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Alec:

„Machen wir morgen was zusammen?" Dave schob bittend die Unterlippe vor und klimperte ganz schnell mit den Augen.

Einerseits sah das wirklich süß aus, aber in Anbetracht seiner Größe und seines Alters auch ein bisschen lächerlich.

„Ich wollte morgen packen", gestand ich Dave.

„Den ganzen Tag?", schockiert schaute er mich an.

Ich lachte leicht. „Nein, aber wenn ich mir Stress mache, vergesse ich die Hälfte. Aber wenn du mir helfen willst..."

„Klar", unterbrach er mich sofort lächelnd.

„Okay", stimmte ich zu.

Wir schauten uns einen Moment innig in die Augen, bis wir ein Räuspern hinter uns hörten.

Genervt schaute ich zu Dad. „Kannst du nicht Mum auf das befruchtete Ei gehen?"

„Nicht so frech, mein Kind", warnte er mich, musste aber deutlich sein Lachen zurückdrängen. „Ich hab noch was mit dir zu besprechen..." Auffordernd schaute er mich an, damit ich Dave endlich wegschickte.

Und dabei hatten wir den Abschied jetzt schon erfolgreich zehn Minuten lang hinausgezögert durch Turteleien.

„Ich gehe ja schon", lachte Dave. „Danke nochmal für die Gastfreundschaft" Danach wandte er sich an mich. „Wir schreiben. Oder telefonieren. Oder kommunizieren in Gedanken. Irgendwie sowas auf jeden Fall"

Ich lachte. „Klar, bis dann du Superheld"

„Gefällt mir", grinste er, als ich ihn zur Tür schob.

„Halt, stopp!"

Als ich gerade die Tür zumachen wollte, drückte er sie wieder auf.

Verwirrt schaute ich ihn an.

Er grinste, formte dann einen Kussmund und tippte sich darauf.

Ich lachte. „Na ich weiß nicht, ob du dir das verdient hast."

Verschmitzt schaute ich ihn an, aber Dad musste es ja mal wieder kaputt machen. „Herrgott, jetzt küss ihn doch endlich, damit er verschwindet. Du benimmst dich wie ein Teenager" Das letzte murmelte er kopfschüttelnd, als er wieder ins Esszimmer ging.

Belustigt schaute ich zu Dave, der eher verwirrt wirkte.

„Was ist mit deinem Dad los? Er ist so seltsam... So seltsam locker irgendwie..."

„Wir haben uns ausgesprochen" Ich zuckte mit den Schultern.

Daves Augen öffneten sich weit. „Und wieso gehst du dann trotzdem zur Uni?"

„Darüber haben wir nicht gesprochen..."

Nun sah er irgendwie enttäuscht aus. „Dann kann es so hilfreich gar nicht gewesen sein."

Bei dem Gedanken an das Geschehene nickte ich nur leicht abwesend. „Oh doch, glaub mir"

Man sah ihm an, dass er es wissen wollte, aber auch, dass er langsam echt Eile hatte, weil er los musste.

„Soll ich dich eigentlich fahren?"

Er schüttelte sofort den Kopf. „Hör bitte auf mich das ständig zu fragen, wenn du mich fahren sollst, dann sag ich es dir, okay?"

„Okay", schmollte ich.

Er lächelte mich verliebt an. „Du bist so süß, wenn du schmollst."

Demonstrativ schaute ich weg wie eine Diva.

Das brachte ihn zum Lachen. „Jaja, jetzt wieder den Unerreichbaren spielen, ich weiß genau, was du willst" Das Ende seiner Aussage schnurrte er mehr als er es aussprach, rückte dabei an mich heran und dirigierte meinen Kopf an Kinn so, dass er sich nur zu mir runterbeugen musste und unsere Lippen sich berührten.

Sofort war mein Schmollen verpufft, ich zog ihn an den Seiten näher zu mir und er strich während des Kusses über meinen Hals, wodurch er mir ein leichtes Keuchen entlockte.

Danach grinste er mich stolz an. „Das heben wir uns noch auf"

Er gab mir nochmal einen Kuss, schaute mich an, als wollte er sich mein Gesicht einprägen für den Fall, wir würden uns nie wieder sehen und ging dann.

Während ich ihm hinterher sah, fuhr meine Hand leicht verträumt zu meinem Mund und ich strich auch etwas ungläubig mit den Fingerspitzen über meine leicht geschwollenen Lippen.

Küssen konnte er. Andererseits hatte ich nicht wirklich viele Vergleichsmöglichkeiten, bis auf den Kuss mit Cameron und dann noch ein paar feuchten Schmatzern bei Wahrheit oder Pflicht...

Ein wenig stand ich hier noch herum, bis mir einfiel, dass Dad ja mit mir reden wollte, also schloss ich die Tür du ging wieder rein.

Mum meinte, Dad erwartete mich in seinem Arbeitszimmer. Das Gespräch konnte also nur ernst werden.

Die Tür war offen, aber trotzdem klopfte ich an, bevor ich reinkam.

„Setz dich bitte" Dad deutete auf den Stuhl ihm gegenüber.

Zwischen uns befand sich der Schreibtisch, von dem aber seltsamerweise die meisten Unterlagen fehlten.

„Es gibt zwei Dinge, die ich gerne mit dir besprechen möchte, beide liegen mir sehr am Herzen"

„O-okay"

Bitte nichts über seine Kanzlei, bitte nicht...

„Es geht um die Kanzlei"

Scheiße.

„Du weißt, wie viel Arbeit das alles ist"

Ich nickte, nicht sehr begeistert.

„Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass ich es mir in letzter Zeit erlaubt habe, ein bisschen kürzer zu treten"

Wieder nickte ich nur.

Er verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch und schaute mich ernst an. „Dadurch ist mir bewusst geworden, dass die Zeit mit der Familie viel wichtiger ist, als ich das bisher begriffen habe. Meine Klienten will ich aber nicht im Stich lassen und bis du als Anwalt und Partner für die Kanzlei vollwertig tauglich bist, wird es ja noch ein paar Jahre dauern. Deshalb möchte ich mich gerne nach einem oder vielleicht auch mehreren Partnern umsehen, mit denen die Kanzlei fusionieren könnte. Einerseits bedeutet das mehr Klienten, andererseits aber auch die Möglichkeit, mit jemandem zusammen zu arbeiten und evtl. Zeit zu gewinnen, vor allem bei komplizierten Fällen. Da die Kanzlei früher oder später an dich übergehen wird, wollte ich das aber erstmal mit dir besprechen, da es sich dabei ja um dein Erbe handelt. Also was hältst du davon?"

Er fragte mich beim Geschäftlichen nach meiner Meinung? Er entschied nicht einfach über meinen Kopf hinweg?

Eigentlich war jetzt die perfekte Gelegenheit, es ihm zu sagen. Ihm zu sagen, dass ich mit der Kanzlei nichts zu tun haben wollte, aber es lief gerade so gut zwischen uns, ich wollte es nicht riskieren, dass es wieder werden würde wie vorher.

Daher nickte ich nur zustimmend. „ich finde die Idee gut. Im Gegensatz zu dir, bin ich Teamfähig" Ich versuchte die Stimmung etwas zu entspannen.

Das gelang mir, da er leicht schmunzelte. „Gut, dass wir das geklärt haben. Wenn ich jemanden im Auge habe, gebe ich dir auf jeden Fall bescheid. Ich will, dass du dich dann auch mit der Person oder den Personen verstehst."

Ich nickte. Das ergab Sinn.

„Soo und jetzt zum nächsten Thema. Deine Mutter hat mich gebeten, mit dir darüber zu reden und eigentlich finde ich das auch echt wichtig..."

Was konnte denn jetzt noch kommen? Ging es um das Kind?

Er begann in einer Schublade herum zu wühlen und stellte schließlich eine Flasche mit durchsichtigen Inhalt auf den Tisch.

„Weißt du was das ist?" Ernst schaut er mich an.

Ich blickte leicht verwirrt von ihm zur der Falsche, nahm sie in die Hand und schaute mir sowohl den Inhalt aus auch die Beschreibung an.

„Dad!" Empört gab ich sie ihm zurück. „Wieso zeigst du mir Gleitgel?!"

Er zog die Augenbrauen hoch, es war beinahe Lächerlich, wie ernst ihm dieses Thema war. „Das ist wichtig, Alec, vor allem, da du auf dem Gebiet Sex noch unerfa..."

„Stopp! Ich will dieses Wort nicht aus deinem Mund hören!"

Das war ja ekelhaft.

Dad ließ sich davon nicht abbringen und legte auch noch Kondome auf den Tisch.

„Dad, bitte nicht!" Ich wollte nicht aufgeklärt werden. Nicht mit 20. Nicht von ihm. Und vor allem nicht hier.

„Mir macht das auch keinen Spaß, Alexej. Hör einfach zu und lerne was daraus und danach vergessen wir, dass dieses Gespräch jemals stattgefunden hat"

„Okay, aber bitte mach schnell" Leidend schaute ich ihn an, als er loslegte.

Je mehr er redete, desto weiter verschwand meine Hoffnung, dass es jemals enden würde. Und nach allem, was er mir berichtet hatte, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob Sex überhaupt für mich geeignet war.

Man musste so viel beachten! Ich würde mit Sicherheit etwas falsch machen und einfach alles zerstören. Das durfte ich nicht riskieren.


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