25
Alec:
Ich hatte leider nicht lange bei Dave blieben können, da sein Wärter mich um Mitternacht rausgeworfen hatte.
Anscheinend durften seine Insassen nur bis dahin Besuch haben und auch nur bis um zehn abends aus bleiben.
Dave hatte mir das Versprechen abgerungen, ihm Bescheid zu geben, sobald ich zuhause war und wir hatten uns durch eine lange Umarmung voneinander verabschiedet.
Quentin und Lisa standen dabei in der Nähe und flüstern begeistert: „Küssen! Küssen!", aber natürlich war das nicht passiert.
„Lass dich nicht unterkriegen, mein süßes Koalabärchen" Dave hatte mir bei einmal durch die Haare gestrichen und mich aufmunternd angelächelt.
Jetzt, wo ich gerade die Tür nachhause aufsperrte, brauchte ich die Erinnerung an genau dieses Lächeln, um reinzugehen.
Mir war klar, was für Ärger mich erwarten würde, dafür dass ich einfach so gegangen war, aber das, worauf ich mich gerade eigentlich vorbereitete, war genau das, was Dave von mir verlangt hatte: mich nicht unterkriegen zu lassen.
Ich hörte schon angeregte Stimmen aus dem Wohnzimmer, als ich im Flur stand und meine Schuhe auszog. Amy schlief mit Sicherheit schon, ich hoffte nur für meine Eltern, dass sie die Kleien durch ihr Gezoffe nicht aufweckten.
Lebensmüde wie ich anscheinend war, ließ ich die Gelegenheit, mich unbemerkt in mein Zimmer zu schleichen aus, sondern platzte direkt im Streit ins Wohnzimmer.
Sofort verstummten meine Eltern.
Während Mum so aussah, als würde sie durch meine Anwesenheit ruhiger werden, kam es mir so vor, als würde mein Dad sich weiter aufladen.
„Du kommst mir gerade recht" Angespannt lief er auf mich zu, zerrte mich vollständig ins Zimmer und schloss dann die Tür hinter mir.
„Was war das denn bitte für eine Aktion vorhin? Einfach so abhauen ohne ein Wort zu sagen! Weißt du eigentlich, wie ich da gestanden habe?!"
Ich schnaubte, schüttelte meinen Kopf. Klar, es ging ihm mal wieder nur um sich.
„Weißt du eigentlich wie ich mich gefühlt habe, als ich von Skyler erfahren musste, dass du mich verkuppeln willst?!"
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, so als begriff er jetzt, warum ich einfach gegangen war.
„Wie kommst du eigentlich auf so eine Idee? Mir ist schon klar, was du da für Vorteile raus ziehen kannst, aber wie kannst du sowas machen ohne dabei an mich zu denken? Ich bin dein Sohn! Mein Glück sollte wenigstens eine kleine Rolle in deinen Überlegungen spielen!"
„Du hast dich doch gut mit Skyler verstanden, jetzt tu nicht so, als würde ich dich Zwangsverheiraten"
„So fühlt es sich aber an!"
Noch nie hatte ich meine Eltern angeschrien. Bis jetzt.
„Pass auf..."
„... wie ich mit dir spreche, schon klar. Ich hatte immer Respekt vor dir, Dad, aber jetzt reicht es mir langsam. Ich mache alles, um es dir irgendwie recht zu machen, aber nie ist es genug. Ich sollte einfach verschwinden und mich nie mehr blicken lassen. Du wärst mich Sicherheit froh, gar kein Kind zu haben, statt so eins wie mich. Ich enttäusche dich ja nur. Am laufenden Band höre ich mir an, wie schlecht ich bin. Ich hab die Nase voll davon!"
Dad schüttelte den Kopf. Einerseits sah er geschockt aus, andererseits sehr wütend.
„Du tust gerade so als hättest du das schlimmste Leben überhaupt. Denk mal ein bisschen nach, Alexej. Du hattest eine behütete Kindheit, nie hat es dir an etwas gefehlt. Wo bleibt die Dankbarkeit, mh? Ich habe so viel für dich geopfert!"
Den letzten Satz schrie er und für einen kurzen Moment hatte ich ernsthaft Angst, er würde mir gleich ins Gesicht schlagen, aber Mum schob sich zwischen uns.
Sie drängte mich leicht zurück, so als wäre mein Dad ein Stier, von dem man seinen Sicherheitsabstand bewahren musste.
„Hör auf, ihn dafür verantwortlich zu machen, dass du ein naiver Junge warst", warnte Mum ihren Mann.
Er presste die Lippen zusammen, sah von Mum zu mir und dann wieder zu ihr.
„Ich hab noch zu arbeiten", sagte er bloß, drehte sich um und ging aus dem Raum.
Es wirkte eher wie eine Ausrede, um verschwinden zu können und alles in mir sagte mir auch, dass es genau das war.
„Was ist los mit ihm?", fragte ich Mum verunsichert.
Sie drehte sie seufzend zu mir um und legte ihre Hände auf meine Schultern. „Das ist nicht meine Aufgabe, es dir zu erzählen und auch gar nicht mein Recht. Versuch einfach mal auf ihn zuzugehen, wenn sich alles beruhigt hat und frag ihn, was er damit meinte. Jetzt gehst du am besten ins Bett. ES war ein langer Tag für alle" Mum lächelte mich an, doch ich erkannte genau, wie traurig sie war.
Kurzerhand nahm ich sie in den Arm.
Mir war klar, dass sie unter meinen Differenzen mit Dad litt, aber irgendwie kam es mir so vor, als steckte mehr dahinter. Also musste ich mit Dad sprechen, um das herauszufinden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top