60
Alec:
Obwohl Dave mit Amy beschäftigt war, sah er immer wieder zu mir, so als wolle er überprüfen, ob ich noch anwesend war.
Als könnte ich einfach so gehen.
Nicht, dass ich mich nicht wohl dabei fühlte, ihn mit Amy alleine zu lassen, es lag eher daran, dass ich wusste, jetzt die Gelegenheit zu haben, alles zu klären.
Aber nicht, wenn Amy anwesend war...
Er machte ein bisschen Musik mit ihr, was echt schön klang, wenn Amy sich mal anstrengte. Wie das aber so bei Kindern ihres Alters war, verlor sie nach einer Weile das Interesse an ihrem neuen Spielzeug und wollte lieber etwas anderes machen. Diesmal war es rausgehen und Seifenblasen machen...
„Das musst du Alec fragen", schmunzelte Dave, als sie ihn anflehte.
Ich seufzte, stimmte aber zu.
Ich zog ihr die Socken aus, damit sie Barfuß in den Garten gehen konnte und folgte ihr ebenso. Dave kam natürlich auch mit.
Aus dem Schuppen holte ich die Seifenblasen und drückte sie Dave in die Hand. Er schüttelte das Behältnis und begann dann zu pusten.
Ich beobachtete genau, wie sich seine Lippen, die sich so toll auf meiner Haut anfühlten, verformten.
Er lächelte, als er Amy beobachtete, die die Blasen jagte und versuchte, alle kaputt zu machen, wobei sie aber immer wieder hinfiel, weil sie zu wild umherhüpfte.
„Was macht Amy eigentlich, wenn du wieder auf der Uni bist?", fragte Dave mich nebenbei.
Irgendwie tat das weh, weil das für mich irgendwie hieß, dass er mich nicht vermissen würde...
„Sie hat ja jetzt dich.", gab ich zurück und setzte mich im Schneidesitz auf das Gras.
Dave tat es mir gleich, nur dass er sich nicht in den Schneidersitz setzte, sondern die Beine anzog und die Arme um die Knie legte, während er weiter die Seifenblasen-Maschine abgab.
„Trotzdem", meinte Dave. „Dich kann doch keiner ersetzen"
Der Satz klang so schön, aber in dem Zusammenhang tat er irgendwie weh.
Er sah so sorglos aus, schon die ganze Zeit. Bestimmt hatte er die Woche über keinen Gedanken an mich verschwendet, während ich an meinen verzweifelt war.
„Hör bitte auf", murmelte ich, in meinen Schoß sehend.
Er stellte alles ein, was er getan hatte und schaute mich verwirrt an, das wusste ich, auch ohne es zu sehen. „Womit?"
So fern zu sein, obwohl du direkt neben mir sitzt...
„Sowas zu sagen..."
Er reagierte nicht, daher musste ich ihn wohl oder übel ansehen, um festzustellen, was er wohl dachte.
Er war verwirrt.
Ich seufzte. „Du meinst das nicht so wie ich es gerne hätte. Das macht mich fertig. Also bitte sag es einfach nicht."
Seine Augen kniffen sich verständnislos zusammen, er schüttelte den Kopf, aber bevor er etwas sagen konnte, hatte Amy sich auch schon auf ihn gestürzt und mit einem lauten Kreischen umgeworfen, sodass sich der Inhalt der Seifenblasenflüssigkeit auf seinem Shirt verteilte.
„Amy!" Ich war schon bereit, ihr klarzumachen, dass das so nicht ging, aber Dave lachte und kitzele sie durch. „Du bist ja wirklich ein kleines Monster. Na warte mal, was ich mit solchen wie dir mache"
Zuerst kitzelte er sie durch, aber dann presst er sie an sich und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
Sie kreischte und wollte ihn wegdrücken, aber hatte bei alle dem ihren Spaß.
Der Anblick war einfach zu süß als dass ich ihr böse sein konnte.
Eine Weile machte Dave so weiter, ließ Amy auch auf sich herumturnen, was sie bei mir nie durfte, weil sie es irgendwann immer übertrieb und auf meinem Bauch herumhüpfte, aber irgendwie half es richtig, dass Dave so locker war, denn, wenn er einmal streng schaute und sie bat, etwas zu unterlassen, dann machte sie das auch.
Unfair, einfach nur unfair.
Mum kam irgendwann in den Garten und holte Amy rein. Angeblich bräuchte sie Hilfe beim Kochen, aber eigentlich wollte sie so nur dafür sorgen, dass Dave und ich uns ungestört unterhalten konnten.
Vor allem dieser Satz: „Ach, Liebling, gib Dave doch eins von deinen T-Shirts und lass ihn sich das klebrige Zeug abwaschen"
Zusammen mit dem drauffolgenden Zwinkern, bewies das, was sie gerne hätte.
Seufzend deutete ich Dave mir zu folgen.
Im Bad zog er sich das Shirt aus und wischte sich damit über den Oberkörper, bis ich ihm ein Handtuch gab.
„Kannst auch duschen, wenn du willst", nuschelte ich, wagte es dabei nicht mal, ihn anzusehen.
„Nur, wenn du mitkommst"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich gehe dir ein Shirt suchen" und verschwand aus dem Zimmer.
Sobald ich in meinem Zimmer angekommen war, seufzte ich tief durch.
Nur noch ein paar Stunden, dann würde er sicherlich wieder gehen. Bis dahin musste ich einfach durchhalten und den Schmerz in meinem Inneren ignorieren, jedes Mal, wenn mir bewusst wurde, dass ich mich nicht einfach an ihn schmiegen konnte.
Ich wühlte in meinen Shirts herum.
Ich hatte genug, was ihm passen konnte, da er ja nur einen halben Kopf größer war als ich und ich auch mal seine Figur gehabt hatte, aber ich suchte nach etwas, worin er sich auch wohlfühlte. Vergeblich.
Es klopfte an meine Tür und Dave kam mit einem leichten Lächeln und entblößtem Oberkörper rein. „Ich kann auch so rumlaufen, mich stört das nicht..."
„Nein!" Die Antwort kam etwas zu schnell, zu panisch und eindeutig zu hoch, sodass Dave leicht lachte.
„Da hat wohl einer Angst, die Kontrolle zu verlieren, mh?"
Neckend grinste er mich an und kam zu mir, um sich das Chaos anzusehen, das ich nur wegen ihm in meinem Schrank gemacht hatte.
„Suchst du nach was Bestimmtem? Dem Tor zu Narina oder so?" Neugierig musterte er den Inhalt meines Schrankes und dann mich.
Ich schaute ihn vielsagend an, tat auf genervt wegen des unnötigen Kommentars, aber eigentlich freute ich mich sehr, dass er so etwas Normalität zwischen uns brachte.
„Nein, ich hab geschaut, ob ich irgendwas in deinem Style habe, damit du dich nicht unwohl fühlst..."
„Das ist süß von dir", lächelte er und legt dabei die Hand auf meinen Rücken, weshalb sofort ein Stormschlag von da aus durch meinen gesamten Körper jagte.
Schlagartig wurden meine Wangen ganz heiß und ich schaute schnell weg.
Jetzt bloß keinen Schluckauf bekommen.
„Jetzt hör mal auf, ständig meinem Blick auszuweichen", beschwerte Dave sich, klang dabei leicht schmollend.
Demonstrativ schaute ich weiter weg.
„Hei!", er klang empört.
Er ging um mich herum, aber schnell schaute ich wieder zur anderen Seite und grinse dabei breit.
„Du bist gemein!"
Wir machten das Spielchen ein bisschen so weiter, er versuchte durch seltsame Mimiken, meinen Blick auf sich zu lenken, aber nie sah ich ihn an.
Irgendwann war es ihm wohl zu doof, denn er packte sich einfach mein Gesicht und zerrte es zu sich.
Schnell schloss ich die Augen.
„Ach komm schon!"
Ich grinste breit, weil er so verzweifelt klang und wartete gespannt darauf, was er als nächstes tun würde.
Was dann passierte, hätte ich nicht erwartet.
Echt, ich wäre von allem ausgegangen, aber nicht davon, dass er begann, seinen Griff sein zu lockern und mit den Daumen sanft über meine Wangen zu streichen.
Glückerweise waren die Striemen, die Dean mir verpasst hatte, wieder weg, durch fleißiges eincremen meinerseits.
„Ich hab dich vermisst"
Meine Gedanken, Gefühle, meine komplette Existenz gehörte plötzlich nur noch Dave, als er das leise sagte und ich dabei seinen Atem an meinen prallen spürte.
„Tucker war wirklich sehr sauer auf mich, weil er mir nicht einfach so vertrauen darf, aber nachdem der Drogentest negativ war, hat er sich ziemlich schnell wieder beruhigt und meinte zu mir, ich solle dich bloß nicht gehen lassen. Es gäbe nicht viele, die für einen erbärmlichen Junkie wie mich in einen Krieg ziehen würden, aber du gehörst wohl dazu"
Er schien auf eine Reaktion von mir zu warten, aber ich sah ihn weder an, noch sagte ich etwas.
Mein leichtes Nicken reichte aus.
„Vielleicht hab ich ein bisschen überreagiert letztens. Ich wollte dir dadurch auf keinen Fall wehtun, aber ich weiß, dass ich das habe und das tut mir leid. Ich liebe dich so sehr, Alec, ich wollte dich weder anschreien noch so ein Arschloch zu dir sein. Ich hatte nur Angst... Wegen der Sache mit der Bewertung, aber auch, weil ich nicht will, dass du immer denkst, verantwortlich für mich zu sein. Ich will nicht, dass unsere gesamte Beziehung darauf aufbaut, dass du Mitleid mit mir hast und mir hilfst und dich für alles in meinem Leben verantwortlich machst. Es ist ein Scherbenhaufen, Alec. Und das hab ich selbst zu verantworten, also sollst nicht du derjenige sein, der bei dem Versuch, die Scherben aufzusammeln verblutet. Und... ich will das alleine schaffen. Den Entzug beenden, einen Job finden, dir ein gutes Leben bieten können. Ich will stolz auf mich sein können und das kann ich nicht, wenn mein Freund mich bevormundet. Ich weiß, dass du nur alles richtig machen willst, aber lass uns ab jetzt bitte einfach darüber reden. Über alles. Wenn ich Hilfe brauche, dann bitte ich dich darum und wenn du helfen willst, dann frag bitte zuerst. Wenn ich was falsch mache, dass sag es mir und wenn du mich zu sehr bemutterst, dann sei nicht sauer, wenn ich dir das sage, okay? Ich meine das nicht böse, ich will einfach nur, dass das mit uns funktioniert und das kann es nicht, wenn ich mich so unterdrückt fühle, weil du die Entscheidungen für mich triffst."
Er seufzte kurz und lehnte in dieser Zeit seine Stirn an meine. „Du musst mir einfach die Möglichkeit geben, dir zu beweisen, dass ich das kann. Mein Leben auf die Reihe kriegen. Und für dich da sein. Dir was bieten. Kannst du das?"
Sofort nickte ich, wodurch er unseren Kontakt aber wieder löste.
Noch immer hatte ich die Augen geschlossen und nichts gesagt. Aber das musste ich auch gar nicht.
Unsere Abmachung konnte ich wortlos besiegeln, einfach, indem ich den sanften Druck erwiderte, den seine Lippen einen Moment später auf meine ausübten.
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