich bekomme Scherzen, wenn ich diese Form auch nur sehe.
Es treibt meinen Blutdruck auf gefährliche Spitzen und treibt mich dazu meine Mitmenschen anzukeifen, als wäre ich eine kleine, verbitterte Furie, die zum Frühstück die noch warmen, rohen Herzen von kleinen Kindern frisst.
Aber ich stehe nicht so auf Innereien, also macht es bitte einfach NIE, NIE, NIE wieder.
Kleine Kinder mag ich trotzdem.
Die sind so süß…
*Hier bitte ein creepy Kichern einfügen*
Aber bevor dieses Kapitel jetzt zur Hälfte aus meiner Kinderliebe (ob in einer Weißweinsauce, oder noch quietschend und spielend) besteht will ich euch lieber erklären, wie man es besser machen kann.
Zunächst gilt es auf die Erzählperspektive zu achten, was sich als Vorstellung für eine Perspektive anbietet ist für eine andere undenkbar.
Ich will euch zunächst meine Vorstellung für die Ich-Perspektive zeigen, da hier die Möglichkeit doch recht begrenzt sind.
Die überhaupt einfachste Masche ist den Äußerlichkeiten keinen ganzen, zusammenhängenden Absatz zuzuschreiben, sondern über den ganzen Text hinweg verteilen, wie die Brotkrumen bei Hänsel und Kretel.
z.B. „ Der Blick meiner blauen Augen war in das Mathe Buch von mir vertieft(…)strich ich mir meine Schulterlangen, braunen Haare aus dem Gesicht.“
Diese ganzen Dinge kann man beiläufig erwähnen, doch es ist nicht allzu vorteilhaft, um auf die Eigenschaften, besonderen Merkmale o.ä. Dinge einzugehen, die den Protagonisten ausmachen.
Das obere Beispiel ist aus ‚Ein Sturz entfernt‘ , meiner ersten FF und wer diese gelesen hat, der hat vielleicht gemerkt, dass die Figur nicht allzu viel Tiefe hatte.
Das liegt unter anderem daran, dass (dadurch, dass ich auf einen kompletten Absatz über ihr Äußeres verzichtet habe) gar nicht erst anfing eine (zumindest eine ernstzunehmende) charakterliche Tiefe auszuarbeiten, was bei Liebes FFs allerdings nicht allzu dramatisch ist.
Weiter im Text.
Was ich, bis jetzt, immer gerne verwendet habe war der gute, alte Speigeltrick. Der Protagonist macht sich morgens fertig, geht auf Toilette, spiegelt sich in einer Glasfläche…
Spiegelnde Flächen gibt es wie Sand am Meer und genau an dieser Stelle könnt ihr die Betrachtung des Spiegelbildes einsetzen.
z.B. „ Ich betrachtete mich ausführlich in dem Spiegel über dem Waschbecken. Von dem Glas aus blinzelte mich ein grünäugiges, schwarzhaariges Mädchen mit etwa 15 Jahren an. Sie war nicht überdurchschnittlich dick, aber auch nicht außergewöhnlich dünn. Ein normales Durchschnittsmädchen eben. Mit normalen, durchschnittlichen Noten und Hobbys. Ich lächelte mein Spiegelbild freundlich an, wusch mir die Hände, nahm meine Schultasche und machte mich auf den Weg nach Hause.“
Ebenfalls eine Möglichkeit, die der reine Ich-Erzähler bietet ist ein Monolog des Protagonisten, in dem sie über sich selbst nachdenkt und dabei ein paar äußerliche Merkmale erwähnt.
Das hört sich natürlich ganz nach diesem „Ach-ich-habe-ganz-vergessen-mich-vorzustellen“ an, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied:
Der Monolog richtet sich NICHT an den Leser, sondern ist ein einfacher Gedankengang des Protagonisten über sich selbst, der sich fließend in die Geschichte und die Situation einfügt.
Ich will euch aber warnen, meine Püschel, denn dieser Anfang ist nicht wirklich etwas für unerfahrene Schreiberlinge.
Man benötigt dafür zunächst ein Problem, das den Protagonisten ins Grübeln bringt, da die wenigsten Menschen, einfach so, ihre äußerlichen Merkmale im Kopf aufzählen außer, und entschuldigt in diesem Punkt meine Ausdrucksweise, sie sind oberflächliche Tussen oder Diven.
Ich persönlich habe noch keine Vorstellung nach diesem Beispiel geschrieben, da es sich für mich einfach noch nicht ergeben hat, daher kann ich euch auch leider kein wunderschönes Bespiel zu dieser Variante präsentieren, aber ich hoffe ihr wisst trotzdem, was ich meine.
Es existiert aber nicht nur die Ich-Perspektive, sondern auch noch zwei Arten eines Er/Sie-Erzählers.
Eine personale Erzählperspektive, in der der Erzähler nur auf das Wissen der Person beschränkt ist, aus dessen Sicht er erzählt und die auktoriale Erzählperspektive, die durch den sogenannten allwissenden Erzähler auszeichnet. Dieser kennt die komplette Handlung und gibt zusätzlich zu der reinen Beschreibung der Dinge und Gefühle der Person auch noch eigene Kommentare ab.
Mehr dazu in einem der nächsten Kapitel.
Wenn ihr eure Geschichte in der Er/Sie-Form schreibt stehen euch damit tausende und abertausende Möglichkeiten zur Verfügung euren Protagonisten und andere wichtige Personen vorzustellen.
Ich werde hier nur einige wenige aufzählen, die möglichst einfach zu schreiben sind, aber bitte, meine Püschel, denkt daran, dass die Möglichkeiten unendlich sind!
Eine sehr, sehr einfache Sache ist einfach eine Situation zu erzeugen, in der jede der vorzustellenden Personen etwas sagt und auf diese wörtliche Rede lässt man dann eine beiläufige Beschreibung folgen.
z.B. „Aleah Sorey lachte und warf sich auf ihr Bett.
„Das ist...“
„Ich kann es nicht einmal definieren!“
Beendete Nellie Moller ihren Satz.(...). Sie war die kleinste von ihnen und doch war sie mit 17 Jahren die Älteste. Ihre Haare, welche lang, dunkelbraun und glatt waren hatten eine rot gefärbte Strähne.
„Dieses... Ding ist so lang... du könntest es als Gürtel verwenden.“
Genauso wie ihre anderen beiden Freundinnen warf Julianne Bowland sich auf ihr blütenweißes Bett(…).
„Olivia... das ist... das soll ein Armband sein?“
Julianne fuhr sich über ihre schwarzen Haare, die zu einem plenibelen Pferdeschwanz zusammen gebunden waren.
„Ja! Habt ihr irgendwas dagegen?“
Fauchte Olivia Soth (…)
„Entschuldigung, Süße aber es ist einfach... unerwartet!“
Japste Aleah und raufte sich ihre blonden, langen Locken.
Olivia setzte sich auf ihr Bett(…), dann strich sie sich ihre langen, wirklich sehr langen Haare aus dem Gesicht.
Eigentlich waren ihre Haare hellbraun, schon fast blond doch sie färbte sie sich schokoladenbraun. So gefiehl es ihr besser.“
Das ist der Anfang von ‚Das Geschenk der Stille‘ nur etwas gekürzt. Insgesamt ist er etwa eine halbe Seite lang und schon ist die Protagonistin und ihre 3 Freundinnen, die nicht weiter wichtig sind, äußerlich vorgestellt. Ich habe den Anfang des Buches und auch den Rest in der auktorialen Erzählperspektive Geschrieben und springe auch recht oft zwischen den einzelnen Sichten (zumindest am Anfang) hin und her.
Was ihr in einer Er/Sie-Perspektive auch machen könnt ist zwischen den Sichten der einzelnen Personen hin und her springen und seid nicht nur an die Perspektive eures Protagonisten gebunden.
Damit könnt ihr auch in die Rolle eines Nebencharakters schlüpfen und euren Protagonisten äußerlich beschreiben.
Das hört sich dann ähnlich an, wie das obere Bespiel, nur ist das eine gute Lösung wenn ihr den personalen Erzähler benutzt.
Eine weitere Möglichkeit, die ich unglaublich gerne verwende, wenn ich die Möglichkeit dazu habe, weil sie eine unglaublich gute Atmosphäre aufbauen.
„-Wurde Versuchsobjekt 16 erfolgreich beschafft?
-Ja, Sir. Ich habe es persönlich untersucht und es ist in bestem Zustand.
-Genauere Daten…
- 15 Jahre alt, weiß, weiblich, schwarze Haare etwa 30 cm lang, grüne Augen, 50 kg schwer, 1,70 m groß.“
Diese Form der Vorstellung kommt nun auch ziemlich nahe an den zuerst genannten Steckbrief heran, doch im Gegensatz zu der obigen Variante ist diese hier in die Geschichte integriert.
Ihr könnt diese Vorstellung mit dem Steckbrief verwenden, wenn euer Protagonist Teil eines Experimentes ist, Patient in irgendeiner Einrichtung. Wenn das der Fall ist, dann könnt ihr aus der entsprechenden (Kranken)Akte zitieren, o.ä.
In dem obigen Bespiel zitiere ich aus ‚Versuchsobjekt 16‘ eine meiner sehr alten Geschichten. Der Titel sollte eigentlich schon alles erklären.
Damit, meine Püschel sind wir auch schon wieder am Ende des Kapitels angelangt. Ich hoffe wirklich ich konnte euch helfen und würde mich unglaublich über Kommentare oder anderes Feedback freuen.
Was mich jetzt allerdings mal interessieren würde ist, wie ihr eure Protagonisten am liebsten vorstellt! Schreibt mir das doch einfach ebenfalls in die Kommentare, dann sehen wir uns bei dem nächsten Kapitel wieder, das sich ebenfalls um den Anfang einer Geschichte drehen wird. Ursprünglich hatte ich vor alle beiden zunächst genannten Punkte in ein Kapitel zu packen, aber dann wäre das Kapitel einfach zu lang geworden.
Wir sehen uns im nächsten Kapitel
Eure AfterATrueStory
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