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Alec:
Da nun Semesterferien waren und Noah und Cameron sich aufgrund der Hochzeit von Brian frei genommen hatten, wollten wir uns treffen, um zusammen auszugehen.
Ich freute mich darauf. Das Studium verlangte mir viel ab, manchmal zu viel. Ich brauchte es einfach, mal wieder loslassen zu können.
Mein Dad meinte, das sei halt so und dafür würde ich dann später ja auch finanziell belohnt werden.
Er verstand nicht, dass ich nicht so war wie er. Ihm ging es immer ums Wirtschaftliche. Er war nicht Anwalt geworden, weil er so Menschen helfen konnte, sondern weil er so einen Haufen Asche verdiente und er zwang mich in diese Rolle, weil er fand, das würde sich für seine Kanzlei gut machen.
Ich wusste, er wollte mir ja dabei nichts Böses, aber er hatte mich auch kein einziges Mal gefragt, was ich denn gerne mit meine Leben machen wollte.
Bis ich vor zwei Jahren mit Dave darüber gesprochen hatte, war mir das gar nicht so bewusst gewesen. Aber er hatte mir damals gesagt, dass es mein Leben war und ich mein Glück nicht wegschmeißen sollte, nur weil mein Dad mich zu jemandem machen wollte, der ich nicht war.
Wir hatten damals viel darüber geredet und philosophiert, was wohl aus mir geworden wäre, wenn mein Dad mich nicht von klein auf zu einer Mini-Version von sich selbst gedrillt hätte.
Dave meinte, ich sei jetzt ein total verrückter, durchgeknallter, knallbunter Vogel, würde Konfetti durch die Luft werfen, während ich herum sprang wie eine Ballerina und „Love is Love" schrie.
Natürlich hatte er das gesagt, um mich aufzuheitern, doch er hatte gewusst, dass mir diese Vorstellung, einfach frei zu sein und machen zu können, was ich wollte, ohne auf meinen Ruf oder den meines Vaters achten zu müssen, sehr gefallen hatte.
Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen als einen Fuck darauf zu geben, was andere von mir dachten, wenn ich mich so anzog wie ich es wollte, wenn ich mich so ausdrückte wie ich es wollte, mich so verhielt wie ich es wollte oder liebte, wen ich wollte.
Das war nicht nur Freiheit, das war die Chance zum Glück.
Aber eine, die ich nicht hatte.
Ich hatte das dritte Semester Jura abgeschlossen, obwohl ich von Anfang an kein Anwalt werden wollte, aber was sollte ich denn machen bei einem Typen wie meinem Dad? Der hätte mich doch vor die Tür gesetzt und gesagt, ich sollte sehen, wie ich zurechtkam, wenn ich nicht der sein wollte, den er in mir sah.
Und da, meine lieben Damen und Herren, hatten wir Grund, warum ich immer versuchte, den Vorstellungen meines Dads zu entsprechen: Angst.
Angst davor, allein zu sein. Hilflos zu sein. Verhasst zu sein.
Ich wollte schon immer nichts mehr als meinen Dad stolz zu machen und das konnte ich eben nur, wenn ich seine Vorstellungen übertraf.
Ich war nur froh, dass er ohne mein Einverständnis keinen Einblick in meine Leistungen hatte. Wenn er wüsste, dass ich das Semester nur knapp bestanden hatte, er würde mich vermutlich an einen Stuhl ketten und mir die Sachen, die ich nicht konnte, einprügeln.
Körperlich verletzt hatte er mich bisher noch nie. Er hatte mich nie geschlagen oder misshandelt oder so. Aber er setzte mich schon seit ich ein Kind war dermaßen emotional unter Druck, dass es mir manchmal lieber wäre, er würde mich einfach so behandeln, als sei ich unsichtbar.
Natürlich wusste keiner, wie es bei alle dem in meinem Inneren aussah. Ich redete ja nie darüber.
Was würde es denn auch ändern? Ich wollte das am liebsten einfach hinter mir lassen...
Jetzt, für diesen Abend konnte ich das, dachte ich. Mich mit meinen Freunden treffen, schön was essen gehen und danach feiern.
Aber es wäre ja nicht mein verdammtes Leben, wenn es so einfach wäre.
Denn wer stand mit Noah und Cam vor dem Resteraunt, als ich ankam? Genau: Dave.
Mich beschlich das Gefühl, sie hätten das so eingefädelt, aber wieder hielt ich mich zurück und machte ihnen nur in meinem Kopf eine Szene.
Noah und Cam bekamen jeweils eine kurze Umarmung von mir.
Bevor Dave irgendetwas tun oder sagen konnte, streckte ich ihm meine Hand hin. Etwas verwirrt blickte er darauf, ehe er einschlug.
Genau in diesem Moment glaubte ich, ein Blitz wäre direkt in mir eingeschlagen und diese Energie durchströmte nun meinen Körper.
Unter Daves Blick wurde mir verdammt heiß und er schien das zu bemerken, denn er grinste dieses triumphierende, einseitige Grinsen, das ich so sehr hasste und liebte zugleich.
„Wenn ihr dann damit fertig seid, euch durch eure Blicke zu paaren, können wir vielleicht reingehen? Ich hab Hunger" Noah winkte vor Daves Gesicht herum, der daraufhin leicht verwirrt den Kopf schüttelte und seine Hand aus meiner nahm.
„Äh, klar", Leicht überfordert und ließ er sich von Noah ins Resteraunt zerren.
Cam schaute mich vielsagend an. „Regel Nummer 4: Nicht einfach wegrennen, Mann."
„Danke für dein Verständnis", zischte ich beleidigt.
Er verdrehte die Augen. „Jetzt benimm dich endlich mal wie ein 20-jähriger Typ und nicht wie ein 7-jähriges Mädchen. Wundert mich echt nicht, dass dein Arsch noch Jungfrau ist"
Da war er mal wieder.
Sein Seitenhieb gegen mich, weil ich - und ich zitierte - noch „ungefickt" war.
Als sei Sex das wichtigste im Leben, also echt. Sooo schön kann das gar nicht sein.
Cam und ich betraten ebenfalls das Resteraunt und setzten uns zu Noah und Dave an den Tisch.
Der einzig freie Platz für mich war natürlich Dave gegenüber, so als seien wir ein verdammtes Liebespaar, aber auch jetzt hielt ich meine Klappe und rastete nur in meinem Kopf aus.
Dieses Essen, dieses ganze Treffen würde die Hölle werden. Und Dave war mein persönlicher Teufel.
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