Die Vergangenheit - Bruderliebe #3

Sahira brachte den Leichnam Farns nicht weit weg. Er war viel zu schwer und ihre Knie zitterten wie Espenlaub. Kraftlos sank sie zu Boden. Stumme Tränen rannen ungehindert über ihre erhitzten Wangen. Sie wollte schreien, aber ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Sie war wie ein Gefäß, gefüllt mit sich widerstreitenden Gefühlen, das überzulaufen drohte. Aber statt sich ihrer zu befreien, schloss sie den Deckel.
Sie verbannte jegliche Empfindung in die hinterste Ecke ihres abdriftenden Verstandes. Apathisch machte sie sich daran, das Grab für ihren Bruder herzurichten. Mehr als ihren Dolch konnte sie dazu nicht zur Hilfe nehmen. Es war eine fast sinnlose Tätigkeit, aber sie ging ihr verbissen nach, als ob davon alles abhinge. Aber was war alles? Was war ihr nun geblieben? Sie wollte in die Zukunft blicken, die Vergangenheit hinter sich lassen. Nun waren ihr beide Wege versperrt.
„Was soll ich tun Bruder? Sag mir was!" Sie presste ihr Gesicht gegen seine blutverschmierte Brust. Doch ihr Bruder würde ihr nie mehr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihre Fehler hatten ihn ins Grab gebracht.
Sie hörte, wie neben ihr ein Spaten in die Erde gestoßen wurde, und sah erschrocken auf. Durch den Tränenschleier vor ihren Augen erkannte sie erst nur vage, wer da neben ihr stand.
„Ichiro!" Verwirrt sah sie zu ihrem Bruder empor, der sie mitfühlend anlächelte. „Ich hätte erwartet, du wärst längst auf und davon." Sie hatte geahnt, dass er an Farns Seite gewesen war und sich wie üblich zurückgehalten hatte. Er würde ihnen lieber allen beim Sterben zusehen, als selbst auch nur einen Finger zu rühren.
„Wir sollten zusehen, dass wir unseren Bruder begraben, damit wir bald heimkehren können."
Am liebsten hätte sie ihn angeschrien, ihn gleich an Farns Seite mit beerdigt. Wäre ihr Herz nicht gebrochen gewesen und sie nur noch ein Schatten ihrer selbst, sie hätte ihm seinen Verrat heimgezahlt. Doch sosehr ihre Gefühle ihr auch zuschrien, dass sie ihm nicht trauen konnte, sosehr wünschte sich ihre Seele, doch irgendwen zu haben, der ihren Schmerz teilte. Mit Mühe erhob sie sich und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Behutsam umarmte sie Ichiro, ihre Stimme zitterte noch, als sie ihm ins Ohr wisperte: „Ja, lass es uns gemeinsam tun."


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