08 ✔️

Alec:

Nach einem langen Tag an der Uni komme ich heute mal wieder total erschöpft nachhause. Ich will einfach nur noch unter die Dusche, was essen und mich mit den Kids und Dave aufs Sofa chillen und nicht daran denken, dass es morgen wieder so ein anstrengender Tag wird, genau wie übermorgen und über-übermorgen auch.

Durch die mehreren männlichen Stimmen, die aber aus dem Wohnzimmer kommen, wird mein Plan vereitelt.

Etwas misstrauisch gehe ich direkt dahin, um nachzusehen, was da los ist. Dave sitzt mit mehreren Typen auf dem Sofa, sie lachen und unterhalten sich. Ich kenne keinen einzigen von ihnen. Amy ist die erste, die mich bemerkt und zu mir kommt. Wie jeden Tag begrüßt sie mich mit einem Kuss, während Lyam schon zu meinem Fuß krabbelt und versucht, sich daran hochzuziehen. Ich nehme meinen Bruder hoch und schaue dann wieder überprüfend in die Runde.

Die Blicke aller sechs Männer liegen auf mir, sie mustern mich neugierig, während Dave aufsteht, zu mir kommt und den Arm um mich legt. „Das ist er.", sagt er ganz stolz.

„Hallo Alec", begrüßen mich die Typen dann freundlich.

Sie sind ja ganz nett, bestimmt auch jünger als ich, was bedeutet, sie sind mindestens vier Jahre jünger als Dave und obwohl ihm wirklich einiges an Reife fehlt, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie irgendwie mit ihm befreundet sind.

„Schatz, das sind die Jungs von der Band... ich hab dir doch schon so viel von denen erzählt" Er schaut mich vielsagend an, so als wolle er mir klarmachen, dass ich mitspielen soll, da wir beide wissen, dass er noch nie ein Wort über diese Vögel verloren hat.

„Klar. Hei Jungs, kommt mir fast so vor, als seid ihr alte Bekannte, so viel wie ich schon von euch gehört hab"

Sie lachen, schlagen vor, dass ich mich zu ihnen setzen soll.

„Später gerne, aber ich muss jetzt erstmal duschen und sowas"

„Und sowas", kichert einer, der nur einen abwertenden Blick von mir kassiert und sofort verstummt.

„Ist okay. Du kannst ja nachher runterkommen", meint Dave und begleitet mich in den Flur. „Es war voll spontan, sie haben sich quasi selbst eingeladen und solange ich sie noch nicht unter Vertrag hab, will ich noch wie der nette Kumpel rüberkommen... Wenn du nicht runterkommen willst, ist okay, musst du nicht. Sie sind aber echt okay. Und ich werfe sie vor Lyams Schlafenszeit raus, versprochen"

Er wirkt echt schuldbewusst, so als erwarte er, dass ich ihm dafür die Szene seines Lebens mache.

„Ist schon okay", gebe ich leise zurück. „Wäre nur nett gewesen, wenn du mich vorgewarnt hättest."

„Nächstes Mal ganz sicher", verspricht er mir mit seinem charmantesten Lächeln, gibt mir einen Kuss und verschwindet dann wieder ins Wohnzimmer.

Seufzend quäle ich mich die Treppen hoch, direkt ins Bad, um zu duschen. Danach lege ich mich mit einem Handtuch um die Hüften aufs Bett und will nur kurz entspannen, schlafe dabei aber ein.

Zwei Stunden später wache ich auf, fühle mich, als hätte ich den größten Kater und bin erstmal ziemlich verwirrt, da ich von unten relativ laute Musik höre. Ich ziehe mir schnell was an, sehe bei Lyam ins Zimmer. Er liegt im Bett und schläft. Danach schaue ich bei Amy rein. Sie liegt ebenfalls im Bett, aber blättert ein Buch durch und murmelt irgendetwas vor sich hin.

„Keine Sorge, Liebling, ich sorge dafür, dass die Musik leiser wird", verspreche ich ihr.

„Danke Papi" Sie lächelt, ich lächele zurück und schließe dann die Tür, um runter zu gehen.

Wie in meiner bösen Vorahnung schon erwartet, tanzen diese Affen durch das Wohnzimmer und haben ihren Spaß, während Dave dasteht und sich von einem von ihnen angraben lässt. Es fehlt echt nur noch, dass er auf die Knie geht und ihm hier vor allen Anwesenden einen lutscht.

Geladen gehe ich zur Anlage und schalte sie ab. „Die Party ist vorbei!", verkünde ich danach.

„Man, du hast gar nicht gesagt, dass deine Verlobte so eine Spaßbremse ist", beschwert sich einer.

Ich gebe mir echt Mühe ruhig zu bleiben. Wer mich kennt, weiß, dass es in meiner Natur liegt, lieb und ruhig zu sein, aber jetzt gerade feiern diese unverschämten Kinder im Haus meiner Eltern, während meine Kinder oben liegen und schlafen wollen und einer von ihnen versucht, sich auch noch meinen Mann klar zu machen. Nicht mal Heilige würden da ruhig bleiben.

Dave will was sagen, aber ich lasse ihn nicht. „Na gut, dass ich mir das erlauben kann, immerhin seid ihr gerade in meinem Haus und haltet meine Kinder vom Schlafen ab. Habt ihr morgen keine Schule oder so? Wissen eure Eltern, was ihr so treibt?" Ich verschränke die Arme und sehe die Parasiten abwertend an.

Dave kommt zu mir, versucht mich durch die Art, wie er nach meiner Hüfte greift, zu besänftigen, aber ich gehe an ihm vorbei zur Tür, die sie wenigstens hätten schließen können, als sie die Musik angemacht haben und deute in den Flur.

Die Jungs verstehen und gehen, aber nicht, ohne dass der ein Dave vorher noch um den Hals gefallen ist.

„Ihr dürft gerne wiederkommen, aber zu einer anderen Uhrzeit und wenn ihr bereit seid Rücksicht auf die Kleinen zu nehmen", mache ich ihnen klar.

„'Tschuldigung", nuscheln sie beleidigt, ohne mich anzusehen.

Einer nach dem anderen trottet aus der Haustür, die ich ihnen aufhalte. Der Letzte bleibt vor mir stehen, mustert mich und grinst dann. „Ich verstehe dich. Wenn ich hätte, was du hast, würde ich das auch mit keinem teilen wollen"

Bevor ich noch etwas dazu sagen kann, geht er seinen Freunden hinterher.

Kopfschüttelnd schließe ich zuerst die Haustür und dann die zum Wohnzimmer. Dave räumt schon Bierflaschen und Süßigkeiten weg. Meine Süßigkeiten und mein Bier, das diese Kinder versoffen haben.

„Ich hoffe mal, du hast dich nicht strafbar gemacht, indem du diesen Kindern Bier gegeben hast. Die haben sicherlich nicht mal Haare am Sack", brumme ich vor mich hin und helfe ihm beim Aufräumen.

„Das kann ich dir leider nicht sagen, ich hab noch nicht nachgeguckt"

Als er das sagt, in einem Ton, der mir gar nicht passt, sehe ich überprüfend zu Dave, erkenne, wie angespannt er ist.

Ist das jetzt sein Ernst? Er ist sauer auf mich?

„Erklärst du mir mal, was dein Problem ist?", frage ich ihn gereizt.

„Nichts", brummt er, geht an mir vorbei, um die Sachen, die er trägt, in die Küche zu stellen.

„Hei, wie stellst du es dir vor zu heiraten, wenn du nicht mal mit mir reden kannst?"

Vielleicht nerve ich ihn ja, aber ich bin sicherlich nicht derjenige, der gerade im Unrecht ist und das lasse ich mir auch nicht zuschieben.

„Es gibt nichts zu sagen. Du hast beschlossen, sie rauszuschmeißen und das auch gemacht, ohne mich zu Wort kommen zu lassen, also wieso darf ich jetzt plötzlich doch reden? Macht das einen Unterschied?"

„Ja!" Ich werde lauter, weil er mcih gerade einfach nur noch aufregt und das nicht auf die süße Art.

„Weil wir unsere Probleme nicht vor Kindern ausdiskutieren müssen"

Dave schnaubt, sagt aber nichts und will wieder an mir vorbeilaufen, aber ich halte ihn auf. „Du bleibst jetzt hier und redest"

„Was sonst? Schmeißt du mich sonst auch raus?"

„Vielleicht"

Herausfordernd funkeln wir uns gegenseitig an und ich glaube echt, er geht einfach jeden Moment. Er lässt sogar die Chips fallen, die er in der Hand hat, aber nicht, um einen dramatischen Abgang zu haben, sondern, um die Hände frei zu haben, um sie an meine Wangen zu legen, während er mich stürmisch küsst. Ich taumle nach hinten, bin kurz davor umzufallen, da hebt er mich hoch und mein Arsch landet auf dem Küchentisch.

Wir küssen uns energisch und ich ziehe seinen Piercing absichtlich mit den Zähnen in meinen Mund, weil er wissen soll, dass ich es kann. Weil ich sein Verlobter bin und kein anderer.

Währenddessen zerrt er an meiner Hose herum und öffnet sie somit.

„Dave warte!", hauche ich und halte seine Hände auf. Ich versuche meinen Blick mit seinem zu verbinden, aber er sieht stur nach unten, sodass ihm die Haare ins Gesicht fallen und es somit verdecken.

„Hei... Wir können keiner Diskussion aus dem Weg gehen, indem wir miteinander schlafen. Lass uns das zuerst klären und dann können wir das nachholen, okay?" Ich streiche seine Haare zurück und küsse seine Wange, rutsche dabei vom Tisch.

Da er sich nicht bewegt und nichts tut, bleibe ich vor ihm stehen und drücke sein Kinn hoch, sodass er mich ansehen muss. Er ganz hat glasige Augen und trägt einen Blick in ihnen, der mir Angst macht.

„Dave... Was ist los?"

Er presst die Zähne zusammen, schluckt. „ich... Ich hab was genommen"

Ich lache auf. „Ja klar. Jetzt sag mir bitte die Wahrheit"

Er murmelt „Tut mir leid" und schaut wieder runter, was für mich als Beweis gilt, dass er das absolut ernst meint.

„Was? Wie?" Zuerst bin ich total verwirrt und aufgelöst, aber dann kommen mir diese Affen in den Sinn. Ich stoße Dave an der Brust von mir weg, sodass er zurücktaumelt. „Du hast dir jetzt nicht von diesen... diesen... Personen Drogen aufschwatzen lassen!" Ich brülle ihn an.

Nicht, weil ich sauer bin, sondern weil ich Angst habe.

Er nickt bloß.

„Dave, sieh ich an, wenn ich mit dir rede!"

Er hebt den Blick, blinzelt in dem Moment, als sich eine Träne aus seinem Auge löst und seine Wange hinabfließt. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht machen sollen"

Ich spüre gerade einen Schmerz in mir, der mit Enttäuschung gar nichts mehr zu tun hat. Ich bin geschockt und sauer und ängstlich und will gerade nichts lieber, als dass er lacht und sagt, dass er mich verarscht.

„Wie konntest du?" Vorwurfsvoll schaue ich ihn an. „Deine Tochter liegt oben! Der Junge, von dem du mich anflehst, ihn adoptieren zu dürfen liegt oben! Während du hier unten mit diesen Leuten gefeiert und Drogen genommen hast. Wie konntest du das tun? Was könnte das entschuldigen, mh?"

Auch ich bin den Tränen sehr nahe.

„Ich..."

„Lass es, ich will es nicht hören. Das hast du vor dir selbst zu verantworten" Ich atme tief durch, sehe mich gezwungen, das jetzt zu tun. „Du schläfst heute unten und du hältst dich von den Kindern fern, bis du wieder nüchtern bist und dazu entschlossen, das auch zu bleiben. Und zwar für immer."

Er nickt verstehend, murmelt nochmal, dass es ihm leidtut.

„Das macht keinen Unterschied... Ich gehe ins Bett. Viel ist ja nicht mehr aufzuräumen... Schlaf gut"

Als ich gehen will, hebt er doch wieder den Blick und schaut mich an. Entschuldigend, leidend. „Ich liebe dich. Dich und die Kinder, wirklich. Das wird nicht wieder vorkommen, das verspreche ich"

Er soll endlich aufhören. Endlich aufhören, mir Versprechungen zu machen, an die er sich eh nicht halten wird.

„So wie du mir versprochen hast, nie wieder ein Suchtmittel anzufassen?", frage ich ihn kalt. „Oder wie du mit versprochen hast, dass deine Gäste weg sind, bis Lyam ins Bett muss? Wie du mir versprochen hast, dass wir das wichtigste für dich sind? Es gibt keinen Grund, der erklären könnte, warum du das getan hast, Dave, außer du hast mich belogen als du mir versprochen hast, immer ehrlich zu mir zu sein. Wie sollen wir gute Eltern sein, eine funktionierende Familie, wenn ich dir nicht vertrauen kann?"

Ich schüttele den Kopf, gehe auf ihn zu, da ich diese Distanz einfach nicht aushalte, weder emotional noch körperlich. Ich streiche ihm sorgfältig die Haare zurück und halte sie hinten, während ich ihn leidend anschaue. „Wieso redest du nicht einfach mit mir, wenn was nicht stimmt? Hast wieder darüber nachgedacht? Drogen zu nehmen?"

Er schüttelt den Kopf. „Nie. Das eben war... dumm. Ich wollte nicht der alte Spießer sein... Ich weiß, wie schwach das von mir war." Er wirkt so beschämt. Er ist gerade sauer genug auf sich selbst, ich kann ihn einfach nicht dafür bestrafen.

Mein Seufzen hört sich eher an nach einem Schrei nach Hilfe, als ich ihn in den Arm nehme. „Egal, wie gut diese Band ist. Nimm sie nicht unter Vertrag"

Es wundert mich, dass er nicht widerspricht, sondern sofort zustimmt, nickt und mich fest drückt.

„Okay und jetzt lass uns ins Bett. Aufräumen können wir morgen auch noch"

„Darf ich mit?", fragt er schniefend.

Ich seufze. „Natürlich. Weißt du, wie groß das ist ohne jemanden, der mir den ganzen Platz wegnimmt?" Versöhnlich streicht mein Daumen über seine kratzige Wange.

„Danke" er lächelt leicht und umarmt mich wieder. „ich liebe dich so sehr. Ich werde dich nicht mehr enttäuschen, nie wieder"

„Ich glaube dir", hauche ich leise.

Wir beide wissen, wie viel das in diesem Moment bedeutet. Ich sage das nicht nur, um ihn zu beruhigen. Ich glaube ihm wirklich, aber ich glaube auch, dass eine Sucht berechtigt diesen Namen trägt.


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