018 ✔️
Ken:
„Alter, wie kann man eigentlich so dumm sein?!" Alec und Dave sitzen vor mir, von beiden habe ich heute schon einen Klaps auf den Kopf kassiert und gönne mir gerade ihre Vorwürfe. Sogar Dave scheint zu wissen, dass Matt keiner ist, auf den man sich einlassen sollte.
Isak hielt es für eine gute Idee, Alec Bescheid zu geben, damit ich seelische Unterstützung habe und natürlich ist Dave dann gleich mitgekommen. Ihre Kinder sind bei Lilly, sodass wir nicht darauf achten müssen, dass sie nichts mitbekommen.
„So nötig, dich auf ihn einzulassen kannst es nicht mal du haben!" Alec schüttelt den Kopf. Er wirkt ernsthaft erschöpft, dann steht er auf und geht raus, um zu telefonieren.
Dave schnauft tief durch, als er weg ist. „Nimm es ihm nicht übel, er ist gestresst von der Uni und allem... Aber recht hat er schon. Du bist dumm wie Brot, Ken. Ich weiß ja auch nicht genau, was mit diesem Typen war, aber was ich gehört habe, reicht mir um zu wissen, dass man um so jemanden einen großes Bogen macht und sich nicht nackt zu ihm ins Bett wirft. Das hast du echt verbockt"
In mir brodelt es.
Ich will weinen, schreien und um mich schlagen, aber ich bleibe sitzen und höre mir alles an, ohne ein Wort über meine Lippen kommen zu lassen.
Trotzdem bin ich sehr erleichtert, als Isak Dave unterbricht. „Er weiß auch ohne eure Vorwürfe sehr gut, dass er einen Fehler gemacht hat. Ihr seid hier, um für ihn da zu sein und nicht, um alles schlimmer zu machen, okay?"
Gerade, als er das sagt, kommt Alec zurück und setzt sich wieder zu uns an den Tisch, wo alle Unterlagen liegen, die wir laut Isak für den Fall brauchen.
„Ich hab mit Cameron telefoniert", teilt Alec uns mit. Ich verstehe noch nicht ganz, wieso, aber er löst es ganz schnell auf. „Ich wollte euch das nicht sagen, ohne, dass es okay für ihn ist, aber er meinte, wenn es dir hilft, dann darf ich es erzählen... Matt ist nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Schläger. Er hat Cameron während ihrer Beziehung misshandelt und ihn seelisch fertiggemacht. Ich habe dafür keine Beweise, nur seine Aussage und uns, seine damaligen Freunde als Zeugen..."
Isak seufzt. „Das ist ja alles gut und schön, aber es wird ohne objektive Beweisführung nichts bringen. Ihr gehört alle zum selben Freundeskreis. Damit zu argumentieren, dass ihr das jetzt auspackt, weil es die Wahrheit ist, wird Ken nicht retten. Außer ihr habt sowas wie Arztberichte... War Cameron beim Therapeuten deswegen? Oder hat er seine Verletzungen aufgezeichnet? In einem Tagebuch oder so?"
Alec schüttelt den Kopf.
Isak schaut bedauernd. „Dann bringt uns das wenig. Wir sollten uns auf seine Aussage konzentrieren, mir kommt da irgendwas unstimmig vor" Isak legt Alec das Papier hin und fragt ihn dadurch nach seinem Rat. Das überrascht uns alle, aber trotzdem nimmt Alec es an sich und liest es sich durch, während ich nur dasitze und mir die Haare raufe.
„Vielleicht sollte ich meine Eltern einfach bitten, mir das Geld zu geben...", murmle ich.
„Auf keinen Fall!", schnaubt Alec. „Damit kommt Matt nicht durch, das verspreche ich dir. Dad..." Er richtet sich an Isak. „Ihr solltet ins Gericht gehen. Nimm ihn ins Kreuzverhör und befrag ihn nochmal detailliert zum Ablauf des Ganzen. Hier oben hat er behauptet, sie hätten abgemacht, dass sie es beide hart wollten, aber er hat mittendrin festgestellt, dass es doch nichts für ihn war und er abbrechen wollte, aber Ken weitergemacht hat. Und da hat er behauptet, anfangs wäre es noch alles zärtlich gewesen und mit der Zeit sei Ken härter geworden. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, meiner Meinung nach. Außerdem ist es doch ziemlich verdächtig, dass er nicht zum Arzt gegangen ist, wenn er ach so große Schmerzen hat. Er schildert so genau, was passiert ist, schämt sich aber dann, sich untersuchen zu lassen, um das auch zu bestätigen. Als ob ihm das einer abkauft"
Alec ist sehr sauer, das hört und sieht man ihm an. Er schiebt Isak die Akte wieder zu, der schreibt sich was auf und nickt dann.
„Gut und jetzt nochmal zu dir" Er schaut mich an. „Hast du mir echt alles erzählt? Das ist wichtig, Ken, jede Einzelheit"
Ich nicke schnell.
Er sieht zwar so aus, als würde er mir nicht glauben, aber er seufzt trotzdem einverstanden. „Gut. Am besten du bleibst bis zur Verhandlung zuhause. Den Staat darfst du eh nicht verlassen. Deine Kaution habe ich schon bezahlt, das heißt, dass du trotz der Schwere des Verbrechens nicht in Untersuchungshaft musst. Du solltest dir also nichts mehr zu Schulden kommen lassen bis dahin. Bis auf den kleinen Diebstahl als du 13 warst, hast du auch noch keine Einträge, das kommt dir zugute..."
Wir besprechen wie alles ablaufen wird und Isak nimmt mich ins Kreuzverhör, um mich darauf vorzubereiten, was wohl auf mich zukommen wird. Alec und Dave helfen mir dabei, den Ablauf so eines Verfahrens bewusst zu machen und Isak erklärt uns, was möglicherweise für Strafen auf mich zukommen. Der Optimalfall wäre, wenn das Verfahren für gescheitert erklärt werden würde, meine Schuld also nicht bewiesen werden könnte. Im schlechtesten Fall lande ich im Gefängnis und bin dann vorbestraft. Und das alles nur wegen einer einzigen falschen Entscheidung.
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