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Alec:

Dave kannte seinen Bruder gut.

Noah spamte mich zu mit Nachrichten und Anrufen, in welchen er verlangte, dass ich zugeben sollte, mit Dave zusammen zu sein, weil wir zeitgleich unseren Beziehungsstatus zu vergeben geändert hatten, aber ich hielt mein Wort gegenüber meinem Freund und gab nichts Preis.

Was mich wunderte, war, dass Cam nicht mal fragte, aber er war wahrscheinlich einfach nicht so versessen darauf, es zu hören und schaltete lieber sein Hirn an, das anscheinend ja doch vorhanden war.

Ken hatte mir schlicht viel Spaß beim Sex mit Dave gewünscht und es dann dabei belassen.

Wieder wollte ich mich heute mit Dave treffen, Mum hatte mir sogar erlaubt, Amy mitzunehmen. Dave wusste noch nichts von der Überraschung, aber ich war mir sicher, er würde sich freuen.

Mit Amy auf meinen Schultern lief ich zu Dave.

Wir hatten abgemacht, dass ich ihn abholte und wir dann zusammen in die Stadt gehen würden, vielleicht ein Eis essen und in den Park. Der Plan stand immer noch, nur dass wir halt jetzt Begleitung hatten.

Amy auf meine Schultern zu setzen war nicht wirklich schlau gewesen, was ich feststellte, als sie an meinen Haaren herum spielte, um mich zu „frisieren". Dabei sang sie die Lieder aus ihrem Lieblingsfilm Trolls vor sich hin und obwohl mein Erscheinungsbild wohl schrecklich sein würde, wenn ich bei meinem Freund ankam, lächelte ich die ganze Zeit über.

Einerseits, weil Amy so süß war, andererseits, weil Dave mein fester Freund war und ich gerade seine Tochter auf den Schultern hatte, die mich über alles liebte.

Ich konnte mir vorstellen, dass wir eine tollte, glückliche Familie werden konnten, wenn Dave bereit dazu war.

Mir war klar, dass das bestimmt noch etwas dauern würde, immerhin musste er jetzt erstmal den Entzug abschließen, sich einen Job suchen, um ein festes Einkommen zu haben, eine passende Wohnung finden und sehen, ob das mit uns auch funktionierte, wenn wir zusammen lebten. Erst dann wäre es sinnvoll, Amy zu uns zu holen, fand ich, auch, wenn er durch unsere Beziehung nun viel Kontakt zu seiner Kleinen haben würde.

Außerdem mussten wir ihr irgendwann auch mal erklären, dass sie Daves Tochter war.

Ich sagte ihr schon immer, dass ich nicht ihr Bruder war, deshalb bezeichnete sie mich auch immer als ihren besten Freund, seit ich ihr erklärt hatte, was der Unterschied zwischen einem Bruder und einem besten Freund war.

Nur, dass sie nicht dieselben Eltern hatten, hatte ich ihr erzählt.

Ein bester Freund konnte genauso ein Bruder sein und andersrum. Aber ich hatte ihr gesagt, dass wir nicht dieselben Mama und Papa hatten. Sie hatte das einfach so hingenommen und nicht weiter nachgefragt.

Vermutlich verwirrte sie das Verhalten meiner Eltern, sie als ihre Tochter und mich als ihren Bruder zu bezeichnen...

Möglicherweise lag der Fehler auch bei mir, aber ich fand es einfach nicht richtig, Amy heile Familie vorzuspielen.

Ich meine, meine Eltern liebten sie wie ihr eigenes Kind und vielleicht war genau das das Problem. Ich hatte Angst, dass sie sich querstellen würden, wenn Dave seine Tochter zurückhaben wollte.

Das Gesetz war zwar auf Daves Seite, weil er meinen Eltern nur das vorrübergehende Sorgerecht übertragen hatte, doch ich kannte meinen Dad zu gut und wusste, wenn er etwas wollte, fand er Wege, um es zu bekommen. Und das würde nicht nur meine Beziehung zu Dave zerstören, sondern auch meine Familie, denn obwohl es hieß, dass Blut dicker war als Wasser, stand ich in dieser Angelegenheit hinter meinem Freund.

Amy war seine Tochter, es war sein Recht, ihr ein guter Vater zu sein. Ich fand, dass er nicht darauf bestanden hatte, Amy mit in den Entzug zu nehmen - was durchaus möglich gewesen wäre, in bestimmten Kliniken - bewies das.

Ich war mir sicher, Mum sah Daves Vaterqualitäten deutlich. Es würde sie zwar traurig machen, Amy hergeben zu müssen, aber sie wäre ja dann nicht aus der Welt, sondern nur eine Art Enkeltochter... und das mit 36...

Mein Dad... der würde mit Sicherheit Probleme machen. Dass ich zurzeit so „rebellierte" würde da sicherlich nicht helfen, aber langsam sah ich keinen Grund mehr, seinen folgsamen Welpen zu spielen. Ich musste eine Angst haben, ihn zu verlieren, denn, wenn er mich wirklich liebte, dann akzeptierte er mich so wie ich wirklich war und wenn nicht, dann hatte er in meinem Leben oder in meinem Herzen nichts zu suchen. So zog er mich nur runter, enttäuschte mich, machte mich traurig. Ich hatte es satt. Ich hatte es verdient, glücklich zu sein und nun, wo ich alles hatte, was ich dazu brauchte, weigerte ich mich, das von meinem Erzeuger kaputt machen zu lassen.

„Sooo kleines Monster", meinte ich, als wir da waren und sie absetzte. „Erinnerst du dich an unsere Abmachung?"

Sie nickte eifrig und versteckte sich hinter mir.

Ich klingelte und sagte zu Lisa, dass sie Dave runterschicken sollte.

Keine Minute später öffnete sich die Tür und mein Freund umarmte mich lächelnd.

Der Plan würde nicht aufgehen, wenn er die Augen dabei nicht schloss, aber weil er es tat, bemerkte er nichts.

Nach der langen Umarmung gab er mir einen Kuss auf die Wange, was irgendwie zu unserem Ritual geworden war und lächelte mich an. „Bist du auf dem Weg hierher in einen Tornado geraten?" Er zupfte hinweisend an meinen Haaren herum.

„So ähnlich", grinste ich und gab Amy ein Zeichen.

Sie sprang hinter mir hervor und griff Dave mit ihren kleinen Fingerchen, zu Krallen geformt an, während sie fauchte.

„Ah Hilfe!" Dave tat total erschrocken, obwohl er eher belustigt war und versteckte sich hinter mir.

Amy jagte ihn und so kam es dazu, dass beide in Kreisen um mich herum rannten. Da hätte es gar keinen Dna-Test gebraucht, um festzustellen, dass Amy aus Daves Genmaterial gemacht war.

„Okay okay, ich ergebe mich", schnaufte Dave irgendwann, blieb stehen und hob ergeben die Hände.

Amy deutete einen Biss an seinem Fuß an, um ihren Sieg auszukosten, Dave tat so, als habe er deshalb total die Schmerzen und Amy begann die Stelle zu streicheln.

„Kein Aua!", kreischte sei dabei panisch.

Sie weinte schon, wenn sie mir ausersehen mal ein Spielzeug ins Gesicht knallte, weil sie so energisch dabei war.

Dave nahm sie hoch und lächelte sie beruhigend an. „Nein, kein Aua, alles okay, guck" Er wackelte mit dem Fuß herum und begann einbeinig auf und ab zu hüpften, tat dabei so, als würde er sie jeden Moment fallen lassen, aber hielt sie fest.

Sie lachte wild und ich hatte schon fast Angst, sie würde ersticken, wenn es so weiterging, aber er hörte rechtzeitig auf und ließ sie wieder runter.

Mir entging nicht, dass seine Mimik sich verändert hatte.

„Was ist los?", besorgt schaute ich ihn an.

Er lächelte beruhigend. „Nichts schlimmes... nur mein Knie"

Ich nickte verstehend. „Wir können auch hierbleiben und ein bisschen im Garten chillen, dann musst du nicht so viel laufen"

Er schüttelte sofort den Kopf. „Ich bin doch kein Alter Opa. Das kommt nur von dem rumgeturnte grade. Für heute wird es gehen, solange wir nicht vorhaben, bei einem Marathon mitzumachen. Mach dir keine Sorgen" Er gab mir einen Kuss, nahm dann meine Hand und schob Amy sanft am Kopf voran.

Sie trottete neben uns her und zeigte Dave, welche Wörter sie schon kannte, zum Beispiel Auto oder Baum, oder ein paar Farben kannte sie auch.

Dave war sichtlich beeindruckt und flüsterte mir nach einer Weile zu: „Ich glaube, meine Tochter ist hochintelligent"

Ich lachte leicht. „Wir können uns ja mal nach einem Test erkundigen"

Er lachte leicht und nickte. „Das sind die Gene weißt du? Ihr hübsches Aussehen, ihre süße Art, ihre Intelligenz, das kommt alles von mir"

Er tat ja so, als sei nur er an der Zeugung und dem Genpol beteiligt.

„Und was hat sie von Tamara?" Ich wusste nicht, ob diese Frage zu viel war, aber Dave schien es nicht zu stören.

Er antwortet prompt: „Eindeutig die Augen. Tam hatte auch so hell grüne Augen, ich hab sie immer geärgert, indem ich zu ihr gesagt habe, dass sie doch eh nur Kontaktlinsen trägt und sowas. Sie konnte richtig zickig werden und ausrasten, das hättest du sehen müssen und das nur wegen so einer Kleinigkeit" Er schmunzelte vor sich hin, aber ich sah auch einen gewissen Schmerz in seinen Augen. Verlust.

„Sag mal...", ich klang etwas unsicher, denn plötzlich war ich das auch. „... Mal abgesehen von den Drogen und der Freundschaft... Hast du da was für sie empfunden?"

Er seufzte. „Weiß nicht. Wir kannten uns ja schon ziemlich lange und sie war auch so mein erster Crush und Wichsvorlage, aber erst nachdem ich mit Heather zusammen gekommen bin, hat sie mir gebeichtet, dass sie eigentlich auch in mich verliebt war und keine Ahnung. Das hatte sich halt dann nie ergeben. Aber richtige Liebe war das auf keinen Fall"

Ich nickte verstehend. „Und mit Heather?"

Er schnalzte mit der Zunge, wie er das so oft machte. Würde ich wahrscheinlich auch, wenn ich könnte.

„Ich war halt so in dem Alter, indem alle erwartet haben, dass ich eine Freundin habe, weil irgendwie so viele Mädchen dumm genug waren, mir hinterherzusabbern. Einige dachten schon ich sei schwul und dann hab ich beim Flaschendrehen auch noch mit meinem besten Freund rummachen müssen und ich hab mir jeden Tag diese Sprüche anhören müssen. Mein Dad hat auch davon Wind bekommen und ich ausgerastet, weil er nicht „So einen" im Haus haben wollte und ich fand Heather halt schon immer irgendwie hübsch und so hat sich dann ergeben. Ich mochte sie auch wirklich gerne, Ich war sicherlich auch in sie verliebt, aber was wirkliche Liebe ist, hab ich erst durch dich begriffen" Zum Schluss lächelte er mich leicht an, auch etwas unsicher.

Ich aber erwiderte sein Lächeln, um ihm zu vermitteln, dass es mir ja genauso ging. Nur ohne die ganzen vorigen Partner. Aber das war okay. Ich fand es gut, dass Dave schon so viel erlebt hatte. Das hatte ihn zu ihm gemacht und genau so liebte ich ihn.


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