Die Vergangenheit - Die Suche #1
Sahira fand ohne Schwierigkeiten den Weg zurück. Es war, als wäre dieser tief in ihrer Seele verankert, es bedurfte nicht der Erinnerung daran. Die steinernen Wächter, die ihre erhobenen Dolche auf etwaige Ankömmlinge richteten, erfüllten sie dieses Mal nicht mit Stolz. Viel eher mit Ekel über die Art ihres Volkes, eines Volks voller Meuchelmörder.
Während der Tage ihrer Rückreise hatte sie oft über sich und ihre Herkunft reflektiert. Sie kannte keinen Aculeten, der so gehandelt hätte. Ihre Herzen waren kalt und wenn sie schon für ihre eigene Rasse nicht viele Gefühle übrighatten, dann interessierten sie die Vrynn noch um einiges weniger. Warum also hatte sie sich in ihn verliebt? Warum gerade in den, den sie hätte töten müssen? Argo wäre es nicht so ergangen. Ihr Vater hatte ihn nach dem Kriegsgott Argon benannt – er machte seinem Namen alle Ehre. Wenn er auch nur den Verdacht gehabt hätte, Asmos wäre das Ziel, hätte er ihn ohne Umschweife getötet. Und danach den Rest des Dörfchens – um sicherzugehen.
Seufzend kramte sie die Flöte, die ihr Bruder ihr kurz vor ihrer Abreise gegeben hatte, hervor. Das fein geschnitzte Instrument passte angenehm in ihre Hand. Sie führte sie an den Mund. Es gab nur ein Loch, auf dem Rücken, abgesehen von der Öffnung am vorderen Teil. Sie blies einmal kräftig hinein, wodurch ein durchdringendes Pfeifen der Flöte entsprang. Es hallte weit für ein Instrument dieser Größe. Auf seltsame Weise schien es nicht nur ihre Ohren zu berühren, sondern auch ihr Empfinden. Es berührte irgendetwas in ihrem Inneren, als wäre dort ein Resonanzkörper, welcher auf das Geräusch reagierte. Ein Stück fernab des riesenhaften Portals aus Quarzgestein setzte sie sich auf einen umgefallenen Baumstamm und verschränkte die Arme. Wie wollte er den Klang dieses Instruments denn hören? Wahrscheinlich verschwendete sie nur ihre Zeit. Aber hatte ihr ihr Vater nicht einmal erklärt, dass die übermäßig ausgeprägten Sinnesorgane der Aculeten nicht nur dazu dienten, Schwachstellen am Feind zu entdecken? War es ihnen sogar möglich, Schwingungen einer Melodie wahrzunehmen, auch wenn diese weit entfernt war? Sahira hatte ihre Kräfte immer nur auf den Kampf konzentriert. Vielleicht hätte sie sich auf mehr als nur das versteifen sollen – womöglich wäre dann alles anders gekommen.
Sie versuchte, sich immer wieder auf das ihr Bevorstehende zu konzentrieren, aber ihre Gedanken schweiften dauernd ab. Asmos ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie hoffte, er würde nicht nach ihr suchen, ihr Fortsein akzeptieren. Oder war es besser, dass er das Dorf für eine Weile verließ? Was, wenn man ihr keinen Glauben schenkte? Dann würden sie ihn suchen. Vor Nervosität kaute sie an ihren Fingernägeln, eine Eigenart, die sie sich eigentlich schon vor Langem abgewöhnt hatte.
„Du wirkst angespannt." Sie hob den Kopf überrascht und blickte ins Gesicht ihres Bruders.
„Du hast es also gehört", stellte sie nüchtern fest.
„Ich sagte dir doch, dass ich das werde. Aber du hast mich sicher nicht hier hinausbeordert, um über Belanglosigkeiten zu reden."
„In der Tat." Sie zögerte es noch etwas hinaus.
„Was ist passiert?"
„Ich habe versagt." Sie presste die Worte nur mit Mühe hervor, während sich in ihrem Hals ein immer größer werdender Kloß zu bilden schien.
„War er zu stark für dich?"
„Dann hätte ich ihn im Schlaf getötet."
„Hast du ihn nicht gefunden?"
„Oh doch."
Farn stöhnte genervt auf. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!"
„Ich habe ihn gefunden." Sie machte eine deutliche Pause, bis Farn ihr mit den Händen zu verstehen gab, sie möge bitte weiter reden. „Aber ich habe ihn nicht getötet."
„Dann werde ich es für dich tun - kein Problem."
„Nein!" Sahira packte ihn am Ärmel und hielt ihn fest. „Ich wollte nicht, dass er stirbt."
„Bist du verrückt? Du widersetzt dich dem Befehl des Unendlichen?" Farn setzte sich neben sie hin. Er schien zu erschüttert, um überhaupt noch stehen zu können.
„Ich ..." Sie rang einen Moment nach Worten. „Ich liebe ihn Farn."
„Du tust was?" Nun war es endgültig vorbei mit seiner Fassung. Sahira hatte ihren Bruder schon oft wütend gesehen, aber diese Mischung aus Entsetzen und der stillen Anklage in seinen Augen, tat ihr im Herzen weh.
„Du hast mich richtig verstanden." Ein wenig beleidigt schaute sie weg von ihm. Farn setzte sich neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Du riskierst dein Leben für eine Liebelei?", versuchte er gefasst zu sagen.
„Das ist mehr als eine Liebelei!", fuhr sie ihn erbost an.
„Dann beende das - zu deinem Besten." Seine Worte hatten etwas Unabdingbares in sich. Sie machten Sahira wütend.
„Niemals!" Ihre Stimme hatte jegliche Selbstbeherrschung verloren. In diesem Moment hätte sie ihn am liebsten geschlagen. Sahira hatte in ihrem Bruder einen rettenden Felsen mitten im Ozean erhofft, aber er ließ sie im Stich.
Unwirsch schüttelte er den Kopf und raufte sich das Haar. „Du bist verrückt, einfach nur verrückt." Nachdenklich fuhr er sich übers Kinn, schien eine Weile zu sinnieren. Dann ergriff er ihre Arme und sah sie eindringlich an. „Ist dir das Leben dieses Manns wirklich so wichtig?"
Sie senkte den Blick und nickte.
„Du weißt, was es bedeutet, wenn du deinen Auftrag nicht erfüllst, dich dem Unendlichen verweigerst."
„Ich wollte ihm erzählen, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe."
„Und wenn er dahinterkommt?"
Sie hob die Schultern.
„Sahira, wie kannst du nur dein Leben für irgendeinen Vrynn riskieren?"
Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. „Glaubst du, das habe ich mich nicht gefragt?"
Farn griff sich an die Stirn und stierte sinnierend zu Boden. Schließlich hob er den Kopf und lächelte. „Also gut hauen wir ab."
„Was?" Sie sah ihn verwirrt an, was ihn keineswegs zu stören schien. Viel eher wirkte er von einer plötzlichen motivierenden Erregung durchzogen.
„Ja, wir lassen das hier hinter uns. Schluss mit Regeln und Vorschriften. Leben wir, wie es uns gefällt, werden Geächtete, was weiß ich."
„Und du nennst mich verrückt?"
„Schlag doch etwas Besseres vor", antwortete er nüchtern. „Du kannst vielleicht deine Familie täuschen, womöglich sogar den Unendlichen. Aber Sachaela sieht, was du getan hast, sie weiß alles. Sobald sie aus ihrer Trance erwacht, ihr verrückter Verstand aufklart, wird sie dich verraten."
„Woher weißt du so viel über die Seherin?"
„Mutter hatte es bei der Schwangerschaft mit einem ihrer Kinder nicht leicht. Wir suchten ihren Rat, um sicherzugehen, dass sie die Geburt überleben würde. Sie sagte Mutter voraus, dass ihr Kind eine gewichtige Aufgabe vor sich hätte und Großes leisten könne. Es zu töten könne fatale Folgen haben. Ich habe immer viel auf diese Worte gegeben."
„Ich ...?"
Er nickte leicht.
„Dann hat sie sich wohl getäuscht."
Sahira sah zurück zu dem Eingang ihres Zuhauses. Vielleicht hatte er recht. Ihr Verrat würde irgendwann ans Licht kommen. Unter Umständen musste sie ohnehin fliehen. Aber durch ihren Fehler durfte Farn nicht leiden, es wäre egoistisch. Sie ergriff einen der umliegenden faustgroßen Steine und wog ihn in der Hand.
„Vielleicht habe ich eine bessere Idee, als zu fliehen", sagte sie nachdenklich, worauf Farn hinter sie trat und ihren Arm berührte.
„Dann sag es mir."
„Ich denke, ich übernehme das selbst."
„Wie meinst du ...?"
Bevor er die Frage beenden konnte, hatte sie sich ihm schon zugedreht und den Stein schwungvoll in Richtung seines Kopfs geschlagen. Selbst Farn, der sonst geradezu unmenschliche Reaktionen aufwies, konnte dem nicht entgehen. Sahira wusste, wohin sie ihn treffen musste. Mit ungläubigem Blick fiel er zu Boden, wo sie ihn rasch in eine ihr sicher erscheinende Felsnische zog.
„Tut mir leid Bruderherz, du hättest mich ja doch nur behindert."
Sie schlüpfte an den großen Wächterfiguren vorbei ins Innere des Reiches Mohrsnex. Als sie durch die irrgartenähnlichen Gänge wanderte, dachte sie über die Aussage ihres Bruders nach. Ihren verbliebenen Dolch in der Hand wiegend dachte sie sich: „Vielleicht war es doch fataler mich auszutragen, als mich vor meiner Geburt sterben zu lassen, Seherin."
Je näher sie dem Reich der Aculeten kam, desto öfter bemerkte sie versteckte Wachposten links und rechts des Weges. Für ein ungeübtes Auge waren sie in dem Halbdunkel der Höhle kaum zu erkennen. Aber bis auf die Lorica würde ohnehin niemand je den Weg durch das verzweigte Höhlensystem finden.
Während die Wächter ihr sonst ein Gefühl von Sicherheit vermittelten, erschienen sie ihr nun viel eher bedrohlich. Konnten sie von ihrer Mission wissen?
Niemand wusste etwas davon. Niemand durfte etwas davon wissen. Aber was, wenn ihr Verrat bereits aufgedeckt wurde, was wenn man sie erwartete? Sie verscheuchte den Gedanken und tat ihn als närrisch ab. Sachaela befand sich oftmals für ganze Zyklen in Trance, wie wahrscheinlich war es, dass sie sie in diesen wenigen Tagen hätte verraten können? Und der Unendliche konnte nichts davon wissen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Wenn sie die Seherin vernichtete, wäre sie gerettet. Und auch Asmos wäre sicher. Um ihn machte sie sich beinahe mehr Sorgen als um sich selbst. Dabei befand er sich fern der Höhle des Löwen, während sie mitten hindurch marschierte.
Sie erreichte die Vororte Lot Sottos. Die umherziehenden Massen gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit. Hier konnte sie nicht entdeckt werden, sie war eine von vielen.
Je näher sie jedoch dem inneren Ring kam, einer Befestigungsanlage, welche die Häuser des mittelständigen Adels als auch wichtige Kultstätten der Aculeten umschloss, desto dünner wurde der Menschenstrom. Sie entschied sich, nicht direkt durch dieses Ballungszentrum zu gehen. Dort würde sie womöglich von zu vielen erkannt. Außerdem wohnte ihre Familie innerhalb dessen.
Sie entschied sich, an der westlichen Mauer entlangzugehen. Suchte sie jemand hier, stand sie praktisch auf dem Silbertablett. In dieser Gegend gab es keinerlei Häuser, die einzige Abwechslung waren gelegentliche Steinbrüche an den Rändern der Höhle. Hier hatten Frauen nichts verloren, sie würde nicht darum herumkommen, aufzufallen. Allerdings interessierte sich kaum jemand für sie. Sie bemerkte zwar den ein oder anderen neugierigen Blick eines Steinmetzes, oder einer der wenigen Wächter, welcher auf diesem Teil der Mauer patrouillierte, aber man hielt sie wohl für einen Boten oder dergleichen. Das war ihr nur Recht.
Als sie endlich den nördlichsten Teil der Stadt erreichte, war sie froh, nicht das Kleid von Asmos Mutter anbehalten zu haben. Hier wäre sie in hellen Farbtönen doch ein wenig zu sehr aufgefallen. Zumeist trug man dunklere Farben, um sich besser in der Dunkelheit verbergen zu können. Gerade hier, wo die besten Kriegerfamilien ihre festungsartigen Häuser hatten, legte man auf so etwas großen Wert. In ihrer verschlissenen Lederhose und einem dunkelbraunen, ärmellosen Hemd, das sie sich von Asmos genommen hatte, wirkte sie zwar keine Spur edel, aber zumindest verwegen genug, um als Kämpferin durchzugehen.
Wie eine Diebin schlich sie von Haus zu Haus. Die mächtigen Bauten verbargen ihre schmächtige Gestalt mühelos. Je näher sie dem Herrscherpalast kam, desto unwohler fühlte sie sich. Wer wusste schon, wie viele Späher des Unendlichen persönlich hier nach dem Rechten sahen? Endlich erreichte sie die Gärten, welche vor den Palastmauern angelegt waren. Statt gerade direkt in Richtung des Haupttors hindurchzugehen, nutzte sie nun die Bäume als Deckung und bewegte sich am Rande der Anlage vorbei. Jedes Mal, wenn sie einen Blick durch das Blätterdach warf, sah sie Wachen auf den Zinnen patrouillieren. Wie sollte sie unbemerkt an ihnen vorbeikommen?
Sahira konzentrierte sich vorerst darauf, überhaupt durch das dichte Gestrüpp zu kommen. Als sie endlich die Mauer erreichte, machte sie eine kurze Atempause, in der sie das Mauerwerk vor ihr musterte. Es war aus einzelnen Steinquadern, jeder halb so hoch wie ein ausgewachsener Aculet, aufgebaut. Die Ritzen dazwischen waren groß genug, um Händen und Füßen Halt zu geben. Erneut sah sie nach oben. Noch hatte sie niemand bemerkt. Kurzum entschlossen kletterte sie los. Die moosigen Ritzen ließen sie mehrfach abrutschen, aber sie schaffte es immer wieder, sich festzuhalten. Nach einigen quälenden Minuten war sie schon so hoch, dass die weit aufragenden Bäume ihr keine Deckung mehr gaben. Das durch die Decke einfallende Licht erwies sich hier als gefährlich. Während man im Rest der Höhle leicht im Dunkel unterging, so war man hier gut zu erkennen. Sahira schalt sich selbst, nicht weiter links, fernab der Einfallsstelle, geklettert zu sein. Um nicht aufzufallen, versuchte sie keinen Laut zu verursachen. Diese vorsichtige Fortbewegungsart sorgte dafür, dass sie nur noch quälend langsam vorankam. Ihr Körper dankte ihr das mit immer stärker werdenden Gliederschmerzen.
An einer Stelle nahe dem Ende der Mauer kam sie nicht mehr weiter. Sie steckte den rechten Fuß in eine Spalte zwischen zwei Steinen, um sich nach oben zu drücken. Die Ritze war allerdings so stark mit Moos bewachsen, dass sie ständig abrutschte. Sie hangelte sich nach links, um es dort zu versuchen. Als sie das Bein ausstreckte, rutsche sie plötzlich ab. In Panik geraten, zückte sie ihren Dolch und schlug ihn gegen den Stein, um ihn daran zu verankern. Die Waffe fand jedoch keinen Halt und scharrte nur lautstark über das Gestein, bis die Klinge brach.
Sahira schaffte es gerade noch, sich einen Stein tiefer festzuhalten. Ihre Hose riss an den Knien, die blutige Striemen an der Mauer hinterließen. Nun würde man sie gleich bemerken. Sie ließ jede Vorsicht fallen, nutzte die abgebrochene Klinge als Hilfe und kletterte flink nach oben. Ihre Muskeln protestierten gegen die Belastung, aber sie ignorierte es erfolgreich. Schon sah sie ein Gesicht von oben herabblicken. Der Wächter war zu überrascht, um rechtzeitig zu reagieren. Sahira mutmaßte, dass er noch nie in seinem Leben überhaupt mit irgendeiner wirklichen Gefahr konfrontiert gewesen war. Sie überwand den Rest des Weges mit einem Sprung, von dem sie betete, dass er ausreichen würde. Mit den Händen voran packte sie den Wächter am Kopf. Er schrie auf und versuchte, sich zu befreien. Sie nutzte den Moment der Panik und zog sich an ihm in die Höhe, ehe sie ihn von hinten über die Zinnen in die Tiefe warf.
Ein weiterer Wächter hatte sie bemerkt. Statt sie anzugreifen, rannte er zu einem der vielen Alarmglocken. Sahira verlor keine Zeit und folgte ihm. Er streckte gerade die Hand nach der rettenden Schnur aus, als sie ihm die abgebrochene Klinge in den Rücken stieß. Er griff nach seiner Waffe, statt die Bewegung zu Ende zu führen, und starb, als sie ihm mit dem Dolch die Kehle aufschlitzte. Sein Blut benetzte Sahiras Haare, aber es störte sie nicht. Sie stahl ihm sein Kurzschwert, welches er nun wohl nicht mehr benötigte, und machte sich auf den Weg zum Innenhof. Zwischen ihr und der Treppe nach unten lag ein Wachturm, der aus der Mauer ragte. Sie verlor keine Zeit und stieß die Holztür wuchtig auf. Zwei Wächter saßen gerade beim Kartenspiel und schraken auf, als sie in den Raum sprang. Sie sahen zwischen der Alarmglocke und den Waffengestellen hin und her.
Als sie ihre Entscheidung getroffen hatten, war Sahira auch schon heran. Der Vordere versuchte, nach dem Zug des Alarms zu greifen. Sahira stieß mit dem Schwert zu und trieb es ihm durch den Arm. Die Waffe durchstieß das Fleisch, stach in den Raum zwischen Elle und Speiche und bohrte sich ein Stück weit in die dahinter liegende Mauer. Mit ihrem Ellenbogen, den sie in seinem Gesicht platzierte, brachte sie ihn außer Gefecht. Ihr zweiter Gegner attackierte sie sogleich mit einem Speer. In kurzer Abfolge ruckte die Spitze in Richtung ihres Gesichts und verhinderte ein Näherkommen ihrerseits. Sahira wich bis zur Mauer aus, machte beim nächsten Schlag eine leichte Drehung und wurde gestreift. Die Spitze des Speers brach dafür an der Wand hinter ihr ab. Sofort schwang er die Waffe zur Seite und brachte sie zu Fall. Sahira schlug nach ihm, aber er hielt ihre Arme fest. Gleich darauf stieß er ihr das Knie auf die Nase. Kaum spürte sie den kribbeligen Schmerz in vollem Ausmaß, schon krachte das andere Knie gegen ihren Mund.
Sie schmeckte Blut, was ihre Wut nur noch weiter anstachelte. Ihre Verzweiflung trieb sie dazu, ihn zu beißen. Sofort schlug er wie ein Trommler auf ihren Kopf ein. Wütend prasselten seine Hiebe auf sie nieder. Sie spürte wie sie mehr und mehr das Bewusstsein zu verlieren drohte, aber sie hatte nicht vor aufzugeben. Ihre nun freie Hand griff nach seinem Gemächt und presste brutal zu. Für einen Moment verebbten die Schläge und ihre zweite Hand wurde frei. Sie stieß sich vom Boden ab und rammte ihren Kopf gegen seinen Bauch. Sein Kettenhemd machte den Aufprall schmerzhaft, aber sie spürte ohnehin kaum noch etwas anderes als das.
Unter dem Stuhl ihres ersten Gegners entdeckte sie einen Dolch. Er musste ihm beim Sturz hingefallen sein. Sie ergriff die Waffe und stieß blindlings zu. Als diese auf Widerstand stieß und weiter dagegen eindrang, riss sie sie hin und her. Das schmerzhafte Klagen des Wächters erfüllte sie mit grimmiger Befriedigung. Mit einem brutalen Ruck zog sie den Dolch aus seinem Bauch, der Mann sank kraftlos zu Boden. Mit dem Ärmel wischte Sahira sich über den blutverschmierten Mund. Sie steckte den Dolch in die Lederscheide an ihrer Hüfte und durchquerte den Raum. Sie war so nahe dran gewesen, ihr Leben zu verlieren, dass dieser kleine Sieg ihr ein Hochgefühl vermittelte.
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