11 - Der Trank

꧁✧⭑✩⭑⚔︎⭑☾ Der Trank ☽⭑⚔︎⭑✩⭑✧꧂


Seraphina saß in ihrem Rollstuhl und las im Schein der Nachttischlampe. Auf ihrem Schoß – einer ihrer dicken Liebesromane. Neben ihr in ihrem Bett lag Lorian. Seine Arme und Beine hatte er von sich gestreckt, sein Mund war halb geöffnet. Gleichmäßig atmete er ein und aus. Mio stand im Türrahmen und musste schmunzeln. „Finchen, du schläfst ja immer noch nicht."

Mit müden Augen blickte sie von ihrem Buch auf. „Lori wollte noch eine Geschichte hören und dann ist er eingeschlafen. Er sieht so niedlich aus, ich wollte ihn nicht wecken", rechtfertigte sie sich schnell.

„Und du bist dir sicher, dass du nicht einfach noch ein bisschen lesen wolltest?"

Sie grinste.

„Schon gut, Schwesterchen. Ich bringe Lori in sein Zimmer und in der Zeit schlüpfst du unter die Decke, okay?" Sie nickte brav. Mio ging zu dem hellgelben Bett mit Nachthimmel, schob vorsichtig seine Arme unter den schlafenden Jungen. „Mio", nuschelte Lorian leise. Schnell schlang er seine Arme um den Nacken seines großen Bruders und klammerte sich an ihn wie ein kleines Äffchen. „Wie war der Ball?", fragte er leise.

„Schön, ich erzähle dir morgen mehr, jetzt ist Schlafenszeit", sagte Mio sanft und lief mit Lorian auf dem Arm aus dem Zimmer.

„Aber ...", murmelte er. „Hast du mit einer schönen Prinzessin getanzt?"

„Hmm ... Nein, aber mit einem schönen Prinzen", antwortete Mio und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er daran zurückdachte.

„Oh, das ist auch gut", murmelte sein Bruder.

Behutsam legte Mio Lorian in seinem Bett ab und deckte ihn zu. Sanft streichelte er über die schwarzen, zerzausten Haare und lächelte. Der Kleine war schon wieder eingeschlafen.

Als er zurückkam, drückte Seraphina sich gerade aus ihrem Rollstuhl nach oben und setzte sich auf ihr Bett. Mio bewunderte sie. Manchmal glaubte er, sie hätte den Unfall besser verkraftet, als er. Aber in sie hineinschauen konnte er auch nicht.

„Was stehst du da so im Türrahmen und starrst mich an?", fragte sie grinsend und zog die Decke über ihre Beine.

Mio kam näher und setzte sich zu ihr aufs Bett.

„Und jetzt erzähl mir vom Ball! Wer war das, mit dem du getanzt hast?", fragte sie und stützte ihr Kinn auf ihre Handfläche, bereit, die ganze Geschichte zu hören.

„Er heißt Levi."

„Und woher kommt er? So verwirrt, wie er sich im Ballsaal umgesehen hat, war er zum ersten Mal hier, oder? Ist er von einer anderen Insel? Wie habt ihr euch kennengelernt?", blubberten die Fragen aus dem Mädchen heraus.

Mio fragte sich, wie viel er Seraphina erzählen konnte. Doch wenn er jemandem vertrauen konnte, dann ihr. Zumindest war sie die einzige, die ihm immer geglaubt hatte. „Ich habe dir doch von der anderen Welt erzählt."

„Du meinst die, die nur du sehen kannst?" Aufgeregt richtete sie sich auf, rutschte ein Stück näher zu ihrem Bruder.

Mio nickte.

„Ist er etwa von dieser anderen Welt?", schlussfolgerte sie und riss die Augen weit auf.

Wieder nickte der Prinz.

„Wie?", hauchte sie.

Mio blickte zur Tür. Die Luft war rein. „Ich habe vor einiger Zeit herausgefunden, dass ich diese Welt nicht nur sehen, sondern mithilfe meiner Magie auch betreten kann", erzählte er mit gedämpfter Stimme. „Vor einigen Tagen habe ich heimlich wieder einen Ausflug dorthin gemacht. Dabei habe ich meine Taschenuhr verloren ..."

„Und dieser Levi hat sie gefunden", beendete Seraphina den Satz. „Das ist so romantisch!"

„Pssst." Mio hob den Zeigefinger an die Lippen und warf einen Blick zur Tür.

„Und ...", flüsterte Seraphina. „Wird es durch ihn wärmer?"

Mio wusste genau, was seine Schwester damit meinte und schüttelte den Kopf.

„Bist du dir sicher?" Ungläubig runzelte sie die Stirn. „Ich habe eine Idee. Schließ deine Augen", forderte sie ihren älteren Bruder auf.

„Seraphina, wir sind hier nicht in einem deiner kitschigen Romane", schimpfte Mio flüsternd.

Doch sie beharrte auf ihr Vorhaben. „Jetzt mach schon!"

Er seufzte und schloss die Augen. „Und jetzt denk an ihn. Denk daran, was du an ihm magst und konzentriere dich darauf, wie es sich anfühlt."

Mio atmete tief durch und ließ seine Gedanken zu Levi wandern. Vor seinem inneren Auge sah er ihn vor sich stehen. Wie immer schüchtern lächelnd, strich er sich die rosa Haare aus der Stirn. Schlug verlegen seine dunkelbraunen Augen nieder, während sich ein zarter rosa Schleier auf seinen Wangen ausbreite. Mio sah sogar die winzigen Sommersprossen vor sich, die man nur bemerkte, wenn man ganz nah vor Levi stand.

Dann dachte er an den Tanz im Gewächshaus, spürte wieder Levis warme Hände auf seinen Schultern. Sein Herzschlag beschleunigte sich – sie waren sich in diesem Moment so nah gewesen. Mio spürte ein zartes Kribbeln. Es war nur schwach, kaum spürbar. Ein winziger Funken, der die ewige Kälte für einen kurzen Moment erwärmte, als hätte Levi einen Zugang zu ihm gefunden, den er selbst schon lange verloren geglaubt hatte.

Er schlug die Augen wieder auf. Seraphina schaute ihn erwartungsvoll an – auf ihren Lippen ein triumphierendes Lächeln. „Da war etwas, oder?", flüsterte sie aufgeregt. „Ich wusste es! Vielleicht kann Levi dir wirklich helfen, diese Kälte loszuwerden. Vielleicht kann er dich heilen."

Mio lachte leise und schüttelte den Kopf. „Finchen, da war nichts. Und außerdem ... ein Fluch ist nicht heilbar."

Seraphina verschränkte die Arme vor der Brust. „Du gibst viel zu schnell auf. Du hast keine Ahnung, wozu wahre Liebe fähig ist."

„Wahre Liebe ...", murmelte Mio, während er den Blick wieder abwandte. „Etwas, das es nur in deinen Romanen gibt."

Seraphina wollte gerade widersprechen, als jemand an der Tür ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Vexira stand dort mit ihrem üblichen kühlen Blick und der steifen Haltung.

„Verzeihung, Euer Gnaden, Prinz Miorion", sagte sie mit einer kurzen Verbeugung. „Der Ball ist zu Ende und Euer Vater wünscht Euch zu sprechen."

Mio seufzte. Natürlich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sein Vater wieder nach ihm verlangte. Der kleine Funke, den er eben noch gespürt hatte, verschwand sofort wieder und die eisige Realität kehrte zurück.

„Schon gut, Vex", antwortete er ruhig und stand auf. „Ich komme sofort." Dann wandte er sich wieder seiner Schwester zu. „Wir sprechen ein andermal weiter. Schlaf gut, Finchen."

Sie blickte ihn eindringlich an. „Vergiss nicht, was ich gesagt habe", flüsterte sie ihm leise hinterher, als er aus dem Zimmer trat. „Vielleicht ist Levi derjenige, der dich retten kann."

Mio schloss die Tür hinter sich, ohne zu antworten, aber in seinem Inneren hallten ihre Worte nach.


Zusammen mit Vexira schritt der Prinz durch die prunkvollen Gänge des Palastes. Mio hatte keine Lust auf das Gespräch mit seinem Vater. Er hatte seine Pflicht als Kronprinz an diesem Abend nicht erfüllt, hatte die Gäste aus Surypura und auch Prinzessin Devika ignoriert, aber wie konnte er auch anders? Wenn er in Levis Nähe war, hatte er nur Augen für ihn und alles andere wurde zweitrangig. Er biss sich auf die Unterlippe – was, wenn Seraphina Recht hatte?

„Ich habe mich erkundigt, wie Ihr befohlen habt", unterbrach Vexira seinen Gedankengang, warf ihm einen Seitenblick zu. Fragend zog er eine Augenbraue nach oben. „Die Arbeiter aus den Maschinenräumen, die für den Unfall verantwortlich waren, wurden bestraft. Der König hat sie in Wolkenzellen sperren lassen."

Mio stockte kurz. Die Wolkenzellen. Sein Vater war bekannt dafür, harte Strafen zu verhängen. Vor allem, wenn es sich um Menschen aus den unteren Ebenen handelte. Vielleicht hätte Mio genauso gehandelt. Er hasste die Menschen aus den unteren Ebenen. Doch dann dachte er wieder an Levi. Wie verzweifelt er sich nach den beiden erkundigt hatte. Er verstand immer noch nicht, warum seine Taschenuhr Levi auf die unteren Ebenen geführt hatte und nicht zu ihm. Und dann freundete er sich auch noch mit diesen Unzivilisierten aus den Maschinenräumen an. Sein Kiefer verspannte sich. Levi zu liebe hätte er trotzdem eine geringere Strafe für diesen Abschaum gewählt. Doch er war nicht der König und hatte das nicht zu entscheiden.

„Das ist noch nicht alles, Euer Gnaden", fügte Vexira hinzu. „Die Namen des Arbeiters und der Arbeiterin sind Ennio und Andiana Ferrum."

Mio runzelte die Stirn. Ferrum. Dieser Name kam ihm bekannt vor, doch er konnte nicht greifen, woher. Vexira bemerkte sein Zögern und fuhr fort.

„Salvador Ferrum. Er war vor ungefähr fünfzehn Jahren die rechte Hand Eures Vaters, und oberster Kommandant der Zeppelinflotte", erklärte sie mit ruhiger Stimme, als würde sie einem Schüler eine Nachhilfestunde erteilen. „Während Ihr als kleines Kind mit Euren Eltern die Inseln bereist habt, um ein Heilmittel für Euch zu finden, hatte Salvador Ferrum die Aufgabe, Vaporia zu regieren."

„Salvador ... Ferrum", murmelte Mio. Im Gegensatz zu seinem Bruder Atherion, der alles über die Geschichte Vaporias und auch die anderen Königsinseln wusste, sich jeden Namen und jeden noch so unwichtigen Fakt mit Jahreszahl merken konnte, hatte Mio keinen Sinn für Geschichtliches. Nur ein vages Bild erschien bei dem Namen vor seinem inneren Auge. Ein Mann mit breiten Schultern, einem dichten, dunklen Bart und karamellfarbenem Teint, der ihn mit gütigen kristallblauen Augen anlächelte.

Vex sah ihn abwartend an, bevor sie ihm schließlich half, die Erinnerung zu vervollständigen. „Salvador Ferrum hatte andere Vorstellungen davon, ein Königreich zu führen, als Euer Vater. Er öffnete die Mauern zwischen den Ebenen, hörte sich die Bedürfnisse aller Menschen an." Vexira zögerte, als sie den skeptischen Blick des Prinzen auf sich spürte. Mio wusste nicht, was er von diesen Aussagen halten sollte. „Das hat Eurem Vater nicht gefallen, und als Ihr und Eure Eltern zurückkehrten, verurteilte er Salvador Ferrum wegen königlichem Verrat und verbannte ihn und seine Familie auf die unteren Ebenen."

„Und seine Kinder sind ...?" Mios Stimme zitterte, als ihm klar wurde, was das bedeutete.

„Ja", bestätigte Vexira mit einem Nicken. „Ennio und Andiana Ferrum sind seine Kinder."

Mio biss sich auf die Lippe, während sie weitergingen. Er hatte nicht erwartet, dass die Vergangenheit durch Levi so nahe an ihn heranrücken würde, und der Gedanke, dass dieser Ennio und diese Andiana in solch eine Situation geraten waren, nur weil ihr Vater damals verbannt wurde, ließ ihn schaudern. Doch viel Zeit blieb ihm nicht mehr, darüber nachzudenken. Sie standen vor dem Ballsaal. Mio atmete tief durch und trat durch die Tür. Ohne die Musik und die vielen Menschen wirkte er trostlos. Laut hallten Mios Schritte über den weißen Marmorboden. Erst als er direkt vor den Thronen stand, hob er seinen Kopf.

Der König schaute wütend auf ihn herab. Zwischen den Augenbrauen eine tiefe Furche, die von seinem Groll und der Enttäuschung zeugten.

„Du hast mich bloßgestellt!" Die tiefe Stimme des Königs dröhnte durch den Saal. Mio zuckte unweigerlich zusammen. „Vor den Shavadas, vor Prinzessin Devika und vor der ganzen Oberschicht Vaporias. Du warst schon immer ein Taugenichts, Miorion, eines Kronprinzen nicht würdig, eine Schande für unsere Familie!" Mio hörte diese Worte nicht zum ersten Mal, trotzdem fiel es ihm schwer, sich nichts anmerken zu lassen und den Blickkontakt zu seinem Vater aufrechtzuerhalten. „Aber du kannst dich glücklich schätzen. König Ravindra ist trotz deiner Fehlerhaftigkeit immer noch gewillt, dir Prinzessin Devika zur Frau zu geben und somit unsere Königsinseln zu verbinden."

Mio erstarrte. Sein Herz raste, als die Worte seines Vaters wie kalter Regen auf ihn einprasselten. „Vater, bitte, das kann nicht Euer Ernst sein", sagte er mit gepresster Stimme.

„Habe ich dir erlaubt, dich dazu zu äußern? Mir reicht es mit dir, mit deinen Ausreden und deinem unangebrachten Verhalten! Komm' endlich deinen Pflichten nach, wie es jeder gute Kronprinz tun würde!", brüllte der König ihn an.

Verzweifelt blickte Mio zu seiner Mutter, doch ihr kühler Blick gab seinem Vater recht.

„Aber ich kann Prinzessin Devika nicht heiraten. Ich habe jemanden anderen kennengelernt", platzte Mio heraus, ohne dass er zuvor darüber nachgedacht hatte.

Die Augen seines Vaters verengten sich zu Schlitzen. „Du wagst es?! Offizier Varik hat mir bereits berichtet, dass dieser Mann, den du auf unseren prächtigen Ball geschmuggelt hast, ein Taschendieb von den unteren Ebenen ist. Was für eine Schande! Mein Sohn treibt sich mit diesem Gesindel herum. Ich sollte dich dafür in einer Wolkenzelle schmoren lassen, doch stattdessen wirst du in drei Tagen Prinzessin Devika heiraten und endlich deinen Pflichten nachkommen. Und wenn mir dieser Abschaum von Mann noch einmal unter die Augen tritt, dann wird er nicht mehr in den Genuss einer Wolkenzelle kommen. Dann helfen dir auch deine Taschenspielertricks nicht mehr weiter, denn dann werde ich ihn über den Abgrund werfen lassen. Hast du mich jetzt endlich verstanden?!"

In Mio brodelte es. Er wollte und würde Prinzessin Devika nicht heiraten, nur damit sein Vater Macht und Einfluss sichern konnte. Und wie er bei der vaporianischen Oberschicht ankam, die sich sowieso nur bei seinen Eltern einschleimte, interessierte ihn schon lange nicht mehr. Er mochte Levi, daran würde sich nichts ändern. Und wenn sein Vater noch einmal drohen würde, Levi über den Abgrund zu werfen, dann ...

„Wachen!", donnerte sein Vater plötzlich, und ehe Mio auch nur blinzeln konnte, packten ihn links und rechts zwei Wachleute. Adrenalin schoss schlagartig durch seinen Körper. Was zum Teufel ging hier vor? Verzweifelt versuchte er, sich mit seiner Magie zu befreien, doch in seiner Panik und Wut gelang es ihm nicht, sich zu fokussieren. Normalerweise konnte er auch zaubern ohne zu Schnipsen, doch wenn er nervös war, brauchte er diese Geste, um seine Magie zu nutzen – aber mit den stählernen Griffen der Wachen, die ihn festhielten, war das unmöglich.

„Was soll das?", fauchte der Prinz wütend, versuchte immer noch, einen Arm loszuzerren.

„Ich kenne dich, mein Sohn, und bevor du wieder spurlos verschwindest, ohne deinen Pflichten nachzukommen ... Quintor! Den Trank." Der König wandte sich seinem Berater zu, der hinter seinem Thron aus dem Schatten trat.

Mios Herz setzte einen Schlag aus. Ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken, und seine Wut verwandelte sich schlagartig in Angst. Nicht der Trank. Alles, nur nicht das. Wieder versuchte er, sich zu befreien, doch die eisernen Hände der Wachen gaben nicht nach.

„Bitte nicht!" Mios Stimme zitterte. Er schaute seine Mutter an. Sie wirkte angespannt, schenkte ihrem Sohn einen traurigen Blick. „Mutter, bitte!" Doch sie senkte die Lider, ertrug es nicht, ihren Sohn so zu sehen.

Quintor kam näher. Eine dürre, gebrechliche Gestalt, mit aschfahler Haut, die sich wie Pergament über sein kantiges Gesicht zogen. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen starrten den Prinz kalt an, als er auf ihn zuging. Das abstoßende Lächeln zog sich über die schmalen Lippen, als er ein kleines Fläschchen aus den Falten seines dunklen Umhangs hervorholte.

„Vex, hilf mir!", flehte Mio, während er sich verzweifelt wand. Aber auch Vexira blickte weg. Mio konnte es ihr nicht verübeln. Zu oft hatte er sie schlecht behandelt, zu oft hatte er ihre Loyalität als selbstverständlich angesehen. Sie hatte keinen Grund, ihm zu helfen.

„Vater, bitte. Ich tue auch, was du willst! Wirklich!" Mios Stimme brach, während er gegen die Fesseln ankämpfte, seine Angst wurde zu Panik. Die Erinnerungen an das letzte Mal, als ihm dieser verfluchte Trank eingeflößt wurde, überschwemmten seine Gedanken. Das Gebräu benebelte einem die Sinne. Wie ein Schleier, der sich über den Verstand legte, und nicht nur die Magie unterdrückte, sondern auch jeden klaren Gedanken verhinderte. Völlige Machtlosigkeit – schlimmer als jeder körperliche Schmerz.

Doch sein Vater blieb unbewegt, streng wie immer, gab er seinem Berater ein Zeichen. Quintor kam näher und zog den Korken aus dem kleinen Fläschchen. Der scharfe Geruch des Tranks füllte die Luft um sie herum. Verzweifelt versuchte Mio sich zu befreien. Doch vergebens.

Mit einem schiefen Grinsen packte Quintor Mios Kinn und drängte seinen Kopf zurück in den Nacken. Mio presst die Lippen aufeinander, doch die spitzen Fingernägel, die sich in seinen Kiefer bohrten, zwangen sie wieder einen Spalt breit auseinander. Ohne Gnade kippte der Quacksalber das Gebräu aus dem Fläschchen in seinen Mund. Der Geschmack war noch schlimmer als der Geruch – bitter, wie vergorene Kräuter. Mio würgte, versuchte, es auszuspucken, doch Quintor hielt seinen Kiefer fest und zwang ihn, zu schlucken. Als der Trank seinen Rachen hinunter brannte, spürte er sofort die lähmende Wirkung, die sich über seinen Körper und auch seinen Geist legte. Seine Sicht verschwamm. Kraftlos sackte er im Griff der Wachen zusammen.

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