KAPITEL 19: Das Ende von einer Ehe - Teil 1

Ginevra Molly Potter schritt mit großen Schritten durch den kleinen Raum. Der Holzboden knarzte unter jedem ihrer Schritte. Sie hatte das Gefühl als müsste sie sich jeden Moment übergeben.

Sie sah ihre Eltern an, ihr Vater stierte das Bücherregal auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes an und ihre Mutter hatte glasige Augen.

„Ginny!", Molly war schon in Begriff sich zu erheben, doch Ginny hob nur die Hand.

„Mum, jetzt nicht", wiegelte diese sie ab. Sie spürte schon wieder die Wut in sich hochkommen. War das ihr Ernst? Sich nicht melden, wochenlang nicht, während sie wirklich dringend Hilfe gebraucht hätte und jetzt wieder die Hausmutter mimen?

Ron blickte nur in die Leere, Ginny war sich nicht sicher ob dieser geistig überhaupt anwesend war. Andererseits war das bei ihrem Bruder Ronald Weasley nichts wirklich Neues.

Dann lies sie sich auf dem zweiten Stuhl vor dem Schreibtisch des Scheidungsrichters nieder.

Eine der Federn des gepolsterten Stuhls bohrte sich unangenehm in ihren Rücken. Wie passend, schoss es ihr durch den Kopf. Im Raum war es unangenehm still, niemand sagte auch nur ein Wort, bis Knatschbull sich räusperte.

„Guten Morgen Mr. und Mrs. Potter. Wie sie Beide sicherlich wissen, sind wir heute hier, um die Scheidung ihrer magischen Ehe durchzuführen. Sind sie auch nach Mugglerecht verheiratet?"

Geistesabwesend schüttelte Ginny den Kopf, sie achtete nicht auf Harry.

Sie grübelte immer noch, wer der Mann hinter Harry war. Sie konnte keine Erklärung finden, weshalb dieser hier war. Doch dann schlich sich ein hässlicher, aber doch naheliegender Gedanke in ihren Kopf. Sie hatte es zwar für unwahrscheinlich gehalten, aber nun wirkte diese Version durchaus plausibel.

Der hagere Mann hinter Harry war dessen Anwalt! Das hatte sie eigentlich überhaupt nicht erwartet. Doch sie rügte sich für ihre kindliche Naivität - sie hätte das doch ahnen müssen!

„Zu allererst möchte ich Sie bitten, mir ihre Trauringe vorzulegen", Ginny konnte hören, wie alle anwesenden Mitglieder ihrer Familie scharf die Luft einzogen.

Ginny schaute auf Harry, doch dieser schien keine Anstalten zu machen anzufangen. Jetzt erst fiel der Rothaarigen auf, dass ihr Ehemann den schlichten goldenen Ring noch trug. Sie hatte ihren Ring bereits kurz nach ihrem Auszug aus dem Grimauldplatz entfernt und in dessen schwarzen Etui verstaut.

Plötzlich sah Harry sie an. Sein Blick traf den ihren. Ginny bekam den Eindruck, der Schwarzhaarige würde immer noch denken, sie würde das alles nicht durchziehen, als hätte er sie eingeschüchtert.

„Gin, willst du das wirklich?", er blickte sie durchdringend an.

Doch das konnte Harry James Potter vergessen. Er wollte Krieg, gut. Den konnte er haben!

„Weißt du Harry, am Anfang war ich mir nicht sicher, wirklich nicht. Aber nach einem langen Aufenthalt im schäbigsten Zimmer des Tropfenden Kessels bin ich mir sehr sicher. Aber seit gestern Nachmittag wohne ich dort nicht mehr, ich werde es auch ohne dich schaffen. Du bist nicht der, den ich geheiratet habe, oder besser gesagt, ich habe erkannt, wer du wirklich bist und das mit uns, es ist vorbei."

Arthur rief aus dem hinteren Teil des Raumes: „Ginny!". Doch das ignorierte diese komplett.

Ginny schloss für einen kurzen Moment die Augen, öffnete sie wieder, wand sich von ihrem Ehemann ab und zog ihre Handtasche von der Lehne des Stuhles auf dem sie saß. Sie öffnete die Tasche, indem sie die Klappe aus schwarzem Kalbsleder anhob. Sie zog die Schatulle aus der Handtasche.

Die Schatulle des goldenen Rings warf sie derart schwungvoll auf den Tisch des Scheidungsrichters, so dass diese aufsprang und der Ring herausfiel. So wurde die goldene Schrift auf dem roten Samt im Inneren des Etuis sichtbar: PHxGW.

Auffordernd sah Ginny Harry an. Dieser zog daraufhin langsam, sehr langsam, seinen Ehering von seinem rechten Ringfinger. Man konnte deutlich merken, wie schwer dies dem Vater von drei Kindern fiel.

Noch langsamer legte dieser dann den Ring neben den von Ginny.

„Dann möchte ich den Vorgang eröffnen", Knatchbull zog einen alten, knorrigen Zauberstab hervor, welchen er sich an den Mund hielt, während er Inhalte aus einer Akte auf dem gewaltigen Schreibtisch vorlas.

"Scheidungsprozess von Harry James und Ginevra Molly Potter, geborene Weasley. Vorgangsnummer Z wie Zentaur, B wie Besen, 5 - 6 - 9 - 3"

Ginny hörte nur mit einem halben Ohr zu, ihr gingen gerade ganz andere Gedanken durch den Kopf: Anders als Harry hatte sie keinen Anwalt im Schlepptau. Doch das würde sie, bei Merlin nochmal, nie im Leben zugeben! Diese Genugtuung würde sie keinem der hier Anwesenden geben!

„Der Anwalt von Mr. Potter ist bereits eingetroffen. Mrs. Weasley, wie sieht es bei Ihnen aus?", Knatchbull schaute die Rothaarige an.

„Selbstverständlich, dieser verspätet sich nur etwas", sie versuchte dies in einer überzeugenden Tonlage zu sagen und täuschte mit einen aufgesetzten Lächeln über ihre Unsicherheit hinweg.

Doch sie musste irgendwie eine Lösung finden und zwar am besten schnell! Was sollte sie nun tun? Sie musste einen Anwalt auftreiben, aber wie und woher? Vor allem so schnell? Sollte sie sich kurz auf die Toilette stehlen und vor da aus einen Patronus an Hermine schicken?

Während Ginny fieberhaft überlegte und krampfhaft nach einer Lösung suchte, aber nur einem Nervenzusammenbruch immer näher kam, klopfte es an der Türe zu Knatschbulls Büro.

Der dickliche Mann richtete sich in seinem Schreibtischstuhl auf und rief „Herein!".

Alle Augen im Raum richteten sich auf die Gestalt, welche gerade den Raum betreten hatte.

Es handelte sich um einen Mann. Dieser trug einen dunkelgrünen doppelreihigen Nadelstreifenanzug mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Krawatte. Die Füße des Mannes steckten in dunkelbraunen Derbys aus Leder, an seinem linken Arm befand sich eine teuer aussehende silberne Armbanduhr mit einem schwarzen Zifferblatt. Er trug einen Dreitagebart und die weißblonden Haare waren zurück gegeelt. Des Weiteren trug er eine schmale schwarze Hornbrille.

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