38

Alec:

„Und du warst echt noch nie am Strand?" Ungläubig schaute Dave mich an und schüttelte seinen Kopf.

„Nope. Für meinen Dad war es Urlaub, wenn Mum und ich ihn zu seinen Auswärtsterminen begleitet haben. Ein paar Mal sind wir auch echt mal so zur „Entspannung" weggefahren, aber da saß Dad dann meistens nur am Laptop und hat gearbeitet und Mum war sauer auf ihn und ich wollte dann nie für noch mehr Stress sorgen... Naja so einen erfolgreichen Vater zu haben, hat eben seine Vor- und Nachteile" Ich zuckte mit den Schultern und schaute fasziniert auf den Boden.

Dave hatte mir Flipflops gegeben, weil er gemeint hatte, der Sand würde gegen Mittag richtig heiß werden. Er hatte recht gehabt. Trotzdem lief ich barfuß quasi auf dem Höllenboden, da ich das Gefühl so mochte, wenn der Sand unter meinem Tritt nachgab.

„Hat sich dein Dad eigentlich je für was anders als sich und seinen doofen Job interessiert?", hakte Dave leicht abfällig nach.

Ich seufzte. „Das klingt alles so negativ, aber so schlimm war es ja nie. Ich meine, man muss dabei auch immer bedenken, dass Mum und ich nie für ihn auf dem Plan standen. Ich bin ein Unfall und dass Dad sich dann in Mum verliebt hat, war auch nur purer Zufall..."

„Selbst, wenn du ein Unfall bist, bist du das Beste, was dieser Mann in seinem Leben jemals zustande gebracht hat... Du bist wertvoller als sein Kontostand es jemals sein wird", beschloss Dave und zog mich an der Schulter zu sich, indem er den Arm um mich legte.

Ich lächelte leicht.

Es war mir nicht unangenehm, dass wir bei weitem nicht die einzigen hier waren und viele uns so sehen konnten, ich war es nur nicht gewohnt, mit jemandem in er Öffentlichkeit oder überhaupt so vertraut umzugehen.

„Du musst aufpassen was du sagst", warnte ich Dave gespeilt ernst.

Er guckte verwirrt.

„Naja, wenn du jetzt schon alles raushaust, womit du mir Avancen machen kannst, was hast du dann noch für den Heiratsantrag übrig?"

Zuerst checkte er nicht, wovon ich hier redete, aber als es dann zu ihm durchdrang, begann er zu lachen und drückte dabei die Stirn an meinen Kopf.

„Keine Sorge, da wird mir locker noch genug einfallen. Ich meine, ich finde jeden Tag neue Dinge, die ich an dir absolut liebenswert finde. Ich sollte mir ein Notizbuch zulegen und sie aufschrieben. Das könnte einen guten Song für unsere Hochzeit geben" Er zwinkerte mir zu und ich lachte leicht. Naja, es kam eher einem Kichern gleich.

„Ich will aber dann kein Kleid tragen, das muss dir klar sein!", warnte ich ihn vor.

„Musst du nicht", beruhigte er mich. „Ich hab schon das passende Tütü für mich aus dem Ballettunterricht"

Bei der Vorstellung lachte ich noch lauter los.

Es war mir egal, was die Leute um uns herum von mir dachten. Die würde ich ja eh nie mehr wiedersehen.

Dave breitete zwei Handtücher aus, die er mitgenommen hatte und wir setzten uns darauf, zum Meer ausgerichtet.

„Hattest du echt Ballettunterricht?" Etwas ungläubig, aber sehr neugierig, schaute ich ihn an.

Er nickte. „Jap, ich hab die Grundschritte von allen Tanzarten in der Uni gelernt, das war das erste Semester, dann hast du dich auf eine besonders Spezialisieren müssen, in der du halt dann die Abschlussprüfung gehabt hättest und mindestens vier andere als Nebenkurse belegen. Je mehr, desto besser war es eigentlich. Es kam immer ganz gut an, selbst beim Hip hop was aus dem Samba einzubauen oder halt Elemente, die man da nicht erwartet. Ich habs meistens so gemacht, mir eigene Remixe zusammen zu stellen oder auf eigene Songs von mir zu tanzen, wenn es den Vorgaben entsprochen hat, dann konnte ich immer passende Drops einbauen und die tänzerischen Elemente daran anpassen..."

Okay, da war ich raus.

Er sah mir auch an, dass ich davon leider nichts verstand und begann zu schmunzeln.

„Tanzen ist wohl nicht so dein Ding mh?"

„Nope" ich schüttelte bedauernd den Kopf. „ist das schlimm?"

Er lachte leicht und ließ sich auf die Ellbogen zurücksinken. „Nö, finde ich nicht. So richtig tanzen kann ich ja eh nicht mehr, aber ich bin mir sicher, wir finden schon einen Weg, zusammen Spaß zu haben, wenn wir unsere Hüften kreisen lassen..." Er wackelte mit den Augenbrauen und grinste dabei anzüglich.

„Dave!" Empört legte ich meine Hand auf sein Gesicht und drehte es von mir weg, damit er aufhörte, mich so pervers anzusehen.

Er lachte und zog mich mit einem kräftigen Ruck so zu sich, dass ich auf ihm und seinem Handtuch lag.

„Jaja, einen auf unschuldig tun, aber mich dann so stürmisch überfallen", scherzte er.

„Arschloch!" ich drückte mich von ihm weg und kroch beleidigt wieder auf mein Handtuch zurück.

Er nahm es sich nicht zu herzen, sondern zog sich noch immer leicht lachend sein Shirt über den Kopf.

Es war das erste Mal, dass ich ihn oberkörperfrei sah und war darauf nicht vorbereitet gewesen, daher schluckte ich erstmal schwer, als ich auf seine definierten Muskeln sah.

Diesen Körper wenn ich hätte... ich würde niemals mit Kleidung herum laufen, das wäre eine Schande.

Dave verstand meinen Blick falsch, er fuhr sich über ein Tattoo, das er auf der rechten Seite seines Bauchs hatte. „Eine blöde Jugendsünde. Mann, war ich da betrunken und du kennst mich ja, eine große Klappe hatte ich auch. Im Vollrausch hab ich behauptet, alles zu machen, was meine Freunde mir sagen würden, also meinten sie, ich soll mich tätowieren. Ich fand Tattoos eigentlich schon immer cool und ich war dicht, also hab ich zugestimmt und sie haben sich das ausgesucht... Viel muss ich dazu nicht sagen oder?"

Ich musterte sein Tattoo und versuchte mein Lachen zu unterdrücken. „Hat doch was."

Er schaute mich vielsagend an. „Klar, weil ein Strichmenschen-Baby auch so gut zu mir passt."

Er schüttelte missbilligend den Kopf. „Du bist doch Künstler, überleg dir mal, was ich daraus machen kann, damit es nicht mehr so peinlich ist"

„Du siehst gar nicht so aus als wäre es dir peinlich", meinte ich abschätzig, immerhin verschränkte er entspannt die Arme unter dem Kopf und ließ sich in dieser Pose von der Sonne bräunen.

„Was soll ich denn machen? Heulen, weil ich für immer mit diesem Dreck rumlaufen muss? Ne, keine Lust"

Ich rutschte näher an ihn heran, um mir das Tattoo ansehen zu können. So schlimm sah es doch gar nicht aus. Und mir schoss auch prompt ein Bild in den Kopf, was man daraus machen könnte.

„Hast du in deiner Super männlichen Strandtasche auch einen Stift?", hakte ich nach.

Leicht genervt drehte er sich zu der Tasche, die er mit wohl nützlichen Dingen gepackt hatte und suchte herum.

„Ne, aber wasserfesten Eyeliner" Er übergab mir das Produkt und legte sich wieder hin, schaute mich dabei aber neugierig an. „Was hast du vor?"

„Ich mache dich zu meiner Leinwand", grinste ich.

„Dreh dich mall zur Seite"

Er drehte sich, sodass ich besser rankam und schaute mir neugierig dabei zu, wie ich eine Hand an seine Schulter legte, um ihn in Position zu halten und mit der anderen den Stift schüttelte. Kam mir so richtig vor in diesem Moment.

Schließlich riss ich die Kapsel mit den Zähnen ab und behielt sie im Mund, während ich meine Vision auf Daves Körper nachzeichnete.

Unter das Baby-Strichmädchen, schrieb ich in verschnörkelter Schrift „Amy", dann malte ich nochmal ein Männchen dazu, das Amys Hand hielt, schrieb darunter „Bärchen" und malte auf die andere Seite einen etwas größeren, den ich als „Vollidiot" betitelte.

Stolz betrachtete ich mein Werk und fummelte in meiner Hosentasche herum. „Warte, das muss ich fotografieren"

Bevor er ansetzen konnte zu widersprechen, hatte ich auf schon ein Bild von seinem auf der Seiten liegenden, gebräunten, leicht verschwitzen Körper gemacht und zeigte es ihm, weil er es so besser sehen konnte.

„Das hat was", wiederholte er meinen Satz von vorhin.

Lachend packte ich den Stift und mein Handy in die Tasche zurück und legte mich dann wieder hin.

Dass ich mir jetzt mit ihm das Handtuch teilte und wir uns unglaublich nahe waren, war mir gar nicht so bewusst.

Auf andere musste es so rüberkommen als seinen wir ein verliebtes Pärchen. Eins davon waren wir ja auch...


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top