012 ✔️

Ken:

„Na wie war's bei Ken? War er anständig?", will Alec wissen, als er zusammen mit Dave hinter mir ins Wohnzimmer kommt und Amy dabei schon auf dem Arm hat.

„Jaja, er war ganz brav. Er hat mir auch Pfannkuchen gemacht, aber jetzt ist in der Küche eine Sauerei. Am besten wir gehen ganz schnell, bevor wir noch mit aufräumen müssen"

Alec lacht und lässt sie wieder runter. „Dann pack mal schnell alles ein, was uns gehört"

Sie flitzt in den Flur, um ihren Rucksack zu holen und dann weiter in ihr Zimmer. Lyam sitzt auf dem Boden herum und spielt mit einem Hundeplüschtier, das er von mir schon vor ein paar Monaten bekommen hat, während Alec und sein Stecher sich mit mir an den Tisch setzen.

„Bevor ihr wieder geht, wollte ich noch kurz was besprechen..." Meine Finger tippen auf Alecs herum, weshalb ich einen bitterbösen Blick von Dave kassiere und es sein lasse.

„Amy hat mir erzählt, dass ihr gestern wohl sehr laut gestritten habt... Sie hat es mitbekommen und macht sich jetzt Sorgen, dass ihr euch nicht mehr liebt... Ich denke, ihr solltet ihr ein bisschen was erklären, sie ist schlauer als man meinen könnte."

Dave sieht besorgt aus, während Alec seufzt und sich bei mir bedankt.

„Und wenn was ist, könnt ihr immer mit mir reden", versichere ich beiden ernst.

Ich weiß zwar, dass Dave mich nicht sonderlich gut leiden kann, aber ich finde ihn eigentlich ganz toll. Ich meine, einen Mann, der so aussieht wie Dave, den kann man doch nur toll finden oder?

Ach, ich warte immer noch auf die Einladung zu einem Dreier mit ihnen. Ich würde gerne mal an Daves Schwanz nuckeln, während Alec es mir gibt...

Als Amy zurückkommt, hat sie nicht nur ihren bepackten Rucksack dabei, sondern auch Isak, er hilflos von ihr in den Raum gezerrt wird. Dieses Bild macht mir bewusst, wie absurd meine Vorstellungen eigentlich sind und ich schüttele den Kopf, um sie loszuwerden. Dave würde ohnehin niemals mit mir teilen.

„Guck mal wer da ist!" Sie zeigt auf Dave und Alec.

Dave steht auf, um Isak mit einem Handschlag zu begrüßen, während Alec und Isak sich nur ansehen.

Gezwungen durch Amy setzt Isak sich zu uns an den Tisch, gegenüber von Alec, sodass ich zwischen ihnen bin.

„Du siehst schlecht aus", meint Isak zu seinem Sohn und mustert ihn.

Er nickt. „Du auch"

Ich gebe einen genervten Ton von mir und verdrehe merklich die Augen. „Leute, bitte. Ihr seid keine Kindergartenkinder, die sich gegenseitig die Spielzeuge kaputt gemacht haben. Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal miteinander geredet?"

„Wozu?", schnaubt Alec. „Mit ihm kann man nicht reden. Es ist ein Glück, dass er gerade mal zufällig nüchtern ist und selbst wenn, endet es doch nur im Streit. Es ist nicht meine Aufgabe, mich um ihn zu kümmern..."

„Na endlich hast du das begriffen" Isak unterbricht ihn gereizt. „Jetzt nimm dein Volk und geh. Deine Kinder sind mir lange genug auf den Geist gegangen"

Alec presst die Zähne zusammen und schaut zu Amy. „Geh doch nochmal nachschauen, ob du alles hast"

„Aber..."

„Geh nochmal, Schatz. Nur zur Sicherheit" Dave schaut Amy bittend an, sodass diese die Augen verdreht und wieder in ihr Zimmer geht.

Erst dann will Alec weitersprechen. „Lyam ist dein Sohn. Du warst schon für mich ein scheiß Vater, es wird Zeit, dass du endlich mal, der ach so tolle Mann bist, für den du dich ausgibst und dich um deinen Sohn kümmerst. Deine Arbeit bekommst du ja auch auf die Reihe..."

„Meine Arbeit hat deine Mutter nicht umgebracht!", zischt Isak.

„Lyam auch nicht!" Alec schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass alle zusammenzucken. „Niemand kann was dafür, nicht die Ärzte, nicht Lyam, nicht ich und auch nicht du! Begreif das endlich!"

Isak lehnt sich im Stuhl zurück, verschränkt die Arme, schaut Alec kalt an, unberührt von seinen Emotionen und betont schlicht: „Geh endlich"

Alec schließt leidend die Augen, nickt dann aber. „Na schön. Aber glaub ja nicht, damit ist es getan. Du wirst mich und uns immer wieder sehen. Lyam wird hier öfter sein als es dir lieb ist. Du wirst ihn aufwachsen sehen und es ist deine Entscheidung, ob das als Familienmitglied oder Fremder passiert. Wir wissen alle, was du willst. Aber schalte doch einmal deinen verdammten Egoismus ab und denk für eine Sekunde daran, was Mum gewollt hätte"

Isak sagt nichts, er kneift nur die Augen zusammen und schaut Alec auffordernd an, damit er geht. Dave packt Lyams Sachen ein, ich helfe ihm dabei, während Alec ihn hochnimmt und seinen Dad dann verletzt ansieht.

„Was du damals zu mir gesagt hast... dass ich einen besseren Dad verdient hätte... das hat nicht gestimmt. Ich habe auch mein Fehler, das weiß ich. Aber Lyam ist ein wirklich toller Junge und er hat einen Vater verdient, der ihn liebt und der ihn will. Ich gebe dir Zeit, bis er drei ist. Wenn du dich bis dahin nicht verändert hast, wird Dave ihn adoptieren."

Dave schaut ziemlich geschockt auf, von Alec zu Isak und dann wieder zu Alec, aber er sagt nichts, sondern schultert nur Lyams Tasche und legt dann den Arm um Alec.

„Ich denke, es ist besser, wir gehen jetzt. Es gibt nicht mehr viel zu sagen", flüstert er Alec zu.

Er nickt, doch man sieht ihm an, dass er etwas von seinem Dad erwartet. Als die beiden schon dabei sind, den Raum zu verlassen, kommt dieses etwas auch.

„Ich setze die nötigen Papiere auf. Von mir aus könnt ihr ihn gleich haben"

Dave und Alec haben kurz stop gemacht, aber nachdem Isak das gesagt hat, ist Alec einfach weitergegangen. Dave dagegen steht noch hier, ruft nach Amy und bittet sie die Schuhe anzuziehen, ehe er zu Isak schaut. „Hast du eine Ahnung, wie weh du Alec tust?"

Isak erwidert nichts.

Dave schüttelt den Kopf, kommt wieder in den Raum. „Ich weiß, dass es schwer ist, okay? Aber für ihn ist es mindestens genauso schwer wie für dich. Er hat seine Mum verloren und er leidet immer noch sehr darunter, dass er daran nichts ändern kann. Und währenddessen sitzt du hier herum wie ein kalter Stein und sorgst dafür, dass er sich so fühlt, als hätte er seinen Vater auch noch verloren und das obwohl, du das einfach so ändern kannst, indem du einfach mal aufhörst, so ein Arschloch zu sein." Er sieht ihn noch für einen Moment an und geht dann aus dem Raum, lässt Amy keine Möglichkeit mehr, sich bei uns zu verabschieden und schließt geräuschvoll die Tür hinter sich.

Isak sitzt weiterhin regungslos da.

Vorsichtig nähere ich mich ihm an.

Ich weiß nicht, ob er gleich in Tränen ausbricht oder einen Wutanfall bekommt, aber gerade, als ich ihn ansprechen möchte, steht er einfach auf und geht in sein Zimmer. Schockiert von den frisch vergangenen Geschehnissen stehe ich in der plötzlich leeren Wohnung, die mir nun so vorkommt, als sei es eine Eishöhle. Es ist so ruhig hier, so kalt.

„Scheiße!" Der Schrei gefolgt von Poltern und Krachen lässt mich zusammen zucken.

Er wird doch nicht...

Alarmiert eile ich in Isaks Zimmer. Tatsächlich er tobt hier wie ein Orkan und nimmt die Einrichtung auseinander. Er hat den Schreibtisch leergeräumt und umgeworfen, die Kissen verdroschen, sodass nun Federn auf dem Bett und Boden liegen, Bilder von den Wänden gerissen und ist gerade dabei den Schrank auseinander zu nehmen.

„Isak!"

Er hört mich nicht, also stürme ich zu ihm und will ihn zurückziehen, aber dabei erwischt er mit dem Ellenbogen mein Gesicht.

Obwohl meine Nase wahnsinnig wehtut, zerre ich weiter an ihm herum, solange bis er von dem Schrank ablässt, sich zu mir dreht und mich kräftig an die Wand schubst.

„Was willst du hier, mh? Mir auch Vorwürfe machen? Mir sagen, wie sehr du mich hasst? Mach doch! Los mach!"

„Ich hasse dich nicht" Ich rappele mich wieder auf und hebe beruhigend die Arme, gehe so auf ihn zu, als sei er ein gefährliches Tier, das ich unbedingt streicheln will.

„Du lügst. Alle hassen mich und das habe ich verdient" Er reibt sich die Hand, mit der er gehen den Schrank geschlagen hat. Sie blutet und muss ziemlich dolle wehtun.

„Keiner hasst dich.", widerspreche ich und nehme vorsichtig seine Hände, als ich bei ihm angelangt bin. „Sie verstehen dich nur nicht. Aber keiner hasst dich" Beruhigend sehe ich ihn an.

„Und du?", fragt er plötzlich ganz ruhig, so als hätte ich ihn durch diese wenigen Worte oder allein ihre Bedeutung gezähmt. „Verstehst du mich?"

Ich schüttele den Kopf. „Ich glaube, dass dich keiner verstehen kann, wenn du nicht über deine Gefühle redest."

„Ich kann nicht", haucht er, lässt seine Stirn an meine sinken.

„Ich weiß", flüstere ich. „Aber du solltest wissen, dass es für den Fall, dass du es versuchen willst, genügend Leute gibt, die dir zuhören würden. Nicht nur Alec oder Dave oder deine Freunde. Auch ich. Ich würde dir zuhören und dann würde ich dich verstehen und alles dafür tun, dass du nicht mehr traurig sein musst"

„Ich bin nicht traurig", widerspricht er schwach.

Ich führe seine Hände auf meinen Rücken und löse meine dann aus seinen, um ihn zu umarmen. „Natürlich nicht. Du bist wütend. Und das, weil du nicht traurig sein willst. Aber traurig sein ist wichtig, denn wenn du das verlernst, dann kannst du auch nicht mehr glücklich sein"

„Sagte der 22-jährige, der auf seinen Traumprinzen wartet", schnieft er und umarmt mich fester.

„Wer weiß, vielleicht habe ich mich ja geirrt und nicht ich bin die Prinzessin" Ich schmunzele bei diesem Satz und der Vorstellung, ich könnte sein Prinz sein. Seine Hoffnung. Seine Rettung. Sein Happy End. Aber mir ist durchaus bewusst, dass es eine der Vorstellungen ist, die eine solche bleiben wird.


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