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Alec:

Nervös trommelte ich auf mein Lenkrad und sah dabei zum Eingang des Hauses, indem sich die Praxis von Daves Therapeutin befand.

Ich stand schon seit einer halben Stunde hier, war viel zu früh gekommen, aber ich hatte es einfach nicht anders ausgehalten.

Schon heute Morgen, als ich aufgewacht war, hatte ich nur den Gedanken bei mir getragen, dass ich mich um drei mit Dave treffen würde. Ich war nervös, weil wir zusammen etwas tun würden, selbst, wenn es nur chillen war, und wegen der Sachen, die er mir erzählen wollte.

Außerdem hatte der Chat gestern mit ihm mir einiges abverlangt, nicht zu kreischen wie Amy, wenn sie aufgeregt war.

Ich persönlich, wenn ich aufgeregt war, bekam Schluckauf. Da half bisher das ganze Trinken nichts, außer, dass ich langsam auf Toilette musste.

Als ich Dave auf die Glasscheibe zukommen sah, stieg ich schnell aus dem Auto und winkte.

Er sah mich, lächelte, erwiderte das Winken, ehe er über die Straße zu mir kam.

Ich war total unsicher, wie unsere Begrüßung ablaufen würde, aber er zog mich einfach in seine Arme. „Hei"

„Hi", erwiderte ich leise.

Ich kann mich selbst gar nicht mehr, wenn er da war.

Oft hielt ich zwar lieber denn Mund, statt der Welt meine Meinung zu geigen, aber nie, wirklich nie war ich schüchtern. Außer Dave war da.

„Wie lief's?", wollte ich von ihm wissen, als wir uns wieder voneinander lösten.

Er nickte, hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck. „Ganz gut eigentlich. Heute ging's eigentlich nur um Amy... und das Treffen jetzt"

Er lächelte leicht unbeholfen, was mich dazu veranlasste zu schmunzeln.

„Habt ihr euch einfallen lassen, was wir machen könnten? Zum Eisessen ist es meiner Meinung nach zu kalt..."

„Wenigstens haben wir heute beide an eine Jacke gedacht", grinste er. „Und ich hab grade auch gar nicht so Bock auf ein Eis. Aaaaaber wir könnten ja trotzdem mal in die Mall fahren, da kannst du dein Auto abstellen und falls es regnet werden wir nicht nass..."

„Schlaues Köpfchen", schmunzelte ich und klopfte ihm lobend auf den Kopf.

Er lachte.

„Oh ja, jetzt biete mir noch ein Leckerli ab, dann bin ich von der Friendzone in die Petzone gerutscht. Super..."

Er tat total enttäuscht, während er um das Auto herum ging, um an der Beifahrerseite einzusteigen.

„Amy hat heute übrigens nach dir gefragt..."

„Echt?" Aus großen Augen sah Dave mich an. „Verarsch mich bitte nicht, vor allem nicht bei diesem Thema, Alec"

„Tu ich nicht. Als wir sie vorhin schlafen legen wollten, wollte zu „Dada", weil er so schön singt... Das war zwar ein heftiger Diss gegen meine Mum, aber ich dachte, es könnte dich freuen, das zu hören"

„Das tut es", versicherte Dave mir.

Ich hörte aus seiner Stimme heraus, wie glücklich er dabei war.

Entspannt lehnte er sich wieder in seinem Sitz zurück und seufzte. „Ich werde ein super Dad, glaub mir. Ich werde die Art von Dad, den alle Freunde von meinem Mädchen cool finden und mit ihm chillen wollen. Alle anderen Eltern werden mich zwar dafür hassen, aber dafür ist meine Tochter dann meine beste Freundin..."

„Ahhh das glaube ich nicht", musste ich ihn leider enttäuschen. „Ich bin schon ihr bester Freund und den Titel bin ich nicht bereit, abzugeben..."

„Okay, dann müssen wir uns wohl duellieren", schnaubte er gespielt herausfordernd.

Ich lachte. „Wechsel du erstmal ihre Windeln, dann willst du das gar nicht mehr"

„So schlimm kann es gar nicht sein" Er winkte ab.

Ich fand es schön, mich so locker mit ihm zu unterhalten und vergaß dabei sogar meine ganze Nervosität, sodass mein Schluckauf plötzlich verschwunden war.

Dave und ich hatten die ganze Zeit über etwas zu bereden, wir lachten viel, aber eigentlichen sprachen wir dabei kaum über Oberflächliches.

Als wir in der Mall ankamen, musste ich erstmal auf Klo. Dave fragte mich ganz unschuldig blinzelnd, ob er mich begleiten dürfte, aber ich schickte ihn weg und meinte, er solle lieber für etwas zu trinken und einen Sitzplatz sorgen.

Es musste fast gruselig auf die Typen neben mir wirken, wie ich die Wand angrinste beim Pinkeln und lächerlich, wie ich mich im Spiegel anstarrte beim Händewaschen.

Ein paar Mal schnaufte ich tief durch und ging dann wieder raus.

Dave stand da schon und lächelte sofort, als er mich sah.

„Ich wusste nicht genau, was du willst, weil du ja immer was anderes trinkst, aber ich hab jetzt einfach mal eine Cola genommen. Die ist schön gekühlt, guck" Er hielt mir das Getränk hin.

Ich musste lächeln, als ich sie annahm und seine Worte begriff. Wie aufmerksam konnte man bitte sein?

„Danke"

„Und ich hab nochmal was für dich" Er biss ich kurz auf die Lippe, holte dann die Hand vor, die er hinter seinem Rücken hatte und hielt mir dann ein Duplo hin.

„Die längste Praline der Welt", zwinkerte er.

Es war wirklich unglaublich süß von ihm, aber trotzdem begann ich laut zu lachen, sodass sich sogar ein paar Leute nach uns umdrehten.

Dave störte es aber nicht und ich war zu sehr mit Lachen beschäftigt, um etwas auf die Meinung anderer zu geben.

„Danke", wiederholte ich.

„Belohnung!" Er tippte sich auf seine Wange und schaute mich auffordernd an.

Mein Lachen wurde zu einem Schmunzeln, ich stellte mich nah an ihn heran, streckte mich etwas und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ah das hat gut getan!", meinte er erfreut, als habe ich ihm dadurch einen Energie-Booster gegeben.

„Ganz oben kann man sich hinsetzen. Willst du da hin? Dann haben wir voll den Überblick... Oder wir könnten Titanic nachstellen..."

Wir liefen automatisch los, als er das begeistert erzählte.

„Die Idee ist ja ganz nett, aber das werde ich sicherlich nicht tun, während sich hier tausende Leute befinden..."

Dave schnalzte enttäuscht mit der Zunge. „Na fein, dann stellen wir halt eine Titanic-Szene nach, wenn wir mal alleine sind..."

Seine Augen öffneten sich weit und er rüttelte begeistert an meinem Arm, als ihm etwas einfiel. „Ich weiß was! Du malst mich nackt ab!"

Das sagte er etwas zu laut, sodass sich ein altes Ehepaar auf der Rolltreppe geschockt zu uns umdrehte und dann die Stufen hochging, um weiter von uns weg zu sein.

„Das diskutieren wir wann anders aus", zischte ich Dave zu.

Der Typ hatte echt null Scharmgefühl.

„Na gut", brummte er bloß, aber ich sah, dass er trotzdem noch glücklich war.

Wir mussten mit 4 Rolltreppen nach oben fahren, um den obersten Stock zu erreichen, so sich eigentlich nur Sitzgelegenheiten und Läden befanden, bei denen man Essen kaufen konnte.

Wir setzten uns an einen kleinen Tisch für zwei Personen, von dem aus man nach unten sehen konnte.

„Wenn man von hier aus runterspuckt, denkst du, das macht dann ein Klatsch-Geräusch, wenn es bei dem alten Typen da auf der Glatze landet?", fragte Dave mich nachdenklich.

„Versuchs. Wenn du dafür aber rausgeworfen wirst, kenne ich dich nicht"

„Du wirst nicht zu mir stehen?", fragte Dave verletzt und lehnte sich in dem Sessel, in dem er saß zurück, um nicht in Versuchung zu kommen, sein Experiment wirklich durchzuführen.

Ich zuckte bloß mit den Schultern, da ich das Gefühl hatte, die Frage war komplexer als es zuerst den Anschein hatte.

„Wollen wir anfangen zu reden?"

Dave sah mich verwirrt an. „Das machen wir doch die ganze Zeit?"

Mein vielsagender Blick reichte aus.

Dave seufzte und richtete sich wieder etwas auf. „Aber lass mich bitte aussprechen, okay?"

Ich nickte. „Natürlich... Aber wenn du nicht willst, musst du mir gar nichts sagen... ich meine, du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet..."

Natürlich stimmte das nicht. Meine Gefühle für ihn verpflichteten ihn dazu, ehrlich zu mir zu sein, aber ich wollte nicht das Arschloch sein, das ihn dazu zwang, über Themen zu sprechen, die ihm unangenehm waren oder ihn verletzten.

Ich wollte nicht der sein, der ihm Druck machte, weil er sich in Gegenwart gefälligst wohlfühlen sollte.

Ich verstand, wenn er noch etwas Zeit brauchte. Er allerdings schien wild entschlossen zu sein und aufhalten würde ich ihn sicher nicht.


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