029 ✔️
Ken:
„... und dann sind wir hüpfen gegangen, aber der Leo konnte viel höher springen als ich und ich bin immer umgefallen, wenn er zu mir gehüpft ist. Das war voll doof, aber dann hat er mir geholfen wir sind zusammen gehüpft und dann sind wir zu den Rutschen. Der Leo ist auf dem Bauch gerutscht" Amy erzählt ganz wild und aufgeregt, was sie heute alles beim Spielplatz erlebt hat. Klar, dass Leo in jedem ihrer Sätze eine Hauptrolle hat, aber irgendwie auch sehr süß.
Sie sitzt gerade mit Lyam in der Badewanne, da ich es nicht toll fand, sie ohne gründliche Säuberung ins Bett zu stecken nachdem sie heute so geschwitzt haben, und planschen herum. Ich sitze daneben und musste schon meine Hose und mein Oberteil ausziehen, weil so viel daneben gegangen ist und hab jetzt den Bademantel um.
Isak ist auch da. Er kümmert sich hauptsächlich darum, dass die Kinder auch wirklich sauber werden, während ich eher mit ihnen herum albere.
Es ist sehr süß, wie er mit ihnen umgeht, so vorsichtig und konzentriert, damit sie bloß nichts von dem Shampoo ins Auge bekommen oder sich am Wasser verschlucken. Ich verstehe gar nicht richtig, wie er kein guter Vater sein kann. Oder wie er es sich nicht zutrauen kann.
Etwas in mir sagt, dass der Grund dafür, dass er Lyam nicht will, sich in letzter Zeit geändert hat. Ich glaube nicht, dass er ihn noch als Monster sieht, das seine Frau umgebracht hat, sonst würde er immerhin nicht so liebevoll mit ihm umgehen. Ich glaube eher, dass er Angst hat, nicht auszureichen, es alleine nicht hinzubekommen.
Er sieht, dass es Lyam bei Alec und Dave gut geht, dass die beiden das richtig gut auf die Reihe bekommen und er glaubt, dass er da nicht mithalten kann. Er hält es für das Beste für Lyam, wenn er weiterhin bei ihnen bleibt.
Einerseits ist das echt traurig, doch auf der anderen Seite beweist er somit, was für ein guter Vater er ist. Das Wohl seines Kindes steht ihm an erster Stelle. Er muss jetzt nur noch begreifen, dass er total in die falsche Richtung denkt. Er denkt, alleinerziehend bedeutet gleich allein. Aber so ist es nicht. Alec, Dave und ich wir würden ihm ja jederzeit unter die Arme greifen.
Ich vermute, wenn Isak wieder ein besseres Verhältnis zu seinen Kindern hat, wird es ihm allgemein besser gehen. Alec und Lyam verbinden ihn mit Lydia, für immer. Sie tragen beide Eigenschaften von ihr und ihm in sich. Und sie sind trotz allem noch eine Familie, egal ob Lydia das nicht mehr miterlebt.
Ich finde die Vorstellung schön, dass es wahr ist, was Dave Amy erzählt. Dass Lydia nun wirklich in so etwas wie einem Himmel ist und auf uns alle aufpasst. Ich fühle mich irgendwie sicherer, wenn ich daran glaube und ich denke, den anderen geht es genauso.
Amy vor allem. Sie redet viel über Sterne und Engel und bringt das in Verbindung mit Lydia. Isak sieht dabei jedes Mal aus, als würde sie ihn mit diesen Worten misshandeln, aber auch, als würde sie ihn damit sehr trösten.
Ich denke, all diese Zwiespalte, in denen er sich gerade befindet, sind der Anfang seines Trauerprozesses. Er beginnt, damit abzuschließen. Zu heilen. Und das wird ihm die Möglichkeit geben, neu zu beginnen.
„Keeeen! Keeeeheeeeen!" Amy schreit mir schon seit einer Weile ins Gesicht, aber ich bemerkte es erst, als sie mir Wasser reinspritzt.
„Mh? Was?", frage ich sie abgelenkt.
„Hast du überhaupt zugehört?!" Empört sieht sie mich an, während Isak sich das Lachen verkneifen muss.
„Äh, teilweise..."
„Also nein", schnaubt die Kleine. „Du bist doof. Morgen erzähle ich es dir nochmal ganz genau und dann musst du zuhören, sonst mag ich dich nicht mehr!"
Es ist ja nicht so als hätte sie es mir morgen ohnehin nochmal ungefähr fünf mal erzählt... Aber gut.
„Okay. Tut mir leid, Maus" Entschuldigend schaue ich sie an.
Sie seufzt nur, so als sei ich das anstrengende Kind von den beiden und winkt dann ab. „Schon gut, ich bin ja auch schon ganz müde."
„Na dann gehen wir mal schlafen, mh?" Isak holt sie aus der Badewanne, hängt ihr ein Handtuch über den Kopf und trocknet mit dem anderen ihren Körper ab. Sie lacht und nimmt sich das Handtuch vom Kopf, legt es dann aber wieder darauf, um sich die Haare trocken zu rubbeln. Das sieht echt süß aus, wenn sie das selbst macht.
„Holst du was zum Anziehen?"
Ich nicke sofort. Etwas von mir, will ihn darauf hinweisen, dass er auf Lyam achtgeben soll, aber ich weiß, dass das so rüberkommen würde, als würde ich ihm das nicht zutrauen, also sage ich nichts und verlasse mich auf die Gewissheit, dass er sehr gut weiß, was er tut. Es dauert auch gar nicht lange, da bin ich mit Anziehsachen für die Monster zurück und ich ziehe Amy an, während Isak sich bei Lyam ans abtrocknen macht.
Als beide fertig sind, bringe ich Amy ins Bett, da Isak mich bittet, es bei Lyam alleine machen zu dürfen. Als würde ich da nein sagen. Ich bin ja schon froh, dass er seinen Sohn überhaupt wieder ansieht, geschweige denn endlich den Umgang mit ihm pflegt.
Ich weiß, dass Amy und Dave jeden Abend was zusammen singen, eigentlich, wenn sie Lyam schlafen legen, deshalb singe ich heute etwas mit ihr, als wir zusammen in ihrem Bett liegen.
Als das Lied vorbei ist, lacht sie leicht. „Daddy singt viel besser als du"
„Oh das ist jetzt verletzend" ich wische mir eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel.
Amy tangiert es nicht, sie kuschelt sich einfach an mich und schläft etwa zehn Minuten später schon tief und fest. Ich schlüpfe aus ihrer Umklammerung, weshalb sie sich sofort an ihren Bären kuschelt, den sie immer mitbringt, wenn sie hier ist, aber weiterschläft.
Danach gehe ich ins Wohnzimmer und räume das Zeug vom Abendessen weg, ehe ich mich aufs Sofa setze und ein wenig lese.
Eine Zeit später sehe ich im Augenwinkel, wie jemand auf mich zukommt und blicke interessiert dorthin. Isak lächelt leicht, als er sich zu mir setzt.
„Wenn dich meine Gesellschaft beim Lesen stört, gehe ich wieder" Er deutet an, aufzustehen, aber ich halte ihn am Unterarm fest und ziehe ihn wieder zurück aufs Sofa.
Er braucht jetzt gar nicht so zu tun, als wüsste er nicht, dass mir seine glasigen Augen auffallen.
Achtlos lege ich mein Buch zur Seite und lege die Arme um ihn.
„Damit deine Gesellschaft stört, müsste mir irgendetwas wichtiger sein als du", flüstere ich dabei.
Er drückt mich fester, presst dabei sein Gesicht an meine Schulter und zieht tief die Luft ein.
„Du solltest duschen", murmelt er danach.
„Wow" Ich schiebe ihn wieder weg. „Super hast du den Moment jetzt zerstört. Doofkopf"
Diesmal ist sein Lächeln ehrlich. „Entschuldigung, ich dachte nur, wir sollten immer ehrlich zueinander sein..."
„Also sagst du mir ganz ehrlich und verblümt, dass ich stinke?"
„Nein. Dass du eine Dusche vertragen könntest. Mich stört das nicht, im Gegenteil"
„Was?", lache ich. „Macht dich das an, mh? Echter Männerschweiß vom Babysitten"
„Klar, richtig", schmunzelt er.
Grinsend schüttele ich den Kopf. „Ich bin aber zu müde zum Duschen. Musst dich also bis morgen beherrschen können"
„Dann bade doch"
Ich sehe ihn vielsagend an, da ich nicht glauben kann, dass er es für so nötig hält. Soo schlimm ist es immerhin nicht und er riecht selbst nicht mehr so frisch wie sonst.
„Dann sterbe ich aber, weil ich in der Badewanne einschlafe und ertrinke" Bedauernd sehe ich ihn an.
„Oh nein" Gespielt alarmiert reißt er die Augen auf. „Dann sollte ich wohl mitkommen und auf dich aufpassen"
Klar meint er das nicht ernst, also rechnet er auch nicht damit, dass ich plötzlich aufspringe, ihn an der Hand nehme und mit mir ins Bad zerre.
„Hei, warte mal, das war ein Spaß"
„Siehst du mich lachen?" Ernst schaue ich Isak an.
Er schüttelt den Kopf.
„Also", antworte ich schlicht und lasse neues Badewasser ein und kippe eine Mischung dazu, die schön viel Schaum verursacht.
„Du bist unglaublich" Isak klingt etwas ungläubig, als er das sagt, aber auch sehr amüsiert.
Der Bademantel, den ich umgelegt habe, fliegt in Richtung Wäschekorb, verfehlt ihn aber. Sofort räumt Isak ihn rein und schaut mich dann an. Sein Blick verändert sich dabei. Trotzdem sehe ich nach wie vor, dass ihn heute etwas sehr mitgenommen hat und gehe auf ihn zu.
„Willst du über irgendetwas reden?"
Wieder verändert sich sein Blick, als er von meiner Brust zu meinen Augen springt. Er schüttelt den Kopf, seufzt aber dann und spricht trotzdem. „Es ist nur... Ich wusste ja schon immer, dass ich viel falsch mache, aber heute ist mir das und dessen Ausmaße erst so richtig bewusst geworden... Und auch, dass du mich dazu bringst, alles wieder richtig machen zu wollen. Davor war es mir einfach egal, weißt du? Es war mir nicht mehr wichtig, was ich aus mir und meinem Leben mache und wie ich anderen, vor allem meinen Söhnen dabei schade... Aber jetzt will ich besser sein."
Das bringt mich zum Lächeln. „Ich weiß, dass du das schaffen wirst. Und ich bin immer für dich da und pushe dich in die richtige Richtung"
Seine schönen Lippen verformen sich zu einem sanften Lächeln. „Du bist meine Säule, weißt du das?"
Fragend sehe ich ihn an, was ihn leicht zum Lachen bringt. Was mich dabei fasziniert ist, dass er auch etwas rot wird. „Naja, in der Therapie habe ich eine Art Bilanz gemacht. Auf der einen Seite Dinge, die schlecht für mich sind, sowie Stress, Alleinsein, Alkohol und sowas und auf der anderen Seite Dinge, die mir helfen und mich glücklich machen. Und als erstes bist du mir da eingefallen."
Sein Blick wird unsicher, so als erwarte er, dass ich ihn jetzt deshalb von mir schiebe und über ihn lache, aber es ist eher das Gegenteil der Fall. Ich lege meine Hände auf seinen Schultern ab und stelle mich näher an ihn heran.
„Dir ist aber klar, dass ich noch viel mehr für dich machen könnte, wenn du mich lässt... Ich meine gerade... was ist das zwischen uns? Du hast selbst gesagt, dass, was wir hatten, nie nur Sex war. Und als Freundschaft kann man das auch nicht bezeichnen... nicht so wie ich für dich fühle... Ich verstehe, dass du vielleicht noch nicht bereit bist für sowas wie eine Beziehung, aber... Naja ich will nur, dass du weißt, dass ich auf dich warten kann"
Eigentlich bin ich nie nervös, wenn ich mit anderen Männern rede und ihnen Avancen mache. Das liegt wohl daran, dass ich für gewöhnlich einfach hemmungslos flirte und wenn das dann nicht klappt, dann vergesse ich es ganz schnell wieso, aber er liegt mir echt am Herzen.
Isak seufzt leicht, er wirkt erschöpft, aber auch erfreut, weil ich ihm dieses Angebot mache. „Ich weiß nicht... Du kannst doch jeden haben, den du willst. Es gibt so viele, die für dich besser wären als ich. Die jünger sind und schöner und vor allem nicht so kaputt. Die können dir richtig was bieten..."
„Ich habe mit Sicherheit schon alle von denen durch, Isak und ich wollte keinen jemals so sehr wie dich. Ich weiß ja, dass es nicht einfach ist, das erwarte ich auch gar nicht. Aber du solltest langsam begriffen haben, dass ich dich echt mag... also so richtig und ich weiß auch, dass es dir ähnlich geht, sonst würdest du jetzt nicht hier stehen und dieses Gespräch mit mir führen. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, das in diesem Zusammenhang wichtiger ist als unsere Gefühle. Wir müssen immerhin damit leben. Und was mich angeht, ich sehe es nicht ein, unglücklich zu sein, nur weil andere es vielleicht nicht nachvollziehen werden können, was wir haben... Verstehst du?"
Er nickt sofort. „Du willst es also ernsthaft versuchen?"
„Wenn du dazu bereit bist. Ich will dir keinen Druck machen" Ich lächele ihn an, um meine Aussage zu bestätigen.
„Ich weiß das sehr zu schätzen" er beginnt leicht zu schmunzeln, als er mich an den Hüften so zu sich zieht, dass mein Körper seinen berührt. „Aber eigentlich will ich gar nicht mehr warten. Also, wenn du all das wirklich ernst meinst würde ich wirklich gerne von unserer mehr als verkorksten Freundschaft zu einer langsam angehenden Beziehung wechseln..."
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