KAPITEL 1: Ein anderes Leben
Der Himmel über New York war so grau und eintönig, dass es fast schien, als würde er nie wieder aufklaren. Seit Tagen bedeckte eine undurchdringliche Schicht Wolken die Stadt, und selbst die mächtigsten Wolkenkratzer schienen klein und unbedeutend unter dieser tristen Decke. Nieselregen rieselte unermüdlich herab, und obwohl der Kalender bereits Mitte Juni anzeigte, war von Sommer weit und breit keine Spur. Die Temperaturen waren ungewöhnlich kühl, und eine feuchte Kälte legte sich wie ein unsichtbarer Mantel auf die Haut der Menschen.
Trotz des frühen Morgens – die Uhr zeigte gerade einmal sieben Uhr – herrschte auf den Straßen von Manhattan das gewohnte Chaos. Dutzende Taxis drängelten sich durch die verstopften Straßen, ihre Hupen ertönten in einem ständigen Crescendo. Lieferwagen blockierten die Kreuzungen, während Menschen in dicken Jacken, mit aufgespannten Regenschirmen und hastigen Schritten durch den Nieselregen eilten. New York erwachte zum Leben – wie jeden Tag. Die Stadt, die niemals wirklich schlief, nahm ihren alltäglichen Rhythmus wieder auf, doch heute wirkte alles ein wenig gedämpfter, ein wenig langsamer, als hätte das Wetter selbst die Energie aus dem urbanen Puls gesogen.
Mitten in diesem regenverhangenen Treiben hob sich eine Fahrzeugkolonne aus der Masse hervor. Ein luxuriöser dunkelgrüner Sedan, flankiert von zwei schwarzen SUVs, rollte majestätisch durch die Straßen. Während die anderen Autos wie nervöse Ameisen wuselten, bewegte sich dieses Ensemble von Fahrzeugen mit einer Selbstsicherheit und Eleganz, die Bände sprach. Diese Wagen gehörten zu jemandem, der nicht nur wohlhabend, sondern mächtig war – jemandem, dessen Einfluss weit über die Straßen von New York hinausreichte.
Im Fond des Sedans saß eine Frau. Ihr Blick war konzentriert, während sie auf ihr Smartphone schaute, E-Mails las und Anweisungen gab. Jeder Klick, jede Antwort auf ihrem Telefon bewegte Millionen, wenn nicht Milliarden. Ihr Imperium erstreckte sich über die verschiedensten Branchen – von der Medizin über Luxusimmobilien bis hin zu Mode und exklusive Getränkemarken. Die Menschen, die in den tristen Straßen von Manhattan hasteten, ahnten nicht, dass diese Frau, die in einem der bequemsten Sitze New Yorks saß, über weitaus mehr entschied, als sie sich vorstellen konnten.
Heute trug sie einen maßgeschneiderten, dunkelvioletten Jumpsuit aus feinstem Stoff, der ihre Figur elegant umschmeichelte. Ihr Outfit war schlicht, aber dennoch luxuriös, und zeigte auf diskrete Weise ihren Reichtum. Auf dem Sitz neben ihr lag eine Handtasche aus Krokodilleder, ein weiteres Statement ihres gehobenen Lebensstils. Doch in dieser Tasche lag weit mehr als nur ihr Smartphone und Schlüssel – darin befand sich ihr Zauberstab, ein Werkzeug, das in der magischen Welt ihre wahre Macht repräsentierte.
Obwohl der Himmel wolkenverhangen war und kein Sonnenstrahl den Asphalt erreichte, trug sie eine elegante Sonnenbrille. Ihre haselnussbraunen Augen blieben hinter den getönten Gläsern verborgen, während sie konzentriert auf den Bildschirm ihres Telefons starrte. Sie war es gewohnt, Multitasking zu betreiben – Entscheidungen mussten schnell und präzise getroffen werden, und Hermine hatte in ihrer Karriere gelernt, diese Aufgaben mit Bravour zu meistern. Ihr Ziel war das Herzstück ihres Unternehmens: "The Snake's Cage" – der Sitz ihrer Macht.
Als der Wagen in die Nähe des Gebäudes kam, hob sie kurz den Blick und betrachtete den imposanten Wolkenkratzer. Der Art-Deco-Wolkenkratzer, der in den 1930er Jahren erbaut wurde, war ein Sinnbild für zeitlose Eleganz und wirtschaftliche Macht. Mit seinen 250 Metern Höhe ragte er majestätisch in den grauen Himmel und dominierte die Skyline von Manhattan. Die Fassade bestand aus poliertem Kalkstein, durchzogen von glänzenden Metallstreben, die wie die Schuppenhaut einer Schlange wirkten – daher auch der Name. Die Spitze des Gebäudes war geschwungen und erinnerte an einen Käfig, der sich in den Himmel erhob, als ob er die Welt umschließen wollte.
Doch was die Muggel, die täglich an diesem Gebäude vorbeikamen, nicht wussten: Hinter der glänzenden Fassade verbarg sich noch eine zweite Realität. Während das Gebäude für die nicht-magische Bevölkerung nur 75 Stockwerke hatte, wusste Hermine, dass es in Wahrheit doppelt so viele Etagen besaß. Die verborgenen 75 Stockwerke waren nur für Hexen und Zauberer zugänglich und konnten nur durch Magie betreten werden. Es war ein Geheimnis, das streng gehütet wurde, und das "The Snake's Cage" zu einem der wichtigsten magischen Geschäftszentren der Welt machte.
Der Sedan hielt direkt vor dem prächtigen Eingang des Gebäudes. Einer der Sicherheitsmänner, Kyle Evans, trat sofort heran, um die Tür zu öffnen. Der große, gut gebaute Afro-Amerikaner lächelte respektvoll und sagte: „Guten Morgen, Madame." Hermine nickte knapp und griff nach ihrer Handtasche. Sie schwang ihre Beine elegant aus dem Wagen und setzte einen Fuß in ihren perfekt passenden Stilettos auf den nassen Gehweg. Jeder ihrer Schritte war selbstbewusst, als sie sich in Richtung des Eingangs bewegte, gefolgt von zwei ihrer Sicherheitsleute. Währenddessen parkten die anderen Fahrzeuge in einem besonders gesicherten Bereich der Tiefgarage des Wolkenkratzers.
Als Hermine das Atrium betrat, verstummten die Gespräche in der Empfangshalle augenblicklich. Ihre Präsenz füllte den Raum, ohne dass sie ein Wort sagen musste. Die schwarzen Marmorfliesen reflektierten das Licht der Kristalllüster an der Decke, während Hermines Schritte auf dem edlen Boden klackten. Es war, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen, während sie auf den zentralen Fahrstuhl zuging.
Das Atrium war ein architektonisches Meisterwerk. Die riesige Halle erstreckte sich über fünf Stockwerke und war von einer Reihe beeindruckender Säulen gesäumt, die wie stille Wächter über den Raum wachten. In der Mitte befanden sich mehrere Fahrstühle, die die öffentlichen Etagen des Gebäudes bedienten. Doch Hermine steuerte nicht einfach irgendein Büro an – sie war die Besitzerin dieses beeindruckenden Bauwerks, und ihr Ziel war die oberste Etage, die ihr und vorbehalten war.
Sie trat in den Fahrstuhl und drückte den Knopf für die oberste Ebene. Als die hölzern vertäfelten Türen sich schlossen und der Fahrstuhl sanft nach oben glitt, ließ Hermine sich einen Moment der Ruhe. Die hektische Welt da draußen, das unaufhörliche Treiben von New York, schien für diesen kurzen Moment in den Hintergrund zu treten. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und verstaute sie in ihrer Handtasche. Ein kurzer Blick auf den wertvollen Ring an ihrem rechten Ringfinger ließ ein sanftes Lächeln über ihre Lippen huschen. Der Platinring mit dem großen Smaragd in der Mitte, umgeben von funkelnden Diamanten, war ein Symbol ihrer Ehe – und ihrer Liebe. Draco Malfoy. Ein Name, der einst mit Furcht und Respekt in der magischen Welt ausgesprochen wurde, war heute der Name ihres Ehemanns.
Es war kaum zu glauben, dass sie ausgerechnet Draco geheiratet hatte. Wäre ihr als junge Hexe jemand begegnet, der ihr prophezeite, dass sie eines Tages den Namen Malfoy tragen würde, sie hätte es für einen schlechten Scherz gehalten. Doch das Leben hatte oft unerwartete Wendungen. Ihr Ehemann war nicht nur ein bedeutender Teil ihres Lebens, sondern auch ein essenzieller Teil ihres geschäftlichen Erfolgs. Ohne das immense Startkapital, das Draco in das Unternehmen investiert hatte, hätte sie niemals ein derart gigantisches Imperium aufbauen können. Doch es war ihre unermüdliche Arbeit, ihre Klugheit und ihr unbändiger Ehrgeiz, die dieses Reich geformt hatten.
Als der Fahrstuhl sanft zum Stillstand kam und die Türen sich öffneten, betrat Hermine das Vorzimmer ihres Büros. Der Raum war modern und stilvoll gestaltet, mit edlen Möbeln in dunklen Farben und großen Fenstern, die den Blick auf die Skyline von Manhattan freigaben. Louise, ihre zweite Assistentin, stand bereits bereit, um ihren Mantel entgegenzunehmen. „Guten Morgen, Hermine", begrüßte sie Louise mit einem warmen Lächeln. „Die vertrauliche Post liegt auf deinem Schreibtisch."
„Danke, Louise", erwiderte Hermine knapp und ließ ihren Mantel in die Hände der Assistentin gleiten. Georgette, ihre erste und engste Assistentin, wartete bereits mit einem Tablet in der Hand, um die wichtigsten Termine des Tages durchzugehen. Hermine nickte ihr zu und betrat dann ihr Büro.
Hermines Büro war eine majestätische Kombination aus moderner Eleganz und traditioneller Raffinesse – ein Abbild ihrer selbst. Als sie den Raum betrat, fiel sofort das weiche, gedämpfte Licht auf, das durch die großen, bodentiefen Fenster strömte und sich sanft auf die dunklen, edlen Möbel legte. Der weite Ausblick auf die Skyline von Manhattan verlieh dem Raum eine unbeschreibliche Weite, als könne man von hier aus die ganze Welt überblicken. Die Fenster erstreckten sich über die gesamte Nordseite des Büros und boten eine atemberaubende Sicht auf die Stadt, die niemals schlief. Bei klarem Wetter konnte man sogar bis zum Central Park blicken, aber heute verloren sich die Türme der Stadt im dichten Grau des Himmels.
Der Raum war von einer fast beruhigenden Stille erfüllt, doch es lag auch eine spürbare Energie in der Luft – die Präsenz einer Frau, die Entscheidungen traf, die den Lauf von Unternehmen und Leben beeinflussten. Der Fußboden war mit einem tiefen, dunkelgrauen Teppich ausgelegt, dessen weiche Fasern die Schritte dämpften und eine fast lautlose Bewegung durch das Zimmer ermöglichten. Die Wände waren in einem dezenten, warmen Grauton gehalten, der dem Raum Ruhe verlieh, ohne dabei eintönig zu wirken. Hier und da unterbrachen Kunstwerke die Wandflächen – abstrakte Gemälde in kräftigen Farben, die einen Hauch von Kreativität und Dynamik in das ansonsten strenge Ambiente brachten.
Das Herzstück des Büros war zweifellos der große, imposante Schreibtisch, der direkt vor den Panoramafenstern platziert war. Aus massivem Ebenholz gefertigt, strahlte der Tisch eine zeitlose Eleganz aus. Die Oberfläche war makellos, als ob Hermine jede Spur von Chaos in ihrem Arbeitsbereich vermied, ein Spiegelbild ihrer methodischen Arbeitsweise. Auf dem Tisch befanden sich nur wenige, aber bedeutende Objekte: Ein in Silber gerahmtes Foto von Draco, Kassiopeia und Perseus, ihre Kinder, ein Ledergebundenes Notizbuch mit goldgeprägten Initialen "H.M.", und eine antik aussehende Schreibtischlampe aus Messing, deren Schirm aus grünem Glas bestand – ein dezenter Verweis auf Hermines Vergangenheit in Hogwarts und ihre Vorliebe für klassische Details.
Neben dem Schreibtisch stand ein schmaler, vertikaler Aktenschrank aus poliertem Mahagoniholz, dessen Schubladen mit dem von Hermine bevorzugten, hochkomplexen magischen Sicherheitssystem versehen waren. Hier lagerten die sensibelsten Dokumente – Verträge, Entwürfe, geheime Unterlagen aus der magischen und nicht-magischen Welt – zugänglich nur für sie. Darüber hing eine filigrane Weltkarte, doch es war keine gewöhnliche. Die Karte war verzaubert und zeigte in Echtzeit Bewegungen, die für normale Menschen unsichtbar waren. Kleine, leuchtende Punkte markierten Orte und Personen, die von besonderer Bedeutung für Hermine und ihre Geschäfte waren. Der Punkt, der Draco repräsentierte, leuchtete in einem sanften Silber und bewegte sich derzeit in der Nähe von Paris.
An der gegenüberliegenden Wand, auf der Südseite des Raumes, befand sich eine riesige, deckenhohe Bücherwand. In den dunklen Holzregalen standen sorgfältig ausgewählte Werke: alte, rare Bücher über magische Geschichte, Zaubertränke und Verwandlung, gemischt mit einigen Muggelliteraturklassikern, die Hermine besonders schätzte. Jedes Buch war ein Spiegel ihrer tiefen Leidenschaft für Wissen und Bildung. Ein auffälliges Detail war ein gläserner, durchsichtiger Ständer, in dem ein antikes Zauberbuch mit goldverzierten Seiten aufgeschlagen lag – "Magische Meisterwerke der Verwandlung", ein Buch, das so selten war, dass nur wenige es je in ihren Händen halten durften. Das Buch schimmerte leicht, eine Schutzmagie umgab es, um seine Weisheit zu bewahren und nur Eingeweihten zugänglich zu machen.
In einer Ecke des Raumes stand eine einladende Sitzecke, bestehend aus zwei tiefen Sesseln und einem kleinen Beistelltisch. Die Sessel waren mit feinstem dunkelblauem Samt bezogen, weich und bequem, aber dennoch formell genug, um Geschäftsgespräche in einer intimen, aber professionellen Atmosphäre zu führen. Über dem Tisch hing ein dezent eleganter Kronleuchter, dessen Licht in kleinen Kristallen gebrochen wurde und ein sanftes Glitzern im Raum verteilte. Hier führte Hermine oft ihre vertraulichsten Gespräche – sowohl mit ihren engsten Geschäftspartnern als auch mit denen, die nicht wussten, dass sie mehr als nur eine erfolgreiche Unternehmerin war.
Besonders faszinierend war jedoch ein fast unsichtbarer Teil des Büros: Ein kleiner Bereich, der sich direkt neben der Bücherwand befand und von außen wie ein unauffälliger Teil der Wand aussah. Doch wer die richtigen Worte kannte – und natürlich nur Hermine selbst – konnte diesen Bereich durch einen diskreten Zauber öffnen und eine private, magische Kammer betreten. Dieser Raum war das wahre Herzstück ihrer Macht, ein Ort, an dem sie Zauber praktizierte und das Gleichgewicht zwischen der magischen und der nicht-magischen Welt bewahrte. In diesem geheimen Raum befand sich ein Altar aus schwarzem Marmor, auf dem einige der mächtigsten Artefakte der magischen Welt lagen: ein kleiner Kelch, der einst einem uralten Zaubererorden gehörte, und ein Amulett, das Hermine auf ihren Reisen nach Ägypten gefunden hatte. Es wurde gesagt, dass dieses Amulett in der Lage war, die Zeit selbst zu beeinflussen.
Der Gesamteindruck des Büros war jener eines Raumes, der funktional und geschäftlich war, aber gleichzeitig durchdrungen von einer Aura der Magie und Geheimnisse. Hermine hatte sich hier einen Ort geschaffen, der sowohl die moderne, pragmatische Welt der Unternehmensführung als auch die uralte, mystische Welt der Magie repräsentierte. Hier trafen Welten aufeinander, und Hermine, mit ihrem scharfen Verstand und ihrer magischen Kraft, war die Brücke zwischen diesen beiden Welten.
Hier, in diesem Raum, an diesem Ort, war sie ganz sie selbst – die Geschäftsfrau, die Hexe, die Strategin. Die Welt draußen tobte weiter, die Stadt erwachte immer mehr zu ihrem gewohnten, hektischen Rhythmus, doch hier drinnen herrschte eine fast ehrfürchtige Stille. Für einen Moment verharrte sie am Fenster, betrachtete die graue, regennasse Stadt, die sich unter ihr ausbreitete. New York schien an Tagen wie diesem klein und unbedeutend zu sein, doch Hermine wusste, dass dies nur eine Illusion war. Hinter jeder Ecke, in jedem Gebäude, in jeder Straße verbargen sich Macht, Einfluss und Geheimnisse – genau wie in ihrem Leben.
Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Georgette trat lautlos ein, das Tablet noch immer fest in den Händen. „Dein erster Termin ist in zehn Minuten, Hermine", sagte sie mit der gewohnt ruhigen, aber effizienten Stimme.
Hermine nickte und wandte sich von der Skyline ab. Es war Zeit, den Tag zu beginnen. Die Entscheidungen, die sie heute treffen würde, würden nicht nur ihre Geschäfte beeinflussen, sondern auch die magische und nicht-magische Welt, die in einer komplizierten Balance nebeneinander existierten. Mit jedem Schritt, den sie tat, formte sie diese Welten mit.
„In Ordnung, Georgette", sagte sie schließlich und nahm das Tablet in die Hand. „Lass uns anfangen."
Mit festen Schritten ging sie auf ihren Schreibtisch zu, bereit, sich den Herausforderungen des Tages zu stellen. Hinter ihr schlossen sich die Türen des Büros leise, und die Welt draußen, so chaotisch und unbeständig sie auch war, schien für diesen Moment in den Hintergrund zu treten. Hier, in ihrem Reich, war Hermine Granger diejenige, die das Schicksal lenkte – mit Verstand, mit Macht und, wenn nötig, mit Magie.
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