Kapitel 17
Celias Sicht
Es klingelte an der Tür und ich öffnete sie voller Freude. Sofort sprang meine beste Freundin auf mich und umarmte mich ganz fest. „Du weißt nicht, wie du mir gefehlt hast", sagte Emma und löste sich wieder von mir. Sie blickte an mir vorbei und ihr Gesicht hellte sich noch mehr auf. „Oh mein Gott, Celia, wie süß bist du denn? Hast du wirklich für mich ein Willkommenskuchen gebacken?", fragte sie überrascht und ging an mir vorbei in die Wohnung, dabei ließ sie ihren Koffer draußen vor der Tür stehen. Sie schmiss ihre Jacke auch vor der Tür zu Boden und von Schuhen war gar nicht die Rede, denn einer war draußen und der andere drinnen. Ich verdrehte meine Augen und schob ihren Koffer und den einen Schuh in die Wohnung und schloss die Tür.
„Und wie war es bei deiner Cousine?", fragte ich und machte uns einen Tee zu dem Kuchen.
Sie zuckte mit der Schulter und sagte: „Na ja, sie war nicht so nett zu mir. Sie ist erwachsen geworden, nicht so wie früher. Wie soll ich sagen? Sie versteht keinen Spaß und ist viel zu sensibel. Noch dazu hatte sie Beziehungsprobleme und weinte fast jeden Tag, da hatte ich ihr Geheule schon satt. Nicht mal du hattest wegen Eric geweint. Oha, du hast nicht mal eine Träne wegen Eric vergossen, wie hast du das gemacht?", fragte sie mit großen Augen. Wüsste sie, wie viele Tränen ich für Thiago vergossen habe, würde sie sich gerade nicht wundern.
„Keine Ahnung, vielleicht habe ich ihn ja nie so richtig geliebt, wie es sein sollte", murmelte ich und platzierte mir einen Kuchen auf den Teller. Sie tat mir das gleich nach und fing an zu essen.
„Ich hatte nie einen Freund, kann ich auch verstehen, weil ich jeden auf die Nerven gehe. Aber mit dir ist das anders, du akzeptierst mich, wie ich bin."
Ich lächelte sie an. „Ja, solche Verrückte wie du ziehe ich an", scherzte ich. Sie lachte kurz und schaute mich danach ernst an.
„Und was hast du gemacht? Du siehst so müde aus. Hübsch wie immer, aber trotzten etwas müde."
„Na ja es ist vieles passiert. Genau wo ich dich gebraucht habe, warst du leider nicht da", meinte ich und aß weiter meinen Kuchen. Sie starrte mich fragend an.
„Und könntest du mir auch erzählen, was passiert ist?"
„Also Erstens wurde ich von Eric zusammengeschlagen, dann ..." Ich erzählte ihr alles, was passiert war und sie stand da mit offenem Mund.
„Du Arme, es tut mir so leid für dich!", sagte sie emotional und umarmte mich. „Wieso hast du mich nicht angerufen, ich wäre früher genommen", fragte sie und löste sich von der Umarmung.
„Ist nicht so schlimm, ich hab's ja überlebt."
„Ich hatte dir nur drei Tage gesagt, aber daraus wurden dann fünf Tage, hätte ich es gewusst, dann wäre ich wirklich gekommen, dafür sind Freunde doch da. Und Thiagos Vater, Gott ... wie kann er nur so was sagen?", fragte sie und spielte das Thema über meine Mutter oder über den Brief gar nicht ab, obwohl das schlimmer war als das Thema über Thiagos Vater. Ich war auch froh darüber, dass sie nicht sagte, dass meine Mutter verrückt sei oder Sonstiges.
„Tja ein Kontrollfreak wie Eric", lächelte ich und versuchte nicht mehr darüber nachzudenken.
„Ich habe was für dich mitgebracht!", sagte Emma plötzlich. Sie ging zu ihrem Koffer und packte ein echt niedliche Schneekugel aus. Da drinnen befand sich einen Bonsai-Baum und ein kleines Haus daneben. Es sah wie eine kleine Welt aus.
„Danke, das ist echt schön", sagte ich voller Freude und nahm es in die Hand.
Wir beide verbrachten den Tag mit viel Reden und machten auch einen Filmabend zusammen. Gut, dass es heute Samstag war und ich diese Idioten von der Schule nicht sehen musste. Doch ab und zu schweifte mein Gedanke zu Thiago. Was machte er wohl gerade? Ging es ihm gut? Ich vermisste ihn schon.
∞∞∞
Am nächsten Tag brachte ich Emma bei, wie man Kartoffeln bratet und wie man Salat zubereitet. Danach drückte ich ihr den Staubsauger in die Hand und bot ihr an, zu staubsaugen. „Warte, ich soll die ganze Wohnung staubsaugen?", fragte sie mit großen Augen.
„Hallo?! Emma, was mache ich immer? Nur Wohnzimmer, oder was?", fragte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Sie seufzte und fing an ihr kleines Zimmer staubzusaugen und schon spielte sie die Übermüdete. „Ich kann nicht mehr, es ist so schwer!"
„Emma übertreib mal nicht!"
Dann machte sie genau vor mir die Tür von meiner Mutter auf, weil sie sich genau neben ihrem Zimmer befand. Ich hielt inne und sah von hier aus, das Bett meiner Mutter. Sie lag da mit ihren Schlaftabletten in der Hand. Wieso verschwand dieses Bild nicht aus meinen Augen? Emma redete irgendwas, aber ich war mit meinen Gedanken weg und starrte wie hypnotisiert zum Bett.
„Oh mein Gott, Celia, ich habe nicht nachgedacht. Es tut mir leid, dass ich diese Tür aufgemacht habe!", entschuldigte sie sich und schloss sie sofort wieder zu.
Ich blinzelte meine Tränen weg. „Nein schon okay. Vielleicht sollten wir dieses Zimmer lehren. Die Matratze wegwerfen und das Bett und die restlichen Sachen verkaufen. Ich möchte das nicht mehr sehen", erklärte ich.
„Ja, ich finde das eine gute Idee", stimmte sie mit ein. Und so rief sie ihren Onkel an und ließ von drei Männern die Möbel raustragen. Sie stellte ein paar Fotos auf die Verkaufsseite und schon meldeten sich mehrere Leute. Ich konnte gar nicht staunen, wie schnell sich alles erledigen ließ. „Jetzt weiß ich, in was du gut bist und was für ein Talent du hast!", sagte ich fasziniert zu Emma. Sie starrte mich nur fragend an und wusste nicht, wovon ich redete. „Du kannst schnell verkaufen und die Männer schön rumkommandieren mit deiner starken Stimme", erklärte ich.
„Echt? Findest du?"
„Ja! Ich kenne niemanden, der an einem Tag gebrauchte Möbel verkauft hat."
„Ah komm Celia, ich lasse meine Möbel von meinem Elternhaus jedes halbe Jahr verkaufen, weil mir die alten schnell langweilig werden. Und noch was, ich kann auch gut Möbel zusammenbauen, das ist mein Talent!", sagte sie und zog arrogant ihre Augenbrauen nach oben.
„Du Angeberin!", lachte ich.
∞∞∞
Am nächsten Morgen standen Emma und ich vor dem Aufzug und warteten, denn wir mussten zur Schule. Ich war froh, dass ich nicht mehr alleine fahren musste. „Scheiße, ich habe mein Handy in der Wohnung vergessen!", bemerkte Emma panisch und rannte wieder durch den Flur bis zur Wohnungstür. Sie konnte auch nie anders, als immer irgendwas zu vergessen. Die Aufzugtüren gingen von beiden Seiten auf und das Erste, was ich sah, war Thiago. Er stand da lässig an der Wand angelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Wir starrten uns in die Augen, keiner von uns sagte irgendwas und ich stieg auch nicht in den Aufzug. Es schmerzte innerlich, als ich an den letzten Vorfall dachte. Ich vermisste ihn so sehr, ich vermisste einfach seine Nähe. Er blickte mir emotionslos in die Augen und die Türen zogen sich zusammen.
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