Kapitel 8
Thiagos Sicht
„Blockiert hat sie mich. Sie hat mich eiskalt aus ihren Kontakten blockiert!", regte sich Eric auf.
„Blöd gelaufen Mann und ich kann nur sagen, dass du selber schuld bist", meinte ich und öffnete die Tür zur Billard-Café-Bar.
„Ich vermisse sie. Ich kann einfach nicht aufhören, an sie zu denken", redete er und nahm sich einen Platz an der Bar. Und so dachte wahrscheinlich Celia auch, sie vermisste ihn sicher und dass verletzte mich innerlich. Ich wollte dieses Scheißgefühl nicht haben.
„Nachdem ihr gegangen seid, habe ich Irma aus dem Haus geworfen und ihr gedroht, sie solle nicht mehr in meine Nähe kommen. Und das mit der Hand auf meinem Oberschenkel... das hätte ich nicht zulassen sollen. Erst als Celia mich verlassen hat, habe ich gemerkt, dass ich ohne sie nicht leben kann. Es macht mich einfach wütend, dass sie so mit mir umgeht. Was könnte ich tun, damit sie mir verzeiht?", fragte er. Da fragte er den Falschen. Ich hingegen wünschte nur, dass sie auseinanderlebten.
„Keine Ahnung!", sagte ich nur.
„Echt Mann, du hast mir sonst auch so gute Tipps gegeben, was ist jetzt los?", fragte er aufgebracht. Könnte ich ihm ins Gesicht sagen, dass ich innerlich verrückt nach Celia bin? Würde ich gerne, aber das könnte ich niemals tun. Leider. Ich weiß es war falsch von mir, aber ich konnte nicht aussuchen, wen ich lieben wollte. All die Jahre hatte ich mich zurückgehalten, aber langsam würde sich das schon ins Unerträgliche ziehen. Auch die Konsequenzen waren mir bewusst.
Ich bereitete die Kugeln auf dem Billardtisch vor während Eric anfing, eine Zigarette zu rauchen. Verwirrt starrte ich ihn an. Ich ließ alles liegen und ging auf ihn zu. „Hast du wieder angefangen zu rauchen?", fragte ich.
Er lachte selbstgefällig. „Das beruhigt mich, wieso nicht?"
„Offensichtlich hast du wohl vergessen, was deine Eltern und Ärzte dir gesagt haben, wenn du mit dem Zeug wieder anfängst ..."
„Ist mir so was von scheißegal!", zischte er.
Ich schnappte ihm die Zigarette aus dem Mund weg und zerdrückte sie im Aschenbecher. Voller Wut stand er auf und sein Sessel flog nach hinten.
„Oh haben die Prinzessinnen hier einen kleinen Streit?", fragte eine Stimme hinter mir provozierend. Ich drehte mich um und war kein bisschen überrascht, dass so was nur von Sasha kommen konnte.
„Ja, suchst du auch einen Streit?", fragte ich und ging ihm bedrohlich näher. Erstaunt, weil ich das erste Mal bedrohlich auf ihn zuging und nicht Eric, starrte er mich an.
„Hat dir Eric ein paar Eier geliehen?", fragte er. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sofort landete meine Faust auf seine hässliche Visage. Ich kochte immer noch vor Wut, es war nicht genug für mich, weshalb ich noch eine reinhaute, als er am Boden lag.
„Thiago?!", schrie Eric und zog mich von ihm weg.
„Wenn du nochmals deinen Mund aufmachst, dann gibt es kein Morgen mehr für dich!", schrie ich Sasha an, während er versuchte, mit seiner blutigen Nase vom Boden aufzustehen. Er fluchte vor sich hin und ging ohne ein weiteres Wort weg.
„Wo ist er hin? Das ist nicht Sasha, wenn er so abhaut", bemerkte ich.
„Du hast recht, er hat was vor", stimmte mir Eric zu.
Nach fünf Minuten kam er von dort rein, wo er eben raus gegangen war, aber diesmal mit zwei weiteren Jungs.
„Ah daher weht der Wind, er war nur weg, um ein wenig Hilfe für sich zu holen", redete ich laut zu Eric, sodass Sasha es hören konnte.
„Ja wir zwei sind einfach eine zu große Nummer für ihn", lachte Eric und ich lachte mit.
„Na Weichei willst du dich wieder mit uns anlegen?", fragte ich. Er kam mir furchtlos näher und näher und ich spürte etwas an meinem Bauch. Ich blickte runter und es war diesmal eine Waffe auf meinem Bauch gerichtet. Mein Blick wanderte wieder in seine Augen. „Einmal war es Messer und jetzt kommst du mit einer Waffe? Bist du zu schwach, um ohne Waffe zu kämpfen?", fragte ich.
„Du solltest mich lieber nicht weiter provozieren du Stück Scheiße!", sprach der Bösewicht.
„Du wirst nicht schießen, nicht unter diesen Leuten", lallte ich leise und tatsächlich richtete er die Waffe wieder weg und plötzlich wurde ich damit aufs Gesicht geschlagen. Erstaunt fasste ich neben mein Auge an der Wange und sah auf meinen Finger etwas Blut.
„Ihr zwei verschwindet jetzt von hier, denn der Laden gehört seit ein paar Tagen meinem Vater. Ihr seid hier unerwünscht!", blaffte Sasha. Ich wollte mich weigern, jedoch wurden wir von zwei kräftigen Security-Männern raus gezwungen.
„Das kann doch nicht wahr sein!", schrie Eric vor der Tür, wo wir rausgeworfen wurden.
„Immer ... immer das gleiche, wenn wir Sasha sehen", lachte ich.
„Wir haben schon wieder gegen ihn verloren. Vielleicht sollten wir uns Waffen holen für solche Fälle. Merkst du denn gar nicht, dass er so mit seiner Waffe den Leuten Angst macht? Er fühlt sich so mächtig. Einfach nur lächerlich", redete er und wir gingen langsam zu seinem Auto. Ich fand die Situation lustig, obwohl es nicht so war.
„Er tut sich nicht schwer mit der Schlägerei."
„Dennoch bekommt er immer von uns eine verpasst, na ja diesmal hat er dich auch erwischt. Deine Wange blutet."
„Trotzdem habe ich schon mal Schlimmeres erlebt", meinte ich und dachte an meinem Vater, der früher viel Folter an mir ausgeübt hatte.
Eric wusste, wovon ich redete, und sagte nichts dazu. Auf einmal läutete sein Handy, doch er hob nicht ab, als er sah, dass seine Schwester ihn anrief. Dann kam ein SMS: „Papa rastet aus, ich möchte mit ihm nicht wieder streiten, komm schnell heim!"
„Sie sollte wieder zurück zu ihrem Mann gehen. Sie macht uns alle verrückt", sagte Eric.
„Hätte ich eine Schwester, ich würde sie nur beschützen wollen."
Er lachte. „Du hast eine Stiefschwester, nur willst du sie nicht mal kennenlernen. Ich bin mir sicher, sie ist ganz süß mit ihren fünf Jahren."
Auch wenn ich es nicht zugab, ich vermisste meine Mutter seit dem Tag an, wo ich aus dem Haus gezogen war. Es waren so viele Sachen, die gegen meinen Willen passierten. Ich wollte eine Mutter, konnte aber keine haben, weil sie mich für eine andere Familie verließ. Ich konnte meine Liebe nicht aussuchen, weil mein bester Freund sie auch wollte. Das Leben war nur eine reine Enttäuschung für mich.
„Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich heute nicht zu dir komme. Meine Schwester braucht mich gerade ...", meinte Eric und riss mich aus meinen Gedanken.
„Nein, nein kein Problem. Geh ruhig", sagte ich ehrlich. Er setzte mich bei meiner Wohnung ab und fuhr weiter.
Zuhause angekommen, zog ich mein blutiges Oberteil aus und betrachtete meine tiefe Wunde an der Wange im Spiegel. Ich versuchte, sie vorsichtig auszuwaschen, aber es brannte höllisch. Dieser verfluchte Sasha. Noch dazu drehte mein Nachbar wieder mal die Musik auf volle Lautstärke, sogar mein ganzer Boden und die Schränke vibrierten dabei. Ich war so was von völlig am Ende meiner Nerven. Ich ging aus meiner Wohnung, klopfte, klingelte und tat alles, damit er endlich die Tür aufmachte. Genau wo er eine andere Rock-Musik abspielen wollte, hörte er endlich mein Klopfen an der Tür und öffnete sie mir.
„Du hast die Wahl, entweder du drehst deine Scheiß-Musik leiser oder ich werfe deine Lautsprecher aus dem Fenster!", bedrohte ich ihn wütend.
Er kaute heftig wie eine Kuh auf seinem Kaugummi rum und sagte: „Mann verpiss dich!" Somit ließ ich mir das nicht zweimal sagen, ging zu seinem Lautsprecher und warf sie grantig aus dem bereits offenen Fenster. Mit offenem Mund stand er starr da und ich ging einfach an ihm vorbei zu meiner Wohnung.
Ich fing an, meinen Verbandskasten zu suchen, jedoch vibrierte mein Handy und ich sah eine Nachricht von Celia: „Ist Eric schon weg?"
„Er ist heute nicht gekommen!", antwortete ich ihr und suchte weiter.
Dann klingelte es an der Tür. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und öffnete die Tür, weil ich dachte, es wäre mein Nachbar, der sich nun beschweren wollte, aber nein es war Celia. CELIA?!
Sie starrte mich erstaunt an und ihr Blick wanderte zu meinem Oberkörper, dann zu meinen Bauchmuskeln. Ich schluckte und bemerkte erst jetzt, dass ich kein Shirt anhatte.
Sie legte plötzlich ihr Handy auf ihre Augen und sagte: „Ähm ... tut mir leid, ich wusste nicht, dass du Besuch hast."
Besuch? Dachte sie, ich hätte gerade ein Mädchen eingeladen? Ich lachte ungläubig. „Ich habe keinen Besuch!", sagte ich leise, dann ging ich mit offener Wohnungstür ins Schlafzimmer und zog mir ein schwarzes Shirt an, danach wieder zu ihr, die bereits die Hand von ihren Augen runtergenommen hatte. „Komm rein!"
„Ich war nur gekommen, weil ich mein Lieblingskuli bei dir vergessen habe und ...", hörte sie mittendrin auf und kam auf mich zu. „Was ist mit deiner Wange passiert?", fragte sie verwirrt.
„Nichts, es gab heute nur eine kleine Schlägerei", antwortete ich beschwichtigend.
„Das sieht echt schlimm aus. Wieso klebst du da kein Pflaster drauf?"
„Ich finde meinen Verbandskästchen nicht."
„Okay, warte hier und setzt dich dort hin", zeigte sie mir auf den Sessel, der in der Küche stand. „Ich hole gleich ein Pflaster!", somit verschwand sie mit offener Tür aus der Wohnung. Ich fühlte mich etwas müde und setzte mich wirklich auf den Sessel. Nicht mal nach zwei Minuten war sie wieder zurück und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen. In Eile als würde ich verbluten öffnete sie die großen Pflaster, kam mir näher und klebte sie vorsichtig auf meine Wange. Als ihre warmen Fingerspitzen meine Wange berührten, fing es an dieser Stelle zu kribbeln. Ich fand dieses Gefühl eigenartig und griff zu ihrer Hand, damit sie aufhörte, doch selbst meine Hand, die ihre hielt, fing an, von der Berührung zu kribbeln. Was passierte mit mir? Sie blickte mir in die Augen und schon fing mein Herz an, schneller zu schlagen. Was machte sie mit mir? Mein Blick wanderte zu ihren vollen Lippen und ich wünschte in dem Moment nichts anderes als ihre Lippen auf meinen zu spüren.
Jedoch gingen mir plötzlich die Worte, die Eric heute sagte, durch den Kopf. „Ich vermisse sie. Ich kann einfach nicht aufhören an sie zu denken ... Was kann ich tun, damit sie mir verzeiht?"
Ich ließ schnell ihre Hand los und erhob mich von dem Sessel, um ein wenig Abstand zu halten. Als Weiteres konnte ich ihr nicht mal in die Augen schauen. Es war falsch, was ich für sie empfand, denn sie empfand ganz sicher nicht das Gleiche. „Und wo ist dein Kugelschreiber?", fragte ich und tat so, als würde ich suchen. Bestimmt war sie verwirrt von meinem Benehmen.
Sie näherte sich zum Tisch, bückte sich runter und nahm den Kuli. „Hier!", bestätigte sie, dass sie ihn gefunden hatte. Es war ein blumenverzierter Kugelschreiber, was nicht jeder hatte. Ich nickte und sagte nichts. „Gut dann, gute Nacht!", verabschiedete sie sich leise und ging zögernd zur Tür, erst dann schaute ich ihr hinterher, wie sie die Wohnung verließ. Ich ging ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen. Das war nicht normal, was mit mir in ihrer Nähe passierte.
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