Die Gegenwart - Ignatz #3

Thorben hatte eine ganze Weile gewartet, darauf gehofft, dass sein Ziel den Berg wieder verlassen würde. Gleichzeitig betete er inbrünstig, er möge darin sein Ende finden. Er hatte die wilde Ausbildung der Lupa und die voraussehende der Volith erhalten, dennoch war er nur ein gewöhnlicher Vrynn. Sein Feind hingegen vereinte die Kräfte der vier stärksten Völker der Insel.
Als ein Beben die Erde erschütterte, wachte er aus seiner kurzzeitigen grüblerischen Starre wieder auf. Ein Geysir aus Funken, Asche und handgroßen Gesteinsbrocken erhob sich aus dem Schlund des Vulkans. Thorben nutzte einen zwei Mann hohen Felsen als Schutzschild und betete, von der heißen Asche nicht getroffen zu werden. Ein leichter Ostwind trieb das Material fort von ihm, aber er würde nicht stark genug sein, um größere Entladungen oder gar Gestein zu bewegen.
Thorben verstaute die Armbrust an der Halterung seines Gürtels. Mit weit ausgreifenden Schritten rannte er los. Selbst wenn er das Unmögliche schaffen würde und den Vulkan verließe, so würde er niemals den wütenden Angriffen dessen entgehen. Ein weiterer Knall ließ ihn noch schneller voranschreiten. Um ihn herum hagelte es todbringende Felsbröckchen. Ein fingerdicker Stein traf ihn am Rücken mit einer solchen Wucht, dass er keuchend auf die Knie fiel.
Er blickte zurück, sah die Lava, die sich langsam den Hang hinunterschlängelte und erstarrte. Ein gigantischer Wolf hechtete den Berg hinab. Er schien nicht äußerst geschickt, denn mehrmals überschlug er sich dabei, aber es bestand kein Zweifel, dass er es war. Er, den er töten musste - notfalls unter Einsatz seines Lebens. Thorben schluckte die üble Galle, die sich bei dem Gedanken in seinem Mund bildete herunter und stützte sich auf dem tonartigen Boden ab, um sich wieder aufzurichten. Er widerstand der Versuchung, ihm mit gezogener Armbrust zu folgen und entfernte sich weiter aus der Gefahrenzone. In dieser Gestalt würde er ihn ohnehin nicht einholen. Dennoch behielt er seine Laufrichtung im Auge.
Als der Jäger endlich sein Pferd erreichte, welches er im Schutz eines Hains aus verdorrten Bäumen angebunden hatte, war sein Ziel fast am Horizont verschwunden.
„Ob du schon im Nachleben, oder nur verschollen bist." Er bestieg sein Pferd und drehte es in die richtige Richtung. „Danke Asmos, für die vielen Stunden des Wachdienstes. Meine Sehschärfe hat nicht darunter gelitten." Mit melancholischem Lächeln stieß er seinem Reittier in die Flanke und trieb es zu einem schnellen Galopp an. Sie mussten einen Umweg reiten, um ihn zu verfolgen, ohne in die Nähe des Vulkans zu kommen. Aber Thorben war zuversichtlich. Er hatte Zeit. Beinahe liebevoll strich er über die schwarze Armbrust, ein Geschenk seiner Meisterin. Er würde ihr keine Schande bereiten.


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